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SPIEL DES JAHRES 2010 ist

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Pohy
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SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Pohy » 28. Juni 2010, 10:55

DIXIT

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Hartmut Th.

RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Hartmut Th. » 28. Juni 2010, 10:58

"Pohy" hat am 28.06.2010 geschrieben:
> DIXIT

Glükcwunsch an Autor, Grafikerin und Verlag!

So eine SdJ-Verleihung geht ja flott vonstatten. Von der Begrüßung bis zur Verkündung des Hauptpreises im Liveticker gerade mal 24 Minuten - also Heidi Klum hätte in der Zeit kaum einen Satz vollständig gesprochen ;-)

verspielte Grüße, Hartmut

- Spielekreis Hiespielchen - www.hiespielchen.de -

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ravn

RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon ravn » 28. Juni 2010, 11:40

Schönes Spiel - im wortwörtlichen Sinne. Erst letztens wieder erlebt, wie stark das Spiel faszinieren kann auch Spielrunden, in denen man nicht damit rechnet. Das war jetzt schon das zweite Mal.

Wer also immer noch meint, dass Dixit in seinen Runden nicht ankommen könnte, der sollte es einfach mal antesten. Dank SDJ-Auszeichnung sollte der Kaufpreis ja auch nochmals fallen.

Die Dixit-Beschreibung passt gut: "Wie kleine Kunstwerke erscheinen die 84 großformatigen Karten ihren Betrachtern. Die liebevoll gestalteten Motive regen die Fantasie an. [...] Schnell geraten die Spieler ins Schwärmen und entdecken immer neue Details auf den Bildern, die zum Träumen, Nachdenken und Genießen einladen." (Quelle: Spiel des Jahres e.V.)

Bei Dixit spielt man miteinander, kommt miteinander ins Gespräch - über das Spiel selbst und darüber hinaus. Zudem sind die Regeln schnell und einfach erklärt. Das Spiel funktioniert generationsübergreifend, weil jeder zu den Bildern etwas sagen kann. Und meist sogar mehr, als man zunächst vermutet hätte. Also das perfekte SDJ 2010?

Fresko als SDJ wäre ok, aber auch langweilig gewesen, weil eben ein zu typisches Brettspiel. A la carte ist mehr Spielzeug-Erlebnis als gemeinsames Spiel. Identik hat den Hektik-Zeichen-Faktor, der auch Stress statt Spass verbreiten kann. Im Wandel der Zeiten Würfelspiel scheitert wohl an den fehlenden Bohrloch-Schablonen mit Weihnachtsmarkt-Produktions-Charme. ;-)

Cu/Ralf

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Michel
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Re: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Michel » 28. Juni 2010, 11:53

Auf der Liste haben nach den Kriterien für das SdJ eigentlich nur A la carte, Dixit und Im Wandel der Zeiten den Preis "verdient".
Alle demonstrieren Menschen von 8 bis 80, dass die Welt des (Brett)spiels auch anders als MäDN, Monopoly, Schach oder MauMau sein kann und bieten eine niedrige Einstiegshürde, Indentik sitzt ein bisschen zwischen den Stühlen ("nee, ich kann nicht zeichnen", "musst du ja gar nicht können", "trotzdem"), Fresko ist zu anspruchsvoll bei der Regelerarbeitung für Otto-Normalspieler und offenbar wieder mal eine neue und eher trockene "Worker-Placement"-Variante unter vielen ...

Dixit (dessen abgelutschte Grundidee Vielspieler schon seit langem aus vielen anderen Kommunikationsspielen kennen) lebt einzig von den gelungenen Illustrationen - die (ob ihrer Naivität, manchmal Unbeholfenheit oder gar Hässlichkeit) den richtigen - und großen! - Raum für Interpretationen lassen - bei allen Altersstufen. Hätte man einen Menzel dran gelassen, es hätte nicht funktioniert.

Erstaunlich, dass das Spiel trotz des dicken (deutschen) Regelschnitzers der Erstauflage überhaupt in die Liste kam.

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Jonas
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Gelbe Karte!

