Beitragvon Karl-Heinz OBERWINKLER » 20. August 2000, 08:12
Die Spiel und ich....?
Interessante Frage !
Nun, ich erinnere mich: Als ich Student war, in den 80-iger Jahren, da begann eigentlich die große Zeit des "deutschen Brettspiels", die bis heute ungebrochen anhält. In den Feuilletons der Zeitungen erschienen Artikel darüber, auch bei uns in Österreich, wohin jede "deutsche Welle" mit etwas Verzögerung rüberschwappt. Ich hatte damals zu wenig Geld, aber ich stand vor den Schaufenstern der Spielegeschäfte, sah "Heimlich und Co.", "Scotland Yard" und wie sie alle hießen und dachte:"Sobald ich mal Geld habe, kaufe ich sie mir alle..." Ich sah nur die Schachtel und kannte nur einige wenige Beschreibungen, aber die Spielewelt zog mich magisch an. Das "Paralelluniversum" nämlich in das einen ein Spiel für kurze Zeit entführt.
Und als ich dann mein erstes Geld verdiente, und auch gerade geheiratet hatte, da kauften wir uns gleich mal "Heimlich und Co." ! Viele andere folgten. Und bald darauf gab es im Haus der Schwiegereltern, wo wir damals wohnten, regelmäßig Spielabende...
Meine Begeisterung ist bis heute ungebrochen ! Warum ?
1. Ich liebe den Wettkampf! Es macht Freude, sich "by fair means" mit den Gegnern zu duellieren, und es gibt immer wieder einen Kick, zu gewinnen.
2. Ein gutes Spiel ist für mich ein "Gesamtkunstwerk", das mir eine neue Welt eröffnet. Die Schachtel, das Material, die Optik also, der Spielablauf, alles zusammen erlaubt mir, für die Dauer der Spielzeit was ganz anderes zu machen , zu erleben, ja, selbst ein ganz anderer zu sein, etwas zu machen, was man sonst nie tun kann. Das hat etwas zu tun mit "wieder kind sein", mit "tagträumen", mit jenen Phantasiewelten, in die Kinder sich so leicht hineinträumen. Sie brauchen dazu ja keine Spielanleitung, sie schaffen sich diese Phantasien selbst, im Kopf. Als Erwachsenen braucht man dazu einen Anstoß. Ein gutes Buch zum Beispiel, oder eben ein Spiel...
3. Spielen ist etwas sehr kommunikatives. Wenn wir Leute einladen, gibt es kaum welche, die wir nicht für irgendein Spiel begeistern können. Und der Abend vergeht dann im Flug. Und man spricht mal nicht über den Alltag, man entflieht ihm quasi.
Das Spielen in den fixen Spielrunden macht natürlich noch mehr Spaß. Da kommen immer in etwa die gleichen Leute, die auch sehr gern spielen, da spielt man sozusagen auf hohem Niveau.
4. Spielen ist für mich auch im Bezug auf meine Familie - wir haben zwei Jungs (10 und 8)- sehr wichtig. Es fördert das Miteinander in der Familie, man macht etwas gemeinsam, und das ohne Fernsehen und ohne Computer. Man spricht miteinander, was in dieser schnellen und lauten Zeit ja schwer genug geworden ist. Und die Phantasie der Kinder wird gefördert, und nicht gehemmt, wie von TV und Computer. Auch das finde ich eminent bedeutsam.
Summa summarum: Es gibt viele Gründe, warum ich gerne spiele. Und deswegen freue ich mich über den Luxus den wir im deutschen Sprachraum haben: nämlich den sicherlich besten, buntesten und innovativsten Spielemarkt der Welt. Das allein ist ein kleinens Wunder, denn irgendwie paßt das eigentlich weder zu den Deutschen (nur auf Arbeit und Leistung aus, keine Zeit für so etwas unproduktives wie ein Spiel), noch zu uns Österreichern (schon viel verspielter, aber eigentlich eher bei Wein, Weib und Gesang und im Grunde einfach zu faul, eine solch lange Regel zu lesen)...
Letztere Bemerkung ist nicht ganz ernst zu nehmen, aber im Kern stimmt sie...
Gruß aus Kärnten (nur Italien ist noch schöner), wenn mal wer vorbeikommt, meldet Euch....
Karl-Heinz