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Ein paar Gedanken zum Ideenschutz

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Sonne

Ein paar Gedanken zum Ideenschutz

Beitragvon Sonne » 19. Januar 2001, 16:49

Liebe Spieleerfinder,
ich bin begeistert, welche Dimensionen die Idee der gemeinsamen Spielentwicklung im Internet angenommen hat. Ich bin ebenfalls begeistert, welche m.E. tollen Ideen hier aufgezeigt und weitergedacht wurden. Insbesondere das Absolvo Projekt hat in kürzester Zeit eine für mich erstaunliche Tiefe erreicht. Mein Kompliment an alle Mitwirkenden. Ich bin mir sicher, daß es zumindest nicht an den Ideen scheitern würde, möglicherweise ein hervorragendes Spiel zu entwickeln. Als ich diese Frage an W. Kramer in der Poeppelkiste im Dezember richtete, ob man nicht mal nach dem Vorbild der Open-Source Bewegung für Linux soetwas unter seiner Federführung für Spiele machen könnte und sogar eine Antwort kam, dachte ich mir nicht, daß sich alles so schnell und so positiv entwickeln würde. Herr Kramer hatte als Antwort eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die sich m.E. teilweise hier im Forum schon von selbst erledigt haben. Nachfolgend möchte ich versuchen ein paar rechtliche Aspekte mit Euch zu diskutieren.
1. Ideenschutz
Mich interessierte zunächst auch die von Herrn Kramer aufgeworfene Frage nach dem möglichen Ideenschutz bzw. dessen Notwendigkeit oder Nicht-Notwendigkeit (Im Interview mit Hr. Kramer war dazu zu lesen: "5. Soll die Entwicklung öffentlich sein? Ideenschutz? Soll es ein geschlossener Kreis sein ? (Zugang über Passwort?)
Wir haben derzeit eine wirklich für alle offene bzw. öffentliche Spielentwicklung. Das heißt jeder kann etwas zu jedem Zeitpunkt beitragen oder sich enthalten, wenn er keine Zeit hat. Jeder böswillige Dritte könnte sich natürlich auch Anregungen aus dem gemeinsamen Schaffen für eigene Entwicklungen holen. Mit Bekanntgabe von The Dark Side laß ich im Forum bereits von ersten Verdächtigungen einer möglicherweise teils plagiatorischen Handlung, obwohl m.E. alleine das Timing gegen jedwede solcher Vermutungen spricht (ein Spiel wird nicht mal eben von heute auf morgen oder auch nur innerhalb eines Monats entwickelt, getestet und sofort vom Verlag auf der nächsten Messe vorgestellt). Was aber, wenn Absolvo, BSE oder was auch immer hier nach 6 Monaten plötzlich weitgehend fertig entwickelt und getestet ist und nach weiteren 6 Monaten etwas auf dem Markt erscheint, das ein ähnliches Thema behandelt, einen ähnlichen Titel trägt oder nur die orginellsten neuen Spielmechanismen in eine andere Thematik transferiert. Was könnte also für diesen Fall geschehen?
a) Der vermeintliche Plagiator müßte sich ggf dazu erklären, ob er selbst der Autor seines Schaffens ist. Oder andersherum die vermeintlich berechtigte Autorengemeinschaft müßte nachweisen, daß der vermeintliche Plagiator etwas wissentlich nachgeahmt hat. Alles vermutlich nicht so einfach. Falls eine Rechtsverfolgung geschehen soll; wer würde die Kosten hierfür tragen?
b) Der vermeintliche Plagiator (egal ob tatsächlich oder zufällig) müßte sich Anschuldigungen zumindest innerhalb des Spielbox-Forums gefallen lassen, je nach Offensichtlichkeit der Gleichheit der realisierten Ideen. Es gibt ja bereits jetzt zum Thema Plagiat oder keine Nachahmung einige threads im Forum. Er käme also ggf an den öffentlichen Pranger. Einerseits kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Spieleautor seinen Ruf auch nur riskieren wird, andererseits gibt's natürlich schon einige Trends, die von den verschiedensten Spieleautoren aufgegriffen und irgendwie immer wieder umgesetzt werden.
c) Bei einer Nachahmung eines Spielmechanismuses würde dem zuerstverlegenden ggf die Urheberschaft für die Orginalität des Mechanismus öffentlich zufließen (sofern kein öffentlicher Pranger-Szenario) - wenn auch vermutlich nicht im rechtlichen Sinne, so doch im öffentlichen Bewußtsein. Zwei Spiele zur gleichen Thematik; hier wird's ggf das zweite Spiel auf dem Markt auch schwerer haben. Bei Titelnachahmung könnten Urheberrechte der Internetgruppe berührt werden, wenn diese alles in Ihrer zeitlichen öffentlichen Zugänglichmachung dokumentieren können (Veröffentlichungsdatum des Postings). Komplizierter wird's, wenn jemand auf die Idee kommt "unberechtigt" auf den Titel eine Marke beim DPMA anzumelden. Daraus würde ich ableiten, daß es günstiger erscheint, hier nur mit Arbeitstiteln umzugehen.