Beitragvon Jonas » 28. Juni 2010, 12:05

Michel schrieb:
> Hätte man einen Menzel dran gelassen, es hätte nicht funktioniert.

Was soll das denn. :-?
Der Vergleich ist ein schrottig.

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Michael Kroeger
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Rote Karte

Beitragvon Michael Kroeger » 28. Juni 2010, 12:18

Sorry, aber kaum sagt einer mal seine Meinung, kommt ein anderer aus dem Loch gekrochen und macht auf Lehrmeister!

Die Erbsenzählerei in diesem Forum ist manchmal nur zum Kopfschütteln.

Nicht der Vergleich war "schrottig", sondern Deine Anmerkung, lieber Jonas.

Gruß Mike

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Thomas
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Thomas » 28. Juni 2010, 12:20

ravn schrieb:
> Das Spiel funktioniert generationsübergreifend, weil jeder
> zu den Bildern etwas sagen kann.

Die Amazon.de Produktbeschreibung ist da anderer Meinung: [i]"Wichtig für das funktionieren des Spiels ist ein möglichst gleicher Entwicklungshintergrund zwischen den Spielern. Unterschiedliche Generationen harmonieren i.d.R. nicht gut."[/i] - siehe http://www.amazon.de/gp/product/product-description/B001OH9EDW/

Da ich selber Dixit noch nicht gespielt habe, würde mich schon interessieren, ob die Warnung von Amazon bgründet ist oder ob das Spiel auch mit Oma und Enkel funktioniert.

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Björn-spielbox
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Re: Gelbe Karte!

Beitragvon Björn-spielbox » 28. Juni 2010, 12:30

Naja, ich hab ihn verstanden.
Michael Menzel ist ein großartiger Illustrator - die Bilder sind immer sehr schön und detailverliebt.
Manche Spiele brauchen aber vielleicht einen etwas herberen Charme um das Spielgefühl zu transportieren. Dieser wäre gegensätzlich zum Menzel-Stil.

Bei Dixit brauchen die Bilder Raum für Interpretationen. Nicht jedes Bild bei Dixit schafft das - aber die meisten. Menzel ist so detailiert - bzw. war er das bisher, dass der Raum kaum vorhanden wäre. Vielleicht würde er das auch hinbekommen - er hat es ja noch nicht gebraucht bisher bei seinen Aufträgen.

Ein anderes Beispiel: ABRISS (Spiellabor) ist ein hervorragendes Spiel - nicht nur wegen der einfachen aber gut funktionierenden Spielmechanik, sondern auch wegen seinem schrägen Charme der Arbeiter. Wäre alles wunderschön illustriert würde dem Spiel was fehlen!

Liebe Grüße,
Björn.

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Michel
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Danke, Björn!

Beitragvon Michel » 28. Juni 2010, 12:39

... für Jonas mal die - ernstgemeinte - Umkehrung: einen Spielplan zu "Die Tore der Welt" so zu gestalten, dass er wie aus einem Guss wirkt, schon beim Ansehen Spaß macht und den Betrachter mit präzise dargestellter Detailverliebtheit fesselt, und (nach kurzer Eingewöhnung) dem Spiel dienlich ist, traue ich Marie Cardouat nun eher nicht zu.

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Michael Weber
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Re: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Michael Weber » 28. Juni 2010, 12:48

Ich finde die Aussage eigentlich nicht verkehrt. Es sind eben DIESE Illustrationen, mit denen das Spüiel funktioniert. Mit einer anderen Grafik wäre das kaum so möglich ... Das spricht doch gar nicht gegen Menzel, sondern in dem Fall für die Motive.

Michael
Kommentar zur Wahl: http://www.reich-der-spiele.com/specials/Dixit-ist-Spiel-des-Jahres-2010

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Micha A.
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Micha A. » 28. Juni 2010, 13:02

Hallo Ralf,

Widerspruc - (fast) auf der ganzen Linie ;-) :

> Schönes Spiel - im wortwörtlichen Sinne.

