Beitragvon Roman Pelek » 1. September 2006, 01:52
Moin Herbert,
Herbert schrieb:
>
> Mike Merten schrieb:
>
> > Aber eben nicht beliebig. Und ohne Definitionen sind Begriffe
> > nun einmal beliebig.
>
> Da muss ich nochmals auf den Duden als Definition verweisen.
> "Vielspieler" und "Gelegenheitsspieler" steht da nicht drin.
> Also: anders formulieren.
M. E. reden wir hier von zwei ganz verschiedenen Paar Schuhen.
Zum einen von wissenschaftliches Arbeiten, wissenschaftliche Theorie, hier der Mathematik. Hier sind eindeutige Definitionen im Voraus machbar, und auch sehr sinnvoll. Der Lohn der Mühe ist eine weltweit (fast) einheitliche, eindeutige Sprache - allerdings unter einer relativ kleinen Menge an "Druiden", die sich darauf geeinigt haben und auch die Disziplin aufbringen, das durchzuziehen. Aber Du brauchst nur mal zu den Physikern zu gehen um festzustellen: Selbst als Wissenschaftler leben die Mathematik als "Was nicht passt, wird passend gemacht, und die Messungenauigkeit wird das schon regeln." Für'n richtig ernsten Mathematiker gehört ja alleine schon der Physiker-Umgang mit Integralen unter Todesstrafe gestellt. Frei nach dem Motto: "Wie kürzt man 16/64 richtig? Genau: wir streichen die '6', bleibt 1/4 übrig. Und das Ergebnis stimmt."
Naja, und zum anderen reden wir von Sprache, diesem lebendigen Ding, das nun wirklich von jedem "unqualifizierten Lebensteilnehmer", mit verballhornt wird. Sprich der Praxis. Und in der Praxis wird nicht lang gefackelt, da wird nicht lang definiert, da wird von Menschen einfach mal gemacht, notfalls unter vollkommener Auslassung von Sinn und Verstand (man führe sich nur mal einige Apostrophen-Katastrophen vor Augen). Und der Duden ist damit beschäftigt, das in der Praxis Etablierte zum Nachlesen in Zweifelsfällen festzuschreiben. Der Duden geht nicht hin und erfindet und definiert aus eigenem Antrieb neue Wörter, die gefälligst von allen zu benutzen sind.
> Nach dem Motto "Die Befreiung des Menschen aus seiner
> geistigen Unzulänglichkeit beginnt mit der Befreiung aus
> seiner sprachlichen Unzulänglichkeit" oder so ähnlich,
> Immanuel Kant (nicht Bob Dylan).
Steilvorlage, Herbert, Steilvorlage. Und das Beste daran: Du konntest noch vermutlich nichtmal ahnen, dass ich genau darauf ein passendes Zitat der Populärkultur zur Hand habe. So macht mir das Ganze gleich doppelt Spaß ;-)
Also alle Kulturschaffenden hier mal kurz ganz, ganz tief durchatmen, es kommt ein Zitat von Sven Regener. Das erforderliche Vorabwissen: er sinniert darüber, dass es in Berlin verwegenerweiser U-Bahnen gibt, deren Streckenführung teilweise überirdisch erfolgt und dass das sprachlich irreführend und gefährlich sein könnte, weil es dann ja eigentlich als H(och)-Bahn tituliert müsste:
"Soll man nun der Sprache wegen diesen Teil der U-Bahn unter Schmerzen in die Erde legen oder reicht es, wenn man kurz vor Schöneberg die Linie einfach sperrt? Sicher gibt das böses Blut, doch Sprache ist, das wissen wir, das allerhöchste Gut. Und ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch nur ein Gartenzwerg."
Ciao,
Roman (neulich, diesen Sommer, bei der Fußball-WM, als mich die angetrunkene junge Dame gegenüber nach meiner Ausbildung fragte: "Mathematiker" - "Oh mein Gott, Du bist'n kompletter Spinner, dabei sahst Du ganz nett aus." - "Dann renn, Baby, renn. Wenn Du exakt JETZT die Beine in die Hand nimmst, gebe ich Dir sogar 3,1415928 Meter Vorsprung". Sie rannte nicht.)