Beitragvon Roman Pelek » 24. Mai 2006, 23:02
Hi Benno,
Franz-Benno Delonge schrieb:
>
> So, Leute,
> jetzt hab ich aber einen dermaßen dicken Hals, dass alles zu
> spät ist!
>
> Seit Jahren schäme ich mich zunehmend dafür, dass sich mein
> Spielegeschmack immer ausschließlicher auf "leichtverdauliche
> Kost" beschränkt, wie ich sie auch selber produziere. Dann
> höre ich schuldbewußt von einem großartigen neuen Spiel
> namens "Caylus", das zwar etwas komplexer sei, aber
> qualitativ der absolute Überflieger...
>
> Nachdem dann auch der Spielekritiker meines Vertrauens diese
> Einschätzung teilt, gebe ich mir einen ganz großen Ruck,
> lasse mir von ihm unter Aufbietung aller meiner geistigen
> Kräfte dieses Spiel zeigen und erklären, spiele es, verliere
> haushoch - aber finde danach trotzdem, dass es schon
> irgendwie ziemlich gut ist, und dass ich es wohl doch öfters
> spielen sollte, um mich mal wieder als halbwegs
> ernstzunehmender Brettspieler zu profilieren.
>
> Und jetzt? Lese ich hier, dass es die richtigen Cracks schon
> wieder nicht mehr so gut finden, nämlich entweder nicht
> komplex genug, oder andererseits vielleicht doch wieder zu
> komplex und trocken, also kurz - dass es doch nicht so toll
> sei, wie es anfangs alle gesagt haben.
>
> Wißt ihr was? Dann macht doch, was ihr wollt! Ich gebs auf
> und spiele künftig wieder abendelang "Lost Cities", "Attika",
> "Zug um Zug", "Thurn und Tuxis" oder was man eben sonst mit
> Durchschnittshirn und nur drei Spieleabenden im Monat geistig
> erfassen kann...
>
> Stinksaure Grüße
> Benno
Oh, da sagst Du etwas, was ich schon in einem hinteren Teil meines Hirns unter der Rubrik "Dinge, die Du möglicherweise mal sagen könntest, derzeit aber nicht sagen möchtest" geparkt habe :-)) Auch wenn ich derzeit ca. zwei Spieleabende pro Woche habe: nicht immer mag man sich auch als passionierter Spieler in komplexe Dinge reinfuchsen (manchmal ist man nach der Arbeit ja auch platt), und bei manchen "komplexen" Spielen habe ich nach der Einarbeitung das Gefühl, dass die vermeintliche Komplexität eher Augenwischerei ist. Und bei einfachen Spielen beschleicht mich dafür öfter umso das Gefühl, dass sie nicht immer minder anspruchsvoll sind, nur weil die Regeln einfacher zu erfassen sind :-)
Was allerdings nix daran ändert, dass ich Caylus für einen sehr angenehmen Vertreter der komplexen Sorte halte, bei dem sich das Reinfuchsen lohnt. Aber: ich würde bei Grüblern die Flucht ergreifen und genau deshalb auch in der Brettspielwelt nie Leute nach einer Partie fragen, die ich nicht ob flüssiger Spielweise schätze :-D
Aber bekanntermaßen gehöre ich als Mathematiker zu den Skeptikern, die gerne mal behaupten, dass nix anstrengender ist, als etwas Anspruchsvolles einfach umzusetzen, d. h. in einfachen Spielen mehr Arbeit und Tiefe stecken kann, als es sich beim ersten Blick zeigt. Ein Spiel regeltechnisch zu verkomplizieren, um erwünschte Effekte aufzufangen, zu nivellieren, ist m. E. "vergleichsweise" einfach...
Ciao,
Roman