Beitragvon kleinerpoet » 30. Juni 2010, 16:47
Hallo Niki und alle Anderen, die Bezug auf meine Ideen genommen haben!
Liebe Niki, Dein Beitrag schreit nach einer Antwort und sie soll auch prompt erfolgen.
Anregungen erfährt man überall, nicht nur hier im Netz.
Eine Menge Menschen unterstützen Peer damals bei seiner Spieltitelsuche, die Martin überhaupt erst zu seiner Nachfrage anregte. - Wenn man einem Anderen die eigenen Ideen und Reflexionen zur Verfügung stellt, geht es auch um die Kunst des Loslassens: jeder, der das macht, stellt sein Gehirn einem grösseren Ganzen zur Verfügung, und das finde ich wichtig.
Einander zu helfen, zusammen zu stehen, ist eine ganz wesentliche Fähigkeit des Menschen; und gerade Kreative in einer so kleinen Szene sollten zusammen stehen und Kameraden sein.
Dadurch, daß man nicht immer einen Teil der eigenen Kreativität für sich behält, sondern sie auch Kollegen zur Verfügung stellt, sehe ich einen Vorgang des Reifens und 'Erwachsen-werdens' bei Spieleautoren.
Die grossen und souveränen Geister können uns hier ein Vorbild sein, denn sie arbeiten oft nicht allein, sondern in einem - manchmal auch nur informellen - Team; z.B. Peer, Günter, Wolfgang K.
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Ein anderes Beispiel für kreative Hilfe: häufig sendet mir ein Kollege Spielregeln, um sie inhaltlich und sprachlich nochmal durchzusehen, bevor er sie z.B. an Wettbewerbe oder Redaktionen weitergibt. Er weiß genau, was ich kann, und was er für Fähigkeiten hat: im Fall von Regeln hab ich vielleicht eine kleine Nase vorn, woanders ist er wiederum besser.
Wie bei diesem Kollegen reagiere ich immer wieder gerne und kreativ auf solche Hilferufe; und gottseidank gibt es viele andere, die ebenso denken.
Das mache ich immer wieder gern; und so war mein Aufruf zur Vernetzung hier im Forum auch gemeint: man hilft sich gegenseitig und überregional. Denn manchmal ist es ganz praktisch so, daß einem die Kollegen vor Ort - aus welchem Grund auch immer - zum Austausch zeitweise nicht zur Verfügung stehen.
Und so wäre es ein schnelleres und effektiveres Arbeiten, über das Netz (hier konkret: Spielbox-Forum) einzelne zusammenzubringen, die sich dann helfen können, wenn grad kein regionaler Kollege vor Ort ist; oder der Kollege, der übers Netz gefunden wird, hat individuelle Stärken, die ein anderer nicht hat.
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Mein Aufruf ist eben so gemeint: wen's interessiert, der kann (und wird) sich persönlich mit einem zweiten oder dritten vernetzen.
Natürlich habe ich nicht gemeint im 15er oder 20er-Kollektiv Spiele zu entwickeln. So etwas halte ich für schwer durchführbar. - Ein Austausch allgemeiner Art im Forum ist machbar: wenn's konkret wird, ist es effektiv, in kleinen Gruppen zu arbeiten oder einem anderen Dinge zum Begutachten vorzulegen, sprich: zu schicken oder zu mailen.
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Anderes Thema: Hemingway
Ich habe das in meinem Beitrag neulich bewusst getrennt vom Thema Vernetzung. - Denn das eine hat mit dem Anderen nur peripher etwas zu tun.
Ein praktisches Beispiel zur Spielidee Hemingway: obwohl ich INHALTLICH eine Idee zu einem ganz anderen Spiel hatte (wobei lediglich der Titelvorschlag identisch ist), fragte ich zunächst Martin, ob er den Titel 'Hemingway' für sein Inselspiel nehmen wolle. (Wollte er, soweit ich ihn verstand, nicht, aber wenn ich Martin richtig verstehe, interessiert ihn auch mein Spielansatz. Doch dazu demnächst mehr, wenn ich mit Martin gründlich ausgetauscht habe).
