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Mannheimer Reihe

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Ingo Althöfer
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Mannheimer Reihe

Beitragvon Ingo Althöfer » 28. Oktober 2008, 09:46

Hallo allerseits,

nach mehreren guten und auch ermutigenden Gesprächen
während der Messe in Essen ist der richtige Zeitpunkt
gekommen, um an die Öffentlichkeit zu gehen.


Erklärung zur
"Mannheimer Reihe" des 3-Hirn-Verlags

Nach dem Urteil des Mannheimer Landgerichts vom Juni 2008
in der Streitsache zwischen dem Humboldt-Verlag und
Spiele-Autor Dr. Reiner Knizia ist klar, dass "normale"
Spielregeln/Spielideen nicht-schutzfähige Gebrauchstexte
sind.

Als Spiele-Autor hatte ich, wie viele andere auch, an
dem Urteil zunächst zu knabbern. Inzwischen habe ich
es akzeptiert, so wie es ja auch Dr. Reiner Knizia getan
hat.

Als (Klein-)Verleger sehe ich an der stabilisierten
Rechtslage eine gute Seite:
Endlich kann mein 3-Hirn-Verlag schöne Spiele herausbringen,
die nach meinem Geschmack gestaltet sind, ohne dass ich
den Spiele-Autor bzw. die -Autorin um Erlaubnis zu fragen habe.
Bei solchen Ausgaben werde ich selbstverständlich bestehende
Namensrechte beachten, ebenso Rechte an Gestaltungs-Elementen
(z.B. Grafiken). Auch werde ich die Spielregeln jeweils in
meinen eigenen Worten formulieren.

Erscheinen werden solche Spiele in Liebhaber-
Auflagen (mit maximal 250 Exemplaren) in der neu
kreierten "Mannheimer Reihe" des 3-Hirn-Verlags.

Das erste Spiel in der Mannheimer Reihe wird eine
Umsetzung von Christwart Conrads alter schöner
Spielidee zu einem Goldsucher-Spiel sein. Im Jahr 2003
hatte der Verlag "Winning Moves" diese Idee schon einmal
umgesetzt. Erscheinen soll meine Umsetzung etwa
Mitte 2009, idealerweise wird sie zum Göttinger Spiele-
Autorentreff im Juni 2009 fertig sein. Der Preis wird
deutlich unter 20 Euro liegen. Vorbestellungen sind ab
sofort möglich.


Eine Schlussbemerkung: Es gab bereits zwei Erklärungen
von gestandenen Spiele-Autoren, die - ohne jede Entlohnung -
befürworten würden, wenn im 3-Hirn-Verlag Spiele von ihnen
erscheinen würden. Ich gedenke nicht, auf diese Angebote
einzugehen, und werde auch in Zukunft ganz autonom
entscheiden, welche guten Spielideen von Spiele-Autoren
in die Mannheimer Reihe kommen. Vor diesem Hintergrund
bitte ich darum, mir keine Spiele-Vorschläge für die Reihe
zu machen. Dank an alle für das Vertändnis.


Lage, den 28. Oktober 2008
Ingo Althöfer, 3-Hirn-Verleger

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Ingo Althöfer
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Beiträge: 585

Re: Mannheimer Reihe

Beitragvon Ingo Althöfer » 6. November 2008, 09:04

Liebe Spiele-Autoren-KollegInnen,

heute schreibe ich mal nicht als Kleinverleger,
sondern als Autor. Ich bin ziemlich überrascht,
dass meine ernst gemeinte Ankündigung der
"Mannheimer Reihe" anscheinend überhaupt keine
Wellen geschlagen hat:

Keine Antwort hier im Forum, keine einzige Email.

Soll ich das so interpretieren, dass das Mannheimer
Urteil wirklich allgemein akzeptiert/hingenommen ist?
Für mein Projekt wäre das natürlich ok. Aber ehrlich
gesagt, hatte ich schon mit Bedenken, Widerspruch,
(Spiel-)Steinewurf ... gerechnet.
Aber vielleicht kommt ja noch etwas.

Viele Grüsse,
Ingo Althöfer.

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Heinrich Glumpler

Re: Mannheimer Reihe

Beitragvon Heinrich Glumpler » 6. November 2008, 10:42

Hi,

ja - mir war schon ein wenig mulmig geworden und ich hab nicht reagiert, weil mir noch nicht klar ist, wie sich die "Mannheimer Reihe" auswirkt bzw. auswirken könnte.

Ja - ich hab mich auch gewundert, dass es hier keine Reaktionen gab ... mögliche Ursachen:

- das Autorenforum wird selten gelesen
- Redakteure halten sich erst mal bedeckt
- Autoren wissen noch nicht, was sie davon halten sollen
- Dein Beitrag wurde nicht ernst genommen

Neben anderen Gründen, die ich hier nicht erläutern werde, habe ich auch von Tag zu Tag auf einen Kommentar von Günter gewartet, um ein wenig schlauer zu werden :-), bevor ich den Mund aufmache.

Grüße
Heinrich

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Andreas Keirat

Re: Mannheimer Reihe

Beitragvon Andreas Keirat » 6. November 2008, 17:04

Ingo Althöfer schrieb:
>
> Liebe Spiele-Autoren-KollegInnen,
>
> heute schreibe ich mal nicht als Kleinverleger,
> sondern als Autor. Ich bin ziemlich überrascht,
> dass meine ernst gemeinte Ankündigung der
> "Mannheimer Reihe" anscheinend überhaupt keine
> Wellen geschlagen hat:
>
> Keine Antwort hier im Forum, keine einzige Email.
>
> Soll ich das so interpretieren, dass das Mannheimer
> Urteil wirklich allgemein akzeptiert/hingenommen ist?

