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Olle doofe Glücksspiele??

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Peter Zanow

Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Peter Zanow » 24. Dezember 2004, 17:16

Hallo,
Was ist an einem Glücksspiel so schlimm?
Bei der Kritik von "Meisterdiebe" in der Spielbox 06/04 steht als Anmerkung von KMW(Zitat): "Schade, tolles Objekt, tolle Idee, als Spiel aber allenfalls zu zweit oder dritt geeignet, andernfalls verliert man den Überblick, und das Schubladenziehen wird zum Glücksspiel."
Wo steht geschrieben, dass dieses Spiel ein Taktikspiel sein will. In dem Falle hat es eher was mit Schweissausbrüchen und Zittern zu tun (Ist dies jetzt die richtige Schublade oder nicht? Wie weit geh ich?).
Solange der Glücksfaktor für Spannung am Spieltisch sorgt, ist er sehr gern gesehen.
Nach 16 Jahre Spielbrett Berlin und ebensoviele Weihnachtsgeschäfte, habe ich auch den Eindruck, dass die Leute ganz froh sind, wenn sie durch das Spiel etwas gelenkt werden und nicht immer so viel nachdenken müssen.
Ich will man den Erfolg von "Siedler von Catan"-Basisspiel als Beispiel missbrauchen. Alle finden dieses Spiel toll (ich übrigens auch), trotz seines hohen Glücksanteils:
Schlecht gewürfelt, keiner tauscht mit mir, schon gehe ich Kaffee kochen.
Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass in diesem Fall der Begriff "Glücksspiel" recht abwertend benutzt wurde und wollte mal sehen, ob es dazu noch andere Meinungen gibt.
Ein frohes Fest, Peter

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Andi-spielbox

Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Andi-spielbox » 24. Dezember 2004, 17:54

Nicht alle lieben Siedler. Ich HASSE es zum Beispiel, vor allem wegen dem Glücksfaktor (Ich hab noch nie verstanden, was alle an diesem Spiel mit seinen tausend Erweiterungen finden). Ich finde, je weniger das Glück in einem Spiel eine Rolle spielt, desto besser. Nichts gegen einen Würfelwurf hier und mal kartenziehen da...
Aber in einem Spiel ohne Glück, kann man auch nicht das Pech für die Niederlage verantwortlich machen... :-)

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Sarah Kestering

Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Sarah Kestering » 24. Dezember 2004, 19:59

Hallo!

Ich habe grundsaetzlich nichts gegen Gluecksspiele. Aber es kommt darauf an wie lange und komplex das Spiel ist. Waere Age of Steam ein Gluecksspiel wuerde ich es doof finden, denn fuer ein Gluecksspiel waere mir der Aufwand zu hoch.
Kleine, kurze spassige Spiele duerfen gerne einen Gluecksanteil haben.

Viele Gruesse, Sarah

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Andi-spielbox

Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Andi-spielbox » 24. Dezember 2004, 23:26

Ok, so kann man das auch sehen. Ich spiel sowas auch gern als Aufwärmer oder Absacker...

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Udius
Brettspieler
Beiträge: 71

Glücksfaktor beim Siedeln

Beitragvon Udius » 25. Dezember 2004, 01:56

Hallo Peter und Andi,

zum Glücksfaktor beim Siedeln möchte ich beisteuern, dass der m.E. von vielen Leuten aufgrund der Würfel überschätzt wird. Natürlich kann ich gegen das Argument "und was ist, wenn ständig nur die 4 kommt und du nicht daran gebaut hast?" keinen Gegenbeweis liefern, aber gegen einen überwiegenden Glücksfaktor spricht, dass man bei den Siedler-Meisterschaften häufig die gleichen Gesichter in den Finalspielen wiederfindet.
Ich würde es mal so formulieren: Wenn alle SpielerInnen gleich stark spielen, entscheidet letztendlich wohl das Würfelglück über Sieg oder Niederlage. Es spielen aber längst nicht alle gleich stark, und außer dem Glück spielen viele andere Faktoren eine wichtige Rolle (wohin setze ich meine Anfangssiedlungen, wohin wann den Räuber, wann handle ich mit wem und wie geizig oder großzügig bin ich dabei, wann kaufe ich E-Karten, wann spiele ich sie aus, wer merkt sich die Rohstoffe der Mitspieler, wie gehe ich mit den Mitspielern um (Sympathiefaktor) und und und...).
Ich würde den Glücksanteil jedenfalls unter 50 % "ansiedeln" :-) . Sicher gibt es manchmal Spiele, in denen die Würfel wirklich entgegen jeder statistischen Wahrscheinlichkeit fallen und ein Profi deshalb gegen Anfänger verliert, aber diese Möglichkeit des "David gegen Goliath-Sieges" (die bei Spielen ohne Glücksfaktor quasi fehlt) macht auch einen gewissen Reiz des Siedelns aus und ist sicherlich ein Hauptgrund für die allgemeine Beliebtheit des Spiels z.B. in Familien.

