Beitragvon Günter Cornett » 27. April 2005, 03:12
Marten Holst schrieb:
>
> Moin nochmals,
Moin, moin auch
> > Es ging hier nicht um die reine Information. Ich habe - da
> > ohne Fernseher - selbst allerdings kaum die Amtseinführung
> > des neuen Papstes sondern mehr die Berichterstattung über
> > den Tod des alten mitbekommen
>
> schlechte Voraussetzungen, den habe ich komplett verpasst.
> War in der Kneipe spielen, jemand kam rein "Der Papst ist
> tot" - naja, kam nicht mehr überraschend. Ergo müssen wir
> hier aneinander vorbei reden :-)
So was ich direkt zum Papst-Tod und indirekt zur Amtseinführung mitgekriegt habe, dürfte da kein großer Unterschied sein.
> > und beziehe mich vor allem
> > darauf. Ein Ticker, eine kurze Unterbrechung für diese
> > Nachricht, meinetwegen, aber dass zum Beispiel eine Sendung
> > wie die Pisa-Show unvermittelt abgebrochen wird, ohne
> > Überleitung ohne Info darüber, dass es ein Abbruch und
> > keine blosse Unterbrechung ist (damit keiner abschaltet,
> > unterstelle ich mal) fand ich schon etwas heftig. Warum?
> > Welches aktuelle [b]Information[/b]sbedürfnis besteht denn
> > da, rechtfertigt solche eine Programmänderung. Die
> > Nachricht ist: der Papst ist tot, das stundenlang zu
> > bringen, ändert daran nichts.
>
> Ich hätte "Bedürfnis" kursiv gesetzt. Die Nachricht war
> schnell durch, aber in diesem Zusammenhang "bedürfen" viele
> Leute einer Menge Hintergrundinformationen etc. Vielleicht
> nicht objektiv, dennoch subjektiv.
Es war da auch nix mit Hintergundinformation (zum Tod). Was könnte das auch sein?
> > Es ging auch den Öffentlich Rechtlichen nur darum, dem
> > Papst zu huldigen und anderen diese Huldigung aufzuzwingen.
>
> Als Inge Meysel starb, wurde sie gehuldigt - macht man in dem
> Moment erst mal so.
Aber nicht in diesem Mass. Dass das laufende Fernsehprogramm unterbrochen wird und stundenlang nix anderes kommt als immer wieder dasselbe - das war letztes Mal bei 9/11 so.
Schauspieler wie Inge Meysel kriegen ne Meldung in der Tagesschau und anschließend wird ein Film durch einen anderen ersetzt. Eine Fernsehshow wird deswegen ganz bestimmt nicht unterbrochen.
> Ich habe allerdings auch papstkritische
> Stimmen vernommen - nicht gerade 5 Minuten nach seinem Tode,
> und zugegeben auch nicht viele, aber dennoch.
>
> > Religion ist eine Sache, aber das Papstwesen,
> > Stellvertreter Gottes, Unfehlbarkeit, ist Personenkult,
> > nach meinem Empfinden anachronistisch, undemokratisch ...
>
> Soweit d'accord.
>
> > Dass viele Menschen solch einen Glauben brauchen, ist ein
> > Armutszeugnis für eine demokratische Gesellschaft.
>
> Ist es das? Wieso? Oder ist das "solch" stärker betont, also
> im Sinne von "einen völlig undemokratischen"?
Es scheint so zu sein. Wenn es stimmt, dass die Berichterstattung einem breiten Bedürfnis folgt (und nicht umgekehrt), dann ist es so.
Mit 'solch' einen Glauben, meinte ich nicht das Christentum generell sondern diese Konzentration auf den Papst.
> > Wer es
> > für sich will: seine Sache; aber es anderen so penetrant
> > aufzuwingen, ist völlig daneben.
>
> Ja, Missionieren finde ich auch völlig daneben. Übrigens auch
> Missionieren zum "Nichtglauben". Sollte jedermanns eigene
> Sache sein. Hier allerdings mag es sein, dass Medien in Ihrer
Es ist für schon ok, wenn jemand von seinem Glauben sehr überzeugt ist und diese Überzeugungen auch anderen schmackhaft machen will. Wo Missionieren über das hinausgeht, so getan wird, als hätte man die einzig richtige Ideologie, hört es für mich auf. Und natürlich bei soner Medienbreitseite.
> Masse eher "prokirchlich" sind, "contrareligiöse" Meinungen
> sich aber mehr erlauben können. Etwas schizophren das ganze.
