Beitragvon Günter Cornett » 7. Februar 2003, 09:28
Siegfried Kurz schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
> > > c1) Die meisten Spiele funktionieren nicht mit "leicht
> > > geänderten" Regeln.
> >
> > Na, ich denke doch. Die urheberechtlichen Anforderungen an
> > ein neues Werk ausreichender Schöpfungshöhe sind eher gering.
>
> Die meisten Spiele sind durch ein ausgefeiltes Regelsystem
> ausbalanciert. Um das Spiel "feindlich" zu übernehmen, muß
Die Spiele, die in sehr großen Stückzahlen verkauft werden, sind aber eher einfach strukturiert. Und nur die lohnt es zu kopieren.
> eine essentielle Änderung erfolgen. Danach sollte das Spiel
> aber immer noch funktionieren, was wieder langwierig getestet
> werden muß. Schon an dieser Stelle spart es eine Menge Kosten
> zu wissen, welche Varianten der Autor bei der Entwicklung
> bereits verworfen hat. Außerdem versuche ich mir gerade an
> den Beispielen "Puerto Rico" und "Ra" vorzustellen, wie dazu
> "leicht geänderte" Regeln aussehen müssen, ohne das Spiel
> sofort aus der Balance zu kippen.
Bei Spielen, bei denen das Original - so gut es auch ist - es schwer hat, ein breites Publikum anzusprechen, lohnt sich das Klauen natürlich nicht. Denn die Kopie hat es am Markt immer schwerer als das Original.
Sprechen wir von einem Spiel, z.B. Carcassonne. Wäre C - Jäger und Sammler in einem anderen Verlag erschienen, wäre es wohl allgemein - und zu recht - als Plagiat angesehen worden. Urheberechtlich hätten Klaus Jürgen Wrede und Hans im Glück vermutlich nichts machen können, da es ein anderes Spiel ist. Vielleicht wettbewerbsrechtlich, aber da hätte der plagiierende Verlag wohl die Möglichkeit, durch die konkrete Gestaltung ausreichend Abstand zu schaffen.
Ein solches Plagiat hätte aber sicherlich den Ruf des plagiierenden Verlages beschädigt, so dass man ein Plagiat durch einen bekannten Verlag wirklich nicht zu fürchten braucht.
> Günter Cornett schrieb:
> >
> > Generell gesagt: Es gibt mehr als genug Autoren. Ich schätze,
> > dass nicht einmal jedes 50. Spiel, das einem Verlag angeboten
> > wird, auch tatsächlich veröffentlicht wird. Der Verlag ist
> > auf den einzelnen Autoren i.d.R.nicht angewiesen. Dennoch ist
> > es für einen Verlag nicht einfach, das Spiel zu finden, das
> > er veröffentlichen will.
> >
>
> Ein weiteres Problem dürfte der Ruf innerhalb der Branche
> sein, den es für den Verlag zu wahren gilt. Ist der erstmal
> ruiniert, reichen zumindest die Top-Autoren dort nicht mehr
> ein.
Wenn ein solcher Fall mal auftreten sollte, wird es sicherlich kein eindeutiger Fall sein, sondern sich im Grenzbereich abspielen. Und da dürfte die Reaktion der 'Top-Autoren' nicht vorhersehbar sein, weil es dann sehr unterschiedliche Bewertungen des Falles geben wird.
Ein wirklich eindeutiger Fall von Urheberechtsverletzung wird im Spielebereich wohl kaum eintreten. Die Verlage legen sich da mehr Beschränkungen auf als die Rechtslage erfordert.
> Ansonsten ist die Schätzung "Eine Veröffentlichung auf
> 50 Spiele" um eine Zehnerpotenz daneben, die Quote liegt bei
> den großen Verlagen eher bei 1:500.
Meines Wissens veröffentlicht Ravensburger 30 Spiele von ca 1500 eingesandten Spielevorschlägen (irgendjemand hatte in den letzten Wochen mal auf einen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, indemdas so drin stand ).
In jedem Fall ist die Wahrscheinlichkeit ein Spiel veröffentlicht zu bekommen eher gering. Im Gegensatz zum Lottospielen kann man diese geringe Wahrscheinlichkeit aber durch die Qualität der eigenen Arbeit beeinflussen.
Zu den 1500 gehören eben auch die ganzen Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Klone, die keine wirkliche Konkurrenz darstellen, anderseits gehören zu den 30 auch die Lizenztitel und die Spiele von den 'Hausautoren', an denen man als noname logischerweise schlecht vorbeikommt.
Gruß, Günter