Beitragvon Martin Windischer » 26. Januar 2012, 14:53
Hallo!
Verzeih mir, aber ich möchte trotzdem noch ein oder zwei Punkte über die Sinnhaftigkeit des Crowdfundings bei diesem Projekt loswerden. Falls dich sowas ärgert, dann möchte ich dich bitten, hier mit dem Lesen aufzuhören.
Gehen wir die verschiedenen Szenarien durch:
Fall 1: Das Crowdfunding funktioniert und du findest einen Verlag.
Durch das Crowdfunding bekommst du die 500 Euro (ich geh jetzt mal davon aus, dass ungefähr 250 Euro von Leuten kommen, die ein Brettspiel haben wollen). Du verwendest das Geld, um das Spiel zu perfektionieren, die Artbooks zu produzieren, und beim Verlag erfolgreich zu sein. Du bekommst einen Vertrag mit dem Verlag, das bringt dir insgesamt X Euro ein. Nun musst du dafür sorgen, dass die Geldgeber ihre Spiele bekommen. Normalerweise bekommt der Autor seine Spiele beim Verlag billiger, aber diese Exemplare sind nicht für den Verkauf bestimmt (man korrigiere mich, wenn ich falsch liege). Du musst die Spiele also für den vollen Betrag kaufen, um sie den Geldgebern weiterzugeben. Eventuell kommt dir der Verlag etwas entgegen, aber darauf kann man nicht unbedingt hoffen.
Dein Gewinn also: X-250 Euro
Fall 1a: Du verzichtest auf das Crowdfunding, dein Spiel wird von einem Verlag genommen.
Da nicht ganz so viel Geld da ist, musst du deinen Prototypen billiger produzieren. Kosten hierfür: maximal 40 Euro. Dazu kommen noch Versandkosten, wenn Verlage den Prototypen anfordern, kommt insgesamt auf maximal 60 Euro.
Der Verlag veröffentlicht dein Spiel, dadurch bekommst du X Euro.
Dein Gewinn: X-60 Euro.
Fall 2: Jetzt der (leider) viel realistischere Fall, das du keinen Verlag findest. Hier mit Crowdfunding finanziert.
Wie in Fall 1 verwendest du die 500 Euro Geld für die Produktion des Prototypen, des Artbooks usw. Du findest keine Verlag und musst es irgendwann aufgeben. Der Haken: Du musst deine Kunden zufriedenstellen. Das Artbook ist kein Problem, dafür braucht es den Verlag nicht. Aber für die Spiele wollen die Leute 250 Euro zurück. Woher nimmst du das Geld?
Verlust: 250 Euro + viel Frust.
Fall 2a: Du findest keinen Verlag, hast aber aufs Crowdfunding verzichtet.
Schade um das Spiel, abe glücklicherweise musst du auch nichts mehr zahlen.
Verlust: 60 Euro.
Ich muss zugeben, ich hab dir jetzt beim Crowdfunding höhere Produktionskosten eingerechnet, weil du da mehr Geld zur Verfügung hattest. Aber man sieht hier auch recht deutlich, dass es sich hier eigentlich nur um Geldausleihen (mit großem Risiko) handelt. Wäre da nicht ein Kredit bei einer Bank ein vernünftigerer Weg?
Und ich sehe halt recht deutlich die Gefahr in Fall 2: Wie willst du 250 Euro zurückgeben? Diese Frage stellt sich mir, weil du offensichtlich auch finanzielle Unterstützung beim Bau des Prototypen benötigst.
Wenn du auf Unterstützer in deinem Projekt haben willst, solltest du auf jedenfall offenlegen, wie du mit solchen Problemen umgehst.
Viele Grüße,
Martin