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Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

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No66y

Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon No66y » 1. Mai 2012, 19:47

Das Spiel überfordert mich. Ein Eingeständnis, das mir als Liebhaber von der Komplexität her ähnlich gelagerter Spiele (Agricola, Cuba, Vasco da Gama, selbst SM’s Civilization u.a.) schwer fällt. Aufmerksam geworden durch die überragende Spielbox-Kritik von Udo Bartsch lag es am Sonntag auf unserem Spieltisch. Schon das Regelstudium hatte ich als Schwerstarbeit empfunden. Erklären kann ich es kaum, warum ich mich mit allen Rosenberg-Spiel-Regeln so viel schwerer tue als z.B. mit Regeln aus dem Hause Queen Games. Das Spiel selbst wurde von meinen drei Mitspielern als ganz gut bewertet. Sie haben es im Übrigen mit deutlich mehr Punkten als ich beendet und: Sie sind alle unter 50 Jahre alt – ich nicht. Das (von mir als eklatant, von den Anderen als sagen wir mal ‚existent‘ empfundene) Problem lag für mich in der zum Spielsieg gegebenen Notwendigkeit, die Auslagen der Mitspieler in die Spielstrategie mit einzubeziehen. Es gelang mir nicht, weil meine Augen Symbolik und Schrift auf den ohnehin schon kleinen Karten nicht mehr erreichten. Ähnliches hatte ich schon bei Le Havre empfunden, doch hier war ich kurz vor der Kapitulation. Meine Frau löste das Problem, indem sie des öfteren um den Tisch ging (die Wahrscheinlichkeit liegt nah, dass sie damit maßgeblich zur Spieldauer von 2,5 Stunden in der Kurzspielversion(!) für 4 Spieler beigetragen hat). Den beiden wesentlich jüngeren anderen Mitspielern gelang es nach eigener Aussage, sich zumindest die wichtigsten Karten ihrer Gegenspieler zu merken und erzielten damit so viele Punkte, dass sie unangefochten die Plätze 1 und 2 unter sich ausmachten. Das Erkennungs- bzw. Leseproblem der Mitspieler-Gebäude konzidierten sie allerdings auch.
Es steht mir nicht zu, das Spiel nach nur einer Partie schlecht zu machen. Das ist es mit Sicherheit auch nicht. Zudem komme ich mir vor, als ob ich mit meiner Meinung ziemlich allein dastünde, den allgemeinen Begeisterungsstürmen nach zu urteilen. Und doch kann ich den Spielreiz (noch) nicht nachempfinden, der z.B. Herrn Bartsch so hat hin und weg sein lassen. Vielleicht bin ich mit über 50 einfach zu alt und von der Auffassungs- und Merkfähigkeit schon zu eingeschränkt, um bei solcher Komplexität mitzuhalten. Da muss ich einfach mal fatalistisch sein: Ich bin mir sicher, dass ich es nicht mehr schaffen werde, einen ausreichenden Zugang zu diesem Spiel zu finden, der es mir erlaubt, zu meinen jüngeren Mitspielern Augenhöhe zu erreichen. Und das selbst mit Lupe oder Feldstecher nicht. Vielleicht will es auch gar nicht mehr versuchen.
Mich interessiert, ob es vielleicht doch Menschen gibt, die hierzu ähnlich denken wie ich. Geteiltes Leid wäre halbes Leid.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.
Gruß an alle.
No66y

P.S. Unter Hinweis auf die Altersangabe wäre eine zügige Stellungnahme sicher angebracht...:-/;-)

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Gernspieler
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Gernspieler » 1. Mai 2012, 21:12

Ja, auch ich tue mich schwer mit dem lesen der Kartentexte und deren Umsetzung.
Dieses Problem hatte ich bereits bei Le Havre. Das führte dazu, dass ich dieses Spiel nur noch zu zweit spiele.

Überhaupt bin ich der Meinung, dass Spiele für uns (bin 46) von mal zu mal schlechter zu spielen sind wenn jedesmal soviel Text auf Karten steht.