Mir gefällt's überhaupt nicht. Ich kann es nicht beschreiben, aber dieser schwülstig-esoterische Stil der Bilder spricht mich überhaupt nicht an.

> Das Spiel funktioniert generationsübergreifend,

Nach oben vielleicht. Mit meinen beiden Jungs (6 und 8), von denen auch der Kleine ansonsten schon so manches Familienspiel ab 8 oder 9 mitspielen kann, leider nicht.

> A la carte ist mehr Spielzeug-Erlebnis als gemeinsames Spiel.

Und Dixit? Wo ist denn da das Spiel??? Wie Du oben schon selbst schreibst ist es eher eine Gesprächsanregung, ein Assoziieren:

> Bei Dixit spielt man miteinander, kommt miteinander ins
> Gespräch - über das Spiel selbst und darüber hinaus.


Ich hätte von dieser Liste (die ich an sich schon extrem seltsam fand) sehr gerne A la Carte als SdJ gesehen. Bzw. jedes andere Spiel lieber als Dixit.
Sowohl aus subjektiven Betrachtungen als auch vor den Hintergründen dessen, was sich die Jury selbst so als Ziel setzt.

Gruß
Micha

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Wenn du dich klein, nutzlos und depressiv fühlst, dann denke immer daran: Du warst einmal das schnellste und erfolgreichste Spermium deiner Gruppe!

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Micha A.
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Micha A. » 28. Juni 2010, 13:05

"Michael Weber" hat am 28.06.2010 geschrieben:

> Kommentar zur Wahl:
> http://www.reich-der-spiele.com/specials/Dixit-ist-Spiel-des
> -Jahres-2010

Der Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf!

Gruß
Micha (der zum Glück keine Oma hat, die ihm zu Weihnachten standardmäßig das SdJ schenkt ;-) )


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Michael Weber
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Michael Weber » 28. Juni 2010, 13:08

Volle Übereinstimmung!

Michael
(hat dazu einen Kommentar geschrieben, der grob Michas Aussagen enthält --> www.reich-der-spiele.com )

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ravn

RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon ravn » 28. Juni 2010, 14:05

Micha A. schrieb:

> Widerspruch - (fast) auf der ganzen Linie ;-) :

Gerne, weil nur so können Diskussionen entstehen! :-)

> Mir gefällt's überhaupt nicht. Ich kann es nicht beschreiben,
> aber dieser schwülstig-esoterische Stil der Bilder spricht
> mich überhaupt nicht an.

Habe bisher in meinen Spielrunden überwiegend die Erfahrung gemacht, dass die Bilder eher Neugier wecken, eben weil sie so anders sind, als man wohl von einem Gesellschaftsspiel erwartet. Kenne aber ebenso Einzelmeinungen, die das Spiel absolut ablehnen und dann lieber auch nicht mitspielen sollten, um das Gruppenerlebnis nicht zu zerstören.

> > Das Spiel funktioniert generationsübergreifend,
>
> Nach oben vielleicht. Mit meinen beiden Jungs (6 und 8), von
> denen auch der Kleine ansonsten schon so manches
> Familienspiel ab 8 oder 9 mitspielen kann, leider nicht.

Habe es bisher nur in Erwachsenenrunden gespielt. Somit muss ich meine Aussage einschränken. Dort aber auch mit extrem unterschiedlicher Altersstruktur und mit unterschiedlichem sozialen-kulturellen-interessens Hintergrund der Mitspieler. Durchgefallen ist es dabei nur bei Mitspielern, die sich nicht auf das Spiel einlassen wollten oder konnten und den Assoziationssprung weg vom eigentlichen Motiv verweigert hatten.

Also eher eine Typ- statt Altersfrage? Wobei so ein Assoziationssprung auch eine gewisse geistige Flexibilität erfordert, die anscheinend nicht jeder besitzt.

