Beitragvon Klaus Zündorf » 15. November 2006, 00:53
Hallo Kurt,
vielleicht haben wir hier im Forum ja einen Generationenkonflikt ;-)
Zumindest wenn ich mir die Statements unter dem Thread "4000 Tage Spielbox.de" anschaue, scheinen sich da zwei Häufungen zu ergeben: Die 40/50-Jährigen, die die Spielbox ab Heft 1 gelesen (und ab Heft 2 abonniert) haben - zu denen gehöre auch ich - und die jungen Spieler/Leser/Poster, die zum Teil erst seit wenigen Monaten dem Spielevirus verfallen sind.
Da der Anspruch auf die Bezugsquelle mit dem niedrigsten Angebotspreis hier schon häufiger angemeldet worden ist, wage ich mal die These, dass für Einige das Spiel schon damit beginnt, die preisgünstigste Quelle aufzutun. Und wehe, man hat beim falschen Versender bestellt, gar das Portofreiheitslimit nicht erreicht oder der Versender hat sich zu weit aus dem Fenster gelegt und wird vom Verlag nicht beliefert.... Dann ist dieses "Spiel" schon mal verloren gegangen und man reagiert beleidigt (s.o.). Wenn sich diese Anspruchshaltung auch auf den restlichen Lebensbereich erstrecken sollte, na, dann braucht man sich über die angeblich negative Stimmungslage der Konsumenten nicht zu wundern!
Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von der Erfüllung von Grundbedürfnissen von Menschen, die nur über wenig Geld verfügen.
Spielen ist m.E. ein Luxus, den wir uns gönnen und der mit Begriffen wie Genuss, Freude, Spaß, Lust, Kommunikation mit Gleichgesinnten also - Lebensfreude - verknüpft ist. Je nach Geschmacks- und monetärer Lage schaffe ich das mit einem Skat- oder Doppelkopfblatt für ein paar Euro oder einem Elfenbeinschachspiel für ein paar tausend. Und wenn meine Begierde sich auf ein teures Luxusgut richtet, dann muss ich halt mit meiner "Geldaufsicht" verhandeln oder ich leiste mir den Luxus und freue mich über das erstandene Spiel oder ich lass es bleiben, wenn es mir tatsächlich zu teuer ist.
Klar, es gab Zeiten als wir als Studentenehepaar mit zwei HIWI-Gehältern und einem Kind nach Essen gefahren sind. Da war das eine Spiel, das wir pro Jahr bei Perlhuhn kauften, eine kaum zu rechtfertigende Ausgabe. Und trotzdem erinnere ich mich noch heute, wie glücklich wir damals mit unserem frisch erstandenen "Auf Fotosafari in Ombagassaland" - ich glaube für 65 DM - waren. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, mit den Wittigs über den Preis zu feilschen oder gar nach einer Discount-Quelle zu forschen, die es zugegebenermaßen damals auch nicht gegeben hätte.
Haben sich die Zeiten nun tatsächlich dahingehend geändert, dass aus der Gelegenheit, einmal im Ausverkauf ein Schnäppchen machen zu können - bei denen ich im Übrigen auch heute noch häufig zuschlage - nun der berechtigte Anspruch erhoben wird, dass, Internet sei Dank, auch Ware im Normalverkauf immer zu Dumpingpreisen verfügbar sein muss?
Wenn ich mir den Anzug von Boss also nicht leisten kann oder will, kaufe ich trotzdem eine Kopie bei Ebay oder B-Ware im Outlet-Center? Also, wie wir in Köln sagen: "Jede Jeck is anders", aber meine Welt ist das nicht! Ich fände es traurig, wenn diese Form des Geizes und der Engstirnigkeit nun auch unter Spielern Einzug hält.
Damit kein Missverständnis auftaucht: Ich habe überhaupt nichts dagegen wenn Gebrauchtwagen, Secondhand-Designer-Klamotten, Kunstwerke aus Auktionen oder eben auch gebrauchte Spiele zu einem niedrigeren, als dem ursprünglichen Preis erworben werden und man dann das schöne Gefühl hat, etwas Wertvolles günstig erstanden zu haben. Hier bleibt die Wertschätzung gegenüber dem Objekt ja erhalten. Aber diese Dinge haben eben gebraucht auch meistens nur deswegen noch einen Wert, weil der ursprüngliche Hersteller, Künstler oder Designer es geschafft hat, seinen Artikel eben auch als Neuware nicht dem Verramschen anheim fallen zu lassen.
Also Czarnè hat mein vollstes Verständnis!
Bin ich also mit meiner Einstellung zu alt und moralisch für die nachkommende (Spieler-)Welt?
Klaus
(der auch gerne ein Quelle wüsste, bei der man Stressless-Sessel unter dem von dem Hersteller Ekornes vorgegebenen Preis erstehen kann)