Beitragvon Klemens » 16. Januar 2009, 09:09
Ich versuch nocheinmal, etwas Verständnis bzw. Nachvollziehbarkeit in die Sache zu bringen:
o) Wenn man als Verlag etwas kostengünstiger Produzieren kann, sagt man "nein"? Abgesehen davon ist die Produktion meines Wissens nach nicht günstiger geworden (Rohstoffpeise, Animeeples, usw.).
o) Als Verlag ist es natürlich gut, wenn die Umsetzung für ausländische Lizenznehmer möglichst einfach ist. Ob der Sprachdichte hätte ich nämlich niemals gedacht, dass Agricola in so vielen Sprachen erscheinen würde. Und da musste sich Lookout Games natürlich überlegen, wie man das möglichst gut strukturiert umsetzen kann. Für z.B. einen polnischen Verlag ist die Produktion in Deutschland nämlich alles andere als günstig.
o) Freilich betreffen dich andere Sprachen nicht direkt. Indirekt aber sehr wohl. Ein erfolgreiches Spiel, dass einem Verlag zusätzliche Geld durch Lizenzen einbringt, wird vielleicht eventuell unter Umständen in die Realisierung eines neuen (oder zusätzlichen) Spiels gesteckt. Oder auch in ein Korrektureddeck.
o) Es geht nicht darum, sich auf Kosten der Erstkäufer persönlich zu bereichern. So böse sind die Verlage nämlich gar nicht. Ich kann dir sagen, dass die Leute, die in der Spielebranche arbeiten, nicht das sind, was wir gemeinhin unter "reich" verstehen. Da spielt nämlich ganz stark mit, dass es ziemlich viel Spaß macht, in einem Bereich zu arbeiten, der für viele auch Leidenschaft ist. Ehrlich gesagt - und da beuge ich mich jetzt weit aus dem Fenster - glaube ich nicht, dass es Menschen gibt, die einen Verlag gründen mit der Absicht: "Whohooo, das ist die Branche in der ich Kohle ohne Ende machen werde! Wo sind [Zitat] unbedarfte Deppen und ihre lockeren Geldbörserl?"
o) Ich seh das Problem nicht. Rein spielerisch ist die unterschiedliche Rückseite kein Problem. Erstens hab ich glaub ich noch nie auf die Karten meiner Mitspieler geschaut. Zweitens: Wenn du es echt schaffst, durch das Wissen "Das ist eine Karte aus dem Z-Deck!" dir einen spielrelevanten Vorteil zu verschaffen, dann wäre das so ähnlich wie "Ah, er hat nur mehr 4 kleine Anschaffungen aus der Hand, die sind aus dem E-Deck, ich hab diese und jene Karte, das bedeutet mit einer Wahrscheinlichkeit von sagen wir einmal so und so hat er diese und jene Karte auf der Hand, die er vermutlich dann und wann spielen wird....". Wenn du es schaffst, durch dieses Wissen sogar zu gewinnen, dann ziehe ich den Hut vor dir als Metaspieler. Ich persönlich hab mit meinen eigenen 14 Karten genug zu tun. Sollt die optische Inhomogenität dein Auge tatsächlich so stören, fass ich das einmal als Kompliment auf ;-) und sage danke für die Blumen.
o) Und natürlich geht es um den Druck, denn der erzeugt Kosten. Und wenn es drucktechnisch möglich ist, die verschiedenen Sprachen unter einen Hut zu bringen: Warum bitte nicht?
Schöne Grüße aus dem Süden,
Klemens