> > A la carte ist mehr Spielzeug-Erlebnis als gemeinsames Spiel.
>
> Und Dixit? Wo ist denn da das Spiel??? Wie Du oben schon
> selbst schreibst ist es eher eine Gesprächsanregung, ein
> Assoziieren:

Ein Spiel muss sich in meinem Verständnis nicht auf die greifbaren Inhalte der Spieleschachtel beschränken. Der Schachtelinhalt ist für mich mehr Mittel zum Zweck. Dixit braucht dazu im Kern nur Bildkarten und Abstimmungsplättchen. Im Gegensatz dazu entsteht der Reiz von A la Carte für mich mehr "im Spiel mit dem Material" und lässt sich (wenn man den will) auf die Würzhandbewegung reduzieren. Dann aber trägt der Spielablauf kaum noch - so zumindest meine Erfahrungen.

> Ich hätte von dieser Liste (die ich an sich schon extrem
> seltsam fand) sehr gerne A la Carte als SdJ gesehen. Bzw.
> jedes andere Spiel lieber als Dixit.
> Sowohl aus subjektiven Betrachtungen als auch vor den
> Hintergründen dessen, was sich die Jury selbst so als Ziel
> setzt.

Ich finde die Auszeichnung von Dixit mutig und interessant. Mutig, weil sie eben kontrovers aufgenommen werden kann. Interessant, weil das spielerische Erlebnis bei Dixit im Spieler entstehen muss und nicht durch eine Materialschlacht vorgegeben ist. Bin ebenso gespannt, wie die Welt da draussen so auf Dixit reagiert und wie das Spiel in den Medien vermittelt wird.

Cu / Ralf

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Familie Tschiep
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Familie Tschiep » 28. Juni 2010, 14:25

Wahrscheinlich kein Spiel für Vielspieler, aber wenn die Spielregeln sind so eingängig, dass man sie in einem Nachrichtenbeitrag anreizen kann und glaubt, dass Spiel begriffen zu haben, ist es ein gutes Spiel.

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Micha A.
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Micha A. » 28. Juni 2010, 14:38

"ravn" hat am 28.06.2010 geschrieben:

> Also eher eine Typ- statt Altersfrage? Wobei so ein
> Assoziationssprung auch eine gewisse geistige Flexibilität
> erfordert, die anscheinend nicht jeder besitzt.

Auf Jugendliche und Erwachsene bezogen sicherlich. Aber gerade bei Kindern sicherlich auch eine Altersfrage. Hier fehlen einfach noch manche sprachliche Dinge, sowie ein gewisses Abstraktionsvermögen, Querdenken, Assoziieren, Subtilität oder wie auch immer man es nennen möchte.
Somit finde ich es schade, dass das Spiel nach unten eine "Grenze" aufbaut. Klar, diese Grenze hätte beispielsweise Fresko auch gehabt. Aber "A la Carte" finde ich hier vom spielerischen und vom thematischen deutlich generationenüberspannender.


> Ein Spiel muss sich in meinem Verständnis nicht auf die
> greifbaren Inhalte der Spieleschachtel beschränken.

Da hast Du grundsätzlich recht. Und natürlich ist Dixit ein Spiel - aber eines, dass sich meiner Meinung nach von diesem Begriff schon recht weit löst. Vielmehr ist es ein Denkanstoß und eine Initialzündung - zumindest sehen es aus meiner Sicht Personen so, denen Dixit gut gefällt. Etwas bösartig könnte man auch sagen: Es ist ein Frauenspiel. Nicht das Spielen steht im Vordergrund, das Gewinnen, sondern das Reden, sich austauschen,...


> von A la Carte für mich mehr "im Spiel mit dem Material"
> und lässt sich (wenn man den will) auf die Würzhandbewegung
> reduzieren.

Könnte man so sehen. Aber das daraus Resultierende - Freude, Schadenfreude trotz einer gewissen Leichtigkeit, ein "Augenzwinkern" - schaffen hier das "Mehr" gegenüber dem bloßen Material.
Außerdem müssen wir ja auch noch heizen und den Pfannkuchen wenden ;-)


> Dann aber trägt der Spielablauf kaum noch - so zumindest meine Erfahrungen.

