Beitragvon Daniel_R » 31. Januar 2006, 17:16
Hallo Leute,
Da ich in den Wald gerufen habe, darf ich mich nicht wundern
dass es zurück schallt. Aber es blieb ja alles konstruktiv.
In meinem Posting habe ich zwei Sachen miteinander vermischt,
was im Nachhinein nicht so schlau war:
Einerseits mein persönlicher Wunsch nach mehr Spielen wie
Caylus, Antike, Age of Steam usw. an der Messe und andererseits
die Kritik an Grossverlagen oder auch am Sortiment von Warenhäuser
im Allgemeinen.
Hier nun meine konkrete Stellungnahme:
Michael Weber schrieb:
Ähm. Selten so ein Quatsch gehört. Siehe auch Meldung unter
"Aktuelles". Wenn die Verlage an den Bedürfnissen vorbei
produzieren würden, würden sie ganz sicher nicht so gute
Ergebnisse abliefern wie zuletzt gerade Kosmos.
-> Mein Argument zielt auf den Vergleich Umsatzzahlen zw.
Brettspielen und Software-Spielen. Die Computer-Spiele
haben da die Nase deutlich vorn. Die Grenze liegt wohl bei
ca. 6jährigen Kindern. Das heisst Verlage, die dieses Alter
und jüngere bedienen (HABA, Clementoni, Selecta bspw.), die
machen das richtig. Aber bei Kindern zw. 7 und 14 (und weiter)
sind Computerspiele angesagt.
Roland G. Hülsmann schrieb:
Mir hingegen ist völlig rätselhaft, wieso Du glaubst, die
Kundenbedürfnisse besser zu kennen als Verlage, die von der
Erfüllung derselben leben. Ich gehe davon aus, daß sie
(zumindest hin und wieder) wissen, was sie tun.
Merke: Deine Bedürfnisse sind nicht zwingend die gleichen wie
die der restlichen 5 999 999 999 Menschen auf diesem Planeten!
-> Auch Michael hatte ähnliche bedenken. Da ich im Marketing
arbeite (allerdings nicht für Spiele, sondern nur langweilige
Konsumgüter), kenne ich Methoden für Vermartkung von Produkten,
Techniken der Marktforschung usw. daher erlaube ich mir diese
Fertigkeiten auch auf die Branche meines Hobbys anzuwenden.
Ich kritisiere die folgende Verhaltensweise: "Das machen
wir seit 20 Jahren so, da gibt es keinen Grund was dran zu
ändern". Solange der Handel glaubt man müsse ausser ein paar
Monopoly keine anderen Brettspiele im Regal haben, solange
ändert sich auch nichts zugunsten uns Brettspiel-Liebhaber.
Der Spielablauf von Caylus ist nicht schwieriger zu begreifen
als der von Monopoly. Caylus ist zwar komplexer, aber Der Kern des
Problems ist der Wissenstransfer der geschriebenen Regel in
die Köpfe der Spieler. Hier wird entschieden, ob ein Spiel
familientauglich ist, oder nur etwas für Freaks unabhängig der
Denkprozesse, die ein Spiel vom Spieler verlangt.
(Beispiel: Viele Leute kennen zwar die Regeln von Schach, spielen
es aber trotzdem nicht, dazu schwer/anspruchsvoll).
Läge Caylus eine DVD bei (mit Demovideo) oder gäbe es ein
interaktives Kennenlernen auf dem Internet (so wie Dr. Easy
von den Teuber-Spielen), dann wäre der Zugang zu Caylus sehr
viel einfacher und gleichzeitig würde das Zielpublikum vergrössert.
So wie Caylus aber jetzt vermarktet wird, bleibt es ein
Produkt, das Einarbeitungszeit benötigt: Zeit, welche die
wenigsten bereit sind dafür aufzubringen.
Antike ist auch ein gutes Beispiel: Nicht schwieriger als
Risiko, dennoch als Spiel für Liebhaber gebrandmarkt. Das
müsste nicht sein.
> Diese fast 40 Neuheiten lassen mich daher eher kalt. <
Oh, Du hast sie schon alle gespielt, um das beurteilen zu
können? Sehr erstaunlich!
-> Sarkasmus ist peinlich, wenn er unpassend ist. Man muss
keinen Ferrari probefahren, um zu wissen, dass er schnell ist.
Meine Aussage ist so zu verstehen, dass ich nicht zur Zielgruppe
der Neuheiten von Kosmos gehöre (bis auf ein zwei Ausnahmen).
Das soll nicht heissen, dass kein Hit für die passende
Zielgruppe dabei ist.
Martin schrieb:
Dass E&T trotz der Qualität seit Jahren nicht mehr erhältlich
ist, ist ein gutes Argument dafür, dass die Produktion solcher
Spiele sich nicht rechnet.
:???: Wie erklärst Du Dir dann die Neuauflage als Kartenspiel?
Ebenso ist das Spiel in anderen Ländern immer noch erhältlich
durch lizensierte Versionen von Mayfair Games (USA), Top License
Games (Belgien/Frankreich), 999 Games (Holland).
Martin schrieb:
Diesen Vorwurf kann man Kosmos nun wirklich nicht machen.
Schliesslich war die Firma vor "Siedler" fast nur für
Experimentierkästen bekannt. Und ohne Kosmos wären
Spieleschachteln sicher immer noch ausnahmslos im
Ravensburger-Format.
-> Einerseits hat Achim schon die Fusion mit Klee erwähnt und
zweitens fusionierte Kosmos mit ebenfalls Franckh Spiele,
welche für hochwertige Spiele bekannt waren.
Peer schrieb:
Stefan Brück schrieb hier mal -so gut 3 Jahre nach dessen erscheinen- dass sich Puerto Rico 15,000x verkauft hat. Das Kosmos-Sudoku hat sich bereits in den ersten drei Monaten 50,000mal verkauft (laut Sudoku-Bericht auf dem Reich-der-spiele).
Ich bin immer überrascht, wenn ich solche Zahlen lese. das zeigt mir immer wieder, wie klein die Szene wirklich ist...
-> Die Verkaufszahlen von Sudoku (Achtung Trendprodukt!)
dürfte man doch höchstens mit einer Solitär-Knobelei wie
Rush Hour vergleichen. Aber es zeigt bestens das Lemming-
Verhalten der Kunden und die "den Euro nehmen wir auch noch
mit"-Strategie gewisser Verlage, die ihre Sudoku-Produkte mit
der heissen Nadel gestrickt haben.
Witzigerweise sieht man kein Sudoku-Produkt von Spieleverlagen,
die Stolz auf Ihr Sortiment sind (HiG, Days of Wonder bspw.).
So, das war mein Rundumschlag. Ich hoffe niemanden verletzt
zu haben (sonst krieg' ich das sich zu hören, ähm lesen).
Gruss Daniel