Beitragvon Günter Cornett » 30. Mai 2008, 02:30
Reinhard Staupe schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
>
> > M.W. (ich habe da keine Hintergrundinformationen) wurde die
> > Idee(!) von Speed (R.Staupe, Adlung) mal von einem - jetzt
> > nicht mehr existierenden - größeren Verlag übernommen, ohne
> > dass Adlung etwas dagegen tun konte. Ganz einfach weil die
> > Schöpfungshöhe des - sehr erfolgreichen - Spiels zu gering
> > ist. Ist eben sehr simpel.
> > Das Spiel war aber bereits auf dem Markt und sehr erfolgreich.
>
>
> Hallo Günter!
>
> Um mal ein wenig konkreter zu werden. Der andere Verlag
> wollte eine (Unter)Lizenz für Speed, bekam sie nicht - und
> veröffentlichte dann einfach kurzerhand ein recht ähnliches
> Spiel (kein Plagiat), das die Grundidee zwar aufgriff, aber
> im Detail verschieden war. Nicht die feine englische Art...
> Um es anders zu formulieren: Speed flutscht im Affenzahn und
> macht Spaß, das andere Spiel funktionierte lediglich
> einigermaßen, ohne den besonderen Speed-Funken zu haben.
Hallo Reinhard,
danke für die Infos und sorry - du hast recht - es ist zumindest nicht klug von mir eine solche Aussage zu einem Spiel zu machen, als wäre es Tatsache, wo es zunächst einmal nur meine Meinung ist und ich mich dabei nur etwas ungenau ausgedrückt habe. Betone ich am Anfang das Wort 'Idee' spreche ich danach fälschlich vom ganzen 'Spiel' - wo ich doch selbst Wert auf diese Unterscheidung lege.
> Da, wie schon erwähnt wurde, reine Ideen an sich nicht
> schützbar sind, bleibt die Frage, ob das andere Spiel
> genügend verschieden war. Diese Frage könnte wirklich nur ein
> höchstrichterliches Urteil beantworten. Dazu kam es
> glücklicherweise nicht. Der andere Verlag ging konkurs, und
> mit juristischen Auseinandersetzungen ist ohnehin niemandem
> gedient, lag und liegt nicht in meinem Interesse und dazu
> sollte es auch nicht und niemals kommen.
Jo, da hast du recht. Bisher werden solche Meinungsverschiedenheiten - so sie denn überhaupt vorkommen - doch vor allem außergerichtlich geklärt. Dass das auf Dauer so bleiben wird, bezweifle ich aber. Denn es stoßen unterschiedliche Rechtsvorstellungen (platt gesagt: Copyright, Spiel als Ware <> Urheberrecht, Spiel als Werk) aufeinander.
> Wobei das mit der schöpferischen Höhe übrigens auch kein
> Maßstab sein kann (und das sollten wir Autoren auch nicht so
> leichthin irgendwo schreiben!!). Jedes Spiel, und sei es noch
Ja, das war in der Tat etwas leichtfertig, da auch ungenau von mir verwendet.
> so komplex und schöpfungshoch, ist im rein juristischen Sinn,
> mit genügend Veränderungen angreifbar. Und gerade die
> einfachen Ideen, die etwas wunderbar neu auf den Punkt
> bringen (wie z.B. auch Dein schönes Kahuna), stellen häufig
> das eigentliche Kapital der Verlage (und der Autoren) dar!
Ja, die Grenzen sind fließend von 'sich von einem anderen Werk inspirieren lassen' über 'Elemente aus einem anderen Werk verwenden' zu 'ein anderes Werk bearbeiten' bzw. es plagiieren. Während ersteres ok ist und letzteres eine Urheberrechtsverletzung, kommt es beim Übernehmen von Elementen eben sehr auf den Einzelfall an.
> Für uns alle kann es nur ein Ziel geben: dass unsere Ideen
> respektiert und nicht abgekupfert werden (von 1-zu-1-Kopien
> mal ganz zu schweigen) und dass die Verlage sauber
> miteinander umgehen.
Ich finde die Verwendung des Begriffs 'Idee' sehr problematisch, weil bloße Ideen eben nicht schützbar sind, mit Spiel-'idee' aber mehr als ein bloßer Gedanke gemeint ist, sondern eben das fertige Werk.
Ich halte den Ehrenkodex - gegenüber Kollegen aber auch als Aspruch an seine eigenen Arbeit - natürlich für sehr wichtig, denke aber, dass das auf die Dauer nicht ausreicht, sondern dass wir uns schon auch Gedanken darüber machen müssen, wie es formaljuristisch aussieht, weil - vor allem durch die Internationalisierung - ganz andere Rechtsvorstellungen auf uns zukommen.
Ein Bewusstsein, dass Spiele Regel-Werke sind und grundsätzlich urheberrechtlich geschützt, ist da genauso wichtig wie die Grenzen dieses Schutzes zu kennen.
Natürlich soll man die Arbeit der Kollegen unabhängig von formaljuristischen Bestimmungen respektieren und nicht etwa versuchen die Grenzen praktisch auszuloten. Aber man kann sich darauf nicht immer verlassen, insbesondere, wenn es auch ganz andere Rechtsvorstellungen gibt.
> Ein Verantwortlicher des damals in
> Konkurs gegangenen Verlages hat sich übrigens hinterher
> persönlich bei mir entschuldigt. Ist unglücklich aus dem
> Ruder gelaufen.
>
> Abschließend noch zur Ausgangsfrage von conker. Dass ein
> Verlag eine unveröffentlichte Idee eines Autors kopiert, ist
> eigentlich undenkbar (zumindest bei renommierten Verlagen).
> Mir persönlich ist kein einziger Fall bekannt.
Mir auch nicht. Und ich dir größere Gefahr besteht imho bei erfolgreichen veröffentlichten Werken. Aber:
> Also: keine
> Sorge!
DieHasbro-Whitecastle-Vertragsbedingungen machen mir Sorgen. In den USA kann man Spielmechanismen patentieren. Auch wenn Ronald anderes behauptet, bzw. dass das nicht gemeint sei: Der Vertrag gibt das Recht, Spielmechanismen zu patentieren aus der Hand des Spieleautors an der Verlag (und zwar auch für die Zeit nach Vertragsende).
Selbst wenn das von geringer praktischer Bedeutung sein sollte, zeigt das ein sehr befremdliches Rechtsverständnis, das Einzug hält in die 'heile Spielemacherwelt'.
Gruß, Günter