Zugegebenermaßen ist A la Carte kein Spiel, das ich jetzt regelmäßig und als erstes hervorholen würde. Aber meiner Meinung nach bietet es spielerisch jetzt auch nicht weniger als Dixit.


> Ich finde die Auszeichnung von Dixit mutig und interessant.
> Mutig, weil sie eben kontrovers aufgenommen werden kann.
> Interessant, weil das spielerische Erlebnis bei Dixit im
> Spieler entstehen muss und nicht durch eine
> Materialschlacht vorgegeben ist. Bin ebenso gespannt, wie
> die Welt da draussen so auf Dixit reagiert und wie das
> Spiel in den Medien vermittelt wird.

Dem stimme ich zu.

Gruß
Micha


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Micha A.
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Micha A. » 28. Juni 2010, 14:43

"Familie Tschiep" hat am 28.06.2010 geschrieben:
> Wahrscheinlich kein Spiel für Vielspieler, aber wenn die
> Spielregeln sind so eingängig, dass man sie in einem
> Nachrichtenbeitrag anreizen kann und glaubt, dass Spiel
> begriffen zu haben, ist es ein gutes Spiel.

???
Die Länge der Regel bzw. die Eingängigkeit des Spielprinzips als Massstab dafür, ob ein Spiel was taugt?

Hmm, sehr fragwürdige These...

Gruß
Micha



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LemuelG
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon LemuelG » 28. Juni 2010, 15:16

Micha A. schrieb:
>
> "ravn" hat am 28.06.2010 geschrieben:
>
> > Also eher eine Typ- statt Altersfrage? Wobei so ein
> > Assoziationssprung auch eine gewisse geistige Flexibilität
> > erfordert, die anscheinend nicht jeder besitzt.
>
> Auf Jugendliche und Erwachsene bezogen sicherlich. Aber
> gerade bei Kindern sicherlich auch eine Altersfrage. Hier
> fehlen einfach noch manche sprachliche Dinge, sowie ein
> gewisses Abstraktionsvermögen, Querdenken, Assoziieren,
> Subtilität oder wie auch immer man es nennen möchte.
> Somit finde ich es schade, dass das Spiel nach unten eine
> "Grenze" aufbaut. Klar, diese Grenze hätte beispielsweise
> Fresko auch gehabt. Aber "A la Carte" finde ich hier vom
> spielerischen und vom thematischen deutlich
> generationenüberspannender.

Der Autor von Dixit ist im Hauptberuf übrigens Kinder-Psychiater und hat das Spiel maßgeblich basierend auf seinen Erfahrungen aus diesem Job als kreativitätsförderndes Spiel erfunden.

Ohne Dixit bisher mit Kindern gespielt zu haben, vermute ich bei Problemen im Zusammenspiel zwischen Kindern und Erwachsenen eher die Unfähigkeit der Erwachsenen, sich in die Erlebnis- und Wahrnehmungswelt der Kinder hineinzudenken, als eine unzureichende Kreativität der Kinder. Und ein Spiel, bei dem Erwachsene sich selbst die Frage stellen müssen, welche Assoziationen ihre Kinder denn überhaupt nachvollziehen können (weil die Erwachsenen anderenfalls wohl das Spiel verlieren werden), halte ich für überaus förderlich.

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Micha A.
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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Micha A. » 28. Juni 2010, 15:34

"LemuelG" hat am 28.06.2010 geschrieben:

> Ohne Dixit bisher mit Kindern gespielt zu haben, vermute
> ich bei Problemen im Zusammenspiel zwischen Kindern und
> Erwachsenen eher die Unfähigkeit der Erwachsenen, sich in
> die Erlebnis- und Wahrnehmungswelt der Kinder
> hineinzudenken, als eine unzureichende Kreativität der
> Kinder.

