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Überall nur noch Siegpunkte ...

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Mikos
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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Mikos » 16. Mai 2014, 08:05

> Funkenschlag ist ein Spiel wo es nicht um Siegpunkte geht,

Das Spiel kam mir auch in den Sinn. Aber dann fiel mir ein, dass es ja schon 13 Jahre alt ist und damit wohl eher zu Ralf Arnemanns "Früheren Spielen" gehört, wo es ja mehr Spiele ohne Siegpunkte gab. Ansonsten hätte ich noch Friedrich und Maria hinzuzufügen.

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peer

Siegbedingungen

Beitragvon peer » 16. Mai 2014, 08:07

Hi,

PaDa schrieb:
>
> Bei manchen Rennspielen stellt sich die Frage, ob die Strecke
> nicht eine andere Bezeichnung für eine Kramer-Leiste ist.
>
> Nur so am Rande.

Gibt es nur einen Sieger, dann gibt es nur drei verschiedene Typen von Spielen:
Es gewinnt
1) wer am meisten von etwas (Geld, SP, Häuser...) hat
2) wer als erstes etwas erreicht hat (das Ziel, den Auftrag, x Siegpunkte)
3) wer als letzter ausgeschieden ist.

Insofern ist es eine Frage der Perspektive. Im Moment ist es halt Mode das man mit den meisten SP gewinnt, weil man dann bequem viele verschiedene Sub-Games verknüpfen kann und alle Handlungen irgendwie wichtig sind (und vom Autoren sogar gewichtet werden können - A bringt 2 Punkte, B 4, C nur 1...)

ciao
peer

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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon PaDa » 16. Mai 2014, 08:33

Ich dachte wie Dumon an Lewis & Clark.

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PaDa

Re: Siegbedingungen

Beitragvon PaDa » 16. Mai 2014, 08:56

peer schrieb:
>

> Gibt es nur einen Sieger, dann gibt es nur drei verschiedene
> Typen von Spielen:
> Es gewinnt
> 1) wer am meisten von etwas (Geld, SP, Häuser...) hat
> 2) wer als erstes etwas erreicht hat (das Ziel, den Auftrag,
> x Siegpunkte)
> 3) wer als letzter ausgeschieden ist.
>
> Insofern ist es eine Frage der Perspektive. Im Moment ist es
> halt Mode das man mit den meisten SP gewinnt, weil man dann
> bequem viele verschiedene Sub-Games verknüpfen kann und alle
> Handlungen irgendwie wichtig sind (und vom Autoren sogar
> gewichtet werden können - A bringt 2 Punkte, B 4, C nur 1...)

Das könntest du so unterteilen.
Ich fände es wichtiger SP und Ressourcen zu unterscheiden. Ob ein Spiel jetzt nach x Runden endet oder weil ein Spieler x Siegpunkte erreicht hat, macht meinem Spielgefühl nach nicht so viel aus.
Ich habe ein völlig anderes Spielgefühl, wenn es keine klare Trennung zwischen Ressourcen und SP im Spiel gibt (wie beim oben erwähnten Funkenschlag) oder ob die beiden Punkte fast nichts miteinander zu tun haben. Bei zweiterem gibt es oft den Wechsel im Spiel von Ressourcen sind wichtig zu SP sind wichtig. Diesen Wechsel halte ich für typisch für viele SP-Spiele. (Zugegeben einige neuere Spiele wie Terra Mystica oder Yunnan in der Expertenversion haben keine völlige Trennung)

Rennspiele halte ich dann für SP ähnlich, wenn sich das Spiel nicht nur auf das Vorankommen auf der Strecke konzentriert, sondern ein Großteil des Spiels wonanders stattfindet (im Handkartenmanagment usw.).
Von daher würde ich Lewis & Clark eher als ein typisches SP Spiel sehen, dagegen Finstere Flure als typisches nicht SP Spiel (hier gäbe es noch nicht mal eine Strecke, die eine Kramer-Leiste darstellen könnte). Die meisten anderen Rennspiele dürften irgendwo dazwischen liegen.

