Beitragvon ravn » 3. Dezember 2014, 20:20
Attila schrieb:
>
> ravn schrieb:
>
> > Für Gleichgewicht des Schreckens spricht der Spannungsbogen,
> > der sich über die verdeckt gehaltenen Scoring-Cards ergibt.
> > Nie kann man sich sicher sein, wann die nächste Abrechnung
> > droht und wie lange man noch Zeit hat, sich in eine bessere
> > Ausgangsbedingung dazu zu bringen.
>
> Das ist jetzt nicht ganz richtig, denn man kann sich sehr
> wohl eines Scoring sicher sein, wenn man die Scoringkarte auf
> der Hand hat. Eine gespielt Scoringkarte kann ja auch nicht
> "plötzlich" wieder kommen, sondern erst wenn der Kartenstapel
> neu gemischt wird.
Damit meinte ich eher, dass man bei Wir sind das Volk sehr genau weiss, wann die kommende Abrechnung kommt, während bei Twilight Struggle das Spannungselement gegeben ist, wann welche Abrechnung kommt. Wenn ich so eine Scoring-Karte nicht auf der Hand habe, besteht (im Rahmen der Kartenstapel) immer die Möglichkeit, das mein Mitspieler die plötzlich und für mich überraschend spielt. Genau diese Spannung wertet für mich Twilight Struggle nochmals auf im Vergleich zu Wir sind das Volk.
> > Mitspielers kann man das eventuell abschätzem, aber auch da
> > können bewusst Nebelkerzen geworfen werden.
> Wenn man das Kartendeck kennt, dann WEISS man welche
> Karten kommen (denn es kommen (fast) alle) - und da man
> i.d.R. nicht nur "seine" Karten hat, man aber auch gezwungen
> ist jeweils eine Karte zu spielen, baut man so Druck auf den
> Gegner auf, denn auch dieser MUSS eine Karte spielen. Man
> kann nur sehr beschränkt Karten "verbrennen" oder "halten".
Klar, aber mit diesen "Nebelkerzen" meinte ich, dass man auf mittlerem Spielniveau eine enorme Spannung aufbauen kann, wenn man plötzlich auch (scheinbar nebenbei) in einer Gegend agiert, die der Mitspieler bisher nicht im Blick hatte und der sich dann fragt, warum jetzt auf einmal da agiert wird. Als direkte Vorbereitung auf ein drohendes Scoring oder eher langfristig? Habe da schon einige echt nervenzerfetzende Partien erlebt mit psychologischer Kriegsführung.
Eventuell relativiert sich das, wenn man wirklich alle Karten aller Epochen komplett auswendig kennt von den Werten und den Ereignissen, so dass diese Bluff-Elemente nicht mehr möglich sind.
> > Einzig kann man ein wenig pokern, ob und wann man
> > seine Handkarten spielen soll, um das Dekandenende ein wenig
> > herauszuzögern.
>
> ? - Versteh ich gerade nicht - sowohl bei TS wie auch bei
> WsdV wird eine bestimmte Anzahl an Runden/Karten gespielt und
> das war es. Da kann man nix "hinauszögern".
Bei Twilight Struggle sind die Runden fix. Bei Wir sind das Volk ist hingegen eine Halbdekade zu Ende, wenn nach einem Zug keine Karten mehr in der Auslage liegen. Ob man noch Karten auf der Hand hat, ist dabei egal. Will man die Halbdekade bewusst kürzen, so spielt man keine eigene Handkarten, damit der Mitspieler ebenso weniger Aktionen pro Halbdekade hat. Wenn man zudem noch im Prestige-Vorteil ist, sollte man bevozugt die letzte offene Karte spielen, weil dann beendet man die Halbdekade und fängt die neue Halbdekade an - hat also zwei Züge hintereinander.
> > Kurz gesagt: Kauf einfach beide Spiele!
>
> Da bin ich absolut bei dir. So und nicht anders geht es! :-)
Auch da sich beide Spiele ausreichend unterscheiden, um prima nebeneinander als eigenständig wahrgenommen zu werden. Wir sind das Volk ist eben KEIN einfacheres Twilight Struggle, greift nur vergleichbare Mechanismen auf.
Cu / Ralf