Gruß - und euch allen noch ein fröhliches Weihnachtsfest -
Udo

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Frank

Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Frank » 25. Dezember 2004, 03:52

Peter Zanow schrieb:

> Was ist an einem Glücksspiel so schlimm?

goa nix, wenn man sich von beginn an darauf einläßt und nix anderes erwartet.


> Bei der Kritik von "Meisterdiebe" in der Spielbox 06/04 steht
> als Anmerkung von KMW(Zitat): "Schade, tolles Objekt, tolle
> Idee, als Spiel aber allenfalls zu zweit oder dritt geeignet,
> andernfalls verliert man den Überblick, und das
> Schubladenziehen wird zum Glücksspiel."

er meinte das wohl eher auf die fähigkeit bezogen, sich dinge merken zu können und die bei steigender spielerzahl nicht ganz unerheblich gefordert ist und nicht jeder kann das gut. ich z.b. als alter, aber gar nicht sooo schlechter, "aus-dem-bauch-raus-spieler" definitv nicht und deswegen gibt es für meisterdiebe auch von mir ein ganz klares "durchgefallen", denn wenn man diese eigenschaft nämlich nicht so gut beherrscht, mutiert es in der tat zum fast reinen glücksspiel und da gibt es bessere (can´t stop irgendjemand oder noch simpler, "mäxchen" ?), allerdings zugegebenermaßen keine hübscheren (und teureren...)


> Solange der Glücksfaktor für Spannung am Spieltisch sorgt,
> ist er sehr gern gesehen.

definitiv, aber bei einem spiel, das zumindest den anschein erweckt, sich an denkende menschen zu wenden, sich in wahrheit aber nur an menschen wendet, die sich nur gut erinnern können (was nicht unbedingt oder nicht wirklich etwas mit denken im kreativen sinne zu tun hat), nervt es doch sehr, wenn es irgendwann mehr oder weniger beliebig erscheint, was man macht und was nicht.


> Nach 16 Jahre Spielbrett Berlin und ebensoviele
> Weihnachtsgeschäfte, habe ich auch den Eindruck, dass die
> Leute ganz froh sind, wenn sie durch das Spiel etwas gelenkt
> werden und nicht immer so viel nachdenken müssen.

kleiner insider-joke, den vielleicht nur du verstehen und hoffentlich tolerieren wirst, ohne verärgert zu sein : jede firma hat die kunden, die sie anspricht und deshalb letztendlich auch bekommt und verdient, aber der kluge fischer versucht, in möglichst vielen gewässern die reusen auszubreiten, denn dann fängt er immer was und in seiner gesamtheit mit sicherheit auch deutlich mehr :-D

etwas ernster : es ist nach meiner bescheidenen ansicht ein grundproblem unserer deutschen gesellschaft, daß viel zu wenige menschen mehr lust, zeit oder fähigkeit haben, sich intensiv mit etwas auseinanderzusetzen, etwas angestrengter nachzudenken oder auch entsprechend laut und deutlich aufzumucken, wenn dinge in diesem lande quer laufen. das ist leider im echten leben so und findet seine konsequente fortsetzung in form von heutzutage eher konfliktarmen spielen, gewünschter leichtigkeit und manchmal sogar seichtheit leider auch am spielbrett.
ist das gut und richtig so ? keine ahnung und vielleicht sogar irrelevant, aber es paßt wunderbar ins bild dieser, sich aus komplexeren themen mehr und mehr wegzappenden, gesellschaft. diesen trend nun aber auch noch zu verinnerlichen, i.d. man sagt, guck mal, die meisten wollen´s doch gar nicht anders, halte ich persönlich für grundsätzlich schlecht und nicht richtig, denn wenn man meint, daß die leute noch nicht verdummt genug sind, würde ich eher das spiel des lebens oder nachmittagsfernsehen empfehlen, als die meisterdiebe, denn die beiden eben genannten dinge sind wenigstens ganz eindeutig billiger zu haben...


> Ich will man den Erfolg von "Siedler von Catan"-Basisspiel
> als Beispiel missbrauchen. Alle finden dieses Spiel toll (ich
> übrigens auch), trotz seines hohen Glücksanteils:
> Schlecht gewürfelt, keiner tauscht mit mir, schon gehe ich
> Kaffee kochen.
> Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass in diesem Fall der
> Begriff "Glücksspiel" recht abwertend benutzt wurde und
> wollte mal sehen, ob es dazu noch andere Meinungen gibt.

also ich weiß nicht so recht, catan mit meisterdiebe zu vergleichen, finde ich ja doch etwas seltsam. beide sind (für menschen mit schwachem gedächtnis) sicherlich irgendwo glücksspiele, aber catan hat wenigstens verdienste, die meisterdiebe in seiner (im wesentlichen preislich und materialtechnisch) aufgeblasenen form *niemals* erwerben kann und wird, weil es schlicht und einfach viel zu teuer ist.
meisterdiebe ist ein weihnachts-gimmick, an das schon in 2 oder 3 jahren keine mensch mehr denken wird, es sei denn er oder sie ist gerade mit staubwischen beschäftigt.
catan hingegen, rückte der grenze vom gelegenheits- zum vielspieler so dicht auf die pelle, daß es nicht nur zum kommerziellen erfolg wurde, sondern auch eine stattliche zahl an menschen aus ersterer gruppe, den sprung zu letzterer machen ließ, insbsondere auch international betrachtet, wo viele, viele menschen wegen catan vielleicht sogar erstmalig mit einem deutschen kulturgut-virus namens brettspiele infiziert wurden. und diesen, für die verlage schon in wirtschaftlicher hinsicht, unschätzbaren verdienst, wird ein meisterdiebe nie nicht erreichen können, wobei das aber sicherlich auch nicht die intention des ganzen war.


