Beitragvon Michel » 24. September 2012, 23:33
Meine ganz persönlichen Tipps (was auch sonst?), zu denen ich aus unterschiedlichsten Gründen ein wenig Input beisteuern kann:
King of Tokyo Power Up (Heidelberger)
wurde schon genannt - es brezelt das Spiel auf wirklich sinnvolle Weise auf und ist derart einfach ins Spiel zu integrieren, dass auch Neulinge sofort mit der Erweiterung spielen könnten. Außerdem liefert es einen Hinweis auf ein weiteres Aufbohren ds Grundspiels (nur Richard Garfield weiß mehr darüber).
Bloodbound (Heidelberger)
könnte es noch knapp auf die Messe schaffen. Ein im Prototyp extrem flottes Kartenspiel, bei dem die Spieler eine Geheimidentität innerhalb einer von zwei rivalisierenden Gruppen bekommen. Eigentlich muss man nur rausfinden, ob ein "Ältester" der gegnerischen Gruppe im Spiel ist, und wenn ja, wer das sein könnte. Informationen erhält man durch Angriffe auf andere Spieler, die Stück für Stück Informationen über sich preisgeben müssen. Vor Spielbeginn bekommt man noch den Hinweis, zu welcher der beiden Seiten der Nachbar gehört (wobei es möglich ist, eine Art Spion zu erwischen, der einem das genaue Gegenteil erzählt. Dumm gelaufen). Jede Rolle hat ihre spielerischen Eigenheiten. Die Unsicherheit, welche Rollen nun wirklich im Spiel sind und der Umstand, eventuell die Mitglieder der eigenen Gruppe zu eliminieren, sorgten in den Testspielen für schöne Paranoia und viel Schadenfreude.
Definitiv weder ein platter The Resistance- noch ein Werwölfe-Abklatsch, obwohl die sich entspinnenden Diskussionen und der Psychoterror während des Spiels naturgemäß sehr ähnlich sind.
Nachteil: erst ab 6 Spielern (bis zu 13) spielbar, mehr Erklärarbeit als bei The Resistance (danach aber sehr flotte Partien).
1969 (Cranio/Heidelberger)
Vorgeblich die Eroberung des Mondes, genauer: die ganzen Testphasen der Mondlandungs-Ausrüstung, in Wahrheit Worker Placement, das auf beliebige Themen passen könnte.
Ulkigerweise kam doch das Test-Feeling im Probespiel auf - was wohl am fröhlichen Tabletalk lag.
Man steckt im ständigen Dilemma, WANN man WELCHE seiner Wissenschaftler WO auf seinem eigenen Spielerbogen platziert, und WANN man sich mit seiner "Rakete" WO um die punkteträchtigen Testplätze auf dem Hauptspielplan streitet. Außerdem darf man den lieben Mitspielern Agenten-Arbeiter unterjubeln, was deren Bögen zukleistert und für einen Bonus beim eigenen Fortschritt sorgt. Wäre ziemlich berechenbar, wenn da nicht noch Geheiminfokarten ausgespielt werden könnten, deren Werte unvorhersagbar sind und böse Würfel, mit denen die Testergebnisse ausgewürfelt werden. Der Zufall lässt sich in Grenzen jedoch abmildern, wenn man vorsorgt ... Sollte man mal anspielen.
Tzolkin (CGE/Heidelberger)
Worker Placement und Ressourcenmanagement mit zeitlicher Steuerung durch (Kunststoff-)Zahnräder. Langsam weiterwandernde Pöppel im rechten Moment von den Zahnrädern holen bzw. überhaupt erst einsetzen ist hier die Aufgabe. Meine Testpartie ist für mich leider in die Hose gegangen, da ich aufgrund zu dunkler Prototypengrafik, schlechter Beleuchtung und ungünstiger Sitzposition einen Randbereich des Spielplans ziemlich falsch interpretiert hatte - solche Fehler bestraft das knallharte System mit einem deutlich letzten Platz. Die tatsächliche Grafik ist viel übersichtlicher. Trotz Zahnrädern ist das Voranschreiten der Spielsituation gut überschaubar, dennoch ein anstrengendes Spiel. Wird sicher einen Haufen Liebhaber finden - ich müsste es mir noch einmal antun, bevor ich entscheide. Das Ganze ist in ein Maya-Thema eingekleidet, aber dieses ist definitiv austauschbar - der Reiz kommt (zu Recht) von den Zahnrädern.