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Dumon
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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Dumon » 16. Mai 2014, 09:03

Würd ja eher sagen, dass Ende ist, wenn:
- der Tisch kippt, weil jemand zu fest in die Tischkante gebissen hat
- jemand Abrissbirne spielt und das Brett vom Tisch kippt
- der unweigerliche Mord am Tisch passiert

:-D

Grütze,
Dumon

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peer

Re: Siegbedingungen

Beitragvon peer » 16. Mai 2014, 09:16

Hi,
PaDa schrieb:

>
> Das könntest du so unterteilen.
> Ich fände es wichtiger SP und Ressourcen zu unterscheiden. Ob
> ein Spiel jetzt nach x Runden endet oder weil ein Spieler x
> Siegpunkte erreicht hat, macht meinem Spielgefühl nach nicht
> so viel aus.

Kommt drauf an. Zum einen gibt es bei "Erster" Spielen meistens keine Endwertung auf die ich spiele. Das ist für mich schon ein wichtiger Unterschied, da ich dann dort weniger oprimiere. Zum anderen macht es für mich oft schon einen Unterschied ob ich eine (mehr oder minder feste) Rundendanzahl lang vor mich hin optimiere oder ob ich ein Ziel schneller erreichen muss als die Mitspieler. Denn da muss ich meine Strategie oft den anderen mehr anpassen- spielen die auf schnelles Spiel (mit suboptimaler Punktausbeute), dann habe ich für meine Optimiererei keine Zeit mehr.
(Funkenschlag wäre da ein Beispiel)


Aber letztlich sind Spiele so unetrschiedlich, dass man immer für das eine oder das andere Argument Beispiele findet ;-)

ciao
peer (spielt Skat auch mit SP)

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PaDa

Re: Siegbedingungen

Beitragvon PaDa » 16. Mai 2014, 09:39



> Kommt drauf an. Zum einen gibt es bei "Erster" Spielen
> meistens keine Endwertung auf die ich spiele. Das ist für
> mich schon ein wichtiger Unterschied, da ich dann dort
> weniger oprimiere. Zum anderen macht es für mich oft schon
> einen Unterschied ob ich eine (mehr oder minder feste)
> Rundendanzahl lang vor mich hin optimiere oder ob ich ein
> Ziel schneller erreichen muss als die Mitspieler. Denn da
> muss ich meine Strategie oft den anderen mehr anpassen-
> spielen die auf schnelles Spiel (mit suboptimaler
> Punktausbeute), dann habe ich für meine Optimiererei keine
> Zeit mehr.
> (Funkenschlag wäre da ein Beispiel)


Es gibt auch bei den Spielen, die enden wenn ein Spieler x erreicht hat, einige Spiele, wo man noch einmal am Ende SP bekommt. Als aktuelles Beispiel fällt mir Yunnan an. Ich mag das meist nicht so, da es mich am Ende der Partie sehr zum zählen von Punkten verleitet und das Spiel so ziemlich langsam wird (Wenn ich jetzt das Spiel beende bekomme ich noch einmal 37 Punkte, mein Mitspieler aber 48 Punkte, damit hätte ich 154 SP und er 155 SP, also darf ich jetzt noch nicht das Spiel beenden...).

Was ich vorhin geschrieben habe sollte gar kein Argument in dem Sinne von ich stimme dir zu oder ich stimme dir nicht zu sein. Deine Kriterien sind sehr gut anwendbar um Spiele zu unterteilen. Mir ist nur aufgefallen, dass meine persönliche Wahrnehmung wie sich ein Spiel anfühlt, eher von anderen Punkten abhängt. Wobei die Endbedingung natürlich auch einen Einfluss hat, was dein Beispiel gut verdeutlicht.

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Re: Siegbedingungen

Beitragvon PaDa » 16. Mai 2014, 10:27

Mir fällt gerade noch auf:

Wenn du das so beschreibst, dann liegen einige Spiele genau zwischen zwei deiner Kategorien. Dominion zum Beispiel. Ein einzelner Spieler beeinflusst das Ende vom Spiel, aber nicht über etwas, was er alleine erreicht, sondern alle gemeinsam sorgen dafür das die Endbedingungen eintreten.

