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Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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batsch
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Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Beitragvon batsch » 4. Januar 2009, 22:05

Hallo.

Ich wollte mal kurz meine Erfahrungen mit CE mit euch teilen und fragen, ob ihr ähnliche gemacht habt.
Ich hab am Wochenenden meine ersten beiden Partien gespielt, wir waren jeweils zu dritt.

Die Spiele liefen flott und flüssig, die Regeln machten uns keine Probleme, auch dass man nicht eine Linie besitzt, sondern nur daran beteiligt ist, ließ keinen stolpern. Am Ende saßen wir aber recht ratlos vor dem Ergebnis.

Ich hab beide Spiele gewonnen, eins mit rund 90 Dollar, eins mit knapp 150. Aber warum ich als Sieger dasaß, war uns ziemlich schleierhaft. Es war schlichtweg nicht zu erkennen, welche Aktionen mir zum Sieg beziehungsweise den anderen zur Niederlage verholfen hatten. Die Versteigerungen verliefen recht willkürlich, selbst lange und angestrengte Rechenpausen ließen nicht wirklich erkennen, wie hoch man wirklich bieten sollte. Das Spiel funktioniert zwar, aber da niemand erkannt, warum ich gewonnen habe, konnte man auch nicht schließen, was man beim nächsten mal besser machen konnte. Mal baut man ein bisschen aus, dann entwickelt man ein bisschen, dann versteigert man ein bisschen und am Ende gewinnt - irgendwer. So kam es uns zumindest vor. Die anderen haben keine gravierenden Fehler gemacht, die Augänge waren dafür auch viel zu knapp.

So ist das Spiel für uns zwar sehr schön aufgemacht, die Mechanismen interessant, das Spielgefühl aber niederschmetternd langweilig. Was ich schade finde, ich wollte wirklich, dass mir das Spiel gefällt!

Wie geht es euch?

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Helby
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Re: Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Beitragvon Helby » 4. Januar 2009, 22:50

Hallo,

meiner Freundin erging es ähnlich, gerade heute haben wir es auch wieder gespielt und sie hat ziemlich hart verloren.
Morgen klappt es hoffentlich dann besser (wir haben schon mehrere Partien gespielt, aber heute hat sie zugegeben, dass sie eigentlich keinen Schimmer hat, auf was man achten sollte).

In den ersten Partien muß man erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, wie hoch man bei den Aktien gehen kann.

Einerseits investiert man in die Gesellschaften, also sollten die Gebote nicht zu niedrig ausfallen, da man ja dann den Streckenausbau nicht finanzieren kann.
Andererseits sollte man noch so viel Geld selbst behalten, dass man auch weiterhin mitbieten kann, so dass der Gegner die nächsten Aktien nicht zum Schnäppchenpreis bekommt.

Als Beispiel mal meine jetzige Spielweise so lange sie noch klappt ;-)
Ich versuche eine Aktienart vollkommen alleine zu besitzen und baue diese Gesellschaft dann schön aus, so dass sie genug Geld für den Sieg einbringt. Ich biete z.B. für mich wertlosere Aktien an (z.B. wenn ich davon schon 1 oder 2 habe), treibe den Preis hoch, wenn es klappt hat der Mitspieler für meine eigentlichen wichtigen Aktien kaum noch Geld zum Mitbieten, wenn nicht, habe ich eine Aktie mehr von dieser Sorte und steige eventuell auf eine neue Gesellschaft um.

Kurz gesagt, man muss gut abschätzen können wie hoch man beim Bieten geht und sollte die Strecke wo man am meisten Absahnt noch weiter ausbauen/entwickeln. Dadurch steigt die Attraktivität und die Mitspieler sind bereit mehr zu bezahlen, wodurch man sie wieder ärmer machen kann, um dann wieder andere Aktien anzubieten, mit denen man dann das gleiche Spiel treibt usw.

Für mich ein sehr schönes Wirtschaftsspiel und Essenhighlight, da es schön flüssig gespielt werden kann und nicht zu lange dauert. Da kann ich den 1. Preis von Peer sehr gut nachvollziehen.