Ich selber habe zumindest das Lesen von Büchern so geregelt, dass ich mir einen EBook-Reader gekauft habe. Dort kann ich die Schrift vergrößern. ;-)


Glaube mir.
Das liegt nicht an dem Spiel, sondern an unserer Sehhschwäche.


Der
Gernspieler

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Ina-spielbox
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Ina-spielbox » 1. Mai 2012, 21:12

Hallo No66y,
ich bin 49 Jahre alt und ich denke, es liegt nicht am Alter. Beim ersten Spielen konnte ich auch nicht überblicken, was die anderen Spieler in der Auslage haben, da war ich mit meinem eigenen Spiel beschäftigt. Aber wenn man Ora et Labora häufiger spielt, kennt man halt die Karten und weiß, welche Kombinationen es gibt und kann sich merken, welche Karten wo liegen.
Ich denke, das ist aber bei allen komplexeren Spielen so, dass sie sich nicht beim ersten Mal erschließen und man sie häufiger spielen muss. Die Frage ist eben, ob man das möchte. Oder man spielt nicht ganz so komplexe Spiele und die dann vielleicht nicht so oft. Ich liebe auch die Abwechslung und lerne gerne neue Spiele kennen, muss inzwischen aber nicht mehr alles gespielt haben und nicht mehr alles haben und deswegen komme ich auch dazu, komplexe Spiele häufiger zu spielen und verschiedene Strategien auszuprobieren.
Hilfreich ist natürlich bei einem Spiel wie Ora et Labora, wenn es einem erklärt wird und beim ersten Mal jemand dabei sitzt, der das Spiel schon kennt und vielleicht auch Tipps gibt. So machen wir es häufig, wenn wir solche Spiele mit jemandem spielen, der sie zum ersten Mal spielt. Wir spielen solche komplexen Spiele jedoch häufig auch beim ersten Mal zu zweit, dann ist das ganze übersichtlicher und dauert nicht so lange.
Die erste Partie ist damit immer der Schlüssel heraus zu finden, ob das Spiel so viel Potential hat, dass man es häufiger spielen möchte. Wenn man feststellt, dass das nicht so ist, dann gibt ja genügend andere Spiele, die man spielen kann. Spielen ist eben auch Geschmackssache.
Ich mag zum Beispiel Walnut Grove nicht. Ich habe es fünfmal gespielt und jedes Mal haushoch verloren. Ich frage mich auch, ob ich zu blöd dazu bin. Auf jeden Fall erschließt es sich mir nicht und deswegen spiele ich es nicht mehr, aber das Spiel hat viele viele Fans. Es ist jetzt nicht so komplex wie Ora et labora, aber aus meiner Sicht ein Beispiel, dass man eben nicht jedes Spiel mögen muss und sich einem nicht jedes Spiel erschließt.
Andererseits gibt es auch viele komplexe Spiele, die mit deutlich weniger Regeln und Text auskommen als Ora et labora, z. B. Dominat species. Da kann man auch viel Freude mit haben ohne dass man sich durch so viel Text quälen muss und das Spiel hat trotzdem Tiefe. Wie gesagt, es ist Geschmackssache.

Ich hoffe, ich konnte Dich etwas aufmuntern!
Ina

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JonTheDon
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon JonTheDon » 1. Mai 2012, 22:13

Hi,

als deutlich unter 50-jähriger kann ich sagen, ich fand das erste Spiel auch anstrengend. Es dauerte ca. 3 Stunden für die Zwei-Spieler-Kurzversion. Zusammenhänge ließen sich da gerade mal erahnen...

Die zweite Partie dauerte heute "nur noch" ca. zwei Stunden. Zusammenhänge weiter noch nicht so da.

Stört mich aber auch nicht so, da ich gerade Wirtschaftsspiele eher erlebe als daran arbeiten zu wollen.

Mit der Zeit wird das aber besser.

Beispiel für ein anderes komplexes Spiel: Race for the Galaxy hatte in den ersten Partien eine knappe Stunde gedauert, heute spielen wir das in 20 Minuten.

Auch Macao, bei denen von vielen die Übersichtlichkeit bemängelt wurde, spielt sich bei uns zu zweit in ca. 40 Minuten.

