Hallo Freunde und Feinde von DSvC !
Am Wochenende habe ich hier in Nürnberg auf dem Spieletreff, veranstaltet von Karstadt, die Gelegenheit gehabt, sowohl die Sternenfahrer von Catan als auch die Siedler von Nürnberg ein erstes Mal zu spielen. Beide Spiele haben wir in voller Besetzung (4) ausprobiert.
Sternenfahrer: Die Materialfülle erschlägt einen auf den ersten Blick und der hohe Verkaufspreis erscheint annähernd gerechtfertigt. Die gesamte Ausstattung sorgt von Anfang an für ein sehr intensives Weltraumgefühl. Raumhäfen errichten, dort Raumschiffe bauen und mit diesen zu fernen Planeten fliegen und fremde Völker besuchen, um mit ihnen in Handelsbeziehungen zu treten. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit und dem Umdenken von Siedlungen und Städten zu Kolonien, Raumhäfen und Handelsstationen, von Lehm, Wolle usw. zu Treibstoff, Karbon usw., von Städtekalender zu Weltraumrakete mit Ruhmesringen, Frachtringen, Antrieben und Bordkanonen stellt sich sehr schnell eine sehr dichte Spielatmosphäre ein. Man erkennt zwar noch die Wurzeln aus Catan, hat aber soviele vollkommen neue Elemente, daß man in kürzester Zeit in diese neue Welt eintaucht und keinen Gedanken mehr verschwenden mag, wie das denn bei DSvC gewesen ist.
Zu den mir bisher bekannten Kritikpunkten eine Stellungnahme: Die Unübersichtlichkeit auf dem großen Plan wird sich sehr schnell legen, wenn man es ein paar Mal gespielt hat. Die Zufallskomponente (Würfeln + Begegnungskarten mit unvorhersehbarem Ausgang + verdeckte Zahlenplättchen in noch unerkundeten Sonnensystemen) ist deutlich höher, als man es bisher von DSvC gewohnt gewesen ist. Aus meiner Sicht tut dies dem Spiel aber keinerlei Abbruch. Im Gegenteil: Es sorgt zusätzlich für dieses unglaublich intensive Spielgefühl. So stellt man sich das Reisen im Weltraum doch vor. Man weiß nie, wer einem hinter der nächsten Raumverzerrung so alles begegnet.
Wer es mehr strategisch mag, findet sicher andere Spiele. Der Glücksfaktor gehört in die Spielewelt wie unser täglich Brot.
Bewertung: Alle Spieler waren von den Sternenfahrern von Catan restlos begeistert und wir waren sehr traurig, als uns die Karstadt-Mitarbeiter kurz nach 19:00 Uhr gestern höflich aufgefordert haben, die Partie nach etwas mehr als zwei Dritteln abzubrechen. Das war bei weitem nicht unser letzter Ausflug zu den Sternen.
Siedler von Nürnberg: Auf den ersten Blick deutlich übersichtlicher als die Sternenfahrer, was das Material angeht. Sehr viel ähnlicher dem, was man kennt. Statt Städten gibt es jetzt Handwerksbetriebe, Straßen heißen jetzt Zollbalken. Außerdem können Handelswaren hergestellt und Stadtmauern und Türme errichtet werden. Aber dennoch sind die Unterschiede zu DSvC enorm. Der Spielplan ist zweigeteilt (Nürnberg und Umland zum herkömmlichen Siedeln + die Innenstadt von Nürnberg für die Handwerksbetriebe und außen drum herum die Stadtmauer mit den Türmen). Die Bauvorschriften sind scheinbar auf den Kopf gestellt. Siedlungen und Zollbalken dürfen nur auf bereits fest eingezeichneten Handelsrouten errichtet werden und müssen noch nicht einmal zusammenhängen. Handwerksbetriebe werden nur in der Innenstadt errichtet und werfen keinerlei Erträge ab. Darüber hinaus sind die inneren Abhängigkeiten auf ein deutlich höheres Niveau geschraubt worden:
von Siedlung zu Rohstoffen zu Handelswaren zu Gold zu Stadtmauern/Türmen zu Prestige-Chips zu Ratssitz (= 2 bis 4 Siegpunkte)
Als Handelswaren können Helme, Rüstungen, Tand, Papier und Zirkel gefertigt werden, um anschließend sofort in Frankfurt, Prag oder Venedig für Gold verkauft zu werden. Wer auf den entsprechenden Handelswegen die meisten Zollbalken hat, ist im Besitz des Wegerechts (1 Siegpunkt) und verdient an diesen Verkäufen kräftig mit.
Bewertung: Die Siedler von Nürnberg können es in ihrer Komplexität locker mit den Städten und Rittern aufnehmen und sind eine sehr schöne Bereicherung für die Siedler-Familie. Hier die beste Strategie zu empfehlen, fällt mir nach einer Partie noch sehr schwer. Das erfordert noch eine sehr intensive Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft im nächsten Jahr. Allen Beteiligten hat das Spiel gefallen, wenn auch nicht so überschwenglich wie die Sternenfahrer.
Und jetzt: Probiert es selber aus.
Rüdiger