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CACAO (Abacus)

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Tigris
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CACAO (Abacus)

Beitragvon Tigris » 8. Februar 2015, 12:14

Die Nürnberg-Neuheit CACAO von Abacus kam bei uns gestern das erste Mal auf den Tisch und hat uns sehr gut gefallen.

Beim Öffnen des Deckels denkt man unwillkürlich an Carcassonne, weil eine Menge rechteckiger Landschaftsplättchen erscheinen und das enthaltene Männchen (der Wasserträger) irgendwie ein wenig einen südfranzösischen Körperbau aufweist. Dann hat es sich aber auch schon mit den Ähnlichkeiten.

Das Spielziel ist denkbar einfach: in einer Dschungellandschaft das meiste Gold erwirtschaften.

Zu Beginn liegen zwei Dschungelplättchen als Beginn der Spielfläche aus, eines mit einer Plantage und eines mit einem Markt. Alle Plättchen, die Dschungel zeigen, müssen schräg zueinander platziert werden, niemals orthogonal nebeneinander.
Vom Stapel der Plättchen werden noch 2 weitere offen ausgelegt. Die Dschungel-Plättchen zeigen verschiedene Orte, die einem Vorteile bieten, bspw. direkte Goldeinnahmen, Cacau-Bohnen oder die Option, diese gegen Gold zu verkaufen.

Jeder hat einen eigenen verdeckten Stapel an Plättchen mit Dörfern, von denen man 3 auf die Hand zieht. Die Dörfer zeigen an ihren Rändern Arbeiter in der eigenen Farbe. Auf jedem Dorf sind 4 Arbeiter, allerdings in unterschiedlicher Verteilung auf die einzelnen Ränder.

Wer am Zug ist, platziert eines seiner Dörfer so in der Spielfläche, dass es an mindestens einer Seite an ein Dschungelplättchen angrenzt. Wenn schräg zu dem neu angelegten Dorf ein anderes Dorf liegt und der Platz in dem Winkel dazwischen frei ist, platziert der Spieler am Zug dort eines der beiden offenen Dschungel-Plättchen aus der Auslage neben dem Nachzugstapel. So entsteht zwangsläufig ein Schachbrettmuster zwischen Dorf- und Dschungel-Plättchen.

Anschließend werden alle neu angelegten Plättchen gewertet, wo sich die Genialität des Spielprinzips von Cacao zeigt. Jeder abgebildete Arbeiter auf dem neu angelegten Dorf erlaubt dem Spieler am Zug, die Aktion des benachbarten Dschungelplättchens auszuführen. Wer also sein Dorf so anlegt, dass 2 Arbeiter zur Plantage zeigen und 1 Arbeiter zum Markt mit dem Verkaufspreis von 2, nimmt sich 2 Cacau-Bohnen und kann gleich 1 davon verkaufen (für 2 Gold). Die andere muss er auf seinem Spielertableau lagern. Später gibt es ja noch Marktstände mitVerkaufspreis 3 und sogar 4 - darauf lässt sich ja hoffen.

Umgekehrt weckt ein neu angelegtes Dschungelpättchen die Arbeiter aus dem Schlaf, die an dem angrenzenden früher gelegten Dorf bisher auf ein leeres Feld geblickt haben. Sie führen jetzt auch die Aktion des neu angelegten Plättchens aus. So profitiert ggf. ein Spieler, der nicht am Zug ist, davon, dass ein anderer Spieler ein lukratives Dschungelplättchen angrenzend an sein Dorf legt. Oder man ärgert sich, weil das lukrative Dschungelplättchen von dem missgünstigen Mitspieler so angelegt worden ist, dass es auf eine Seite des eigenen Dorfplättchens trifft, an der gar kein Arbeiter abgebildet ist.

Diese Interaktion zwischen eigenem Vorteil und möglichem Begünstigen des Mitspielers macht einen großen Reiz des Spiels aus. Und das Ausbremsen des anderen macht besonders Laune, wenn man ihm großzügig 3 Bohnen gönnt, wohl wissend, dass er nur noch Lagerplatz für 1 hat und die theoretischen Bohnen Nr. 6 und 7 verfallen. Da 3er-Arbeiter-Seiten auf den Dörfern selten sind, wäre das ein herber Schlag für den Mitspieler, eine so potentiell effektive Dorfseite so verschwendet zu haben (erfahrene Spieler lassen vermutlich auch keine 3er-Seite offen liegen, um auf später zu hoffen).

Nach dem Auswerten zieht man wieder auf 3 Plättchen auf und ergänzt ggf. die Dschungelplättchen-Auslage vom verdeckten Stapel.