Wenn man die ersten Runden zum Kennenlernen nimmmt, wird's bestimmt bald besser...

Gruß Jon

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ravn

Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon ravn » 1. Mai 2012, 22:28

No66y schrieb:
>
> Das Spiel überfordert mich. [...]
> Schon das Regelstudium hatte ich als Schwerstarbeit empfunden. [...]
> Es gelang mir nicht, weil meine Augen Symbolik
> und Schrift auf den ohnehin schon kleinen Karten nicht mehr
> erreichten.

Tipp: Zum Regelstudium nacheinander die Aufbau-Regeln befolgen und dann gemeinsam mit den Mitspielern anhand der Erklärregel durchhangeln. Die erste Partie war bei mir auch eine reine Kennenlernpartie ohne den eigenen Anspruch, die ganzen Zusammenhänge zu durchschauen. Einfach spielen und schauen, was sich ergibt. Klar, dass das nicht jedem liegt. Muss man sich darauf einlassen wollen.

Dazu kommt, dass Ora et Labora viele kleine Karten mit vielen kleinen Symbolen und Zusatzinfos verwendet. Die liegen zudem bei den Mitspielern für einen selbst entfernt und teils noch über Kopf je nach Sitzposition. Da braucht es schon ausreichend gute Augen in Verbindung mit ausreichender Beleuchtung ohne Gegenlicht-Blendung, um da wirklich was zu erkennen.

Zudem sollte man keine Probleme haben, Informationen auf dem Kopf stehend zu erfassen. Klingt banal, ist aber keine Selbstverständlichkeit. Manch einer hat da mehr Probleme als andere, die flüssig ganze Romane mit Text auf den Kopf stehend lesen können. Reine Übungssache?

Kurz gesagt: Das Material kann Probleme erzeugen, die wohl schlicht der angestrebten Komplexität des Spiels geschuldet sind, alle Infos einer Karte auf der Karte selbst unterzubringen. Eventuell hilft es (Dir) da, die Gebäude-Übersichten in Sichtweite zu haben und dort die Details ablesen in Verbindung mit den Kartennamen bei den Mitspielern?

Cu / Ralf

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Ferdinand Köther
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Ferdinand Köther » 1. Mai 2012, 23:05

Mein Beitrag nur am Rande, da ich das Spiel leider bisher noch nicht kenne. Und verglichen mit mir bist du wahrscheinlich ein Jungspund.

Nein, ich glaube nicht, das es am Alter liegt, und auch nicht an "Rosenberg-Spielen".

Sondern, nix für ungut, an Lookout Spielen, die meist echt toll sind, aber auch meist miese Regeln haben. Kompetente Hilfe wollen die anscheinend nicht.

Kompetente Grüße,
Ferdi

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ravn

Re: Spielregel-Sorgfalt

Beitragvon ravn » 1. Mai 2012, 23:46

Ferdinand Köther schrieb:

> Sondern, nix für ungut, an Lookout Spielen, die meist echt
> toll sind, aber auch meist miese Regeln haben. Kompetente
> Hilfe wollen die anscheinend nicht.
>
> Kompetente Grüße,
> Ferdi

Da Du selbst die Vorlage gibst: Ich persönlich finde die Regeln von Ora et Labora verständlich. Zwar umfangreich, weil eben aufgeteilt, aber klar gegliedert und einwandfrei nachvollziehbar. Was genau findest Du daran den "mies"?

Da habe ich schon ganz andere Regeln in der Hand gehabt. Da fällt mir spontan die deutsche Übersetzung von "A Few Acres of Snow" ein, die in Passagen schlicht falsch und missverständlich ist. Zudem die deutsche Regel von "Forgotten Planet", die Regeldetails dazu dichtet, die so in den anderen Sprachversionen nicht auftauchen.

Wäre schön, wenn generell die Verlage (noch) mehr Sorgfalt in ihre Spielregeln stecken würden. Kennt jemand "Panic Station" und wer konnte es bisher wirklich nach den Regeln spielen?