d) Generell werden vermutlich durch die Spieleentwicklung im Netz Urheberrechte einer Autorengemeinschaft mit jedem Posting geschaffen. Es stellt sich nur die Frage, auf welchen Gegenstand sich das Urheberrecht fokussiert, wenn angesichts einer Vielzahl von verschiedensten Ideenvorschlägen noch kein klares Bild des Spieles anzugeben ist. Auch wird's nicht ganz einfach sein, festzustellen wessen Rechte nun exakt berührt sind (tritt die Autorengemeinschaft rechtlich vereint auf?).
Um sich vor diesen unbefriedigenden Szenarien zu schützen, versuche ich nachfolgend Gedanken des (weiteren) Ideenschutzes anzureißen.
e) Schutz durch Schnelligkeit. Es könnte einen gewissen Schutz bieten das Projekt schneller als mögliche Nachahmer zu realisieren und ggf zu veröffentlichen (in welcher Form auch immer). Schwierig wird's insbesondere bei größter Dreistigkeit des Plagiators, wenn er das Endergebnis einem Verlag vorschlägt (wäre aber eher unwahrscheinlich, weil der Vorschlagende normalerweise versichert, das das vorgeschlagene Spiel seinem geistigen Schaffen entsprungen ist). Für den Schutz durch Schnelligkeit wäre ein gutes Zeitmanagement ggf eine Aufgaben-Terminüberwachung notwendig (würde wohl auch etwas von der Ungezwungenheit nehmen)
f) Schutz durch Registrierung/Passwort. Es würde nur die nicht anonyme Öffentlichkeit an der gemeinsamen Spielentwicklung zugelassen. Vermutlich würde man dadurch einige Gelegenheitsteilnehmer weniger sehen, die vielleicht erst durch das vorgestellte Thema fasziniert wären und mitmachen. Andererseits wären dadurch einige der obigen Probleme ggf besser in den Griff zu bekommen. Den Aufwand der Registrierung könnte man wohl fast beliebig erhöhen: nur Bestätigungssendung an die email-adresse würde wohl die Anonymität nicht vermeiden; Kopie des Ausweises an einen vertrauenswürdigen Verwalter wäre besser; noch besser wäre eine gleichzeitige Unterzeichnung eines Aufnahmeantrages mit dem man sich zur Vertraulichkeit, nicht-persönlichen Nutzung der Gemeinschaftsideen (muß klar definiert sein) und zu einer bestimmten Verwertungsweise bekennt. Es würde also ein Kreis von Entwicklern festgelegt.
g) Schutz durch einen kleinen/begrenzten Kreis von Spielentwicklern. Wäre eine Möglichkeit, würde aber dem Grundprinzip, soetwas wie bei Linux zu versuchen entgegenstehen. Dafür spricht die Tatsache, daß es wohl zum Schluß 3 bis 5 (hoffentlich mehr) besonders aktive Mitentwickler sein könnten. Je mehr teilnehmen, umso größer ist natürlich das kreative und personelle (Testung) Potential und je weniger teilnehmen, umso einfacher könnte die Entscheidungsfindung sein. Auch die Realisierung der Nutzungen würde dadurch beeinflußt.
Mein Fazit:
Die unkomplizierteste Lösung ist die wie es bisher ist. Es spricht einiges dafür es dabei zu belassen mit allen Chancen und Risiken. Nur falls sich eine Mehrheit für eine Registrierung o.ä. ausspricht, könnte man das versuchen - mit wohl etwas mehr rechtlicher Sicherheit (falls Ihr eine Vereinbarung abschließen wollt, stelle ich mich hierzu für einen Entwurf zu Verfügung). Ggf sollten erste grobe Vorstellungen der Spielidee noch öffentlich allen zugänglich erfolge, damit man überhaupt erkennen kann, wo man mitmachen möchte. Ziel dieses Postings ist es im vornherein auf möglich Aspekte hinzuweisen und Enttäuschungen zu vermeiden bzw. ein möglichst weiterhin hohes Motivationsniveau zu gewährleisten. Wollte eigentlich auf noch ein paar Punkte zu den Fragen von Herrn Kramer eingehen, werde dies aber in separaten Postings tun, wenn Ihr mich nicht schon nach diesem steinigt. Das Posting ist nun doch etwas länger schon geworden. An der eigentlichen Ideenentwicklung möchte ich mich gerne beteiligen (soweit ich bei Absolvo noch durchblicken kann). Obige Kommentare stellen keine Rechtsberatung dar.
Gruß Sonne

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Volker L.

