Beitragvon Jerry » 2. Januar 2008, 12:46
[... nu aber komplett...]
Da ja immer mal wieder Nachfragen kommen ob das eine oder andere Spiel auch mit Nichtspielern funktioniert habe ich mich mal hingesetzt und einen kleinen Leitfaden geschrieben der die Frage beantwortet, wie gut ein bestimmter Menschentyp für die Teilnahme an komplexen Spielen geeignet ist. :-)
Viel Spaß beim Lesen
Generell unterteilt man Nicht- und Wenigspieler in 7 Kategorien. Je nach Kategorie ergibt sich eine unterschiedliche Eignung für die Teilnahme an eingespielten Spielerunden. Wir unterscheiden die folgenden Typen:
1. Der "Fun"-Typ:
Will Spaß haben und zwar sofort. Kennt "Tabu" und "Trivial Pursuit". Ruft nach mehr als 90 Sekunden Regelerklärung "lasst uns einfach anfangen" oder "das ergibt sich doch gleich im Spiel". Macht anschließend alles falsch, merkt es aber nicht weil er die ganze Zeit lustige Anekdoten aus seinem Leben zum besten gibt. Verbessert ode verschlechtert die Siegchancen der anderen Spieler massiv - je nachdem wer wo sitzt.
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 10% (90% falls man sich an den zufallsgesteuerten Zügen stört)
2. Der weinerlicher Typ
Steht prinzipiell dem Spielen aufgeschlossen gegenüber, mag aber nicht überfordert werden. Ist allerdings gleichzeitig zu stolz zuzugeben, wenn er etwas nicht versteht. Fummelt zu Beginn erratisch rum bis er grob gepeilt hat worum's eigentlich geht. Erkennt dann, dass er längst meilenweit zurück liegt und nervt ab dann mit Nachfragen wie lang's noch dauert. Muss nach ca. 60 Minuten überraschend zu einem anderen Termin den er total verschwitzt hat.
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 85%
3. Der "erwachsene" Typ
Dieser Nichtspielertypus ist oft 65 Jahre oder älter. kann aber prinzipiell in jeder Altersgruppe gefunden werden. Seine Grundhaltung drückt sich in der Assoziation "Spielen = Kinderkram" aus. Alles was bunte Pöppel enthält lehnt tendenziell ab (Pöppel = Lego-Ersatz). Das Maximum zu dem man den erwachsenen Nichtspieler überreden kann sind Spiele der Kategorie Trivial Pursuit weil diese gerade noch so als Bildungsaktivität durchgehen. Ironischerweise ist der erwachsene Nichtspieler bereits mit Regeln der Komplexität eines "Bezzerwizzer" überfordert was daran liegt, dass er beim Regelerklären grundsätzlich nicht zuhört (Regel = Kleinkram der sich von selbst versteht). Gerne steht der erwachsene Nichtspieler auch bei Quizspielen daneben, spielt nicht mir aber bölkt ständig die Antworten in die Runde.
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 20% (wegen der niedrigen Teilnahmebereitschaft)
4. Der "Siedler-und-Carcassonne"-Typ
Dieser Typ ist meistens weiblich und ist eigentlich keine echte Nichtspielerin. Hat eine sporadische Spielerunde in der außer Siedler von Catan und Carcassonne nichts anderes gespielt wird. Glaubt daher sich gut auszukennen. Ist vom Grundtyp fröhlich und optimistisch. Hört beim Erklären der Grundregeln vom Typ "Caylus meets Agricola" aufmerksam zu während ihre Gesichtszüge langsam immer verwirrter werden. Muss beim anschließenden Spiel ständig die Regeln nachfragen, wurschtelt sich aber irgendwie durch und wird mit großem Abstand Letzte. Kommt nie wieder. Prahlt anschließend in ihrer Siedler-und-Carcassonne-Runde damit dass sie letztens ein "irre anspruchsvolles Spiel mit total niedlichen Bauernhöfen" auf dem Tisch hatte.
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 20%
5. Der "Ich tat es aus Liebe" Typ
Hat große Ähnlichkeit zu Typ 4, hat aber keine wirkliche Spielerfahrung sondern spielt nur mit, weil er/sie in eine(n) der Mitspieler(innen) verknallt ist. Versucht während des Spiels dem Angebeteten zuzuspielen was aber mangels Praxis entweder nicht gelingt oder wegen fehlender Subtilität zu massiven Unmutsbekundungen der anderen Mitspieler führt. Kann tendenziell die Spielerunde sprengen oder (alternativ) das noch junge Pfänzchen der Liebe zertreten.
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 40% (Spiel-intern) + 40%(Beziehungsmäßig)
6. Der lernwillige Typ
Weiss dass er ein Noob ist, ist aber wild entschlossen, selbst das schwerste Spiel zu lernen und mitzumachen. Beisst die Zähne zusammen selbst wenn ihm bei 1830 gerade zwei geplünderte Gesellschaften ohne Lok auf's Auge gedrückt werden und nur Diesel-Züge für $1100 zur Verfügung stehen. Kann sich mittelfristig zu einem Echten_Spieler(tm) entwickeln
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 30%
7. Der "Nachziehstapel"-Typ
Dieser Nichtspielertyp hat eine autistische Grundhaltung. Egal was man ihm erzählt, worauf man ihn hinweist: es kommt wenig bis keine Reaktion. Warum er bei der Runde dabei ist, ist unklar, potenziell handelt es sich um einen einsamen Komillitonen oder Kollegen. Führt mit stoischer Gelassenheit seine Züge durch die aber keine erkennbare Linie zeigen. Könnte spielmechanisch auch durch einen Nachziehstapel oder ein einfaches Computerprogramm vom Typ Shell-Skript ersetzt werden. Schadet der Runde nicht solange man sich nicht an den zusätzlich entstehenden Zufallseffekten stört.
Desaster-Wahrscheinlichkeit: 15%
Gruß & nice dice,
Jerry