Cu / Ralf

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gimli043
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon gimli043 » 2. Mai 2012, 08:05

Also auch in jüngerem Alter (31) kann man auf der anderen Seite eines größeren Tisches den Ora & Labora zu viert benötigt nicht erkennen welche Karten da ausliegen. Da hilft eigentlich nur nachfragen / um den Tisch laufen oder merken. Letzteres ist natürlich die beste Methode für ein flüssiges Spiel und gelingt nach den ersten Partien, wenn man die Gebäude kennt auch recht gut.
Ich finde das Spiel genial!
There is freedom! Just behind the fences we build ourselves.

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JoergH
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Re: Spielregel-Sorgfalt

Beitragvon JoergH » 2. Mai 2012, 09:37

ravn schrieb:
>
> Ferdinand Köther schrieb:
>
> Da habe ich schon ganz andere Regeln in der Hand gehabt. Da
> fällt mir spontan die deutsche Übersetzung von "A Few Acres
> of Snow" ein, die in Passagen schlicht falsch und
> missverständlich ist.

Autsch, Tiefschlag... :-D

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Bundyman
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Bundyman » 2. Mai 2012, 09:49

Nö, nicht zu alt. Ich bin gut ein 10er jünger und in einem Ora et Labora zu viert raucht mir auch der Kopf, da ich nicht mehr alle Möglichkeiten die meine Mitspieler in der Auslage liegen habe überblicken kann. Ich spiele es daher eher zu zweit/dritt, da bleibt es mir gerade in den letzten Runden noch übersichtlich.

Thygra
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Re: Spielregel-Sorgfalt

Beitragvon Thygra » 2. Mai 2012, 11:09

ravn schrieb:
> Wäre schön, wenn generell die Verlage (noch) mehr Sorgfalt in
> ihre Spielregeln stecken würden. Kennt jemand "Panic Station"
> und wer konnte es bisher wirklich nach den Regeln spielen?

Die Pegasus-Version von Panic Station wird (nicht ohne Grund) eine komplett neu verfasste Anleitung enthalten.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Axel Bungart

Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Axel Bungart » 2. Mai 2012, 11:16

Ina Broß schrieb:
> Ich mag zum Beispiel Walnut Grove nicht. Ich habe es fünfmal
> gespielt und jedes Mal haushoch verloren. Ich frage mich
> auch, ob ich zu blöd dazu bin. Auf jeden Fall erschließt es
> sich mir nicht und deswegen spiele ich es nicht mehr, [...]

Da gebe ich Dir recht. Und dazu muss das Spiel gar keine besonderen Ansprüche stellen. Kuckstu hier:
http://www.reich-der-spiele.de/speciala/Atlantis-musste-untergehen

Gruß
Axel

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Dancer
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Dancer » 2. Mai 2012, 11:32

Hallo No66y!

Also ich würde es auch nicht automatisch am Alter fest machen. Ist denke ich eher eine Frage der Übung - und natürlich kann es auch mal sein, dass der Komplexitätsgrad die persönliche "Leidensfähigkeit" übersteigt.

Was Deinen ersten Punkt angeht, so finde ich interessant, dass Du Deine Aufnahmefähigkeit der O&L-Regel mit den Regeln von Queen-Games vergleichst. Solltest Du das wirklich für vergleichbar halten, dann hast Du mMn wirklich ein Problem. Das sind für mich die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen verglichen. Obwohl ich die Grundsätzlichen Regeln bei O&L an sich nicht mal so kompliziert finde. Da reicht nach dem Aufbau !fast! ein Blick auf das Flussdiagramm auf der Spielerübersicht. Etwas Kompliziert ist vielleicht die Anpassung der Spieldauer und Spielerzahl, aber das ist in anderen Spielen schlechter gelöst. Wenn ich da an "Im Wandel der Zeiten" denke...

Was den Spielverlauf angeht, so gibt es zwei Möglichkeiten:
* Du warst wirklich überfordert (kann bei mir sogar Tagesformabhängig sein)
* Du hast lediglich den Überblick verloren.

