Beitragvon Dietrich » 8. März 2007, 02:42
Moin, moin,
ich finde es toll, daß jemand wagt, die 'Recht'-Schreibung zu benutzen.
Mir scheint es, als hätten die maßgebenden Rechtschreib-Professoren einige Schüler gefragt, wie sie wohl ein paar unserer deutschen Wörter schreiben würden und warum.
Und auf diese Weise war, ohne viel nachzudenken, die Rechtschreibreform fertig! Wenn ich die Herkunft dieser Professoren sehe, denke ich, das ist ein später Sieg über das westliche Deutschland.
Und mir kommen einige Fragen in den Sinn:
1. Wieso wird in der Schweiz trotz RSR (Rechtschreibreform) weiterhin kein 'ß' benutzt?
2. Wieso sind die Rechtschreibregeln gar keine echten Regeln? Sie gelten meist nicht allgemein, sondern nur bei wenigen Einzelfällen.
2 a) Z. B. müssen 'Stopp' und 'Tipp' geschrieben werden, aber nicht 'Flop', 'Hit', 'Hip-Hop', 'Kid' oder 'Top', die ja fast alle aus den englischen Sprachraum stammen. In Deutschland habe ich noch kein 'Stopp'-Schild gesehen!
2 b) Wieso heißt es 'Schänke'? Es gibt zwar den 'Ausschank', aber der Wein wird 'ausgeschenkt'! Zu meiner Schulzeit lernte ich, möglichst substantivische Konstruktionen zu vermeiden (Schreibstubendeutsch) und dafür Verben zu benutzen (lebendige Sprache). Die reformierten Rechtschreibregeln werden merkwürdigerweise von den im Laufe der Jahrhunderte gebildeten Substantiven abgeleitet und nicht von den Verben. Und wieso wird dabei das deutsche 'e' ausgemerzt (nicht ausgemärzt) und durch einen Umlaut ersetzt, obwohl er international wenig Gegenliebe findet? So findet man 'aufwändig' ('Aufwand'), aber dennoch 'aufwenden'; so auch 'einwenden' trotz 'Einwand' und 'hinwenden', also in der Mehrzahl mit 'e' geschrieben! Der neue 'Stängel' ist gar nicht von 'Stange' abgeleitet, sondern vom althdt. 'stengil'.
2 c) Das Wort 'rau' war auch nur ein Kotau vor dem NRW-Landesvater, der damls als Bundeskanzlerkandidat antrat (wie ja das Titelbild von 'Die Macher', erste Ausgabe auch einprägsam zeigt) . Alle übrigen Wörter dieses Stammes enthalten ein 'h' oder 'ch': Rauch(-waren = Pelze), roh; im Englischen 'gh': rough ...
2 d) Wieso gibt es das 'ß' nur nach langgesprochenem Vokal oder Diphthong? Dabei steht das 'sz' - eigentlich aus zwei Konsonaten gebildet - dafür, daß der vorgehenden Vokal kurz gesprochen werden müßte. Und wieso schreiben trotzdem so viele Menschen auch nach neuer Rechtschreibung 'Strasse', 'Fussball', 'schiessen', selbst wenn sie nicht aus der Schweiz kommen?
3. Über die Komma- und Getrennt-Schreibregeln kann ich mich aus Platzgründen nicht auslassen!
Den Grundschülern, für die diese Regeln (?) gedacht waren, helfen sie nicht, da sie nur in wenigen Ausnahmen gelten, die mühsam auswendig (nicht auswändig) gelernt werden müssen. Da sie Rechtschreibung ohnehin erst lernen müssen, hätte es ihnen doch nichts ausgemacht, die gängigen Regeln zu lernen! So aber liest ein Grundschullehrer immer häufiger 'Ergebniss' oder 'Finsterniss' (das ist übrigens auch nach der neuen Rechtschreibung falsch!), da ja das 'i' nicht lang gesprochen wird.
Also danke an Ferdinand, dem ich allerdings sein 'Marker' statt 'Marke' etwas übelnehme.
MfG Dietrich