Beitragvon Florian-SpieLama » 6. August 2015, 13:42
Zunächst einmal sehe ich die Aufregung als sehr übertrieben und problematisch. Ein Spiel ist ein Spiel und sollte dieses auch bleiben dürfen. Ausserdem glaube ich daran, dass dieser ganze Wahn von political-correctness das Zusammenleben, weder erleichtert, noch fördert, geschweige denn hilft Grenzen aufzulösen.
Ganz im Gegenteil: Dadurch das ständig auf die political-correctness gepocht wird, werden die Grenzen zwischen ethnischen oder sonstigen Gruppen immer schärfer und man fördert ein Konfliktpotenzial, statt friedliches Zusammenleben. Übertrieben und etwas polemisch gesprochen, sollte das Ziel nicht sein, jeden rassistischen Witz zu verbieten, sondern, dass JEDER ohne böses Blut drüber lachen und ihn erzählen kann.
Ich denke da immer gern an die Southpark-Folge, bei der es um die Flagge geht. Eine schwarzes Strich-Männchen hängt am Galgen umringt von 4 weißen Strich-Männchen. Die Erwachsenen gehen sich an die Gurgel wegen der political-correctness bzw. den Kulturgedanken, während die Kinder gar keinen Gedanken daran Verschwenden, dass dort ein Schwarzer von 4 Weißen umringt hängt, sondern, dass ein Mensch aufgehangen wurde. Die Kinder haben auf dem Bild einfach nur 5 Menschen gesehen und fanden "nur" schrecklich, dass einer gehangen wurde. Und das sollte doch das Ziel sein.
Statt zusagen, im Hintergrund stehen Schwarze und im Vordergrund ist eine weiße Hand sind einfach Menschen auf dem Bild. Nur mit dieser Sichtweise, kann man schaffen, dass alle Menschen gleich SIND und sich auch gleich FÜHLEN. Political-correctness hebt Unterschiede hervor und verhindert ein verschmelzen. Bestes Beispiel ist dieser Thread. Es entstand ein Konflikt, der nie entstanden wäre, wenn man einfach nur Menschen in Afrika auf dem Bild gesehen hätte.
Weiterhin finde ich es merkwürdig, dass alle sofort einen bösen Kolonialherren und Sklaventreiber in der weißen Hand sehen. Womit wir auch wieder in der Argumentation oben sind. Auch ein Weißer kann sich angegriffen fühlen, wenn nur eine weiße Hand reicht, um ihn als "bösen" Unterdrücker zu kennzeichnen. Das ist genauso Rassismus. Keiner hat daran gedacht, dass es ein Abenteurer bzw. Afrikaforscher wie Livingstone, Park oder Stanley sein kann, welcher in seinem Tagebuch seine Entdeckungen schreibt. Desweiteren wurde in den meisten Kolonien europäischer Länder die Sklaverei abgeschafft. Und es gab vereinzelte Handelsgesellschaften und viele Missionare, die sich nicht wie die Axt im Wald verhalten haben, sondern durchaus den Menschen geholfen haben oder "normal" mit ihnen Geschäfte machten usw. Warum hat keiner an die gedacht? Warum kann diese weiße Hand kein liebenswerter Mensch sein?
Ein anderes Thema finden ist schön und gut, fände ich aber schade, da das Thema für ein Wirtschaftsspiel einfach sehr gut passt und nicht so verbraucht ist. Auch wenn im späteren Wettlauf um Afrika es mehr um Prestige der Weltmächte ging, wurde in der Heimat es anders propagiert und es ging für Handelsgesellschaft um andere Dinge. Es ging um das Abenteuer der Entdeckung, das Leben im fremden Kontinent, das verbreiten seiner heimischen (zugegeben überlegen-gedachten) Kultur, die Erschliessung neuer Absatzmärkte und die Sicherung und Förderung exotischer Produkte, wie das Palmöl. Wenn man sich auf die wirtschaftlichen Aspekte in einem Wirtschaftsspiel konzentriert finde ich da nichts verwerfliches dran. Der geschichtsbewusste Spieler weiss nämlich auch, dass nicht alles mit vorgehaltener Waffe und mit Unterdrückung zu tun hatte, sondern, dass das extrem von jeweiligen Kolonial-Gouverneur abhing. Es gab durchaus Machthaber in den Kolonie die ein friedliches Zusammenleben förderten. Ein Beispiel, dass nicht alles nur Schwarz und Weiß ist wäre Julius von Soden, welcher eine friedlische Erschließung der Kolonie durch den Bau von Schulen vollzog, oder Jesko von Puttkamer, welcher durch seine brutale und willkürliche Politik heftigste Kritik in Berlin erfuhr und schliesslich abgesetzt wurde (zugegeben aus politischen Gründen wurden ihn aber andere Vergehen vorgeworfen, die zur Entlassung führten). Beides Kolonial-Gouverneure in Kamerun.
Was ich damit sagen will ist, dass wenn der geschichtsbewusste Spieler hier genannt wird, dann soll er auch geschichtsbewusst sein und nicht nur eine Seite der Medaille kennen. Die ich, um das nochmal klar zu sagen, durchaus kenne und weder beschönigen noch anzweifeln möchte.
Weiterhin finde ich es merkwürdig, dass es "schlimmer" ist und mehr für Bauchschmerzen sorgt, wenn es die MÖGLICHKEIT gibt, dass es etwas schlimmes nicht in den Vordergrund gerückt wird, als wenn schrecklichen Taten ganz direkt vollzogen werden. Keiner weiß wie das Spiel wirklich abläuft, worum es geht und es wird von einer fiktiven Welt gesprochen. Bei einem CoSim, wo ich völlig eindeutig einen Wehrmachts-General verkörpere ist alles in Ordnung? Kann ich nicht nachvollziehen, finde aber beides nicht schlimm.
Ich werde mir Mombasa auf jedenfall anschauen und hoffe auf ein gutes Spiel.