Wenn Du zur zweiten Variante tendierst: Schau' Dir vor dem nächsten Spiel die Gebäude mal genauer an und suche die Zusammenhänge (wenn ich A habe, macht B und/oder C Sinn...).
Laminiere Dir ggf. die Gebäudeübersicht ein (vielleicht sogar auf DIN A4 vergrößert?) und markiere im Spiel mit Folienschreiber, wer welches Gebäude gebaut hat. Habe ich mir das für "Florenza" gemacht, ist da sehr hilfreich.
Und überlege Dir zu Beginn des Spiels, wie Du an Geld kommen willst. Nichts ist frustrierender als pleite zu sein - und alle Geldquellen liegen bei den Mitspielern.

Die Zusammenhänge in Ora erschließen sich einfach nicht gleich im ersten (2ten, 3ten,...) Spiel. Aber für den einen oder anderen macht ja gerade das den Reiz aus...

Gruß - Dancer(41) ;-)

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ravn

Re: Panic Station

Beitragvon ravn » 2. Mai 2012, 11:40

Thygra schrieb:
>
> ravn schrieb:
> > Wäre schön, wenn generell die Verlage (noch) mehr Sorgfalt in
> > ihre Spielregeln stecken würden. Kennt jemand "Panic Station"
> > und wer konnte es bisher wirklich nach den Regeln spielen?
>
> Die Pegasus-Version von Panic Station wird (nicht ohne Grund)
> eine komplett neu verfasste Anleitung enthalten.

Danke für die Info.

Möchte bis dahin wer eine der super-duper limitierten Erstauflage Panic Station von White Goblin Games in schicker Metalldose haben? Eignet sich prima, als Butterbrotdose und sorgt sicherlich für neidische Blicke der Mitschüler oder Kollegen. Der Inhalt lässt sich einfach vorher entsorgen.

Cu / Ralf

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Dancer
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Dancer » 2. Mai 2012, 11:43

Ferdinand Köther schrieb:
>
...
> Sondern, nix für ungut, an Lookout Spielen, die meist echt
> toll sind, aber auch meist miese Regeln haben.
...

Also ich habe hier diverse Lookout-Spiele stehen. Und mies ist da mMn keine einzige Regel. Gut, das "Zepter" könnte sicher besser sein, aber wir kamen damit klar. Und das ist ja nun auch nicht der aktuelleste Vertreter.

Selbst wenn die Regeln aller Lookout-Spiele die wir nicht haben mies sein sollten, ein "meist" ist hier mal völlig unangebracht.

Dancer

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Ernst-Jürgen Ridder
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 2. Mai 2012, 13:04

Hallo,

ich bin auch deutlich über 50, auch über 60. Ich spiele schon seit Jahrzehnten, auch komplexe Spiele.

Vom Altern werde ich -zumindest bislang- nicht dümmer, aber meine Vorlieben ändern sich. Ich habe keinen Spaß mehr daran, ein Spiel immer wieder zu spielen, um neue Strategien auszuprobieren oder gar zu versuchen herauszufinden, ob ein Spiel "broken" ist. Eine Spielregel darf durchaus "lang" sein, aber je länger sie ist, um so klarer muss sie in Struktur und Sprache sein. Ich will spielen, nicht mir ein unfertiges, unausgegorenes Produkt "erarbeiten" müssen. Ein Spiel muss, so wie es ist, gut spielbar sein; wenn ich im Internet nach Regelklarstellungen suchen muss -was ich durchaus auch mache, wenn ich das ausgegebene Geld auch in Spielfreude umsetzen will-, hat der Verlag schlicht seine Arbeit nicht gemacht.

Rosenberg-Spiele gehören, was ihr Regelwerk angeht, nicht zu den Glanzlichtern, verständlich sind die Regeln aber schon. Wer Agricola und LeHavre "rafft", schafft Ora&Labora auch. Solche Spiele spiele ich allerdings nur mit meiner -um einiges jüngeren- Frau, auch wenn sie ein Optimierungs-Freak ist, während ich lieber aus der jeweiligen Situation heraus spiele/erlebe. Mit meiner Spielegruppe, die schon seit über 30 Jahren besteht, kann ich solche Spiele nicht spielen; das habe ich mal mit Agricola versucht, es war deprimierend.

