Beitragvon Claudia Hely, Roman Pelek » 12. September 2004, 19:29
Hi Marcel,
Marcel-André Casasola Merkle schrieb:
> das klingt sehr danach, dass dein Spiel stark vom Themenwitz
> abhängt. Bei den größeren Verlagen kannst du allerdings davon
> ausgehen, dass dein Thema ziemlich bieder "umgewandelt" wird.
Nuja, nicht per se, aber man muss schon großes Glück haben und die betreffenden Redakteure persönlich kennen und einschätzen können, um sowas unterzubringen. Insofern ist Tillmanns Spiel wohl eher ein Nischenprodukt, mit dem er sich als Neuling schwer tun wird *seufz*
> Allerdings ist es auch nicht ganz ungefährlich, sich gleich
> ins Abenteuer Eigenverlag zu stürzen, wenn du noch so frisch
> beim Spieleerfinden bist.
Naja, da hat er wohl nicht den Hauch einer Chance. Da haben sich schon weitaus Erfahrenere ins Unglück gestürzt - leider... Aber in Schönheit zu sterben bringt schließlich niemandem was.
> Ich würde dir empfehlen, dich ein wenig in der Szene
> umzusehen und auf der Messe in Essen mal mit ein paar
> Spieleautoren zu quatschen. Das ist zum Beispiel am SAZ-Stand
> möglich.
Göttingen wär' doch auch was für ihn.
> Ein weiterer Tipp ist das Lexikon des Spieleerfindens:
> http://www.casasola.de/spieleautorenwiki/
Ja, sofern er nicht versehentlich das "Essay über den Stellenwert ausgebildeter Spieleautoren" liest. Das was dort an Überheblichkeit und Arroganz verbal widergespiegelt wird, sollte so ziemlich jeden vernünftigen Menschen vergrätzen, der am Spielehobby intensiver teilnehmen möchte. Sorry, aber wenn man Zeilen liest wie "Die Möchtegernautoren von heute basteln los, ohne erst ihr Handwerk zu lernen" verspürt man einen leichten Brechreiz. Nicht besser wird es bei der Passage, dass Autoren "ein Spiel als Vehikel schaffen, das eine gesellschaftsrelevante Welt zum Ausdruck bringt." Auch schön ist die selbstherrliche Platitüde "Der Neuling entwickelt drauf los und baut allein auf seine Erfahrung. Häufig wird die eigene spielerische Erfahrung überschätzt." Die Frage, die sich uns stellt, ist eher, ob mancher Autor seine eigene Eloquenz und intellektuelle Reichweite überschätzt.
Auch klasse: "Früher war man sich über gesellschaftliche Werte noch einig aber unsere Zeit ist mehr und mehr zu einer Epoche des moralischen und ethischen Zynismus, Relativismus und Subjektivismus geworden – eine große Verwirrung der Werte. Dieses Schwinden von Werten stellt eine neue Herausforderung an Spiele." Hat eigentlich mal jemand manch verirrten Spieleautoren davon informiert, dass unsere Aufgabe nicht ist, die Welt zu retten? Und kann uns jemand mal darüber aufklären, was "moralischer und ethischer Zynismus" ist?
Liebe Grüße,
Claudia & Roman
P.S.: Sorry Marcel, die WiKi an sich ist richtig klasse, und obiges ist in keinster Weise eine Kritik an der tollen Idee an sich oder Dir. Es hat uns nur beim Lesen dieses Artikels mal kurz wütend gemacht, wie vereinzelte Selbstherrlichkeit genau das konterkariert, was Spielen an sich ist: nämlich etwas, woran man Spaß haben sollte und womit man Menschen in friedlicher Weise zusammenbringen kann. Dass wir nicht Krebs heilen oder Menschen die bestmögliche Staatsform andirnen können, ist da m. E. nicht wirklich nachhaltig schlimm. Man kann ja auch mal zufrieden sein mit dem, was man hat, und dieses flüchtige Vergnügen gerne mit anderen teilen wollen ;-)