>
> >> Auch die Geschehnisse um die US-Wahlen 2000 und 2004 habe ich
> >> jeweils recht genau verfolgt, ohne zu meinen, einem GWB-Kult
> >> anzuhängen ;-)
> >
> > Das war Hauptereignis, hat aber nicht in dem Mass andere
> > Nachrichten ersetzt.
>
> Ich hatte (bei der Papstwahl, nicht beim Tode, s.o.) nicht
> das Gefühl der "ersetzten" Nachrichten, nur der "nach hinten
> geschobenen". Ersetzt wurden zugegeben
> Nichtnachrichtensendungen - die allerdings bei solchen Dingen
> meines Erachtens schon mal zurück stehen können. Wäre es
> nicht passiert, hätte es mich auch nicht "gestört", so
> allerdings habe ich Verständnis dafür.
Wenns das erste Thema ind er Tagesschau ist, wenns ne Sondersendung gibt, ok. Aber auf allen Kanälen und auf Dauer (wie beim Tod des Papstes) - das ist nur nervig.
> > Und es gab auch kritische Berichterstattung zu Bush. Echte
> > Kritik am Papst habe ich in den letzten Wochen nicht
> > mitbekommen.
>
> Am neuen eine Menge, meist vor der Wahl, soweit ich die
> Wellenmedien verfolgt habe. Die von mir konsumierten
> Printmedien sind eher auf "naja, als Kardinal war er Grütze,
> schaun wir mal wie er als Papst wird"-Kurs. Allerdings: auch
> nach dem Tode eines Franz-Josef Strauß wurde nicht gleich mit
> der "kritischen Würdigung" begonnen. Und auch seinem
ne, schon vorher, eigentlich ständig ;-)
> Nachfolger gestattete man ein paar Wochen, bevor man seine
> neue Amtsführung betrachtete. Die "Positivität" der
> Berichterstattung hier sehe ich noch nicht als "Medienmacht
> der Kirche" (ohne abstreiten zu wollen, dass die Kirche mehr
> Medienmacht haben dürfte, als andere Organisationen, die in
> vergleichbarer Größenordnung Menschen vertreten).
Es ist die Menge der Berichterstattung und es fehlt IMHO jede Kritk daran, dass sich da jemand anmasst Stellvertreter Gottes zu sein, trotz AIDS-Gefahr gegen das Kondom spricht.
> > Kommen wir mal zurück zum Thema: Warum gibt es so wenig
> > Spiele mit kirchlichem Thema, wenn der Papst die Menschen
> > so bewegt? Müsste doch der Verkaufsschlager sein? Oder
> > braucht es dazu nicht doch den verordneten Spielekauf
> > analog zur medialen Zwangsberieselung?
>
> Spiele zu realexistierenden Gegenwartsthemen haben meines
> Erachtens die (sichter schon erwähnten Probleme), dass man
> mit Diskriminierungsproblemen aufpassen muss (Wohnungsmakler
> veralbern ist in Ordnung, Asylsuchende nicht - mal sehr platt
> formuliert), und dass man sehr schnell Käuferschichten
> verprellt, wenn man deren Meinung nicht teilt. Im Bereich
Ich dachte jetzt nicht an satirische Spiele. Wenn die Leute so religiös sind und auch den Papst so gern sehen wollen, warum gibt es kein nichtsatirisches Papstspiel?
> Kirche bedeutet das sicherlich, dass sehr religiöse Menschen
> ein anderes Verhältnis zur Kirche haben, als man es sonst
> gegenüber Spielthemen trifft - ein weniger humoristisches
> könnte man vielleicht sagen. Und Sinn von Humor (hier wieder
Ich gehe schon davon aus, dass auch religiöse Menschen Humor haben.
Allerdings sind sie wohl eher nicht Zielgruppe von 2F-Spielen.
> zurück zu ich glaube Frank) ist eben, "mit" dem Opfer zu
> lachen, nicht "darüber". Obendrein denke ich, dass die
> Gruppen "Spielefreaks/Vielspieler" und "Agnostiker"
> korrellieren, ohne es jetzt belegen zu können. Sprich: das
Ist die Frage, was man jetzt genau unter religiös versteht. Den hyperfrommen aufs Jenseits orientierten Christen wird man sicherlich weniger unter Spielern finden. Aber mehr am diesseitgen Leben orientierte Christen sicherlich schon. Die fallen nur nicht so auf, weil sie nicht so dem Klischee entsprechen.
Gruß, Günter