Das mag sein.
Aber bis zu einem gewissen Alter bleiben die Kinder halt sehr nahe an dem, was sie sehen (oder zu sehen glauben). Ebenso, wie sie erst lernen müssen zu bluffen.
Da kommt halt (Beispiel) eine Karte mit einem Auto drauf, dann sagt das Kind "Auto". Und wenn man es auffordert, den Begriff etwas weiter zu fassen, dann kommt vielleicht "Brumm" oder "Strasse" oder "Lenkrad". Aber sicherlich nicht "Führerschein", "Verkehrstote" oder "Waldsterben". Weil das Kind nah am Begriff bleibt und weil zum Teil auch der Wortschatz fehlt.


> Und ein Spiel, bei dem Erwachsene sich selbst die
> Frage stellen müssen, welche Assoziationen ihre Kinder denn
> überhaupt nachvollziehen können (weil die Erwachsenen
> anderenfalls wohl das Spiel verlieren werden), halte ich
> für überaus förderlich.

Das mag sein.
Aber wenn ich spiele, dann möchte ich eigentlich spielen und keine Psychotherapie machen.

Gruß
Micha

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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon ravn » 28. Juni 2010, 15:51

Micha A. schrieb:

> Das mag sein.
> Aber wenn ich spiele, dann möchte ich eigentlich spielen und
> keine Psychotherapie machen.

Und damit lieferst Du den perfekten Grund, warum es eben mehr Gesellschaftsspiele als nur Dixit gibt. Und ebenso den Beweis, dass Spielegeschmäcker eben verschieden sind. Und abschliessend wird damit auch klar, dass es ein objektiv bestes Spiel des Jahres nie geben kann. Es gibt da nur eine Jury, die nach eigenen Kriterien ein Spiel auszeichnet. Der Jury-Meinung kann man sich anschliessen oder eben aus eigener Erfahrung auch widersprechen.

Cu/Ralf

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Braz
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Re: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Braz » 28. Juni 2010, 16:32

Michel schrieb:
>
> Auf der Liste haben nach den Kriterien für das SdJ eigentlich
> nur A la carte, Dixit und Im Wandel der Zeiten den Preis
> "verdient".

Naja...ich will mal so sagen: [b] verdient[/b] hat den Preis jedes einzelne Spiel auf der Nomi-Liste, denn sonst wäre sie alle ja nicht drauf.

Die Sache ist nur die:

Generell halte ich den SdJ-Preis für immer uninteressanter, denn er entspricht für mich (!) immer weniger einem "Spiel des Jahres". Klar soll ein solches Spiel auch neue Spieler "hinterm Ofen" vorlocken, aber dann sollte man doch eher ein "echtes" Spiel des Jahres küren und der Sonderpreis in die Richtung "familientauglich" gehen und nicht anders herum, wie es jetzt gerade gemacht wird.....oder zumindest einen Mittelweg gehen.....

Der deutsche Buchpreis richtet sich z.B. ja auch nicht an Leute, die sonst keine Bücher lesen, sondern eher an die Bücherratten.....dennoch finden mE gerade diese Bücher auch guten Absatz... Würde bei jedem Deutschen Buchpreis ein "Harry Potter" auf der Liste stehen, würde dies mE einem solchen Preis einfach nicht gerecht werden.

Kurzum: Dixit ist für mich wie ein Barbarossa. Also wieso will man für ein ähnliches Spielprinzip, was eigentlich nicht wirklich viel Neues liefert, unbedingt einen solchen Preis geben?!

Keine Frage: Ich gönne jedem Spiel einen solchen Preis, nur dem Thema "Spiel" wird ein Preis unter den jetzigen Voraussetzungen/taktischen Überlegungen mE (!) nicht gerecht.

Ein "Dominion" war da mE ein weitaus besseres Spiel, da es Vielspieler wie Gelegenheitsspieler begeistern konnte/kann.
"Kingsburg", auch wenn ich es nicht mag, würde da auch besser rein passen (ja, ich weiß, anderer Jahrgang), da es alleine vom Thema her schon fesseln kann.
1999 war gar ein "Union Pacific" auf der Liste und "Torres" hatte gewonnen. 1998 war gar ein "Die Macher" auf der Nominierungsliste....heute mE undenkbar!
DAS waren die Spiele, die mich auch dem Thema "Brettspiel" näher gebracht haben....