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peer

Re: Siegbedingungen

Beitragvon peer » 16. Mai 2014, 11:06

Hi,
PaDa schrieb:
>
> Mir fällt gerade noch auf:
>
> Wenn du das so beschreibst, dann liegen einige Spiele genau
> zwischen zwei deiner Kategorien. Dominion zum Beispiel. Ein
> einzelner Spieler beeinflusst das Ende vom Spiel, aber nicht
> über etwas, was er alleine erreicht, sondern alle gemeinsam
> sorgen dafür das die Endbedingungen eintreten.

Ja das stimmt, es gibt auch "am meisten"-Spiele ohne festes Ende, allerdings sind in den meisten Fällen (wie auch imho Dominion) die Endbedingungen so gewählt, dass die Rundenanzahl in den meisten Partien zumindest sehr ähnlich ist (+/- 2 Runden z.B.). Dass es ein wirklich forcierbares Ende gibt, dass deutlich schneller eintritt ist eher selten (IIRC z.B. Fifth Avenue).

Etwas OT: Mir gefällt es meistens besser, wenn das Ende über ein Ereignis gesteuert wird als über eine feste Rundenanzahl, auch wenn die Rundenzahl annähernd gleich ist. Das liegt daran, dass das Ende irgendwie logischer ist - natürlich endet X, wenn z.B. kein Gold mehr da ist, aber warum endet Y nach 5 Runden und nicht nach 3? Außerdem gehört das Weitersetzen eines Rundenzählers zu den Dingen, die gerne vergessen werden ;-)

ciao
peer (kennt aber für jede dieser "Regeln" zahllose Ausnahmen)

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Ralf Arnemann
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Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 11:14

Was eine schöne Diskussion, vielen Dank für die vielen Antworten. Im wesentlichen sehe ich meine These bestätigt, aber es gibt doch einige schöne Ausnahmen.

Aber erst einmal möchte ich einige der genannten Gegenbeispiel abräumen:
Es ging natürlich nur um kompetitive Spiele, also kein Zombicide, Galaxy Defenders etc.

Und implizit waren Mehrpersonenspiele gemeint - bei nur zwei Seiten geht es natürlich häufig um ein Ziel. Damit wären dann CoSims, Mage Wars, Descent, der Ringkrieg uw. nicht gemeint.

Can't stop würde ich gelten lassen - drei erfüllte Reihen sind doch eher ein Spielziel als drei Siegpunkte (ok, etwas im Grenzbereich). Aber Can't Stop ist nun ein Dinosaurer aus der Zeit, wo Siegpunkte noch nicht wirklich erfunden waren ;-)

Was zur Frage führt, was ich eigentlich mit "früher" gemeint habe. Streng genommen war das wohl die Zeit vor Kramerleiste und Siedler - aber es gab natürlich eine gewisse Übergangszeit, in der sich die eher Siegpunkt-orientierten "Euro-Games" entwickelten. In diese Übergangszeit gehören wohl auch Spielziel-orientierte Beispiele wie Funkenschlag oder Friedrich. Die Frage nach "aktuellen" Spielen zielte aber eher auf die Neuerscheinungen der letzten Jahre.


Istanbul ist auch so ein Grenzfall. Ich würde eher dazu neigen, die Rubine als Siegpunkte zu sehen - weil sie keine wesentlich andere Funktion haben, als den Sieger festzulegen. Das würde ich unterscheiden z. B. vom Geld in Monopoly, das erst einmal eine ganz wesentliche Ressource im Spiel selber ist - und dann erst am Ende für das Spielziel zweitverwertet wird.


Wo "Spielziel" wohl immer noch verwendet wird sind Rennspiele. Vom uralten Formula D über Finstere Flure bis SnowTails, Es war einmal oder Lewis & Clark.

Und dann haben wir auch heute noch ab und zu Neuerscheinungen, in denen klassische Spielziele verwendet werden, genannt wurden die Beispiele Mr. Jack, Civilization und King of Tokyo.
Bei genauer Suche würde man wohl noch einige mehr finden.
Aber es ist wohl so, daß es recht schwer ist, ein Mehrpersonenspiel rein über ein Spielziel spannend zu gestalten. Während Siegpunkte eben die Möglichkeit bieten, mehrere Alternativen zum Sieg anzubieten und dann über die Punktebewertung vergleichbar zu machen. Es ist damit wohl leichter, ausgewogene und spannende Spiele zu konstruieren. Auf der Strecke bleibt dabei oft das Thema, das bei vielen typischen Euro-Games völlig aufgesetzt und austauschbar wirkt.

