Beitragvon Michael Heißing » 1. April 2005, 15:38
Der eigentliche Klassiker blieb bislang unerwähnt.... 1829, Südengland.
Der eigentliche Auslöser des 18xx Booms ist in meinen Augen auch nach wie vor die mit Abstand beste Variante.
1829 (und verschiedene Planvarianten wie Nordbrett, Deutschland, Österreich, 1853-Indien, Berlin usw) kommen in unserer Spielerunde seit mehr als 20 Jahren immer wieder auf den Tisch.
Die "amerikanische" Version, 1830 und Ableger (wozu auch das deutsche 1835 gehört), erfreute sich bei uns nur 3-4 Jahre größerer Beliebtheit. Nicht weil es zu "hart" war, sondern weil die Bankrott-Regeln immer wieder zu sehr unbefriedigenden Spielverläufen führten. Es entstanden oftmals in einer gewissen Eigendynamik Königsmacher Situationen, bei denen ein Spieler in den Bankrott getrieben wurde und ein unbeteiligter Spieler gewann (nein - das lag nicht daran, dass wir das Spiel nicht wirklich verstanden haben....;) Ich persönlich habe sicher 300+ 1830 Partein auf dem Buckel. viele meiner Mitspieler kommen auf ähnliche Zahlen)
1829 ist das ruhigere und auf lange Sicht subtilere Spiel (persönliche Einschätzung). Eine Runde, die sich ausschliesslich aus Neulingen zusammensetzt, sollte allerdings viel Zeit mitbringen und sicher das ein oder andere Mal regeltechnisch in die Irre laufen. Besser ist es, ein erfahrener Spieler erklärt die Regeln/Mechanismen und zeigt gleichzeitig Zusammenhänge und Optionen auf, ohne dabei direkt steuernd in das Spiel einzugreifen. Er kann ja gleichzeitig den PC bedienen, auf den man auf keinen Fall verzichten sollte!!
Eine erfahrene Runde bei uns spielt eine Partie mit PC-Unterstützung in 3 Stunden (4-7 Spieler). Ohne dass dabei Hektik aufkommt - im Gegenteil, es bleibt viel Zeit, sich nebenher nett zu unterhalten.
Eines muss dir klar sein - keine 18xx Variante ist ohne Anleitung durch einen geübten Mitspieler einsteigerfreundlich. Prinzipiell ist meist die "ursprünglichere" Version leichter als eine der späteren Varianten, da diese meist auf der Standardversion aufbauen.
Also im Falle des 1830 Baums: 1830.
1835 ist aufgrund des schlüssigen Prinzips und der gut strukturierten Regel ebenfalls noch als Starter zu empfehlen
So sehr ich das Original 1829 und seine "britischen" Ableger auch liebe - ein schwerwiegendes Problem bleibt:
das Spiel ist praktisch nicht mehr erhältlich!
Und wenn, dann in der Regel zu absoluten Mondpreisen. Das 1825 "Sammelspiel" von Francis Tresham ist leinder keine 100%ig gleichwertige Alternative. Als einzig praktikable Möglichkeit bleibt der Eigenbau. Aber diese "Arbeit" nimmt man wohl erst dann auf sich, wenn einen das Spiel bereits in seinen Bann gezogen hat. In meiner Runde existieren gleich mehrere Eigenbauten.... die aufwändigste ist in Form eines Teppich-Unikats (für BRD 90) mit Riesen-Plättchen, den mir meine Freunde vor 10 Jahren zur Hochzeit geschenkt haben....;)
1829 samt Ablegern gehört meiner Meinung nach zu den besten anspruchsvolleren Spielen, die jemals entwickelt wurden. Die Mühe, es kennen zu lernen, lohnt auf jeden Fall.
Noch zu den Fragen:
1. Nein - trocken ist das Spiel beileibe nicht. Bei uns wurden schon Tische gekippt, Pläne zerissen, Sicherungen rausgedreht.... die Emotionen können sehr hoch gehen....;)
2. 4-6 ist in der Regel optimal
3. 1829, 1830, 1835 - und dann erst die späteren Ableger
4. Bis auf die Thematik und die "optische" Verwandtschaft des Streckenbaus kaum zu vergleichen. Die Spielmechanismen und das Spielgefühl sind komplett unterschiedlich.
Gruß aus Bonn/Köln
Micha