[i]"Fresko ist zu anspruchsvoll bei der Regelerarbeitung für Otto-Normalspieler"[/i]

Nicht böse gemeint, aber ich kann das weder verstehen, noch kann ich es mehr hören. Fresko hat gerade mal ca. 4 Seiten Regel (in der Grundversion)!
Es ist in max. 10 Minuten erklärt und ist thematisch mE sehr schön umgesetzt. hinzu kommen noch Varianten, die das Spiel auch noch etwas fordernder machen.
DAS wäre für mich ein schönes SdJ gewesen.

"Zu kompliziert" kann doch kein Argument sein.
Siedler von Catan (SdJ 1995), El Grande (SdJ 1996), Tikal (SdJ 1999), Sherlock Holmes (SdJ 1985) und Torres (SdJ 2000) sind doch nicht einfacher als ein Fresko?! Dennoch haben all diese Spiele den Preis bekommen.

Ich bin zwar nicht allwissend noch habe ich eine Glaskugel, aber ich bezweifle schon jetzt, dass Dixit so viele neue Leute dem Thema Brettspiel näher bringen wird....da braucht es mE schon andere Spiele.....

..aber ich mag mich da auch gerne irren! :-P

Jedenfalls fände ich es besser, abschließend nochmal erwähnt, wenn es anders herum wäre: Ein "echtes" Spiel des Jahres und einen Sonderpreis für ein "Einsteigerspiel".

;-)


Grüße
Braz

..ist jedenfalls meine Meinung ;-)

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RE: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon LemuelG » 28. Juni 2010, 16:50

Micha A. schrieb:

> Aber bis zu einem gewissen Alter bleiben die Kinder halt sehr
> nahe an dem, was sie sehen (oder zu sehen glauben). Ebenso,
> wie sie erst lernen müssen zu bluffen.
> Da kommt halt (Beispiel) eine Karte mit einem Auto drauf,
> dann sagt das Kind "Auto". Und wenn man es auffordert, den
> Begriff etwas weiter zu fassen, dann kommt vielleicht "Brumm"
> oder "Strasse" oder "Lenkrad". Aber sicherlich nicht
> "Führerschein", "Verkehrstote" oder "Waldsterben". Weil das
> Kind nah am Begriff bleibt und weil zum Teil auch der
> Wortschatz fehlt.

Dann sind diese Kinder vielleicht noch eher in der Zielgruppe des Kinderspiel des Jahres anzusiedeln. Realistisch finde ich alle Spiele des Jahres so ab 8 bis 10 Jahren - und da passt Dixit problemlos rein.

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Re: Rote Karte

Beitragvon Jonas » 28. Juni 2010, 17:26

Michael Kroeger schrieb:
> Nicht der Vergleich war "schrottig", sondern Deine Anmerkung,

Naja, ist halt Geschmackssache. Warum kann man nicht einfach die Dixit-Illustrationen lobend erwähnen, sind ja auch schön, ohne einen anderen Illustrator rauszupicken und zu sagen: der Menzel kann das nicht. Was für ein Quark. Überflüssig und unötig.

So eine verträumt-tolle Dixit Atmosphäre hätte der Knizia ja auch nie und nimmer hingekriegt. Nun ja, wer's braucht.

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Re: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon Golbin » 28. Juni 2010, 17:30

Huhu,

ich habe (zusammen mit meiner Frau) eine gänzlich andere Sicht: Mit Dixit wurde endlich wieder ein kommunikatives Spiel ausgezeichnet.

Hier unser Kommentar:
http://www.poeppelkiste.de/berichte/2010/sdj/sdj-sieger.php

Man mag persönlich einen anderen Geschmack haben (ich hab auch ein anderes Lieblingsspiel aus diesem Jahrgang), doch ist die Auszeichnung m. E. völlig berechtigt.
Nicht nachvollziehen kann ich vor allem die Kritik hier im Forum an der "unteren Altersgrenze". Welches Kind konnte denn wirklich Tikal oder Torres mitspielen. Und waren El Grande und Siedler bei Erscheinen nicht auch ab 12?