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peer

Re: Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon peer » 16. Mai 2014, 11:45

Hi,
Ralf Arnemann schrieb:
.
> Aber es ist wohl so, daß es recht schwer ist, ein
> Mehrpersonenspiel rein über ein Spielziel spannend zu
> gestalten. Während Siegpunkte eben die Möglichkeit bieten,
> mehrere Alternativen zum Sieg anzubieten und dann über die
> Punktebewertung vergleichbar zu machen. Es ist damit wohl
> leichter, ausgewogene und spannende Spiele zu konstruieren.
> Auf der Strecke bleibt dabei oft das Thema, das bei vielen
> typischen Euro-Games völlig aufgesetzt und austauschbar wirkt.

Ich denke auch, dass viele Vielspieler einfach gerne optimieren und etwas aufbauen. Daher viele Optimierungsaufgaben, mit verschiedenen Regeln/Einschränkungen und nichttrivialen Lösungen. Daher auch die vielen eher interaktinsarmen Euros mittlerer/höherer Komplexität. Ich meine Stichspiele haben z.B auch Siegpunkte, spielen sich aber ganz anders als eben genannte SP-Euros, weil sie viel interaktiver verlaufen.
ciao
peer

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Ralf Arnemann
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Re: Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 12:08

> Ich denke auch, dass viele Vielspieler einfach
> gerne optimieren und etwas aufbauen.
Ganz bestimmt. Aber das geht ja auch mit Spielzielen ganz hervorragend. Man baut "sein Reich" auf und optimiert es, um der Stärkste/Reichste/Schönste zu werden.

Richtig ist, daß Siegpunkte meist ein paar Seitenwege mehr ermöglichen. Aber meist zu Lasten des Themas - und das erhöht doch deutlich den Spaß beim Aufbauen.

Beispiel: Bei 18xx hat man wirklich das Gefühl, eine Eisenbahngesellschaft aufzubauen und zu optimieren. Selbst wenn man nicht gewinnt kann es viel Spaß machen, z. B. einen Problemkandidaten wie die Württemberg zum Erfolg zu führen - eine Geschichte im Spiel.

Und dann nehmen wir als modernen Kontrast "Russian Railroads". Ein ganz hervorragendes Spiel, spiele ich sehr gerne.
Aber thematisch eigentlich eine Katastrophe. Der Streckenbau ist weitgehend funktionslos - man muß das Streckenziel gar nicht erreichen. Da baut man überhaupt nichts auf, schon gar nicht eine Eisenbahngesellschaft.

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Ralf Arnemann
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Re: Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 12:28

Noch ein Beispiel: Agricola.

Ein ganz wunderbar thematisches Spiel. Man baut seinen Bauernhof auf, sorgt für seine Familie - bis dann kurz vor Schluß die hektisch Siegpunktoptimierung einsetzt. Und dann werden Felder bebaut um Minuspunkte zu vermeiden - obwohl das gar nicht produktiv gebraucht wird. Oder Tiere angeschafft, obwohl sie gar nicht in die Hof-Strategie passen.

Thematisch konsequent wäre doch ein Spielziel à la "wer als Erster nach Ernährung X Nährwerte Überschuß produziert". Das will man doch letztlich als Bauer - seine Familie ernähren und möglichst viel Ware zum Verkauf produzieren.

Auf das konkrete Agricola angewandt wäre dieses Ziel natürlich nicht so schön, weil dann gewisse Aspekte (Renovierung ...) wegfallen würden).
Aber ein Agricola-ähnliches Spiel ohne Siegpunkte könnte den Aspekt "aufbauen und optimieren" mindestens so schön umsetzen.

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Warbear

Re: Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon Warbear » 16. Mai 2014, 12:42

Ralf Arnemann schrieb:
>
> Bei 18xx hat man wirklich das Gefühl, eine
> Eisenbahngesellschaft aufzubauen und zu optimieren. Selbst
> wenn man nicht gewinnt kann es viel Spaß machen, ...