> Ein frohes Fest, Peter

yo, ebenso :-)


der böse frank himself :-P

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Michael-spielbox

Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Michael-spielbox » 25. Dezember 2004, 10:12

Hallo
Also ich wäre sehr enttäuscht, dieses Spiel für 100 € zu kaufen um dann feststellen zu müssen, dass es einen sehr starken Glücksfaktor hat. Für die meisten Vielspieler ist "Glückspiel" halt nicht so der Hit und die Spielbox lesen ja fast ausschließlich Vielspieler.
Michael

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Attila
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Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Attila » 25. Dezember 2004, 10:17

Peter Zanow schrieb:

> Was ist an einem Glücksspiel so schlimm?

Du meinst von Glückkomponenten in einem Spiel. "GLücksspiele" (Lotto, Roulette, etc" haben ja meist nur denn ihren Reiz, wenn man total Besoffen ist oder um Geld spielt. :-)

> Solange der Glücksfaktor für Spannung am Spieltisch sorgt,
> ist er sehr gern gesehen.

Ich kenne Meisterdiebe jetzt nicht, aber oft ist der Glückfaktor gar nicht so zufällig wie manche tun.

> Ich will man den Erfolg von "Siedler von Catan"-Basisspiel
> als Beispiel missbrauchen. Alle finden dieses Spiel toll (ich

Jepp, bei Siedler ist Teurber scheinbar eine (fast) perfekte Mischung aus Glück und Steuerbarkeit gelungen - der Erflog gibt ihm recht!

> Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass in diesem Fall der
> Begriff "Glücksspiel" recht abwertend benutzt wurde und

Der Begriff "Glück" und "Glücksspiel" wird imo meistens Abwertend gemeint - meistens liest sich das ganze (oder hört sich an) dann auch wie eine Entschuldigung wieso man in dem Spiel nicht so gut ist. Das kann ich auch bei mir selber feststellen, wenn mir ein Spiel nicht so gut gefällt dann liegt es meist daran das ich das Gefühl habe, das meine Entscheidungen *keinen* Einfluss auf den Spielverlauf haben. Das liegt aber meistens daran das man das Spiel nicht wirklich begirffen hat - die Regeln natürlich, aber nicht die Möglichkeiten und die Konsequenzen (im spieltechnischen Sinne). Wenn ich mir das ganze nochmal genauer überlege, dann ist es durchaus öfters so das mein schlechtes abschneiden mit eklatanten Fehlentscheidungen zusammenhängt. Das liet einfach daran, das man viele Sachen im ersten Spiel nicht kenn z.B. Karten- und Plättchenverteilungen. Oder man "vergisst" manche Dinge zu schnell (abgeworfene Karten/Plättchen, eingetretene Ereignisse, etc).
Man hat einfach nicht alle Informationen die da waren für die eigenen Entscheidungen genutzt. - Die Frage wie weit man das treibt muss jeder für sich selber beantworten. Es ist halt so: Wenn man Informationen die Vorliegen nicht benutzt und daraufhin die eigenen Entscheidungen einem "Zufällig" vorkommen, dann liegt es *nicht* an mangelndem Glück wenn man nicht zufriedenstellend abschneidet.

Atti

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Peter Zanow

Re: Olle doofe Glücksspiele??

Beitragvon Peter Zanow » 27. Dezember 2004, 17:15

Hallo

Frank schrieb:
>
> kleiner insider-joke, den vielleicht nur du verstehen und
> hoffentlich tolerieren wirst, ohne verärgert zu sein : jede
> firma hat die kunden, die sie anspricht und deshalb
> letztendlich auch bekommt und verdient, aber der kluge
> fischer versucht, in möglichst vielen gewässern die reusen
> auszubreiten, denn dann fängt er immer was und in seiner
> gesamtheit mit sicherheit auch deutlich mehr :-D

Den lobbe ich zurück:
Ein Vielspieler kauft nicht viel, weil er viel lieber ein Spiel viel spielt, als viele Spiele spielt :-D

Das ist zwar jetzt ein anderes Thema, aber es ist leider so, dass bei den komplexen Spieler eher überlegt wird, sie nicht reinzunehmen, da dieses Klientel sowieso im Internet kauft. (Wir haben schon so Sachen wie "Path of Glory", "Der eiserne Thron" oder "Age of Mythology".)
Und das andere Klientel will sie meist nicht("Wie, das dauert mehr als 2 Stunden?"; "Mir waren die Siedler schon zu kompliziert." - typische Zitate).
Ein schönes neues Jahr, Peter Zanow.


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