Beitragvon Günter Cornett » 7. Februar 2007, 01:33
Marion Menrath schrieb:
>
> Ich sehe zwischen meiner und Deiner Aussage keinen ersthaften
> Gegensatz. Für viele der heutigen Spieler war Malefiz,
> Würfeln, Monopoly etc. in den Siebzigern eine Art
> Einstiegsdroge. Nur sollte man manche Kindheitserinnerungen
> in Frieden ruhen lassen und an diesen Spielen später nicht
> mehr rühren. ;) Und das der wesentliche Artikelteil über die
Ach so, daher weht der Wind. 'Wir' sind peinlich berührt, 'uns' treibt es die Schamesröte ins Gesicht, was uns einstmals Freude machte. :oops: :oops: :oops:
Nun, ich gestehe da ganz ungeniert: ich habe noch viel Schlichteres gespielt: Autonummern aufschreiben. Mein Bruder und ich haben uns an den Straßenrand gestellt und Nummern vorbeifahrender Autos aufgeschrieben. Wer die meisten Nummern hatte, war der tollste. Es war auch ne kleine Sensation, wenn mal einer aus Konstanz dabei war. Ich gebe zu, in unserm Dorf war nicht übermäßig viel los ...
> Bedeutung des Wortes Malefiz und den Ursprung des Spiels
> durchaus lesenwert ist, bestreite ich nicht.
Ich erinnere mich an den Auftritt des Autors in einer Fernsehshow.
Womöglich der erste Spieleautor, der im Fernsehen auftrat.
> Was viele wohl an dem Text stört, ist der erste Absatz ....
> "Noch im 20. Jahrhundert .... Höhepunkt der analogen
> Spielkultur", weil etliche die "bedruckte Pappe" nicht nur
> auf Malefiz sondern alle Spiele beziehen.
Er nennt auch eine konkrete Jahreszahl: "Das Malefiz-Spiel reanimierte 1959 nicht nur ein uraltes Wort, auch stellte es einen Höhepunkt der analogen Spielkultur dar."
Und spricht nicht von [b]dem[/b], sondern [b]einem[/b] Höhepunkt.
Und das war in den 60ern sicherlich nicht nur aus Sicht eines Dorfjungen richtig.
Ist eben alles relativ: Der Gipfel von gestern ist das Tal von heute.
Wenn wir nicht gerade hochbeschäftigt waren mit dem Aufschreiben von Autonummern, haben wir auch mal einen Schulausflug zum Scheersberg gemacht, mit 70m die höchste Erhebung Angelns (Im Nordosten Schleswig-Holsteins gelegen). Aber ich wette in Bayern würde der gigantische Scheersberg nicht mehr sein als ein tiefes schwarzes Loch.
Naja, die Bewohner der vor Malefiz gelegenen Malediven könnten wir dafür schon mit einem halben Scheersberg mächtig beeindrucken.
> Meine (absolut subjektive) These: Das sollte wohl
> witzig/sarkastisch rüberkommen. Dafür spricht die scheinbare
> Distanzierung von einem Jahrhundert, dass doch für alle dem
> Kindesaltern Entwachsenen das Prägende war und die
> Beschreibung einer aus heutigen Sicht "öden Würfelei" als
> "Höhepunkt analoger Spielkultur." Zu den "Kindern jener
> Zeit", denen man angeblich mit bedruckter Pappe das
> Stillsitzen beibrachte, gehört der Autor mit Jahrgang 1968 doch auch.
Das worüber er konkret schreibt, war wohl doch etwas vor seiner Zeit. Er meint mit diesen Worten sicherlich ebensowenig das gesamte 20.Jh. wie bei der Würdigung des Malefiz-Covers: Wo er über dessen 'schockierende Gestaltung' schreibt, über die den nerv der Zeit treffende 'Mischung aus Exotik und Familie', kann er unmöglich das gesamte 20. Jh. meinen. Schließlich lebt er nicht in einem bayerischen Scheersberg sondern in Berlin.
> Die Ironie funktioniert aber bei mir nicht richtig, weil ich
> den Autor nicht kenne und nicht sicher sein kann, was er
> meint: Entweder er macht sich über seine eigene
> Kindheitserfahrungen mit der "bedruckten Pappe" lustig, dann
> hätte er das noch etwas mit einer witzigen Anekdote
> verdeutlichen können. Oder er ist tatsächlich nie über das
> Malefiz/Monopoly-Stadium hinaus gekommen. Wenn Malefiz
> tatsächlich der Höhepunkt seiner Spieleerfahrung wäre, hätte
Nein, er schreibt, Malefiz sei [b]ein[/b] Höhepunkt gewesen.
Auch die analoge Spielkultur kann mehrere Höhepunkte haben.
> er eine Bildungslücke beim Thema Spiel. Dagegen sprechen aber
Bildungslücke beim Thema Spiel ist, wenn man nicht weiß, was MÄDN ist! :razz:
> die späteren Absätze, wo er viel Detailwissen über die
> Entstehung von Malefiz offenbart.
Jo, denn das ist sein Thema: Das bedrohte Wort Malefiz.
Das Spiel ist da nur ein Unterthema.
> Deshalb passt der erste Absatz nicht so richtig zum
> darauffolgenden Text und führt nur in die Irre: Nichtspieler,
> die einen Verriss aller Spiele erwarten, werden enttäuscht.
Warum denn sollten Nichtspieler nach dieser Einleitung einen Verriss aller Spiele erwarten?:
"Das Benefiz ist ein geläufiger Begriff für eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Aber wer verwendet noch das schöne Wort Malefiz? Der uralte Begriff aus der Welt des Verbrechens ist nicht nur selten geworden, er ist beinahe ausgestorben und nur noch bei Brettspielern bekannt."
Als Nichtspieler würde ich einen Artikel über das beinah ausgestorbene Wort Malefiz erwarten und einen Bericht über das Leben im Refugium 'Brettspiel', nicht aber einen Artikel über Brettspiele.
> Glühende Spielefans können nicht weiter lesen, weil der
> Adrenalinsspiegel nicht mitmacht und sie mangelss Autor
> verzweifelt nach einem Sandsack suchen. :))
Jo, in dem Punkt sind wir fast einer Meinung ['Man muss wohl ein fanatisierter Spieler mit einem zwanghaft-religiösen Verhältnis zum Brettspiel sein, um sich durch einen solchen Artikel provoziert zu fühlen:wink: '].
> P.S: Mädn muss ein regionales Phänomen sein; das ist komplett
> an mir vorbei gegangen.
Ich weiß nicht, ob das Spiel oder die Abkürzung an dir vorbeigegangen ist.
Wenn es nur die Abkürzung ist, hättest du eigentlich aus der Beschreibung das Spiel Mensch-Ärgere-Dich-Nicht erkennen müssen:
"Für den pädagogischen Nutzen, Gewöhnung an Niederlagen, ist zwar MÄDN der klassische Vertreter". Denn für den es kennt, ist das eindeutig. Schande über dich, diese Bildungslücke in Bezug auf Spielkultur ist einfach unverzeihlich. :grin:
Gruß, Günter