Beitragvon Andreas Keirat » 17. November 2008, 13:28
Sven schrieb:
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> Schade,
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> das Forum hat seine beste Zeit tatsächlich
> weit hinter sich gebracht...
>
> Sven
Dann sag Du uns doch, was Du unter "typischen" Vertriebswegen verstehst?!? Die von mir genannten sind es tatsächlich auch in dieser Branche.
a) "Kaufe Spiele für xx Euro und erhalte 1x Spiel YYYY gratis dazu"
Das gibt es bei größeren Spieleverkäufern wie Roskothen, VEDES und auch anderen fast jedes Jahr (neuestes Beispiel war Keltis als Bonus beim Kauf von Kosmos-Spielen für mindestens 40 Euro)
b) "Finde Spiel xxx bei Toys nach einem Jahr für qqq - 50% Euro"
Ein Herabsetzen des Verkaufspreises nach einem Jahr um die Hälfte gibt es bei Toys mit Queen Games Spielen. Bei Karstadt gab es das mit Phalanx-Titeln vor einigen Jahren ebenso, Spielemaxx kommt mit seinen Gutschein-Rabattaktionen da auch schon fast in die Nähe.
c) "Verkaufe das Spiel bei Metro, Karstadt, Weltbild, Bücher.de, Amazon und Bäcker Hering-Meier in der Waldorfstrasse"
Einige mittelgroße Verlage bieten der Metro-Kette und anderen größeren Verkaufshäusern Spiele auf Kommission an. D.h.: Der Verlag stellt die Spiele kostenlos zur Verfügung. Nach Ablauf einer Frist entscheidet der Verkäufer, ob und wie viele der Restspiele er noch im Sortiment behält. Den Rest nimmt der Verlag zurück. Kein Risiko für den Verkäufer also. Das wurde/wird durchaus immer bei einigen Titeln praktiziert (z.B. auch mal bei Spiel des Jahres). Andere Artikel werden so angeboten, daß sie auch regional in Museen, Touristen-Shops usw. abgegeben werden, also quasi auch an Hering-Meier.
d) "Mache bei BAUER SUCHT FRAU regelmäßig TV Werbespots und Cross-Promotion während eines Gewinnspiels"
Ein Grundsatz lautet: Habe ich eine Lizenz gekauft, nutze sie dort, wo auch das Original-Produkt zu finden ist. Bei den Ausgaben von Genial Daneben oder Schillerstrasse hast Du in fast jeder Sendung einen Hinweis dazu bekommen, daß es auch ein Brettspiel dazu gibt, welches man über den Fernseh-eigenen Shop erwerben kann oder zu dem man sich unter Video-Texttafel xyz informieren kann. Bei Extreme Activity gab es für die Sieger/Verlierer sogar ein Spiel als Trostpreis.
e) "Nehme einen Aufkleber des Bauernverbandes Nord und setze den auf die Schachtel. Empfohlen auch für die größten Rindviecher"
Ein weiterer Werbegrundsatz: Hole dir Partner ins Boot. Entweder regional oder überregional. Das sieht man bei Promi-Promotion für Spiele (Kochspiele sind gerade im Trend), kann aber auch für kleinere Verlage wie damals Kronberger interessant sein (Frantic Frankfurt und das Pferdespiel wurden m.W. nach teilgesponsort und bekamen Cross-Promotion)
f) "Verteile 3000 Rezensionsexemplare inkl. einem Familien-Gutschein für ein verlängertes Wochenende beim Hühnerhof Lohmann in Ringstedt/Landkreis Cuxhaven an die Presse"
Du meinst, das gibt es nicht?!?! Ich kann mich noch gut daran erinnern, als das Baukasten-System mit den Stäben und den Magneten auf den Markt kam mit dem Spiel dazu. Leute aus der Fachpresse (auch im Spielebereich, jajaja!) bekamen eine Einladung zur Produktionsstätte nach Südeuropa inkl. Hotel und Flug und Transfer nach Frankfurt). War ein schönes verlängertes Wochenende. Im kleinen Stil gibt es das häufiger, daß ein Verlag der Presse für gute Zusammenarbeit einen Bonus gibt (Verlosungen, Einladungen zum Essen...). So funktioniert fast jede Branche, die Produkte und Dienstleistungen verkaufen will/muss.
g) Setze nachts Fernsehwerbung ein - Zitat: Wir haben die dicksten Euter, bestelle jetzt für nur 43 Euro (ohne monatliche Mehrkosten, keine Vertragslaufzeit, volle Kostenkontrolle) unter 0900-666666. RUF MICH AN"
Fernsehwerbung nachts über Gesellschaftsspiele. Schau dir doch mal die Sendungen von Nick an. Mattel und Hasbro haben auch dann noch Werbung geschaltet. Warum? Weil Fernsehsender günstige Pakete anbieten 10x Prime-Time und 20x Nighttime zusammen sind oft kaum teurer als 10x Prime-Time alleine. Kosmos hatte das früher auch schon mal in der Weihnachtszeit, als in den Pausen bei TV Total die Werbung geschaltet wurde.
Ich habe mir das also nicht aus den Fingern gesogen, wie Du vielleicht denkst. Heutzutage sind das durchaus übliche Promotion-Möglichkeiten.
Die weit normaleren sind nicht gelistet worden, weil ich keine Zeit mehr hatte.
Kostenlose Flyer für Geschäfte, Flyer in Spieleschachteln, Webseite und Bannerwerbung, Spieleaktionen in Geschäften, Spieleturniere, Sonderrabatte für Spieleversender und Großabnehmer.
Mir fällt gerade auf, daß Du in deinem Eingangs-Text eine 0 zuviel hattest. Lookout hat also 15000 und nicht 150000 Spiele von Agricola verkauft. Das erwähne ich nur, falls Du das im Hinterkopf haben solltest (in der Überschrift steht das richtig).
Ciao,
Andreas Keirat
www.spielphase.de
(der zwar überspitzt geschrieben hat, aber sicherlich nicht niveaulos! :-( :evil: