Beitragvon Milano » 7. Februar 2012, 08:29
Günter Burkhardt schrieb:
> als Spieleautor und Spieler macht es schon ein wenig traurig und auch ein bisschen wütend, wenn man den Artikel zu winning moves liest.
Man kann's aber auch komplett anders sehen. Zugegeben, es ist schade, wenn ein Verlag offenbar von den ursprünglich hohen Zielen Abstand nehmen muss und letztlich nur noch auf Altbekanntes zurückgreift, wenn er keine Redaktion mehr hat und somit im Grunde aufhört ein Verlag zu sein, nämlich eher ein Vertrieb wird. Aber:
1) Ich persönlich fand, nein finde, Blokus und Trans America toll, Cartagena und Clans ganz Okay. Aber sonst war doch nicht wirklich etwas Überragendes dabei, auf jeden Fall nicht in den letzten 5 Jahren, oder?! Wobei ich vieles nicht kenne. Aber Supertolles findet fast immer irgendwie Eingang in unseren Spieletreff.
2) Spiele zu verkaufen und damit Geld zu verdienen ist offenbar überaus schwer. Liest man doch immer wieder, z.B. von Alea, dass selbst wirklich hochklassige Spiele nur geringe Auflagen erreichen. Überhaupt überlebt doch nur ganz wenig von den vielen Neuheiten jedes Jahr. Und das, was überlebt, ist eben häufig auch Spitzenklasse für bestimmte Zielgruppen, seien es Vielspieler oder Gelegenheitsspieler. Ergo: Hast Du nur Durchschnitt anzubieten, wird's auf Dauer nicht klappen.
3) Ist es nicht gerade bei Büchern so, dass alles nur nach Neuheiten und immer wieder Neuheiten greift? Wieviel zigtausend Buch-Neuheiten gibt es jedes Jahr und wie wenig Klassiker-Präsenz in den Regalen? Ist es nicht gerade eine Wohltat, dass das bei Spielen mit den Klassikern anders ist? Es gibt etliche Spiele-Klassiker, die sich Jahrzehntelang halten. Für mein Empfinden, wenn ich ein Spielegeschäft betrete, ist der Anteil an Klassikern sehr hoch, auch jenseits von Plastik-Marketingmaschinen: Kuhhandel, Siedler, Carcassonne, 6 nimmt, Halli Galli, Anno Domini, Einfach Genial, Obstgarten, Tichu, Bluff, etc etc. Das kann ich bei Büchern ganz und gar nicht sehen.
4) Ist es nicht auch bei Spielen so, dass es viel zu viele Neuheiten jedes Jahr gibt? Wie viele waren das in Essen? Über 700! Nur in Essen! Wer soll das alles kaufen? Ist es nicht fast zwangsläufig, dass das alles nach kurzer Zeit ausgeramscht werden muss, schließlich wartet schon der nächste Schwung auf seine Veröffentlichung.
5) Wäre es nicht gerade für einen Autor unangenehm, wenn es deutlich weniger Neuheiten gäbe, jedes Jahr nur 50 oder 100 anstatt 1.000? Dann gäbe es bestimmt weniger Ausgeramsche, aber wäre es dann nicht viel schwieriger, die eigenen Entwicklungen überhaupt irgendwo unterzubringen?
6) Gibt es Mangel an Spieleverlagen? Wenn der eine geht, wird ein anderer seinen Platz einnehmen und vielleicht bessere Spiele bringen als winning moves in den letzten Jahren. Kann ja auch eine Chance sein! Ich fand die Nachricht, dass Selecta keine Kinderspiele mehr macht, weil es sich offenbar nicht lohnt, viel "schlimmer" als jetzt bei winning moves. Selecta? Diese hohe Qualität lohnt sich nicht? Das konnte ich kaum glauben, habe ich doch etliche Selecta-Spiele verschenkt.
Werde ich als Spieler winning moves vermissen? Nein.