Helby

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ulmi
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Re: Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Beitragvon ulmi » 4. Januar 2009, 23:06

Die Ratlosigkeit versteh ich:
Am Anfang des Spieles ist der faire Preis einer Aktie eher davon abhängig, wieviel Geld man selbst und die anderen Spieler haben. Hier gilt: Je mehr Aktien man hat, desto besser.
Gegen Ende, wenn man dann genug Geld hat, muss mal "nur" das erwartete Spielende bestimmen und die erwarteten Ausschüttungen bis dorthin zusammenzählen.
Wichtig ist es, die Mitspieler zu schaden, indem man deren Aktien anbietet, vorzugsweise zu einem Zeitpunkt, wo die Aktie noch genug Geld hätte.

CE ist ein gelungenes kurzes knallhartes Versteigerungsspiel, wo es zu 100% auf die Versteigerungen ankommt und der faire Preis sich zu Beginn kaum bestimmen läßt. Dem einen gefällts, dem anderen nicht.

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ravn

Re: Chicago Express: Erkenne die Möglichkeiten!

Beitragvon ravn » 4. Januar 2009, 23:14

batsch schrieb:

> So ist das Spiel für uns zwar sehr schön aufgemacht, die
> Mechanismen interessant, das Spielgefühl aber
> niederschmetternd langweilig. Was ich schade finde, ich
> wollte wirklich, dass mir das Spiel gefällt!

Die Mechanismen im Spiel sind interessant, wie ich finde. Nur müssen die Spieler wissen, was sie machen, weil wenn blind Aktionen genutzt und Gebote in unsinnige Höhen getrieben werden, bleibt von Wabash Cannonball bzw. Chicago Express nur noch eine Beliebigkeit übrig. Problem ist nur, dass die Anleitung keinerlei Hilfen gibt, was und warum man wann machen sollte. Klar kann man das alles selbst im Spiel herausfinden, aber auf die Gefahr hin, dass man mehrere Partien im Dunkeln tappt und das Spielgefühl genauso ist, wie Du beschrieben hast.

Also entweder gemeinsam das Spiel von Null entdecken, gemeinsam über Züge und Strategien sprechen, oder sich schlicht auf BoardGameGeek ein Grundwissen verschaffen und den Mitspielern auch zugänglich machen. Hier gibt es gute Einsteigertipps, wo die Zusammenhänge auch klar werden:

http://www.boardgamegeek.com/thread/315482

Erfolgreich spielen muss man aber immer noch selbst. Ein Erfolgsrezept gibt es nicht. Das Spiel kann aber reizvoller sein, wenn alle Mitspieler die Möglichkeiten erkennen.

Cu/Ralf

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DamonWilder

Re: Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Beitragvon DamonWilder » 4. Januar 2009, 23:15

Ich habe das Spiel jetzt jeweils zu Zweit, Viert und Fünft gespielt und umso mehr Leute mitmachen, desto besser wurde das Spiel. Zu Zweit ist es eher langweilig, weil das Spiel von der Versteigerung lebt.

Im Spiel zu Fünft gewann ich, da ich während der ersten Versteigerungsrunde zwar die Preise mit hochtrieb, aber als Einziger ohne Aktie in die Partie ging. Meine erste Aktion war dann natürlich eine Auktion und ich konnte sehr günstig die erste (und in der weiteren Runde die zweite) Aktie kaufen und war damit klar im Vorteil.

Ein Mitspieler konnte von Anfang an nur zusehen, weil alle drei Aktien seiner Gesellschaft (rot) bereits vor der ersten Dividendenausschüttung verteilt waren und sein Gewinn immer nur gedrittelt wurde. Er hatte während des gesamten Spiels keinerlei Möglichkeit mehr zu bieten als alle anderen. War ein bisschen frustig, aber ansonsten hat uns das Spiel sehr viel Spaß gemacht und es gab anschließend heiße Diskussionen über mögliche Siegstrategien.