> Für mein Projekt wäre das natürlich ok. Aber ehrlich
> gesagt, hatte ich schon mit Bedenken, Widerspruch,
> (Spiel-)Steinewurf ... gerechnet.
> Aber vielleicht kommt ja noch etwas.

Als "Nicht-Spieleautor" hab ich mich zurückgehalten, aber wenn Du wirklich eine solche Reihe ins Leben rufst und ein Spieleautor sich verbal dagegen auflehnt, würde ich meine eigenen Konsequenzen daraus ziehen und den Verlag dann meiden. Rechtlich gesehen mag das alles zwar in Ordnung sein, für mein "Rechtsverständnis/Ethikgefühl" ist es das aber nicht.

... und ich will Dich eigentlich nicht meiden ;-)

>
> Viele Grüsse,
> Ingo Althöfer.

Ciao,

Andreas Keirat
www.spielphase.de

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Günter Cornett

Re: Mannheimer Reihe

Beitragvon Günter Cornett » 6. November 2008, 22:16

Heinrich Glumpler schrieb:
>
> Hi,
>
> ja - mir war schon ein wenig mulmig geworden und ich hab
> nicht reagiert, weil mir noch nicht klar ist, wie sich die
> "Mannheimer Reihe" auswirkt bzw. auswirken könnte.
>
> Ja - ich hab mich auch gewundert, dass es hier keine
> Reaktionen gab ... mögliche Ursachen:
>
> - das Autorenforum wird selten gelesen
> - Redakteure halten sich erst mal bedeckt
> - Autoren wissen noch nicht, was sie davon halten sollen
> - Dein Beitrag wurde nicht ernst genommen
>
> Neben anderen Gründen, die ich hier nicht erläutern werde,
> habe ich auch von Tag zu Tag auf einen Kommentar von Günter
> gewartet, um ein wenig schlauer zu werden :-), bevor ich den
> Mund aufmache.

Nun denn, anders als Andreas halte ich so ein Vorgehen für rechtlich keinesfalls ok, wohl aber erkenne ich die hehren Absichten von Ingos Bemühungen durch aus an. Gleichwohl halte ich sein Vorgehen für wenig sinnvoll, weswegen ich mich dann auch nicht weiter öffentlich äußere.



Ich halte es für sinnvoll, die Auseinandersetzung zunächst einmal in der Spieleszene zu führen und zwar inhaltlich, [nicht auf so dümmliche Art wie die SAZ, deren Offizielle seit 2003 einen blinden Professionalisierungs (=AngroßeVerlageAnbiederungs=Anti-Urheberrechts-)Kurs fahren und die nicht in der Lage ist, gemachte Fehler einzugestehen und zu korrigieren, sondern sie immer weiter festklopft, zuletzt, indem sie Autoren, die ihre Werke öffentlich präsentieren, SAZ-intern mit Nichtautoren, die auch keinerlei Autoren-Ambitionen haben, rechtlich gleichstellt und damit auch dem Urheberrecht an Spielen null Bedeutung zumisst: http://www.spieleautorenseite.de/tsaziki/saz_stimmrecht.htm ]

Wie ich schon in meinem Kommentar auf http://www.spielbar.com/wordpress/2008/09/27/507 schrieb:

"Die SAZ und einige Verlage sollten lernen: Das Urheberrecht hängt nicht von der kommerziellen Verwertbarkeit eines Spiels ab sondern resultiert aus der persönlichen geistigen Schöpfung. Der Autor entscheidet über sein Werk, die Öffenlichkeit, Kritiker und die Gerichte beurteilen die Schöpfungshöhe, Orginalität und auch Qualität. Nicht die Marktfähigkeit eines Spiels ist Voraussetzung für die Anerkennung als Werk sondern umgekehrt: Die Anerkennung der urheberrechtlichen Leistung ist eben auch eine wesentliche Voraussetzung für die sichere Vermarktung der Ware Spiel."


Professionalisierungsfötischisten lesen so etwas natürlich gar nicht gerne, finden sie sich damit doch auf einer Stufe mit den vielgeschmähten 'Hobby-Autoren' wieder. Aber wenn es beim Spieleentwickeln nicht um das künstlerische Werk geht sondern nur darum, eine marktgerechte Ware zu produzieren, dann unterscheidet sich die Entwicklung eines Spiels eben nur noch wenig von der Produktion von Fussballsammelbildern. Wo es nur noch um Marketing geht, nicht mehr um das Werk selbst, besteht die individuelle schöpferische Leistung eben nur noch in der Präsentation. Mit diesem pseudoprofessionellem Selbstbild gibt Gerichten wie dem Mannheimer LG die entsprechende Vorlage. Und da ist der Punkt wo wir ansetzen sollten, nicht bei unwissendenRichtern.



Nun denn, Keltis gibt es bereits als kostenlose Dreingabe beim Kauf von Kosmosspielen im Wert von 40,- Euro, während Agricola in RTL-Aktuell von Kindern als das 'Spiel des Jahres' vorgestellt wurde.

Das sollte zu denken geben ...

Gruß, Günter (hat nichts gegen echte Professionalität)


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