Wer ein gutes Familienspiel sucht:
Ark&Noah (Placentia Games/Heidelberger)
Viel Zufall im Spiel durch das blinde Ziehen der Tierplättchen (immerhin kann man zwischen Männlein und Weiblein wählen) - das aber abgemindert durch einen (familientauglichen) Worker-Placement-Mechanismus: Es kann zwar nur einer die jeweils "tolle" Aktion für sich reservieren, doch wenn sie abgehandelt wird, dürfen alle anderen Spieler eine schwache Variante davon ausführen. Feine Sache vom Florenzia-Erfinder, der auch an eine sehr stark vereinfachte Variante mit allen Grundzügen des "richtigen" Spiels gedacht hat, um auch wenigspielenden Familien und Kleineren den Spaß zu gönnen.
Hanabi (Abacus)
wurde schon genannt. Klingt nach absolutem Spaß für eine große Zielgruppe ... schon mehrfach in französischer O-Fassung grübelnd in der Hand gehabt. Gut, jetzt wird's eben eine offizielle deutsche Ausgabe.
Spellbound /Fragor)
wurde auch schon genannt. Wird im schlimmsten Fall ein mittelmäßiges Deckbauspiel mit knuffigen Spielfiguren und niedlicher Grafik, im besten ein zu Recht gesuchtes Sammlerobjekt. Wer Donnerstag um 10 Uhr am Stand ist, hat vielleicht noch eine Chance, eins der Exemplare zu ergattern, die die Messestandbesatzungen zwischen 9 und 10 Uhr von den 250 frei verkäuflichen Exemplaren übrig gelassen haben ... ich hab meins seufzend noch rechtzeitig vorbestellt.
Room 25 (Matagot)
Grundidee aus dem Film "Cube", gewürzt mit einer Prise Paranoia, denn je nach Spielvariante suchen eventuell nicht alle Spieler den Ausgang eines tödlichen Labyrinths, sondern arbeiten gegen die Gruppe. Meiner Meinung nach optimal für 5 Spieler, aber von 1 bis 6 Spielern geeignet.
Kemet (Matagot)
Eroberungsspiel mit Miniaturen (und was für welchen! superschönes Zeug!) in einem magischen Altägypten. Riesiger (nach meiner Ansicht nicht so attraktiver) Spielplan mit sehr wenigen Feldern, was schnelle Konfrontation erlaubt, sehr schick gehaltene sonstige Materialfülle. Könnte an Unübersichtlichkeit kranken (nur Symbolik, jeder Spieler hat einen mehrseitigen Übersichtsbogen der Karten- und Plättchenbedeutungen vor sich). Beschleunigung des Spiels durch Siegpunktvorgabe. Klingt sehr gut, aber nur etwas für aggressive Naturen - friedliebendes Spiel wird nicht zum Erfolg führen
Nordwestpassage (wird es wahrscheinlich höchstens als spielbaren Prototypen auf der Messe geben)
klang bei der groben Erklärung sehr interessant: per Schiff und Hundeschlitten einen Weg durch die Eisschollen nördlich von Amerika bahnen.
Matagot (hat noch die supersüße Neuauflage von Drachendelta im Angebot: auch ein Supertipp für ein gutes Familienspiel) wird dieses Jahr einen größeren, eigenen Stand haben und nicht wie früher bei Asmodee "untergehen", also wird man gute Chancen haben, deren Neuheiten auch wirklich auszuprobieren (und das zudem noch mit attraktiven Spielerklärerinnen).
Die Erweiterung zu Mage Knight - Das Brettspiel (Pegasus) wird leider noch nicht in Essen verfügbar sein (weder in DEU noch in ENG, wie es aussieht). Typisch Vlaada Chvatil: nicht einfach mehr vom Bisherigen, sondern neue Funktionen, ein Gegner mit Persönlichkeit statt des Dummyspielers, sogar einige neu ausbalancierte Karten, neue Einheiten und Aktionen, die auf den bisherigen aufbauen und ein paar neue, reizvolle Orte auf dem Spielplan. Allerdings auch wieder fitzelige Regeln, in jeder Hinsicht. Wer das Grundspiel liebt, wird die Erweiterung haben müssen.
Belfort (Pegasus) - darauf bin ich am gespanntesten (Worker Placement mit 3 unterschiedlichen Worker-Typen und knuffiger Grafik) - wenn es die deutsche Ausgabe wirklich noch nach Essen schafft ...