Beitragvon Gerald Rüscher » 16. April 2000, 18:28
Michael Maschke schreibt:
> vielleicht könntest Du für Nicht-Keydom-BesitzerInnen mal
> kuz beschreiben, wo die Unterschiede zu Morgenland liegen.
Gerne (sorry wg. der Verzögerung, war die letzten 1 1/2 Wochen mit Umziehen beschäftigt).
Vielleicht erzähle ich mal erstmal was über die Gemeinsamkeiten der beiden Spiele:
Identisch ist der Mechanismus, dass man Dorfbewohner (=Spielsteine mit Zahlen 1..9) verdeckt auf Orte setzt und damit an diesen Orten Aktionen ersteigert.
Identisch ist auch, dass der Spielplan in drei Regionen zerfällt: einen in dem man Rssourcensteinchen holt (bei Morgenland die Drachenhöhlen), einen bei dem man Siegplättchen holt (bei Morgenland der Palast) und einen, bei dem man sonstige Aktionen auslöst (bei Morgenland die Stadt).
Die Unterschiede liegen zum einen in der Art, wie man Ressourcen holt und wofür man sie einsetzt.
Bei Morgenland brauche ich die Edelsteine nur zum Kaufen der Siegplättchen, bei Keydom muss man damit auch alle andere Aktionen bezahlen.
Bei Morgenland werden die Ressourcensteine recht simpel verteilt (nach Platzierung erster-zweiter-dritter).
Bei Keydom gibt es ein ziemlich ausgefuchstes Prinzip beim dem komplett leer ausgehen kann, auch wenn man an eine Ort viele Dorfbewohner setzte.
Ein zweiter Unterschied sind die Aktionen in der Stadt.
Keydom bietet mehr und agressivere Möglichkeiten, den anderen Spielern ins Handwerk zu pfuschen, so kann man z.B. die anderen Spieler bestehlen oder ihnen sogar Siegplättchen klauen.
Wie schon gesagt, müssen in Keydom alle Aktionen bezahlt werden.
Der dritte Unterschied ist die Siegbedingung.
Bei Morgenland sammelt man möglichst viele Siegplättchen, bei Keydom gewinnt, wer als erster die vier verschiedenen Siegplättchen hat und am Ende der Runde im Thronsaal steht.
Keydom hat ein paar Macken, die Morgenland behebt.
Der größte Kritikpunkt von "ernsthaften" Spielern an Keydom ist das starke Königsmachersyndrom.
Bei Keydom kommt es häufig vor, dass gegen Ende 2 oder gar 3 von 4 Spielern in einer Runde gewinnen können und ein unbeteiligter Spieler entscheiden kann, wer Sieger wird, nämlich indem er z.B. einen der Kandidaten bestiehlt oder verhaften lässt.
Das Problem (aus meiner Sicht) mit Morgenland ist aber, dass es nicht so interaktiv ist wie Keydom.
Jeder werkelt vor sich hin und man kann den anderen nicht so schön an die Karre fahren wie bei Keydom.
Keydom bietet mehr Schweinereien und darum macht es (mir) während des Spiels viel mehr Spaß.
Wenn man spielt, um zu gewinnen, ist Keydom unbefriedigend.
Wenn man spielt, um während des Spiels Spaß zu haben ist Keydom das bessere Spiel.
Vielleicht haben wir Fans ja Glück und es gibt doch noch eine zweite Auflage.
Ich gehöre übrigens nicht zu den glücklichen Keydom-Besitzern, habe aber einen Freund der es damals auf gut Glück gekauft hat und darum konnte ich es schon ein paarmal spielen.
Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, mir eine private Kopie anzufertigen, aber ich glaube mein Drucker ist nicht so geeignet um A2-Spielpläne häppchenweise zu drucken :-)
Gruß & nice dice, Jerry