Spielt man so umfangreiche Spiele nur zu zweit, ist auch das Problem der Übersicht weniger groß und gibt sich´mit der Zeit, wenn man mal mehr davon gesehen hat, was im Spiel an Karten kommt.

Und noch: Queen-Games-Regeln sind viel besser strukturiert, wer weiß, vielleicht versucht sich ja mal jemand daran, Rosenberg-Spielregeln ähnlich zu verfassen. Bis dahin wird es aber dabei bleiben, dass man im Spieleladen hören kann: "Bitte empfehlen Sie mir ein verständliches Spiel, von Agricola habe ich schon die Familienversion nicht verstanden."

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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yzemaze
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Re: miese Regeln und Kompetenz

Beitragvon yzemaze » 2. Mai 2012, 13:20

Wer sich selbst als "Regelexperte" bezeichnet und behauptet, "absolut professionelle Spielregeln" zu erstellen, trotzdem aber immer wieder eindrückliche Gegenbeweise erbringt, sollte mit derartigen Aussagen vermutlich etwas vorsichtiger sein. ravn hat ja schon ein paar Beispiele genannt, andere Leute gehen noch weiter: "Und ich hoffe, der gute Ferdinand Köther quittiert schnellstmöglich seinen Job als Übersetzer, am besten nicht nur bei Treefrog." (s. Forum bei unknowns.de)

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Micha A.
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RE: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Micha A. » 2. Mai 2012, 14:05

"No66y" hat am 01.05.2012 geschrieben:

> es kaum, warum ich mich mit allen Rosenberg-Spiel-Regeln so
> viel schwerer tue als z.B. mit Regeln aus dem Hause Queen
> Games.

Nun, die Spiele sind ja vom Anspruchslevel auch ziemlich unterschiedlich. Queen bietet meist eher einfache Spiele, entsprechend sind auch die Anleitungen viel leichter erfassbar.

O&L gefällt mir persönlich z.B. auch nicht besonders. Das Spiel an sich mag fein austariert, thematisch stimmig und spielerisch rund sein, ich will das Spiel hier keinesfalls schlecht reden.

Aber ich spiele in erster Linie um Spaß zu haben, und den empfinde ich bei O&L überhaupt nicht. Zig Dinge, die irgendwie miteinander verwoben sind (wobei ich eine fehlende Übersichtlichkeit nicht bemängle), trockene und wenig interaktive Mechanismen und eine Spieldauer die (für mich) jenseits von gut und böse liegt. Gepaart mit durchaus vorhandenen Wartezeiten und der Tatsache, dass man sich das Spiel über mehrere Partien "erarbeiten" muss ergibt sich für mich das Ergebnis: Brauche ich nicht. Unabhängig vom Alter.

Gruß
Micha

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Detlef W.
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Detlef W. » 2. Mai 2012, 14:06

Ich bin 55. Ich habe noch nie hochkomplexe Spiele gemocht. Puerto Rico, ein wunderbares Spiel, ist für mich schon kurz vor der Obergrenze. Ich bin der festen (hoffentlich zutreffenden) Überzeugung, dass es nicht an meinem IQ (oder körperlichen Gebrechen wie einem nachgelassenen Augenlicht) liegt. Im richtigen Beruf bin ich Anwalt und Dozent, und Menschen dieser Berufsgruppen sind in der Regel ja nicht völlig behämmert. Im Spieleverein (Gruß an alle vom Hippodice, ich war leider schon lange nicht mehr dort) war ich immer froh, wenn mir jemand ein Spiel mit einfachen Worten erklärt hat. War es etwas komplexer, hat mein Gehirn allerdings von selbst ausgeschaltet, weil es ja über 10-12 h vorher doch gelegentlich Leistung bringen musste. Ich habe das Spiel dann nach dem Motto learning by doing gespielt. Das mitleidsvolle Lächeln von meinen Spielpartnern habe ich tapfer in Kauf genommen. Ich glaube, dass die Ursachen für das von dir geschilderte Problem vielfältiger Natur sein können: Der eine mochte komplexe Spiele noch nie, der andere nicht mehr, manch einer auch noch nicht. Vielleicht gehörst du zur zweiten Gruppe, denn ich glaube auch, dass sich Vorlieben ändern. Vor 35 Jahren konnte die Musik nicht laut und hart genug sein; dem von meinem Vater heißgeliebten James Last konnte ich absolut nichts abgewinnen. Falls es jemanden interessiert, was ich heute gerne im Auto höre: WDR fünf und auch James Last. Ich wundere mich manchmal darüber, bedaure es aber nicht. In diesem Sinne: Spiel doch mal wieder Dixit oder Bluff, mit den richtigen Leuten ist das ein Hammer. Gruß Detlef

