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Erfolg und Probleme mit Kickstarter

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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rogo
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Erfolg und Probleme mit Kickstarter

Beitragvon rogo » 15. Oktober 2012, 20:16

Ziehmlich blauäugig bin ich vor einem halben Jahr auf den Vorschlag eines amerikanischen Kleinstverlags eingegangen mein altes Spiel Lost Valley mittels einer Kickstarterkampagne wieder aufzulegen.

Die Kampagne läuft inzwischen 4 Wochen und ist finanziell erfreulich erfolgreich: http://www.kicktraq.com/projects/872179144/lost-valley/

In der Einschätzung bin ich aber sehr unsicher. Persönlich verdiene ich als Autor natürlich auf diesem Wege pro Spiel sehr viel mehr. Aber ich sehe neben extremen Portokosten für europäische Kunden auch dass Problem unserem Fachhandel, auf den ich bei zukünftigen Vertrieb hoffe, eine Haupteinahmequelle - die geeks - abzugraben, die insbesondere für Kleinverlagsspiele der ausschlaggebende Faktor sind.

Harald vom Heidelbaer war zb sehr schlecht gelaunt als ich ihm von dem Projekt erzählt habe.
Wie sind denn eure Verhaltensweisen: Habt ihr schon einmal gebackt? Zahl ihr 30$ Versand? Wartet ihr auf den normalen Vertrieb? Die Anzahl Backer aus Deutschland für unser Spiel ist zb verschwindend gering.

Und glaubt ihr, dass Kickstarter die Zukunft ist oder eher ein Preordersystem wie die Spieleoffensive es anbietet? Oder bräuchte es villeicht ein Intiative von einer Gruppe von Autoren, die gemeinsam testen, ändern, eine Kampagne starten und berichten, ändern und vielleicht Erfolg haben?

Ich hatte auf mehr Interaktion mit den backern gehofft, jenseits von Pledgeleveln und Kostenfragen. Im Gegensatz zu einigen anderen Kampagnen haben wir kommuniziert, dass die Regeln noch lange nicht final seien. Aber dass Arbeiten an einem Spiel nur über die webleitung ist doch sehr zermürbend.

Vielleicht ändert sich es in Essen noch etwas, wo ich in der Heidelberger Partnerlounge trotz Haralds Bedenken Betatesten werde.

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Weltherrscher
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Re: Erfolg und Probleme mit Kickstarter

Beitragvon Weltherrscher » 16. Oktober 2012, 23:20

Das Problem ist ja weniger Kickstarter, als die Tatsache, das es in Europa noch kein Kickstarter gibt. Und deshalb muss man als Europäer, wenn das Projekt für den amerikanischen Markt konzipiert ist halt die erhöhten Versandkosten schlucken.

Ich glaube für die Zielgruppe von Kickstarter ist das aber nicht so dramatisch, da die ja ein gesteigertes Interesse am Projekt hat, sonst würde sie es nicht finanzieren. Natürlich wäre denen auch lieber, sie würden weniger zahlen, aber wirklich davon abhalten wird es die nötige Kerngruppe nicht.

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten Crowdfounding zu organisieren, welche die Beste ist, bzw. welche sich durchsetzt ist schwer abzuschätzen.

Die Interaktion mit den Backern ist durchaus möglich, ich weiß jetzt aber nicht was Kickstarter da selbst anbietet, vermutlich nicht viel,oder?

Das Verlage dem Konzept kritisch gegenüber stehen ist klar, es stellt sie ja in gewisser Weise in Frage, solange sie nicht selbst die Möglichkeit erkennen, solche Plattformen für ihre Projekte zu nutzen. Das eine wird das andere nicht komplett ersetzen, aber ich denke Verlage müssen sich immer mehr darauf konzentrieren, den Servicegedanken für einzelne Teile in den Vordergrund zu stellen, nicht nur komplette Projekte.

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rogo
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Re: Erfolg und Probleme mit Kickstarter

Beitragvon rogo » 17. Oktober 2012, 01:15

Ich arbeite ja ab und an für Heidelberger: Die Verlage sind nicht das Problem für Harald es sind die Händler und die sind seine Hauptkunden.
Wir jammern ja gerne wie schlecht der Einzelhandel sortiert ist, wie wenig sinnvolle Beratung es gibt. Aber wenn jetzt auch noch die Vielspieler, die angesagten Kleinverlagsprojekte direkt finanzieren, wo bleibt der Anreiz für einen Händler etwas auf Vorkasse zu ordern?
Vielleicht hängt es am Potential eines Spiels. Wenn man zb 2000 von einem ziehmlich guten Freakspiel verkaufen kann und davon schon die Hälfte über Kickstarter oder eine ähnliche Plattform bedient wurde: Was bleibt?
Man könnte aber auch andersrum sagen Kickstarter ist das Essen des 21. Jhdts.
Vorher gab es Kleinverlage, die sich nur wegen der guten Spanne in Essen über Wasser halten konnten, jetzt kann man diese Spanne auch im Netz erzielen und zu jeder Jahreszeit.
Wie gesagt, ich bin mit wahrlich nicht sicher wo es hingehen wird, aber ich sehe eine Welle, die nicht spurlos vorbeischwappt.