Ich spiele ausschließlich Spiele, die auch dann Spaß machen, wenn man sie nicht gewinnt. Alles andere hat für mich die Bezeichnung "Spiel" nicht verdient.

> ... z. B. einen Problemkandidaten wie die Württemberg zum Erfolg zu führen -
> eine Geschichte im Spiel.

Genau auf die "Geschichte im Spiel" kommt es für mich an - Abtauchen in eine andere Welt (auch Fantasy und SciFi), Ausblenden des Alltags etc. etc., wie beim Film oder bei der Musik.

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Roland G. Hülsmann
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Re: Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon Roland G. Hülsmann » 16. Mai 2014, 13:02

Warbear schrieb:

> Abtauchen in eine andere Welt (auch Fantasy und SciFi),
> Ausblenden des Alltags etc. etc., wie beim Film oder bei der
> Musik.

DAS kann ich nur unterstreichen!

Gruß
Roland

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Stefan Ziemerle
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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Stefan Ziemerle » 16. Mai 2014, 13:03

Ralf Arnemann schrieb:
> Das gibt es inzwischen (fast?) gar nicht mehr. Sondern es
> gibt eigentlich nur noch Siegpunkte. Manchmal spielt man, bis
> einer mit seinen Aktionen genug Punkte eingefahren hat (Von
> "Siedler von Catan" bis "Kashgar"), aber meist spielt man
> eine bestimmte Anzahl von Runden - und dann gilt der Endstand
> der Kramerleiste und/oder es werden Punkte zusammengerechnet.
> Der Sieg und die Platzierungen ergeben sich aus reiner
> Addition.
So toll ich in meiner Zeit, damals als noch Gelegenheitsspieler "Siedler von Catan" fand, so hatte ich weil ich es bis dato anders gewohnt war, das Gefühl, dass das Spiel irgendwie mittendrin aufhört.
Weil gerade wenn mehrere Siedlungen gebaut sind und die ersten Städte entstanden und vielleicht auch noch ein Hafen aufgebaut wurde "fluppt das Spiel doch eigentlich erst". Sprich erst dann gibt es regelmäßig die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und schwupp war dann das Spiel vorbei.

Nach wie vor habe ich mich auch immer noch nicht daran gewöhnt, dass Spiele dann vorbei sind wenn sie eigentlich so richtig in Fahrt kommen. Gerade noch im Spielgeschehen und schon das Ende in Sicht und der Blick nur noch auf die Frage gerichtet was gibt jetzt noch Punkte? Und nicht wie schaffe ich mir Möglichkeiten das ich später besser da stehe.
Also fast wie in der Wirtschaft heutzutage nur schauen das jetzt die Zahlen besser als letztes Jahr sind und nicht den Blick darauf zu richten was ist langfristig besser für den Betrieb ;-)
Brettspiel als Ausdruck im Zeitgeist? Genug der Philosophie.
Gerade deshalb find ich Spiele wie z.B. "Flashpoint" richtig gut da sie vom Spielgefühl ganz anders sind. Sprich man hatte eine Sache richtig beendet (Brand gelöscht) oder man ist gescheitert und will es dann direkt nochmal wissen.

Derzeit sind wohl auch die Redaktionen der einzelnen Verlage von vorne herein Festgelegt, dass ein Spiel nur X Runden gehen darf und/oder nach XY Punkten beendet ist. Zumindest bekomme ich es so von manchen Autoren übermittelt deren Spiele die vielleicht anders sind in den Redaktion abgelehnt wurden.
Etwas Mut für die Zahlen zunächst vielleicht schlecht aussehen lassen wäre aber eventuell langfristig gut für die Branche?

Verspielte Grüße

Stefan

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Malte
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Siegpunkte haben aber einen entscheidenen Vorteil...