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ravn

Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon ravn » 2. Mai 2012, 14:10

Ernst-Jürgen Ridder schrieb:

> ich bin auch deutlich über 50, auch über 60. Ich spiele schon
> seit Jahrzehnten, auch komplexe Spiele.

> Mit meiner Spielegruppe, die schon seit über
> 30 Jahren besteht, kann ich solche Spiele nicht spielen; das
> habe ich mal mit Agricola versucht, es war deprimierend.

Das klingt ernüchternd. Besonders wenn man solche Regel-Brocken wie Puerto Rico, Age of Empires III, Caylus, Phoenicia, Im Wandel der Zeiten, 18xx, Kohle und Tempus in seiner Auflistung der Lieblingsspiele stehen hat.

Warum klappen "solche Spiele wie Agricola" denn nicht?

Weil ich habe da besonders mit Agricola ganz andere Erfahrungen gemacht: Wer bereit ist, das Spiel im Spiel kennenzulernen, dem fiel der Einstieg in Agricola reicht leicht, wenn Kenner mit am Tisch sitzen, die helfend aber nicht vorschreibend unterstützen. Weil durch die Thematik Bauernhof und "Familienmitglieder können eine Aktion machen" ergab sich der Rest dann von selbst im Spielverlauf.

Cu / Ralf

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Abrazzo
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Abrazzo » 2. Mai 2012, 15:27

Ich habe die Gebäudeübersicht vergrößert und mir kleine Cuben in Spielerfarben herausgesucht. Wer eine Gebäude hat, setzt einen Cubus seiner Farbe auf das Gebäude der Übersicht - nicht optimal, hilft aber, die Altersdiskriminierung zu mindern.

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Jonas
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Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon Jonas » 2. Mai 2012, 15:34

No66y schrieb:
> Vielleicht bin ich mit über
> 50 einfach zu alt und von der Auffassungs- und Merkfähigkeit
> schon zu eingeschränkt, um bei solcher Komplexität
> mitzuhalten.

Ich bin zwar über 30, aber noch weit von der 50 entfernt. Trotzdem kann ich bei mir feststellen, dass, je mehr ich vom Berufs- und Privatleben gefordert werde, umso weniger Lust verspüre, mich solch komplexen, langatmigen Schwergewichten hinzugeben. Wenn ich nach einem harten Tag auf der Ranch abends den Sattel und die Stiefel abstreife, dann will ich mich vor allem entspannen, und wenn ich das spielend mache, dann lieber mit zwei drei überschaubaren Spielen, die sofort Spaß bringen, als mit sowas wie OetL, das nach 2-3 Stunden keinen Spaß sondern viel Arbeit gemacht hat. Immer häufiger empfinde ich derartige Spiele als Qual.

Thygra
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OT an Detlef

Beitragvon Thygra » 2. Mai 2012, 16:14

Detlef W. schrieb:
> In diesem Sinne: Spiel doch mal wieder Dixit
> oder Bluff, mit den richtigen Leuten ist das ein Hammer. Gruß
> Detlef

Ich kann auch noch Amnesia (war es Norbert Blüm?) und Schlafmütze empfehlen. ;-) Viele Grüße, André
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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Sebastian-spielbox
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[OT] Spielregel Verona von CBG

Beitragvon Sebastian-spielbox » 2. Mai 2012, 20:26

Mein persönliches Highlight in Sachen Spielregel ist die deutsche Anleitung zu Verona von CBG. Danach hat man das Gefühl, man hat noch nie eine Spielregel gelesen. O_o

Imho: Faktisch unspielbar, daher auch ungespielt im Regal trotz gutem Eindruck auf der damaligen Spiel in Essen.