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ulmi
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Re: Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Beitragvon ulmi » 4. Januar 2009, 23:37

DamonWilder schrieb:
>
> Ich habe das Spiel jetzt jeweils zu Zweit, Viert und Fünft
> gespielt und umso mehr Leute mitmachen, desto besser wurde
> das Spiel. Zu Zweit ist es eher langweilig, weil das Spiel
> von der Versteigerung lebt.
>
> Im Spiel zu Fünft gewann ich, da ich während der ersten
> Versteigerungsrunde zwar die Preise mit hochtrieb, aber als
> Einziger ohne Aktie in die Partie ging. Meine erste Aktion
> war dann natürlich eine Auktion und ich konnte sehr günstig
> die erste (und in der weiteren Runde die zweite) Aktie kaufen
> und war damit klar im Vorteil.
>
> Ein Mitspieler konnte von Anfang an nur zusehen, weil alle
> drei Aktien seiner Gesellschaft (rot) bereits vor der ersten
> Dividendenausschüttung verteilt waren und sein Gewinn immer
> nur gedrittelt wurde. Er hatte während des gesamten Spiels
> keinerlei Möglichkeit mehr zu bieten als alle anderen. War
> ein bisschen frustig, aber ansonsten hat uns das Spiel sehr
> viel Spaß gemacht und es gab anschließend heiße Diskussionen
> über mögliche Siegstrategien.

Eigentlich ist dein Beitrag eine Anti-Werbung für das Spiel :-)
Denn genau so wie du schreibst, ist es leider manchmal auch. Es kann sein, dass 1 Spieler bereits nach der 1.Runde durch einen Fehler keine Chance mehr auf den Sieg hat. Gleichzeitig, wenn es so läuft wie es dir gelaufen ist, nämlich 2 Aktien günstig zu erhalten, während die anderen auf einer herumsitzen, brauchst du nicht mehr viel zu machen um den Sieg nach Hause zu tragen.
Darin sehe ich ein Problem: Oft ist ein Spiel schon nach der 1. oder 2.Runde "fast" entschieden, oder zumindest haben manche Spieler einen gravierenden Nachteil andere einen Vorteil.

Aber wie ravn schreibt: Wenn alle das Spiel kennen und können, dann ist es sehr, sehr reizvoll (wer halt Versteigerungsspiele mag: Denn da wird es gewonnen/verloren).

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Michael Weber

Frage: Schereneffekt

Beitragvon Michael Weber » 5. Januar 2009, 12:03

Ich habe da mal eine Frage. Zwar habe ich das Spiel erst einmal gespielt, die Erfahrung deckt sich aber mit der eines Mitspielers, der mehrere Partien hinter sich hat, und mit dem Posting oben.

Ist es bei Chigaco Express tatsächlich so, dass praktisch nach der ersten Runde schon ein Mitspieler ohne Chancen auf der Strecke bleibt und der Schereneffekt insgesamt sehr heftig ist, dass vor Spielende das Rennen praktisch gelaufen ist?

Konkret war es bei uns so, dass zwei Spieler gemeinsam an einer Linie werkeln konnten und sie sich mit ihren anderen Aktien nicht beeteiligt haben, sondern nur Ausschüttungen kassiert haben. Dadurch kamen die anderen selbst bei optimalem Spiel nicht mehr heran.

Gibt es ähnliche Erfahrungen? Die Idee finde ich ja gut, aber so scheint mir das Spiel nicht ausgereift zu sein (ja, nach einer Partie, aber inklusive Hörensagen)

Michael

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Duchamp

Systemisches Denken

Beitragvon Duchamp » 5. Januar 2009, 12:52

Ein anderer Thread, v.a. bzgl. der Aktien: http://www.boardgamegeek.com/thread/368171

Was mir an Wabash Cannonball so gefällt (habe die Original-Version, spiele aber mit gedownloadetem, übersichtlicherem und deutschem CE-Regelheft), ist die wunderbar contra-intuitive Spielweise. Es geht m.E. nicht um ein, wenn auch mit anderen Spielern verknüpftes, so doch lineares "in Ressourcen Investieren und Ergebnis abgreifen = Siegpunkte", wie leider viele Menschen heute noch "Wirtschaft" verstehen und dementsprechend viele Spiele aufgebaut sind. Sondern um oft als "seltsam" empfundene, systemische, wirklich vernetzte Zusammenhänge komplexerer Natur. Als Lektüre empfehle ich eines von Frederic Vesters Büchern oder sein Spiel "Ökolopoly", bzw. den PC-Ableger "Ecopolicy". Es geht um "Kreisläufe", nicht um "Aufstiege".

