Beitragvon Roman Pelek » 21. März 2001, 13:31
Hi Karl-Heinz,
>Der größere spielt an sich gern, aber kann sehr schlecht verlieren. Daher spielt er im Moment nur selten mit und hockt lieber vorm Nintendo, denn da ist er allein und kann, wenn überhaupt nur gegn den Computer verlieren, verliert also nicht sein Gesicht.<
Wie ich das Thema Computerspiele aus eigener Erfahrung kenne, ist es ganz natürlich, dass die Kids davon fasziniert sind, weil es "was neues" ist, und eben auch oftmals darum, WEIL die Erwachsenen die Spiele nicht verstehen oder mögen. Ich würde das jedoch nicht überbewerten, zumal heutzutage viele Computerspiele auch davon leben, gegeneinander oder im Netzwerk gespielt werden zu können - und das ist auch ein Spass für sich und hat einen gewissen Kommunikationswert. Und verlieren können muss man im Spiel gegeneinander auch dort.
Wenn ich persönlich PC-Spiele spiele, dann am liebsten gegen andere, möglichst im selben Raum, um miteinander kommunizieren zu können - nur bin ich halt dann meist schlecht, weil ich nicht soviel alleine übe, sondern lieber Brettspiele spiele :)
>Hier denke ich, liegt eine der Wurzeln, warum die Kids sogern Nintendo und Co. haben. SIe braqucghen nicht zu kommunizieren, geschweige denn aufeinander Rücksicht nehmen.<
Doch, muss man auch. Viele Mehrspielerspiele leben von der Kommunikation und auch Teamfähigkeit der Mitspieler. Das wird häufig übersehen oder dadurch pädagogisch geächtet, da viele Spiele Gewaltdarstellungen beinhalten. Mich persönlich nervt manches in der Beziehung auch; es erklärt sich aber meist durch die jugendliche Zielgruppe, die sich mit krassen Themen abgrenzen will (das war schon immer so, meine Güte, was haben wir uns depperte Horrorstreifen in meiner Jugend reingezogen, nur um "cool" zu sein).
Langer Rede, kurzer Sinn: mit dem übergroßen pädagogischen Zeigefinger erreicht man m.E. gar nix, man handelt sich eher nur "Feindschaften" ein und kann die Leute so gar nicht zum Brettspiel führen. Ich habe schon einige Computerkiddies auf Familienfeiern etc. mit meinem Wissen über Computerspiele verblüfft, nur um sie dann überzeugen zu können, dass auch Brettspiele was für sich haben (und auf jeden Fall mehr als sich alleine vor den Rechner zu hocken, wenn Besuch da ist) :)
>Daher halte ich es wichtig, sie von dem verdammten Zeugs wegzubringen. Ich hoffe, daß mir das auch beim großen wieder gelingt.<
Das geht m.E. besser über gegenseitiges Verständnis a la "Ich akzeptiere und interessiere mich ein bissl für Deine 'Welt', und Du setzt Dich dafür auch mal zu uns und spielst mit".
Viele Kinder von Bekannten/Verwandten kommen nun von selbst an "Au ja, habt Ihr Spiele mitgebracht", statt, wie früher "Ach, ihr quatscht ja nur doof, ich setz' mich lieber vorn Rechner".
So oder so schliessen sich Computerspiele und Brettspiele nicht aus. Durch behutsames Vorgehen kann man allerdings einige Leute vom "allzulange allein vor der Kiste hocken" zum Mitspielen eines Brettspiels bewegen. Zuviel vorm Computer hocken ist genauso "schlimm" wie alles andere in Überdosen auch: Süßigkeiten, Fernsehen, Sport, Alkohol etc. Nur grundsätzlich verteufeln sollte man es nicht, schliesslich ist es noch unterhaltsamer und aktiver als das früher noch beliebtere "vor der Glotze hängen", das vor allem ältere Semester immer noch gerne zu häufig ausüben.
Ciao,
Roman (der nun schon länger in beiden Welten lebt, nachdem er wieder zum Brettspiel gefunden hat)