Beitragvon Andreas Keirat » 21. Juni 2008, 08:27
Globetrotter schrieb:
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> Hallo zusammen!
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> Hat jemand dieses Spiel bereits gespielt und kann mir etwas
> über den Spielablauf sagen?
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> Viele Grüße
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> Globetrotter Wolfgang
Nach dem Ablauf nun mein persönlicher Eindruck zum Spiel, basierend allerdings auch nur auf einer Partie zu zweit.
a) Spielmaterial und Aufmachung
Das Spielfeld wird sternenförmig ausgelegt. An kleinen Farbmarkierungen erkennt man, welche Rechtecke und Dreiecke nebeneinander ausgelegt werden sollen. Das übersieht man leicht. Was fehlt, ist die Farbreihenfolge im Uhrzeigersinn, wie dann an die zentrale Spielplatte angelegt wird. Es gibt scheinbar nur eine Farbvariante, bei der die Wege genau passen und nicht zu Sackgassen werden. Das hat anfangs für Frust gesorgt, weil nirgends im Spiel darauf hingewiesen wird, das die Platten immer nur in einer Stellung passen.
Jeder Spieler hat eine größere "Heldenfigur", die man in den Palast stellen soll. Danach ist die Figur überflüssig und hat keinerlei Funktion.
In den Landschaften befinden sich jeweils einige Sperren, die anfangs verwirren und nur in der fortgeschrittenen Variante als Blockade dienen. Aber ehrlich gesagt, sind auch diese Felder vollkommen daneben.
Das Spielbrett ist aus dicker Pappe, sieht ordentlich aus. Gleiches gilt für die Spielfiguren und die Karten. Die Kartentexte sind allerdings nicht immer in einwandfreiem Deutsch gehalten.
b) Spielerzahl
Laut Regel sollen die Spieler immer möglichst weit entfernt voneinander stehen und beginnen. Beim Spiel zu zweit oder zu dritt wird man sich also nur schwer oder gar nicht ins Gehege kommen. Wenn man es versucht, sieht der Mitspieler den bevorstehenden Angriff schon Meilen vorher und kann entsprechend Figuren in die Türme setzen.
Bei vielen Spielern wird das Klatschen der Nachbarn wahrscheinlich zwangsweise häufig stattfinden. Bis man hier mal wieder selbst am Zug ist, dürften wohl rund 10 Minuten vergehen.
c) Siegbedingungen
Es gibt zwei Arten von Siegbedingungen (Karten und Zitadelle mit Prinzessinnen-Figur). Da man nur fünf Karten haben kann und mit diesen eine Summe von 50 Punkten oder mehr erzielen muß, wird es sehr schwer, über diese Siegbedingung das Spielende einzuläuten. Die meisten Karten bringen nämlich weniger als 10 Punkte, wenn man sie auf der Hand hält. Die beste Karte zeigt gerade mal 14 Punkte. Da nirgends in der Regel steht, daß man Karten abwerfen darf, wenn man eine neue Kronenkarte erhalten würde, wird das Kartenlimit zum Problem und man MUSS versuchen, zu niedrige Karten regelgerecht bei Kämpfen zu spielen. Sie geben dort oft einen Bonus, gelten aber auch nur in bestimmten Situationen (z.B. beim Angriff auf eine Oase.... wenn ich nun aber keine angreifen will hab ich die Karte für immer an der Backe).
Karten bekommt man auf Kronenfeldern(wobei dann eine Figur permanent blockiert ist), beim erfolgreichen Angriff auf eine gegnerische Burg (Handkarte beim Gegner ziehen) oder wenn man vier Gefangene zurückgibt, die man durch Kämpfe eingesackt hat.
Die zweite Siegbedingung ist nicht weniger schwierig. Man benötigt eine Prinzessin. Die bekommt man nur, wenn man zwei Kronenkarten mit Prinzessinnen-Text besitzt. Eine hat man zu Beginn, die anderen sind bei den Mitspielern. Im Kartenstapel selbst sind im normalen Spiel keine. Die Variante sagt, daß nicht verteilte Prinzessinnen-Karten eingemischt werden sollen. MUSS man machen, wenn das Spiel einigermaßen flott gehen soll.
Hab ich zwei dieser Karten, erhalte ich eine Figur. Was passiert, wenn ich mal eine durch Diebstahl verliere, wird nicht gesagt. Es gibt auch nur drei Prinzessinnen-Figuren im Spiel, daher gehe ich davon aus, daß man die Figur auch wieder verliert. Hat bei unserem 2er Spiel aber auch keine Bedeutung gehabt.
Dann brauch man ja noch die Zitadelle. Hier geht es darum, drei Türme zu erobern. Also jeweils gegen die Übermacht an Würfeln bestens abzuschneiden. Einmal in der Zitadelle, hilft unser eigener Wächter auch nur bedingt und reduziert im besten Fall die Verteidigungswürfel der neutralen Gegner. Figuren in der Zitadelle sind auch unbeweglich.
d) Bewegungen
Die Bewegungen sind abhängig von der Anzahl eigener Oasen. Die braucht man auch zur Vermehrung. Insgesamt gibt es 12 Spielfiguren, was zunächst einmal viel klingt.
Leider gibt es nur ein Problem. Ich brauche ein bis zwei Figuren für Oasen, ein bis zwei Figuren für Kronenfelder und noch bis zu drei Figuren für die Zitadelle. Das sind also schon mal die Hälfte aller Spielfiguren. Wenn ich dann noch einige zur Verteidigung des eigenen Palastes abstellen will, bin ich am Limit. Nicht vergessen darf man ja, daß es Gefangene gibt, wenn man einen Kampf verliert. Und die Gefangenen werden in der Regel nicht automatisch ausgetauscht. Bei vielen Personen wird es daher durchaus mal vorkommen, daß ein Spieler bewegungsunfähig wird und man seine Burg und Handkarten plündern kann. Ging mir sogar im Spiel zu zweit so, weil ich einfach zu viele Oasen und Kronenfelder erobert hatte und keine zweite Prinzessinnen-Karte sammeln konnte.
e) Kampfsystem
Der Angreifer würfelt immer mit einem Würfel, kann ggf. noch eine Karte einsetzen, um den Wurf zu erhöhen (vor der Ermittlung des Ergebnisses). Der Verteidiger benutzt je nach Situation bis zu drei Würfel. Das Angreifen macht also keinen Spass und kann besonders gegen die Zitadelle zu Frust führen, wenn man das siebte Mal gegen den Wächter anrennt. Außerdem dauert es mindestens zwei Spielzüge, bis man wieder vor dem Tor steht...
Fazit: Finger weg. Ich hab fast 2 Stunden gespielt, mich absichtlich ins Aus manövriert und meinem Mitspieler nachher noch gesagt, welche Karten er aus meiner Hand ziehen soll, damit er 50 Punkte zusammenbekommt. Ansonsten hätte er noch ewig gegen die Zitadelle anrennen müssen. Immerhin hatte er eine Prinzessin.
Das Spiel wäre 1975 in Ordnung gewesen. Aber eine so unausgewogene, langweilige Würfelorgie macht heutzutage keinen Spaß mehr. Das wird sich wohl auch nicht ändern, wenn ich zu viert spiele.
Ciao,
Andreas Keirat
www.spielphase.de