Beitragvon Thomas O. » 18. Juli 2007, 21:06
f-p-p-m schrieb:
>
> Professionalität bedeutet in meinen Augen das man seinen
> Lebensunterhalt davon bestreiten kann ( evtl. muß ) und wenn
> die Kreativität unter einem solchen Zwang steht, wird
> unweigerlich irgendwann die Kreativität darunter leiden oder
> die Qualität der kreativen Schöpfungen.
Dann habe ich den Begriff "Professionalität" wohl anders gemeint als du, eher so wie es Martin weiter unten sieht. Ich meine damit, dass es Möglichkeiten für Spieleerfinder gibt, sich einer Gruppe Gleichgesinnter anzuschließen, sich auf dem Gebiet durch den Austausch mit anderen weiterzuentwickeln, um am Ende ein Ergebnis höherer Qualität zu schaffen als vorher (was auch immer jeder einzelne unter Qualität in diesem Zusammenhang versteht)
> Ich stelle nicht in Frage ob ein Seminar Geld kosten soll und
> ob die Teilnehmer daran in Betten schlafen sollen, ich frage
> mich lediglich ob solche Seminare nicht fälschlicherweise den
> Eindruck vermitteln das jeder der daran teilnimmt,
> anschließend ein Spieleerfinder ist der das nächste Spiel des
> Jahres erfinden kann.
Dann hast du die falsche Textstelle zitiert, nämlich die mit der Preisangabe und den enthaltenen Leistungen. Damit kam das so für mich rüber.
Ich glaube nicht, dass die Veranstalter mit ihren Angeboten einen solchen Eindruck erwecken, hat auf mich jedenfalls nie so gewirkt. Wenn ich einen Tenniskurs belege, erwarte ich nicht, im nächsten Jahr die US-Open zu gewinnen, aber ich erwarte, anschließend ein Spiel mit jemandem spielen zu können, das nach Tennis aussieht. Ob ich damit zufrieden bin, weil ich Erfolg damit habe oder nur Spaß, muss ich sowohl beim Spieleerfinden als auch beim Tennisspielen für mich selbst entscheiden. Aber in jedem Fall habe ich mich weiterentwickelt.
> >Fändest du es sinnvoller, wir würden in den Wald gehen, einen
> > Baum hauen und unsere Pöppel selbst schnitzen und lackieren?
>
> Ich fände es sinnvoller wenn jemand genug kreative Energie
> hat um sich selbst Gedanken zu machen, anstatt einfach einen
> fertigen "Spieleautorenbaukasten" kaufen zu können.
Da hast du prinzipiell recht, aber manch einer braucht vielleicht einen solchen Spieleautorenbaukasten für den Anfang und um erst mal auf den Geschmack zu kommen. Es soll Köche geben, die haben als Kind zuerst mit Fix-Produkten herumhantiert und sich dann in ihrer Kreativität gesteigert.
> >..... Denn sonst wüssetst du, dass du dort Vitamin B quasi
> > intarvenös verabreicht bekommst :-)
>
> Also sind Seminare und Autorentreffen Pflicht ???
> Kann ( oder darf ) man kein Spiel erfinden und einen Verlag
> finden ohne solch ein Treffen zu besuchen ???
Das habe ich nicht gesagt, aber zumindest in meinem Fall hat es die Sache erheblich erleichtert. Die Frage ist doch, wie sehr interessiere ich mich für die Materie. Als ich damit angefangen habe, habe ich das Internet abgegrast, um möglichst viel über die "Szene" (Autoren, Verlage, Veranstaltungen etc.) zu erfahren, und bin schwupps bei einem Spieleautorenworkshop gelandet, wo ich mich entfalten konnte. Ich finde es förderlich, wenn Autoren sich nicht mit ihrer Ideen wie ein irrer Erfinder einschließen, sondern den Kontakt mit anderen suchen; so meinte ich das.
> > Um dein Interesse zu stillen: Ich habe auf einem
> > Spieleautorenworkshop mein erstes Spiel auf Herz und Nieren
> > testen lassen und nebenbei den Verleger desselben
> > kennengelernt. 2 Wochen nach dem Workshop bekam ich die
> Zusage.
>
> Herzlichen Glückwunsch, darf man fragen wie das Spiel heißt?
Die Dolmengötter heißt es (eggertspiele), es war das erste von zwei Veröffentlichungen.
> > Du siehst zu schwarz-weiß, das ist das Problem: Hier die
> > "alten Hasen", dort die "verzweifelten Anfänger". Gerade in
> > der jüngeren Vergangenheit haben die Vertreter der Grauzone
> > (zu denen ich mich auch zähle) die aktuelle Spielelandschaft
> > spürbar mitgeprägt.
>
> Dies mag für Leser solcher Foren und Besucher der Seiten des
> BGG gelten, die breite Masse kennt immer noch nur Monopoly,
> die Siedler von Catan, Carcassonne ( jeweils in 1000
> Ausführungen und mit ebenso vielen Fortsetzungen ) und das
> Spiel des Jahres.
Soweit ich weiß, war Wrede vor Carcassonne auch ein eher unbeschriebenes Blatt, aber es gibt doch nicht nur das Spiel des Jahres. Wenn alle Autoren nur nach dem SdJ schielen würden, gäbe es sicher keinen so großartigen Output an neuen Spielen jedes Jahr. Also, wenn ich von kreativen jungen Autoren spreche, dann muss ich schon die gesamte Breite der Spielelandschaft betrachten. Die "breite Masse" mag das anders sehen, aber die ist nicht unbedingt im Fokus der Teilnehmer von Spieleseminaren (sonst würden sie schnell verzweifeln ;-) )
> Es scheint ja auch genug Interessenten für solche Seminare zu
> geben und auch für all die anderen Veranstaltungen, die
> sicher alle ihre Berechtigung haben, mir geht es lediglich
> darum, daß ich das Gefühl habe das hier falsche Hoffnungen
> geweckt werden.
> Spieleerfinden ist eben kein "Handwerk" das man erlernen
> kann, man muß gewisse Grundvoraussetzungen mitbringen, eine
> gewisse Kreativität und Enthusiasmus.
Da hast du absolut recht. Aber "Weiterbildung" kann auch bei Kreativen nicht schaden.
> Mein Beitrag kam wahrscheinlich viel "böser :evil: " rüber
> als er gemeint war, aber auf BGG stolpere ich immer wieder
> über Leute, die der Meinung sind mit ihrem Spiel die
> Quadratur des Kreises geschafft zu haben, nur um dann zu
> lesen das es ein weiterer "Mensch ärger Dich nicht" Klon ist.
> Solche Leute solten meiner Meinung nach sanft darauf
> hingewiesen werden das sie noch schwer an sich arbeiten
> müssen, aber genau solche Leute sind es dann, die nach einem
> Autorentreffen o.ä. der Meinung sind mit drei Aktionskarten
> sei ihr Spiel jetzt endlich reif für das Spiel des Jahres.
Jetzt halt dich fest: Genau darüber wird bei Autorentreffen und -workshops schonungslos gesprochen, während dein Prototyp gnadenlos auseinandergenommen wird. Da bekommt man den klaren Blick für die Realität und kann entscheiden, ob man weitermachen möchte oder nicht.
> Viel zu selten wird darauf hingewiesen das nur ca. 1 Spiel
> von mehreren tausend eine Chance auf eine Veröffentlichung hat.
Selten vielleicht, aber wenn, dann auf solchen Veranstaltungen.
> Einen versöhnlichen Gruß
> Frank
Na klar!
Grüße Thomas