Beitragvon Malte » 16. Mai 2014, 13:13

...man kann die gespielten Runden innerhalb eines Spieles gut vergleichen. Der Punktestand bei Terra Mystica zeigt, ob ich eine starke vierer Runde gespielt habe oder nicht. Genauso zeigt sie mir an den Punkten, ob es starke Gegner waren oder nicht.
Bei einem Rennspiel wie Lewis & Clark oder Manhattan Project muss nur einer als erstes eine bestimmte Hürde genommen haben. Man sieht nicht ob man besser gespielt hat als bei vorherigen Spielen, oder ab die Mitspieler stark oder eher schwach waren.

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Reyk
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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Reyk » 16. Mai 2014, 13:39

Wenn ich es nicht übersehen habe, wurde Kyklades noch nicht genannt. Spielziel: 2 Metropolen.

Ist auch nicht mehr taufrisch, aber doch auch nicht soo alt.

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Christian Hildenbrand

Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Christian Hildenbrand » 16. Mai 2014, 14:17

Stefan Ziemerle schrieb:

> Derzeit sind wohl auch die Redaktionen der einzelnen Verlage
> von vorne herein Festgelegt, dass ein Spiel nur X Runden
> gehen darf und/oder nach XY Punkten beendet ist. Zumindest
> bekomme ich es so von manchen Autoren übermittelt deren
> Spiele die vielleicht anders sind in den Redaktion abgelehnt
> wurden.


Ist das so?

Fragende Grüße
Christian (Teil einer Redaktion)

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Ralf Arnemann
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Re: Nicht nur Siegpunkte.

Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 14:20

> Ich spiele ausschließlich Spiele, die auch
> dann Spaß machen, wenn man sie nicht gewinnt.
Du hast natürlich völlig recht, das habe ich ungeschickt formuliert.

Ich meinte daß es außer dem Spielen auf den Sieg noch eben diese "Geschichte im Spiel" gibt.
Ein Spiel kann auch ohne diese gut sein (siehe eben "Russian Railroads"), aber mit ist ein Spiel so viel schöner ...

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Ralf Arnemann
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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 14:27

> Weil gerade wenn mehrere Siedlungen gebaut sind
> und die ersten Städte entstanden und vielleicht
> auch noch ein Hafen aufgebaut wurde "fluppt das
> Spiel doch eigentlich erst".
Richtig. Wobei "Siedler von Catan" noch recht harmlos in dieser Beziehung ist, beim 10-Punkte-Spielende ist ja meist auch die Karte ziemlich vollgebaut, da ginge gar nicht mehr viel.

Aber ein "Cuba" ist mir völlig verleidet worden, weil man viel zu früh abgewürgt wurde. Auch "Glasstraße" ist eigentlich zu kurz, da bleibt immer so ein leeres Gefühl am Spielende.

Agricola geht noch, trotzdem hat man immer das Gefühl, kurz vor dem gefühlten Ziel gestoppt zu werden.

> Nach wie vor habe ich mich auch immer
> noch nicht daran gewöhnt, dass Spiele
> dann vorbei sind wenn sie eigentlich so
> richtig in Fahrt kommen.
Das geht mir immer beim PC-Spiel "Civilization" so: Da ist man mitten im schönsten Spielen, da poppt plötzlich dieser lästige Bildschirm "Du hast gewonnen" auf.
Aber da muß man sich anschließend nur durch einige Siegstatistiken klicken, und bekommt dann endlich die Option "Noch weiterspielen". Und kann dann in Ruhe sein Reich zu Ende entwickeln.

Das liegt natürlich an der besonderen Geduld und Freundlichkeit der KIs. Meinen Brettspiel-Gegnern geht dieses besondere Entgegenkommen leider ab ;-)

> Derzeit sind wohl auch die Redaktionen
> der einzelnen Verlage von vorne herein
> Festgelegt, dass ein Spiel nur X Runden
> gehen darf und/oder nach XY Punkten beendet ist.
Davon habe ich noch nicht gehört - das wird wohl nicht allgemein so sein.

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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Stefan Ziemerle » 16. Mai 2014, 14:34

Christian Hildenbrand schrieb:

> Ist das so?
>
> Fragende Grüße
> Christian (Teil einer Redaktion)
Wie gesagt kann da nicht aus eigner Erfahrung sprechen. Mir wird sowas aber immer mal wieder von verschiedensten Seiten zugetragen.

