Beitragvon Frank » 25. Dezember 2004, 03:52
Peter Zanow schrieb:
> Was ist an einem Glücksspiel so schlimm?
goa nix, wenn man sich von beginn an darauf einläßt und nix anderes erwartet.
> Bei der Kritik von "Meisterdiebe" in der Spielbox 06/04 steht
> als Anmerkung von KMW(Zitat): "Schade, tolles Objekt, tolle
> Idee, als Spiel aber allenfalls zu zweit oder dritt geeignet,
> andernfalls verliert man den Überblick, und das
> Schubladenziehen wird zum Glücksspiel."
er meinte das wohl eher auf die fähigkeit bezogen, sich dinge merken zu können und die bei steigender spielerzahl nicht ganz unerheblich gefordert ist und nicht jeder kann das gut. ich z.b. als alter, aber gar nicht sooo schlechter, "aus-dem-bauch-raus-spieler" definitv nicht und deswegen gibt es für meisterdiebe auch von mir ein ganz klares "durchgefallen", denn wenn man diese eigenschaft nämlich nicht so gut beherrscht, mutiert es in der tat zum fast reinen glücksspiel und da gibt es bessere (can´t stop irgendjemand oder noch simpler, "mäxchen" ?), allerdings zugegebenermaßen keine hübscheren (und teureren...)
> Solange der Glücksfaktor für Spannung am Spieltisch sorgt,
> ist er sehr gern gesehen.
definitiv, aber bei einem spiel, das zumindest den anschein erweckt, sich an denkende menschen zu wenden, sich in wahrheit aber nur an menschen wendet, die sich nur gut erinnern können (was nicht unbedingt oder nicht wirklich etwas mit denken im kreativen sinne zu tun hat), nervt es doch sehr, wenn es irgendwann mehr oder weniger beliebig erscheint, was man macht und was nicht.
> Nach 16 Jahre Spielbrett Berlin und ebensoviele
> Weihnachtsgeschäfte, habe ich auch den Eindruck, dass die
> Leute ganz froh sind, wenn sie durch das Spiel etwas gelenkt
> werden und nicht immer so viel nachdenken müssen.
kleiner insider-joke, den vielleicht nur du verstehen und hoffentlich tolerieren wirst, ohne verärgert zu sein : jede firma hat die kunden, die sie anspricht und deshalb letztendlich auch bekommt und verdient, aber der kluge fischer versucht, in möglichst vielen gewässern die reusen auszubreiten, denn dann fängt er immer was und in seiner gesamtheit mit sicherheit auch deutlich mehr :-D
etwas ernster : es ist nach meiner bescheidenen ansicht ein grundproblem unserer deutschen gesellschaft, daß viel zu wenige menschen mehr lust, zeit oder fähigkeit haben, sich intensiv mit etwas auseinanderzusetzen, etwas angestrengter nachzudenken oder auch entsprechend laut und deutlich aufzumucken, wenn dinge in diesem lande quer laufen. das ist leider im echten leben so und findet seine konsequente fortsetzung in form von heutzutage eher konfliktarmen spielen, gewünschter leichtigkeit und manchmal sogar seichtheit leider auch am spielbrett.
ist das gut und richtig so ? keine ahnung und vielleicht sogar irrelevant, aber es paßt wunderbar ins bild dieser, sich aus komplexeren themen mehr und mehr wegzappenden, gesellschaft. diesen trend nun aber auch noch zu verinnerlichen, i.d. man sagt, guck mal, die meisten wollen´s doch gar nicht anders, halte ich persönlich für grundsätzlich schlecht und nicht richtig, denn wenn man meint, daß die leute noch nicht verdummt genug sind, würde ich eher das spiel des lebens oder nachmittagsfernsehen empfehlen, als die meisterdiebe, denn die beiden eben genannten dinge sind wenigstens ganz eindeutig billiger zu haben...
> Ich will man den Erfolg von "Siedler von Catan"-Basisspiel
> als Beispiel missbrauchen. Alle finden dieses Spiel toll (ich
> übrigens auch), trotz seines hohen Glücksanteils:
> Schlecht gewürfelt, keiner tauscht mit mir, schon gehe ich
> Kaffee kochen.
> Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass in diesem Fall der
> Begriff "Glücksspiel" recht abwertend benutzt wurde und
> wollte mal sehen, ob es dazu noch andere Meinungen gibt.
also ich weiß nicht so recht, catan mit meisterdiebe zu vergleichen, finde ich ja doch etwas seltsam. beide sind (für menschen mit schwachem gedächtnis) sicherlich irgendwo glücksspiele, aber catan hat wenigstens verdienste, die meisterdiebe in seiner (im wesentlichen preislich und materialtechnisch) aufgeblasenen form *niemals* erwerben kann und wird, weil es schlicht und einfach viel zu teuer ist.
meisterdiebe ist ein weihnachts-gimmick, an das schon in 2 oder 3 jahren keine mensch mehr denken wird, es sei denn er oder sie ist gerade mit staubwischen beschäftigt.
catan hingegen, rückte der grenze vom gelegenheits- zum vielspieler so dicht auf die pelle, daß es nicht nur zum kommerziellen erfolg wurde, sondern auch eine stattliche zahl an menschen aus ersterer gruppe, den sprung zu letzterer machen ließ, insbsondere auch international betrachtet, wo viele, viele menschen wegen catan vielleicht sogar erstmalig mit einem deutschen kulturgut-virus namens brettspiele infiziert wurden. und diesen, für die verlage schon in wirtschaftlicher hinsicht, unschätzbaren verdienst, wird ein meisterdiebe nie nicht erreichen können, wobei das aber sicherlich auch nicht die intention des ganzen war.
> Ein frohes Fest, Peter
yo, ebenso :-)
der böse frank himself :-P