Beitragvon Jürgen Kiedaisch » 24. März 2004, 20:35
Hallo,
seit einiger Zeit bin ich ein "stiller Beobachter" dieses Forums, nun aber möchte ich mich aus der Deckung hervorwagen ;-)
Mir geht es so, und den anderen Autoren wohl auch, dass sich eine Idee zu einem Spiel (hauptsächlich) auf zwei Arten ergibt: man hat ein Thema, zu dem man unbedingt ein Spiel machen möchte, oder einen interessanten Mechanismus.
Hat man ein Thema, so gilt es nun, einen passenden Mechanismus zu finden. Das finde ich vergleichsweise einfach, eben weil das Thema bereits da ist. Der Mechanismus kann während der Entwicklung gut darauf abgeklopft werden, ob er denn überhaupt zum Thema passt.
Nun zum Mechanismus: Hier geht es mir nicht zum erstenmal so, dass ich einen interessanten Mechanismus oder Spielidee habe, das ganze auch ganz funktioniert, womöglich sogar Spaß macht ;-)
Nur ist das Spiel bis dahin weitgehend abstrakt, was ich für die Testphase an sich nicht weiter schlimm finde. Aber irgendwann ist der Punkt gekommen, sich Gedanken um ein Thema zu machen, denn wir wissen ja, ein Spiel ohne Thema verkauft sich meist schlecht (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel). Jetzt tue ich mich da aber öfters schwer, das passende Thema zu finden - bin ich zu unkreativ? Jedenfalls überzeugen mich meine eigenen Themenideen nicht unbedingt.
Nun meine Frage(n) an euch: geht es euch genauso? Und inwieweit kann man akzeptieren, dass ein Thema nur mehr schlecht als recht passt ? Kann man sich sagen, lieber ein durchschnittlich passendes Thema als gar keins? Wie wichtig ist ein Thema denn überhaupt, wenn der Mechanismus oder die Spielidee an sich überzeugen kann?
Interessant in diesem Zusammenhang fand ich das Interview mit W. Kramer in der letzten Spielbox, wo er feststellt, dass noch nie ein von ihm vorgeschlagenes Thema von einem Verlag geändert wurde. Er steckt also wirklich viel Zeit und Mühe rein in die Themenfindung. Kann es da denn nicht passieren, dass man endlich ein Thema hat und dann der ein oder andere Mechanismus nicht mehr so ganz zum Thema passt, eine Änderung dem Thema zuliebe aber gleich das (womöglich in vielen Testspielen erlangte) Gleichgewicht durcheinander bringen würde? Was tut man dann? Thema ändern, Mechanismus ändern?
Ich kann mich an (mindestens) eine Diskussion entsinnen, wo Spielen vorgeworfen wurde, "Mogelpackungen" zu sein, weil das Thema etwas verspricht, was vom Spiel nicht gehalten wird (ist vielleicht ein anderer Punkt: auf der einen Seite ist da ein unpassendes Thema, weil kein anderes gefunden, auf der anderen ein "falsches" Thema, obwohl ein anderes besser gewesen wäre). Mich persönlich stört ein aufgesetztes Thema nur bedingt, wenn es nicht zu abstrus ist und das Spiel an sich gut ist. Aber das geht andern möglicherweise anders.
Bin gespannt, ob andere auch ein Problem mit so was haben.
Grüße
Jürgen