Wobei es für ein Großteil der Spiele wohl der richtige Weg ist die Spielzeit durch Runden und oder Punkte zu begrenzen. Gebe es in einem Fahrgand Dutzende von Spielen bei der dies anders wäre würde einige mit Sicherheit völlig untergehen.

Wobei es mich natürlich immer wieder wundert wie gut sich Monopoly und MÄDn verkauft. Wäre es ein feststehene Logik, dass die Mehrheit der Konsumenten Spiele will in der die Spielzeit überschaubar ist dürfte dies nicht so sein.

Verspielte Grüße

Stefan

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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Stefan Ziemerle » 16. Mai 2014, 14:44

Ralf Arnemann schrieb:
> Richtig. Wobei "Siedler von Catan" noch recht harmlos in
> dieser Beziehung ist, beim 10-Punkte-Spielende ist ja meist
> auch die Karte ziemlich vollgebaut, da ginge gar nicht mehr
> viel.
Beim 4er Spiele micht Sichheit beim 3er gibts manchmal noch Platz. Ist halt Schade die Farbe ist halbwegs entwickelt und Spiel ist vorbei - irgendwie fehlt der Clou dann der das Spiel noch verbessern würde.

> Aber ein "Cuba" ist mir völlig verleidet worden, weil man
> viel zu früh abgewürgt wurde. Auch "Glasstraße" ist
> eigentlich zu kurz, da bleibt immer so ein leeres Gefühl am
> Spielende.
Beim Cuba fand ich es nicht stärker als bei anderen Spielen. Bei Glasstraße hingegen fand ich ganz extrem.

> Agricola geht noch, trotzdem hat man immer das Gefühl, kurz
> vor dem gefühlten Ziel gestoppt zu werden.
Agricola habe ich schon durch Hausregeln versucht zu verlängern der ersehnte Effekt blieb aber aus.

> > Derzeit sind wohl auch die Redaktionen
> > der einzelnen Verlage von vorne herein
> > Festgelegt, dass ein Spiel nur X Runden
> > gehen darf und/oder nach XY Punkten beendet ist.
> Davon habe ich noch nicht gehört - das wird wohl nicht
> allgemein so sein.
Vielleicht waren die eingereichten spiele auch nur mit zu wenig Potential. Aber ich kann es mir nicht vorstellen das derzeit fast nur solche Spiele in den Redaktionen aufschlagen wie sie am Ende rauskommen...

Verspielte Grüße

Stefan

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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 14:52

> Aber ich kann es mir nicht vorstellen
> das derzeit fast nur solche Spiele in
> den Redaktionen aufschlagen wie sie am
> Ende rauskommen...
Das nehme ich auch an - in der Regel dürfte die redaktionelle Überarbeitung die eingereichten Spielideen auch verbessern.

Ich vermute, daß die Redaktionen allgemein auf Spiellänge achten, weil zu lange Spiele nur für kleine Spezialnischen verkäuflich sind.
Und dann kommen vielleicht Vorschläge an die Autoren, ein zu langes Spiel mit Runden- oder Punktebegrenzung "spielbar" zu machen.

Das sollte dann aber wohl beispielhaft gemeint sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Redaktionen ein Spiel mit vernünftiger Länge ablehnen, weil sie auf fester Rundenzahl bestehen ...

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Re: Überall nur noch Siegpunkte ...

Beitragvon peer » 16. Mai 2014, 15:08

Hi,
Ralf Arnemann schrieb:

> Ich vermute, daß die Redaktionen allgemein auf Spiellänge
> achten, weil zu lange Spiele nur für kleine Spezialnischen
> verkäuflich sind.
> Und dann kommen vielleicht Vorschläge an die Autoren, ein zu
> langes Spiel mit Runden- oder Punktebegrenzung "spielbar" zu
> machen.

Eher ein Spiel mit zu großer Streuung. Auch in meiner Autorenrunde sind schon prototypen gezeigt worden, von denen es hieß "je nachdem wie es läuft, dauert es zwischen einer und drei Stunden" - sowas ist ungünstig.

Nur weil ein Spiel keine Rundenstruktur hat, wird es kaum abgelehnt.

ciao
peer


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