Wirklich sehr schade ...

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No66y

Re: Ora et Labora: Bin ich zu alt für diese (Spiel)welt?

Beitragvon No66y » 2. Mai 2012, 20:26

Jonas schrieb:

> Ich bin zwar über 30, aber noch weit von der 50 entfernt.
> Trotzdem kann ich bei mir feststellen, dass, je mehr ich vom
> Berufs- und Privatleben gefordert werde, umso weniger Lust
> verspüre, mich solch komplexen, langatmigen Schwergewichten
> hinzugeben. Wenn ich nach einem harten Tag auf der Ranch
> abends den Sattel und die Stiefel abstreife, dann will ich
> mich vor allem entspannen, und wenn ich das spielend mache,
> dann lieber mit zwei drei überschaubaren Spielen, die sofort
> Spaß bringen, als mit sowas wie OetL, das nach 2-3 Stunden
> keinen Spaß sondern viel Arbeit gemacht hat. Immer häufiger
> empfinde ich derartige Spiele als Qual.

Hallo Jonas und an all die Anderen, die sich so viel Mühe gemacht haben, mir noch schnell genug vorm Ableben zu antworten!

Von vielen wirklich hilfreichen und aufmunternden Beiträgen, für die ich mich in aller Form ganz herzlich bedanke, ist es dieser, der es wohl am besten trifft. Nie in meinem Leben hatte ich derart Stress wie in dieser Zeit. Dadurch neige ich auch zu Überreaktionen. Vielleicht deshalb auch hier bei diesem Spiel, als ich einmal aufgestanden bin und einfach nicht mehr wollte. Nach gutem Zureden und nachdem ich mir dann die Zweitliga-Ergebnisse im Videotext angesehen hatte, habe ich versucht, doch noch Fuß zu fassen. Aber es hat dann natürlich nicht mehr gereicht, weil mir trotz allen guten Willens irgendwie die Bereitschaft fehlte, mich den geforderten Ansprüchen geistig und körperlich zu stellen.

Ich werde den Ratschlag von einigen Usern beherzigen und das Spiel künftig erst einmal zu zweit spielen. Und das wohl erst im Urlaub, wenn ich mit meinem Weibchen entspannt auf der Terrasse sitze. Gut, das Weinchen zum Spielchen gibts nur, wenn wir beide eins nehmen...

Aber eines möchte ich an dieser Stelle noch einmal sagen: Allen, die die Lookout-Regeln bemängeln, kann ich wirklich nur Recht geben, zumindest hinsichtlich Agricola, Le Havre und Ora et Labora (andere Spiele dieses Verlags besitze ich nicht). Dem User, der meinen Vergleich mit Queen Games als hinkend oder so bezeichnet, möchte ich entgegnen, dass Shogun sicher auch kein Leichtgewicht ist. Hier, und das gilt auch für alle komplexen Spiele von HiG und alea als positive Beispiele, genügt es aber, die Regel nur einmal zu lesen. Bei den genannten Lookout-Spielen musste ich sie mindestens zweimal lesen. Es sind einfach die unklare Strukturierung, das mangelnde Angebot an Beispielen und Bildern sowie die Überfrachtung mit Zusatzinformationen, die man vielleicht besser an hinterer Stelle unter einer eigenen Rubrik eingestellt hätte, die hier für Frust sorgen.

Und noch was: Hinsichtlich meines Musikgeschmacks habe nicht ich mich verändert. Ich höre immer noch Big Country, Fleetwood Mac, Springsteen und die Dire Straits, nur die anderen Jugendlichen um mich herum naja lassen wir das...

Liebe Grüße
Rockin' No66y......au verdammt im Nacken ziehts heijeijei und Kreislauf hab ich auch...und Rücken...chrrrchrrr weiße Bescheid, Schätzelein.


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