Für diejenigen, die weiter im Alter nach unten möchten, wird ja noch des KSdJ ausgezeichnet.

Wolfgang
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, denen die Welt gehört. Den Liebenden und den Spielenden.

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spielpete
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Re: SPIEL DES JAHRES 2010 ist

Beitragvon spielpete » 28. Juni 2010, 17:36

Hier werden viele Meinungen von Spielern geäußert und die mögen auch alle richtig oder zumindest fundiert sein, aber was soll denn das Spiel des Jahres erreichen? Menschen die nicht so viel mit dem Hobby Spielen zu tun haben sollen dazu gebracht werden sich mal an den Spieltisch zu setzen und - bestenfals - das Spielen für sich zu entdecken (wenn das nicht so ist habe ich ein falsches Bild von diesem Verein).

Jetzt möchte ich mal folgendes Bild ausmalen: Ich treffe mich mit einem ehemaligen Schulkumpel (ist jetzt mittlerweile 25 Jahre her das ich die Schulbank gedrückt habe) und wir kommen ins Gespräch.
"Hey, was machst Du denn so?"
- "Ich laufe jede Woche 3 x , sehe gerne einen guten Film, lese gerne ein gutes Buch und gehe gerne gut Essen. Und Du?" - "Ich spiele Brettspiele. Es macht mir Spaß neue Welten im Spiel kennen zu lernen, neue Regeln umzusetzen, mich auf ein Spiel einlassen und so meine Zeit in negtter Runde zu verbringen."
- "Das hört sich doch spannend an - lass uns doch mal spielen, am besten das Spiel des Jahres"

Ich habe die Befürchtung, dass ein solcher Nichtspieler, der mit spielen wirklich Monopoly und Risiko verbindet, durch ein Spiel des Jahres DIXIT abgeschreckt wird und letztlich zu dem Schluß kommt: "Da gehe ich doch lieber laufen, essen, lesen und Filme schauen - Brettspielen als Hobby ist wohl nichts für mich".

Und auch die Oma, die jedes Jahr das Spiel des Jahres verschenkt wird mit diesem Spiel nicht wirklich das Spielen in der Familie fördern.

DIXIT ist mE ein Spiel in der Nische. Es ist eine Möglichkeit mit Karten die Fantasie anzuregen, eine spielerische Möglichkeit den Horizont zu erweitern oder den Umgang miteinander auf eine spielerische Ebene zu stellen, aber es ist kein Spiel welches das Kulturgut Spiel weiter verbreitet. Ein Nichtspieler das DIXIT spielt wird mit einer ganz kleinen Ecke des Spielens vertraut gemacht, aber es ist eben eine entfernte Ecke von dem was das Gesellschaftsspiel leisten und vermitteln kann. Ein Spiel des Jahres sollte dem Menschen, der bisher mit Skip Bo und Phase 10 glücklich war helfen einen Schritt in die Vielfältigkeit des Spielens zu machen - und wenn er dann in der Ecke von DIXIT rauskommt fühlt er sich meist fehl am Platze.

DIXIT ist bestimmt ein schönes Spiel (auch es nicht mein Spiel ist oder je werden wird) und wenn ich hier höre das viele Spielergruppen viel Spaß damit hatten, dann freut mich das auch, aber es zeigt mE das diejenigen die sowieso spielen sich auch gerne auf etwas neues einlassen - und manchmal positiv überrascht werden. Der Schritt von einem Spiel wie Carcassonne zu Dixit ist deshalb einfach, weil man sich mit CC bereits auf das Spielen eingelassen hat - aber der Schritt von DIXIT zu Carcassonne ist ungleich grösser, schwerer und unwahrscheinlicher, denn DIXIT ist kein Spiel im eigentlichen Sinn. Jemand der DIXIT als erstes Spiel spielt und dieses als Maßstab nimmt wird niemals die Welt der Brett- und Kartenspiele entdecken.

Ich hoffe ich bin niemandem zu sehr auf den Schlips getreten, aber das wollte ich mal loswerden.

Pete


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