Wenn ich das Spiel anderen erkläre, sage ich ihnen, dass zwar im Endeffekt das Geld zähle, es aber darum gehe, Kreisläufe in Gang zu setzen und in Gang zu halten. Den ersten Schritt "Geld in Company pumpen" kontrolliert jeder Spieler selbst (obwohl natürlich nur begrenzt Aktien vorhanden sind), den zweiten Schritt "Geld von Company zur Bank" (und natürlich "nebenher" per Streckenausbau Claims auf der Karte abstecken, Landschaften entwickeln etc.) bewerkstelligen die Spieler gemeinsam - vor allem die mit den gleichen Interessen, also Aktien derselben Company. Der dritte Schritt "Geld von der Bank zurück zu mir" geschieht dann sozusagen vollautomatisch per Dividende (wobei der Zeitpunkt der Ausschüttung beeinflussbar ist ...). Einen Blick für solche Kreisläufe (einer pro Company) zu entwickeln ist für Spieler, die "Aufbau-Spiele" gewohnt sind, womöglich eher knifflig.

Wer also letztlich gewinnt, hat (bewusst oder unbewusst) funktionierende Kreisläufe angestoßen und unterstützt.

Für mich ein Highlight des Jahres, aber ich betrachte Systemisches Denken sowieso als der Welt angemessener und freue mich stets um Spiele, die das reflektieren, ob "König von Siam" oder "Hotel Life".

P.S.: Siena von Mario Papini "leidet" unter einer ähnlichen "Undurchdringbarkeit" wie "Wabash Cannonball": Als Siegpunkte zählen hier Unterstützungspunkte Sieneser Bürger, die man nur als Bankier erhalten kann - man beginnt aber als Bauer auf dem Lande, dann als Händler, um erstmal Geld zu machen. Als Bankier, der dritten Stufe der "Spielerkarriere" geht es plötzlich fast nur noch ums Geld Ausgeben - was vielen sehr schwer fällt und den Einstieg ins Spiel erschwert. Regelmäßig gewinnt nach meiner Erfahrung der am Ende Ärmste - mit den richtig angestoßenen Kräften, die hier allerdings weniger keislaufartig sind. Dennoch ein wunderbares Spiel mit bedauerlich wenig positiver Reputation (auch aufgrund grottenschlechter deutscher Regelübersetzung).

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peer

Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon peer » 5. Januar 2009, 16:19

Hi,
Michael Weber schrieb:

> Ist es bei Chigaco Express tatsächlich so, dass praktisch
> nach der ersten Runde schon ein Mitspieler ohne Chancen auf
> der Strecke bleibt und der Schereneffekt insgesamt sehr
> heftig ist, dass vor Spielende das Rennen praktisch gelaufen
> ist?

Also gut, ich denke man kann so spielen, dass man keine Chance mehr hat. Das sollte aber eher die Ausnahme sein. Auch denke ich, dass ich in einer Anfängerrunde gute Chamcen habe bald das Spiel zu kontrollieren. Aber auch das ist eine Ausnahme.