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Re: Erfolg und Probleme mit Kickstarter

Beitragvon Weltherrscher » 17. Oktober 2012, 13:41

rogo schrieb:
>
> Ich arbeite ja ab und an für Heidelberger: Die Verlage sind
> nicht das Problem für Harald es sind die Händler und die sind
> seine Hauptkunden.

Problem sind die Verlage nicht, aber sie haben ein Problem damit, eben unter anderem aus dem von Dir genannten Grund.

Die meisten Verlage sind momentan noch nicht Willens oder in der Lage, sich dem Trend der hier auftaucht anzuschließen, sehen aber schon die kommenden Nachteile,wenn sie den Zug verpassen.

Das eine wird wie gesagt das andere nicht überflüssig machen, aber die Verlage müssen sich ihren Anteil am Markt neu verdienen, und eben auch für die neuen Formen der Förderung offen sein. Das kann ja durchaus auch ein Vorteil für die Verlage sein, man muss nicht mit eigenem Geld vorfinanzieren, man hat einen festen Stamm von Abnehmern usw...

> Wir jammern ja gerne wie schlecht der Einzelhandel sortiert
> ist, wie wenig sinnvolle Beratung es gibt. Aber wenn jetzt
> auch noch die Vielspieler, die angesagten
> Kleinverlagsprojekte direkt finanzieren, wo bleibt der Anreiz
> für einen Händler etwas auf Vorkasse zu ordern?

Die Beratung war schon immer durchwachsen, bis auf wenige rühmliche Ausnahmen. Das fällt vielen Händlern jetzt auf die Füße, weil die Leute eben ausweichen können. Vorher hatten sie ja keine Wahl.

Die Verlage sollten sich überlegen verstärkt in den Onlinehandel einzusteigen und Mehrwerte anzubieten, wie zum Beispiel aktuell Kosmos mit einer Catan Anleitung für IOS Systeme.

Man sollte nicht mit den Einzelhändlern sterben, nur weil man seine etablierten Vertriebswege nicht aufgeben will.

Vielleicht nicht so radikal wie Queen Games vorgehen, aber sich darüber Gedanken machen wie man neue Vertriebswege erschließt.

Die Wege zum Kunden kürzer machen, die Kunden durch zusätzliche "Services" an sich binden. Da reicht unter Umständen schon eine aktive Community wo die Kunden sich austauschen können, und ihre Anfragen ernst genommen werden.

> Vielleicht hängt es am Potential eines Spiels. Wenn man zb
> 2000 von einem ziehmlich guten Freakspiel verkaufen kann und
> davon schon die Hälfte über Kickstarter oder eine ähnliche
> Plattform bedient wurde: Was bleibt?

Manche Spiele sind halt sehr speziell, und würden anders überhaupt nicht produziert, weil es sich nicht lohnen würde. Über so eine Vorfinanzierung sieht die Sache dann schon wieder anders aus. Könnte durchaus die Vielfalt erhöhen. Aber das muss sich eben noch zeigen. Im technischen Bereich scheint es jedenfalls zu funktionieren. Was da an innovativen Projekten bei Kickstarter aufschlägt finde ich erstaunlich.

> Man könnte aber auch andersrum sagen Kickstarter ist das
> Essen des 21. Jhdts.
> Vorher gab es Kleinverlage, die sich nur wegen der guten
> Spanne in Essen über Wasser halten konnten, jetzt kann man
> diese Spanne auch im Netz erzielen und zu jeder Jahreszeit.
> Wie gesagt, ich bin mit wahrlich nicht sicher wo es hingehen
> wird, aber ich sehe eine Welle, die nicht spurlos
> vorbeischwappt.

Ja, das ist sicher ein guter Punkt den die Kleinverlage für sich nutzen können. Man muss aber eben darauf achten, das man dem Medium gerecht wird. Zum Beispiel das man einen erhöhten Kommunikationsaufwand hat, und das Friss oder Stirb Prinzip bei den Kunden die man dort anspricht nicht gut ankommt. :)


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