Beitragvon Volker L. » 30. August 2006, 14:50
Franz-Benno Delonge schrieb:
>
> Ich glaube inzwischen, dass es weniger um die Häufigkeit des
> Spielens geht als vielmehr darum, aus welchen Gründen jemand
> spielt. Und da könnte man am ehesten zwischen
> "Spass-Spielern" und "Gewinnspielern" unterscheiden.
Na mal sehen, wie die einzelnen Punkte auf mich zutreffen
> Der "Spass-Spieler" spielt in erster Linie, weil ihm das
> Spielen sinnliches Vergnügen bereitet.
eingeschränktes ja
> Das bedeutet zunächst,
> dass er Spiele mit stimmigem und ansprechendem Thema
> bevorzugt.
absolut ja
> Das bedeutet weiter, dass er Glückselemente im
> Spiel toleriert
sehr eingeschränktes ja - viel Können und etwas Glück ist die richtige Mischung
> und dass er im Zweifel keine Lust hat, zehn
> Seiten Spielregel zu studieren, weil es andere Spiele gibt,
> die mit weniger Aufwand den gleichen Spass erzeugen.
absolut nein.
> Je häufiger er spielt, desto eher toleriert er auch mal
> komplexere Spiele - aber dann müssen sie tatsächlich für ein
> besonderes Spielvergnügen sorgen, das den erhöhten Aufwand
> rechtfertigt (was nur selten der Fall ist).
Im Gegenteil - je häufiger ich mit "Spassspielern" Deiner Definition
spiele, desto eher toleriere ich auch mal Spiele geringer Komplexität
(was aber dennoch eher selten der Fall ist)
> Und ab einem
> bestimmten Level wird der Einstieg bedingungslos verweigert.
Das trifft auf jeden Menschen zu. Auch die Behauptung, jeder sei bestechlich.
Es kommt nur auf die Höhe an. Würdest Du Beweismaterial verschwinden
lassen, damit ein Einbrecher ungeschoren davonkommt, wenn man Dir
dafür 100 Milliarden Euro zahlt? ;-)
Wahrscheinlich könnte jemand, der es bewusst drauf anlegt, ein Spiel
kreieren, das mir zu komplex wäre - vielleicht gibt es solche Spiele
sogar schon, aber konfrontiert wurde ich bisher noch nicht damit.
> Das Gewinnen-Wollen ist beim Spass-Spieler zwar auch
> vorhanden, aber nur als ein unselbständiger Teil des
> Spielvergnügens.
s.o.
eingeschränktes ja
> Der Spass-Spieler freut sich, wenn er
> gewinnt, aber es ist ihm egal, wenn er verliert.
teilweise.
Eine Niederlage sowohl aufgrund eigener dummer Fehler als auch
aufgrund massiver Glück/Pech-Ungleichverteilung ärgern mich schon.
> Er trinkt zum Spielen Bier oder Wein.
Sprite, Cola, Fassbrause, Fanta etc.
> Blind kaufen würde er jedes Spiel von Klaus Teuber.
nein
Also grob geschätzt 40-50% Übereinstimmung. Nun die andere Seite
> Der "Gewinnspieler" spielt vor allem, um sich mit den
> Mitspielern geistig zu messen.
eingeschränktes nein.
Der Spielspass steht im Vordergrund, der geistige Wettkampf ist
sekundär (sekundär heisst nicht unwichtig!!!)
> Er sieht in einem neuen Spiel
> zunächst einmal eine neue Herausforderung; er will das Spiel
> analysieren und ggf. sogar "knacken", also so durchschauen,
> dass er immer gewinnt.
sehr eingeschränktes ja
Ich [i]liebe[/i] es, komplexe Spiele a la Puerto Rico oder Caylus
[i]intuitiv[/i] zu spielen. Das kann natürlich nur klappen, wenn auch
kein anderer Spieler das Spiel schon gut kennt.
Die Herausforderung besteht im Prinzip für mich darin, ein solches
Spiel, das sowohl ich als auch meine Mitspieler jeweils zum ersten
Mal spielen, so zu durchschauen, dass ich besser bin als die anderen.