Der Trick ist: Habe ich viel Bargeld aber keine Aktien, muss ich Aktien kaufen. Habe ich kein Geld mehr, muss ich meine Aktien ausbauen.
Knifflig wirds wenn ich mir eine Aktie teilen muss und wenig Geld habe. Trick: Viele Versteigerungen ausrufen! Dann haben die anderen nämlich auch gesplittete Aktien. Zudem sollte der Preis für eine Aktie immer weiter runter gehen, desto mehr Aktien im Umlauf sind. Hbaen bereits drei Spieler eine Aktie die beim Kurs von 12$ steht, bekommt man für die vierte ja nur noch 3% - Warum also exorbitant bieten? So verwässert man das Einkommen der anderen und erhält dann wieder die Chance billig zu partizipieren (und sogar eventuell günstig irgendwo die Aktienmehrheit zu übernehmen). Besonders die unteren Gesellschaften mit den vielen Aktien bieten sich hier an. Eventuell bietet sich auch eine lose Partnerschaft an, denn zwei Leute die an einer Gesellschaft arbeiten sind nun einmal schneller als einer alleine.

Also: Einen Schereneffekt konnte ich bislang nur bei reinen Anfängerrunden beobachten. Denn Chicago Express ist nun einmal sehr unintuitiv mit den Ausschüttungen. Wer trotz Minderheit nur an den Eisenbahnlinien bastelt verliert.

Ich mag Chicagoexpress, es hat eine ganz eigene Denke, die eben nicht alltäglich ist. Und bislang war jede Partie völlig anders, auch das ein Zeichen für ein Spitzenspiel für mich! Es ist aber eben nicht für jeden...

Übrigens: Dass demselben Spiel Beliebigkeit und Schere vorgeworfen wurde ist wohl eher ein Zeichen dass beides nicht spielimmanent ist :-)

ciao
peer

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Helby
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Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon Helby » 5. Januar 2009, 16:25

Michael Weber schrieb:
> Ist es bei Chigaco Express tatsächlich so, dass praktisch
> nach der ersten Runde schon ein Mitspieler ohne Chancen auf
> der Strecke bleibt und der Schereneffekt insgesamt sehr
> heftig ist, dass vor Spielende das Rennen praktisch gelaufen
> ist?

Kann ich aus meinen bisherigen Partien nicht bestätigen, wie oben schon erwähnt, hat meine Mitspielerin bis jetzt auch nicht so den Durchblick bei diesem Spiel, aber ich konnte ihre Fehler erkennen und muss sagen, wenn sie diese nicht gemacht hätte, wäre es knapp geworden.
Sie hat z.B. stur eine Gesellschaft ausgebaut, von der ich aber auch mitprofitiert habe und hat mir im Gegenzug eine Gesellschaft komplett überlassen, weil sie immer zu früh bei den Geboten ausstieg, obwohl sie genug Geld hatte.

Ein Spiel wo es diese Schere gibt ist Keythedral. Wenn man da am Anfang seine Plättchen schlecht platziert, hat man beim besten willen keine Chance in dem Spiel, weil diese Ausgangslage das komplette Spiel so bestehen bleibt.
Wenn man bei CE am Anfang einen Fehler macht, kann man ihn eventuell wieder korrigieren, man ist jedenfalls nie so abgeschlagen, dass gar nichts mehr geht.


> Konkret war es bei uns so, dass zwei Spieler gemeinsam an
> einer Linie werkeln konnten und sie sich mit ihren anderen
> Aktien nicht beeteiligt haben, sondern nur Ausschüttungen
> kassiert haben. Dadurch kamen die anderen selbst bei
> optimalem Spiel nicht mehr heran.

Das A und O ist der Besitz der Aktien von (fast) allen Gesellschaften, damit man immer ein bisschen bei den Ausschüttungen mit abbekommt, um die genannte Schere nicht entstehen zu lassen. Die Gesellschaft welche einem den meisten Profit einbringt, diese sollte man dann konsequent ausbauen.
So haben es wohl diese beiden Mitspieler gemacht, wenn ich das richtig verstehe.