Die weiteren Dschungelplättchen Aktionen sind Doppelplantagen, Minen und Sonnensteine. Letztere bringen gegen Ende die Möglichkeit, ein bereits liegendes eigenes Dorf zu überbauen und die angrenzenden Dschungelplättchen noch mal zu nutzen. Minen bringen sofort 1 oder 2 Gold pro Arbeiter.

Erwähnenswert sind die Wasserlöcher. Jeder startet mit einem Wasserträger auf seinem Tableau neben dem Feld "-10" auf seinem Flusslauf. Für jeden Arbeiter kann man den Wasserträger ein Feld vorrücken, was am Anfang die Minuspunkte deutlich verringert und am Ende des Flusslaufs viele Pluspunkte einbringt. In der Mitte des Flusslaufs verändert sich der Punktstand nur marginal. Also entweder richtig durchziehen (was bei nur 3 Wasserplättchen nicht einfach ist) oder es mehr oder wenig ganz lassen. Wobei: der erste Schritt spart schon mal 6 Minuspunkte und ist damit quasi Pflicht. Wer am Ende der Skala ist (+16), kann mit weiteren Wasser-Arbeitern aber nichts mehr anfangen.

Wenn alle ihre Dörfer platziert haben, zählt jeder sein Gold, zählt die Punkte vom Wasserträger (oder zieht sie ab) und aus Mehrheiten an den bisher noch nicht erwähnten Tempeln hinzu und ärgert sich über nicht verkaufte und damit wertlose Cacao-Bohnen im Lager.

Cacao gefällt durch gute grafische Gestaltung und Holzmaterial (u.a. die Cacao-Bohnen). Einzig der optische Unterschied zwischen Minen und Verkaufsständen könnte etwas deutlicher ausgefallen sein.
Vor allem aber überzeugt die Interaktion und die taktischen Möglichkeiten, die sich in der ersten Partie nach und nach entdecken lassen. Die Spieldauer ist ganz klar von der Spielerunde abhängig, kann mit ca. 30 Minuten als sehr angenehm beschrieben werden.

Das Spiel ist unseres Erachtens für Familien und gehobene Gelgenheitsspieler ein echte Empfehlung. Turnier-, Viel- und Optimierspieler dagegen dürften hier das Spiel "kaputtdenken", wenn sie alle möglichen Konstellationen vorausplanen wollen und den optimalen Zug suchen. Dazu gibt Cacao zu viele Anhaltspunkte für Rahmenbedingungen, die man berücksichtigen könnte, weil alle Plättchen ins Spiel kommen. Wer auszählt und berücksichtigt, welche Plättchen noch im Stapel sind, welche Dörfer die anderen noch haben und welche Aktionen diese noch gebrauchen könnten, braucht mindestens eine Ewigkeit, bis er ermittelt hat, welches seiner drei Dörfer er wo am besten platzieren, wie drehen und mit welchem offenen Dschungelplättchen als neuen Nachbarn kombinieren soll.

Also unser Tipp: aus dem Bauch heraus gespielt! Dann hat Cacao das Zeug zum Klassiker als Auftakt oder Ende eines Spieleabends.

Stefan

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tezetto
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Re: CACAO (Abacus)

Beitragvon tezetto » 8. Februar 2015, 16:55

Sehr schöner Peep, ich denke, das ich das Spiel mal mit auf die Liste der Sachen setze, die ich mir näher anschauen werde.

Vielen Dank!
"Leute hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!" (Oliver Wendell Holmes, 1809-1894)

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Ina-spielbox
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Re: CACAO (Abacus)

Beitragvon Ina-spielbox » 8. Februar 2015, 18:06

Ja, ich finde auch, das PEEP macht Appetit aufs Kennenlernen.
Danke dafür.

Gruß
Ina

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frankjaeger
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Re: CACAO (Abacus)

Beitragvon frankjaeger » 10. Februar 2015, 10:35

Ich habe es jetzt zweimal gespielt und würde sagen, dass es ein nahezu perfektes Familienspiel ist:
- genug Strategie, um nicht beliebig zu sein
- Glücksfaktor hoch genug, um für alt und jung geeignet zu sein (wir spielten im Alter von 8 bis 48)
- Spieldauer sehr angenehm
- thematisch nett

Gute Arbeit, liebe Abacusser (und natürlich auch Phil).

Jetzt hat der Jahrgang schon zwei ganz tolle Familienspiele...

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Markus R
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Re: CACAO (Abacus)

Beitragvon Markus R » 10. Februar 2015, 20:33

Hallo Frank,

jetzt bin aber schon etwas neugierig, welches das erste ganz tolle Familienspiel ist. Du musst es ja wissen, wenn du direkt an der Quelle sitzt ;-)

Gruß, Markus


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