Beitragvon erik » 12. September 2000, 23:46
>>Was mich irritiert: In der Newsgroup rec.games.board waren vereinzelt schon sehr
positive Meinungen zum Spiel zu lesen. Sind anglo-amerikanische und deutsche Spielgeschmäcker so
verschieden?<<
Ich will mir nicht anmaßen, da zu pauschalisieren,
aber in der Tendenz scheint es doch so zu sein, dass
für den "anglo-amerikanischen" Geschmack Zutaten wie
Atmosphäre (wie schreibt man das eigentlich nach neuer
Rechtschreibregel), simulativer Charakter und Realitätsnähe im Durchschnitt einen höheren Stellenwert
einnehmen als beim "deutschen" Spielegeschmack.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch ein Artikel
von Synes Ernst auf der Website von Hans-im-Glück, in
dem über Bruno Faidutti gesagt wird:
"Er ist ein Grenzgänger, ein Pendler zwischen zwei
Welten. Seine Vorliebe gilt denn auch Spielen, die das
beste zweier Kulturen in sich vereinen: Von der
deutschen müssen sie das Einfache und Logische haben,
nicht aber deren mechanistische Kälte, "Viereckigkeit"
und Abstraktheit, von der amerikanischen die kraftvolle
Vorstellungswelt, das verführerische Thema sowie den
Spielwitz, jedoch ohne deren Komplexität und Hang zur
Simulation."
Also ja, ich würde sagen, es gibt Unterschiede, die
Grenzen sind jedoch fliessend, und es gibt Grenzgänger.
Viele Grüsse,
Erik
PS: Mein persönliches Beispiel ist sicherlich
"Geschichten aus 1001 Nacht": offenbar ein
Klassiker im englischsprachigen Raum, auch wieder
sehr atmosphärisch, ist aber bei uns als Spiel
gefloppt.