> Gibt es ähnliche Erfahrungen? Die Idee finde ich ja gut, aber
> so scheint mir das Spiel nicht ausgereift zu sein (ja, nach
> einer Partie, aber inklusive Hörensagen)

Wie auch Peer in seiner Preisbegründung schreibt, finde ich es sehr gut austariert.
Einige Beispiele noch dazu:
Das Geld welches die Gesellschaften zum ausbauen haben sollte man im Auge behalten. Wurde wenig geboten, so dass kaum Geld vorhanden ist kann man für diese Gesellschaft das Bauen verteuern, in dem man Punkte bringende Felder durch andere Gesellschaften verbaut und damit den Preis hoch treibt.
Gerade am Anfang darf man sich nicht vollkommen mittellos machen, damit man noch auf weitere Aktien bieten kann. Meistens biete ich die für mich interessanteste als letzte in der Runde an, denn da kann man zur Not auch alles Geld bieten was man hat, weil ja bis zur nächsten Ausschüttung keine mehr verkauft werden können.
Hat man sich mal verausgabt, sollte man eventuell etwas destruktiv spielen und die Aktion ‚Aktien versteigern’ nehmen, aber ohne Aktien anzubieten, so dass diese Aktion erst einmal verpufft.
Das waren jetzt mal ein paar grobe Beispiele auf die man achten sollte, denn insgesamt ist das Spiel recht komplex, mit vielen feinen Stellschrauben und dort muss man dann für sich das Optimum finden.

Helby

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Attila
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Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon Attila » 5. Januar 2009, 16:44

Hiho,

Naja, das Spiel kann schon blöd laufen - das hängt ganz von den Mitspielern ab. In meiner letzten Partie lief es so, das ich für 10 oder 11 die Grüne Aktie ersteigert hatte, und dann direkt in die Rote Bahn eingestiegen bin (auch so um den dreh 10 oder 11) - anschliessend wurde blöderweise direkt eine weitere Rote und noch eine Grüne versteigert, damit war mir bereits vor der ersten Aktionausschüttung klar, das ich nicht mehr um den Sieg mitspielen kann (da von 2 Bahnen erst eine Aktie ausgegeben waren und diese Spieler natürlich dann einigen Vorteil davon hatten). Ich denke das es mein Fehler war, als erste eine Aktie zu versteigern bzw. diese zu ersteigern.
Obwohl ich bisher nicht begeistert bin von dem Spiel, bin ich aber so fasziniert das ich es nächsten Wochende gerne ein paar mal spielen möchte (das ist der Vorteil: Es geht ja wirklich schnell).

Atti

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Marc
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Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon Marc » 5. Januar 2009, 17:40

Helby schrieb:

> Das A und O ist der Besitz der Aktien von (fast) allen
> Gesellschaften, damit man immer ein bisschen bei den
> Ausschüttungen mit abbekommt, um die genannte Schere nicht
> entstehen zu lassen. Die Gesellschaft welche einem den
> meisten Profit einbringt, diese sollte man dann konsequent
> ausbauen.

Aber könnte nicht da die Schere aufgehen? Bei fünf Spielern bekommen einige Spieler in der ersten Runde mehr Aktien als die anderen und damit haben sie einen nicht aufholbaren Vorsprung.

Marc

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Attila
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Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon Attila » 5. Januar 2009, 18:22

Hiho,

Das sehe ich nicht so dramatisch, denn dadurch das eine zweite Aktie ins Spiel kommt, halbiert sich ja die Ausschüttung der Dividende für den Besitzer der anderen Aktie.

"Das Problem" sehe ich dagegen wenn die Spieler totalen Unsinn spielen, weil sie dem anderen Teilhabe der Gesellschaft "nichts gönnen wollen". Sprich: Jeder Spieler hat 2 Aktien von der Blauen Gesellschaft aber ein Spieler möchte Blau nicht weiter bauen, sondern baut lieber Gelb wo er auch eine hat, aber jemand anderes 2. Das ist natürlich totaler blödsinn, aber dagegen kann man effektiv nichts tun. Solche Probleme haben viele Spiele, aber hier ist es nicht so offensichtlich, wenn jemand an der Königsmacher-Schraube dreht - und dann noch alles von sich weisst! ;-)

Atti

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Helby
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Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon Helby » 5. Januar 2009, 18:43

Marc schrieb:
> Aber könnte nicht da die Schere aufgehen? Bei fünf Spielern
> bekommen einige Spieler in der ersten Runde mehr Aktien als
> die anderen und damit haben sie einen nicht aufholbaren
> Vorsprung.