[i]Ich habe [b]absolut[/b] keine Lust, mich länger als bis ca. 3 Sekunden
nach dem Ende der Partie bzw. früher als beim Aufbau der Startaufstellung
in einer späteren Partie mit Überlegungen zu erfolgreichen Strategien zu
beschäftigen.[/i]
Vor einem knappen Jahr hatte hier mal jemand einen Satz geschrieben,
der so ähnlich lautete wie "wenn ich Begriffe wie "Gauklerstrategie" oder
"Verschiffungsstrategie" nur höre, vergeht mir sofort die Lust an diesem
Spiel.
So ähnlich geht es mir auch: Wenn [i]irgendjemand[/i] das Spiel so
genau analysiert hat, dass bereits vor dem Spielstart eine oder auch
mehrere mögliche erfolgversprechende Strategien bekannt sind, dass ich
selbst mich also auch außerhalb des eigentlichen Spielens mit dem
Spiel auf theoretischer Basis befassen muss, um eine realistische
Siegchance zu haben, verliert das Spiel deutlich an Reiz.
Allein wenn ich höre, dass Leute ausrechnen, ob bei Siedler die
Zahlenkombination 6-4-2 oder 5-4-3 durchschnittlich bessere Erträge
abwirft, kommt mir das Frühstück von gestern hoch...
> Deshalb ist ihm das Thema des Spiels
> oder die Stimmigkeit der Geschichte völlig egal.
absolut nein
> Und deshalb
> hasst er Glückselemente im Spiel, weil sie den
> Wettbewerbscharakter eines Spiels zerstören und die
> Ermittlung des Siegers zu einer Zufallssache machen.
s.o.: viel Können und etwas Glück ist die richtige Mischung
Es darf kein reines Schach werden. So sehr mir Caylus auch gefällt,
ich würde es nie zu zweit spielen wollen. Bei mehreren Spielern
hat man zwar immer noch kein Glückselement im klassischen
Sinn, aber es ist durch die unvorhersehbaren Aktionen des dritten
Spielers nicht mehr berechenbar.
> Der Gewinnspieler neigt dazu, im Laufe der Zeit immer
> komplexere Spiele zu bevorzugen, weil es ihm mit zunehmender
> Erfahrung Freude macht, wenn die Denksportaufgaben immer
> schwieriger werden.
Eigentlich nein. Ich habe schon immer komplexe Spiele bevorzugt.
> Er trinkt zum Spielen Tee oder
> Mineralwasser, weil er sonst nicht mehr klar denken kann.
s.o.
Sprite, Cola, Fassbrause, Fanta etc.
Wobei ich sagen muss, dass sich das nicht auf das Spielen beschränkt.
Ich trinke grundsätzlich sehr wenig Alkohol - Wein sowieso nie (schmeckt
nicht), Bier und Likör gelegentlich, aber niemals soviel, dass ich auch
nur ansatzweise eine berauschende Wirkung feststelle.
> Blind kaufen würde er jedes Spiel von Reiner Knizia.
nein (zwar nicht ganz so "nein" wie Teuber, aber dennoch nein)
Blind kaufe/wünsche ich mir eigentlich nur Erweiterungen zu Spielen,
die mir gefallen haben. Manchmal auch anderes aufgrund von
Sachzwängen (keine Gelegenheit zu Probespiel rechtzeitig vor
Weihnachten/Geburtstag), aber die 50%-Reuequote sorgt dafür,
dass ich dies nach Möglichkeit vermeide.
Also in dieser Kategorie etwa 30-40% Übereinstimmung.
> In völliger Reinform entspricht wohl keiner von uns einem
> dieser beiden Extreme, aber per Saldo gehört man doch
> meistens ganz klar auf die eine oder die andere Seite.
Ich nicht, ich sitze irgendwo zwischen den Stühlen... :-/
Gruß, Volker (eindeutig ein Generalist nach WeePees Definition)