Wieder ein Amoklauf in einer Schule. Schrecklich und unfassbar. Und wieder einmal bleibt nichts als ungläubiges Kopfschütteln und Traurigkeit.
Das Problem der immer häufiger auftretenden Amokläufe ist komplex und vielschichtig. Es hat gewiss viel mit veränderter Kindheit, veränderter Sozialisation, veränderten Medien usw zu tun und natürlich immer ganz entschieden mit individuellen Problemen, Nöten und Defiziten.
Aber immer wieder wird in diversen Gesprächsrunden darauf hingewiesen, dass der Täter ein leidenschaftlicher Counterstrike-Spieler war oder irgendein anderes blutrünstiges Computerspiel gespielt hat. Keine Sorge, ich will jetzt nicht und unter gar keinen Umständen die Computerspiele angreifen, verteufeln oder gar verantwortlich machen. Ist mir zu einfach und lenkt von den eigentlichen Problemen ab.
Meine Frage ist vielmehr, wie diese Täter spielerisch sozialisiert wurden? Haben die nur solche Spiele kennen und schätzen gelernt, bei denen das eigene Ego im Vordergrund steht und die anderen fertig gemacht werden müssen. Ich mache alle platt, gewinne und ICH fühle mich dann gut. Die anderen sind Opfer und eben keine MITspieler. Deren Gefühle sind mir egal, Hauptsache meine Interessen wurden durchgesetzt. Oder haben die auch mal bzw genügend MITEINANDER gespielt? Und das Miteinander gelernt? Eben erkannt, dass ein schönes Spiel auch davon lebt, dass es auch den anderen dabei gut geht? Dass die anderen auch Gefühle haben und nicht nur ich. Dass die anderen nicht nur Mittel zum Zweck sind.
Oder anders gesagt: Sind nicht die Spiele, über die wir hier im Forum grundsätzlich diskutieren, unendlich wichtig für die Entwicklung der kindlichen Psyche?! Nicht nur inhaltlich, sondern auch im interaktiven Sinne, das miteinander Spielen, miteinander Spaß haben, vielleicht auch mal das kooperative Siegen.
Nichts gegen das Gewinnenwollen, wie es bestimmt jeder von klein auf schon bei MÄDN kennen lernt, aber sollte nicht vor allem rüberkommen: WIR spielen. WIR wollen Spaß haben. WIR! Nicht ich, ich, ich.
Wir haben in Deutschland, so hört und liest man ja immer wieder, eine tollte Brett-Spiel-Kultur. Vielleicht sollten wir uns mal bewusst machen, wie enorm wichtig eine Miteinander-Spielen-Kultur ist. Gerade für Kinder.
Der Landvogt.