Dieses Anfragen bei dem Menschen, der zuerst eine Titelidee angeboten bekommen hat, erscheint mir als ein selbstverständliches Gebot des Anstands.
Doch mein projektiertes Spiel "Hemingway", um das hier noch einmal etwas ausführlicher auszuführen, ist ein Spiel über den Schreiber und Kriegsberichterstatter Hemingway, den Großwildjäger und schreibenden Abenteuer Ernest Hemingway: da steht also eindeutig das LEBEN (oder ein Ausschnitt daraus) im Vordergrund, und nicht so sehr die Inselstimmung von Martin.
Mein Hemingway, um es noch weiter zu konkretisieren, ist inspiriert von seinen Kriegseinsätzen in Europa, von seinen Erfahrungen in Afrika, hat also nur noch rudimentär mit der Grundinspiration zu tun.
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Um nochmal auf Deine Anfrage einzugehen, Niki: ich halte es nicht für schlimm, wenn einen andere Leute zu etwas anregen. So etwas passiert immer wieder, z.B. durch veröffentlichte Medien (Bücher, Filme, Spiele, Theaterstücke, historische Gestalten, usw.)
Wenn man offen und ehrlich mit einer Idee umgeht und andere Menschen kollegial behandelt, klappt das in der Regel gut. Dann bleibt auch der gegenseitige Respekt voreinander bestehen.
Wobei im Zweifel für mich immer gilt: wer zuerst die Idee (oder eine Form ihrer Umsetzung) hat, der darf sie als erster auch bearbeiten.
Blöd ist's, wenn Dinge passieren, wie es mir letztes Jahr mal mit einem Verlag ging: ich schlug diesem Verlag ein Spielthema im Sommer 2009 vor, zu dem ich auch bereits einen Prototypen in Göttingen desselben Jahres vorgestellt hatte.
Der Verlag zierte sich ein wenig; nach etlichen Mails und Telefonaten riß der Kontakt erstmal ab. In diesem Jahr entdecke ich eher zufällig auf der Webseite dieses Verlages ein Spiel, das thematisch ganz nahe an mein Spiel anknüpft.
Das fand ich dann schon etwas merkwürdig: nicht, daß mehrere Autoren unabhängig voneinander eine ähnliche Idee entwickeln. - Das ist lediglich etwas ärgerlich, weil es einen Zeitverlust für andere Projekte bedeutet.
Aber in der ganzen Zeit kam kein Sterbenswörtchen vom Verlag, nach dem kurzen Motto: "Tut uns leid, Kollege/Kollegin XY sitzt am selben Thema; und seine / ihre Behandlung des Spielthemas gefällt uns besser."
Da bricht sich keiner was ab, wenn er mit einem redet; und wenn Kommunikation zwischen den Parteien stattfindet, dann gefällt mir der Umgang zwischen Kreativen... in diesem Fall zwischen Verlag und seinem (möglichen) Autoren. - Leider gab es in der Praxis bei mir das Negativbeispiel; und solch ein Umgang zwischen Verlagen und Autoren kommt auch immer wieder mal vor. Das höre ich auch von anderen Kollegen.
Doch nichtsdestotrotz ist mein privates Streben nach dem Ideal vielleicht nicht das Schlechteste: bei allem Ehrgeiz aller Kreativen, das beste Spiel zu erschaffen, ist es wichtig und gut, im Verhalten menschlich zueinander zu sein.
Daher versuche ich wenigstens für mich selbst diesen Stil gegenüber anderen durchzuziehen: wichtiger ist für mich der Respekt vor anderen; statt um jeden Preis Themen oder Titel durchzubringen.
Letztere sind nicht ganz so wichtig, die Menschlichkeit dagegen untereinander schon.
Gruß, Ralf