Das sehe ich nicht so.
Es werden 4 Aktien gleich zu Anfang versteigert (Spielvorbereitungsphase), also steht erst einmal nur einer schlechter da. Bis zur 1. Ausschüttung können 7 Aktien im Spiel sein, jeder sollte also mindestens eine besitzen, aber keiner sollte 2 gleiche bekommen haben.

Am Anfang wird die rote Aktie versteigert, das heißt, derjenige ist auch Startspieler, also braucht sich der nächste und übernächste Spieler erst mal keine Sorgen machen, weil die ja auf jeden Fall noch die Aktienaktion wählen können und mehr Geld als die anderen zur Verfügung haben, sprich sie bestimmen welche angeboten werden.
(Zu diesem Zeitpunkt hat hier der Käufer der roten Aktie eventuell einen kleinen Vorteil, diese Aktie sollte auch am teuersten weg gehen, er sollte auf jeden Fall nicht die 2. jetzt gleich dazu bekommen, wenn er diese Aktion wählt, dann war's das natürlich.)

Also, diese beiden Spieler können in der Spielvorbereitungsphase die Preise hoch treiben, entweder bekommen sie selber schon Aktien (dann etwas dumm gelaufen für die hinteren Spieler), oder die anderen bezahlen eben viel, so dass das Geld für nächste Auktionen knapper wird.
Wenn alle aufpassen, dass sich keiner mit einer Aktiensorte absetzt, vor allem die Rote, teilweise auch noch die Blaue, dann fängt es ohne Schere für alle ziemlich ausgeglichen an.

Ab hier sollte jetzt jeder so spielen, wie bei meiner anderen Antwort schon angegeben (profitabelste Strecken ausbauen usw.)

Wie einige auch schon anmerkten, wenn alle das Spiel gut beherrschen, oder auf dem gleichen Level spielen entsteht keine Schere, dazu ist es zu ausgewogen.
Gegen Anfänger ist es wohl wie in jedem Spiel, die kann der Profi mit Links besiegen.

Helby
Jetzt bin ich gerade dabei mir das Spiel kaputt zu analysieren (bisher lief es aus dem Bauch), das ist mir schon mal bei 'Stone Age' passiert, seit dem spiele ich es nicht mehr so gerne :-(

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Nero
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Re: Chicago Express - ein seltsames Spiel?

Beitragvon Nero » 5. Januar 2009, 21:03

...ich finde, es ist lediglich wichtig, dass die chancenlosigkeit durch einen Spielfehler entsteht und nicht durch Glück...dabei ist es unwichtig, in welcher Spielrunde der fehler gemacht ist...viele Spiele sind jedoch so aufgebaut, dass alle Spieler möglichst lange bei der Stange gehalten werden und erst in der letzten runde ein spieler mit ein paar siegpunkten gewinnt...das finde ich wesentlich langweiliger, als ein spiel, das keine fehler verzeiht...auch wenn sie bei spielbeginn gemacht werden...

Gruß
Nero

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Christian Schnabel
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Re: Frage: Schereneffekt

Beitragvon Christian Schnabel » 5. Januar 2009, 23:00

> Ist es bei Chigaco Express tatsächlich so, dass praktisch
nach der ersten Runde schon ein Mitspieler ohne Chancen auf
der Strecke bleibt <

definitiv "Nein"

> und der Schereneffekt insgesamt sehr heftig ist, dass vor Spielende das Rennen praktisch gelaufen ist? >

Nein, Schereneffekte wie in Outpost gibt es nicht.

> Gibt es ähnliche Erfahrungen? Die Idee finde ich ja gut, aber so scheint mir das Spiel nicht ausgereift zu sein (ja, nach einer Partie, aber inklusive Hörensagen)>

auch Nein; und das Spiel war schon als Wabash Cannonball ausgereift (nur die Ausstattung war für mich inakzeptabel).

Viele Grüße

Christian Schnabel


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