Zur Klarstellung

Beitragvon Volker L. » 19. Januar 2001, 18:27

> Mit Bekanntgabe von The Dark Side laß ich im Forum
> bereits von ersten Verdächtigungen einer möglicherweise
> teils plagiatorischen Handlung, obwohl m.E. alleine
> das Timing gegen jedwede solcher Vermutungen spricht
Ich nehme an, Du beziehst Dich damit auf mein Posting
"Zufall oder Ideenklau?". Also, ich wollte den Autoren
von "The Dark Side" niemals ein Plagiat unterstellen;
wie Du schon ganz richtig bemerkst, ist das vom Timing
her voellig unmoeglich. Der Titel meines Postings
betraf die Aehnlichkeit zwischen Odysseus und Ulysses.
Ich habe auch geschrieben, dass es tatsaechlich moeglich
ist, dass voellig unabhaengig voneinander sehr aehnliche
Projekte verwirklicht werden. Und gerade weil aufgrund
des Timings bei Dark Side/Absolvo unmoeglich ein
Plagiat vorliegen kann, ist es ein Paradebeispiel fuer
solch einen Zufall.
Gruss, Volker
P.S.
Ich als Astrophysiker mit Arbeitsbereich optische
Sonnenphysik beschuldige Dich hiermit des Plagiats
und erhebe Anspruch auf das von Dir widerrechtlich
benutzte Pseudonym. Falls Du es weiterhin benutzt,
verklage ich Dich auf 149,6 Mio Euro :-)))

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sonne

re: Zur Klarstellung

Beitragvon sonne » 19. Januar 2001, 18:48

Hi Volker,
Klage stattgegeben - Du hast mich durchschaut, ich bin wirklich keine sonne, wenn auch manchmal ein Leuchter oder gar eine Leuchte.
Volker es war auch nicht meine Absicht Dir etwas zu unterstellen, verzeih falls ich den Eindruck erweckt habe. Ich wollte nur ein Beispiel nennen, wie schnell man bei diesem Thema sein kann.
Gruß sonne

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Volker L.

re: Zur Klarstellung

Beitragvon Volker L. » 19. Januar 2001, 18:57

Kein Problem, ich hatte nur Angst, Du haettest meinen
Beitrag vielleicht falsch verstanden.
Gruss, Volker
P.S.
Du benutzt das Pseudonym ja immer noch....
Grummel, Knurr, Messer wetz'
:-)))

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peer

re: Ein paar Gedanken zum Ideenschutz

Beitragvon peer » 4. Februar 2001, 11:30

Hi,
natürlich macht man sich etwas Sorgen, dass ein ambitioniertes Projekt "in die falschen Hände geraten könnte", sprich plagitarisiert wird (oder wie das heißt :-)
Doch zum einen ist die Spielebranche m.E. noch recht harmlos, die Autoren weitestgehend ehrbar und abgesehen davon : Viel Geld steckt eh nicht drin. Ein Spiel wie Absolvo ist kein Spiel für den breiten Publikumsgeschmack und wird kaum ein Verkaufsrenner. Ich denke nicht, dass ein Autor es riskieren wird dafür seinen guten Ruf einzubüssen. Zumal dieses Forum ja von der Zielgruppe gespielt wird und wir könnten ja eine Bannbulle verhängen und das Spiel boykottieren...
Nennt mich Optimist, aber ich denke nicht, die Gefahr des Ideenklaus groß ist.
Wie Sonne sagt (oder scheint?): SDie unkomplizierteste Lösung ist alles so weiterzumachen, wie es jetzt ist.
ciao,
Peer

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Gustav der Bär

re: Ein paar Gedanken zum Ideenschutz

Beitragvon Gustav der Bär » 5. Februar 2001, 09:45

Ich denke auch, dass die Gefahr, dass die Absolvo-Idee plagiiert wird, gegen Null geht.
In der Spielebranche dürfte es kaum anders zugehen als in der Buchbranche, in der ich mich nun mal ganz gut auskenne.
Eine fremde Idee zu stehlen und unter anderem Namen zu veröffentlichen, kommt für einen Verleger aus zwei gewichtigen Gründen nicht in Frage:
- Man kann nicht wissen, ob die Idee überhaupt Erfolg verspricht. Wenn man etwas plagiiert, dann höchsten etwas, über dessen Erfolg man sicher sein kann, und das kann eben nur ein veröffentlichtes Werk sein, das den Weg in die Bestsellerlisten bereits geschafft hat. Sprich, um bei unserem Beispiel zu bleiben: Die Idee von "Der Name der Rose" kann durchaus in Form anderer historischer Krimis oder sogar in Form eines Spiels namens "Absolvo" wieder auftauchen, aber kein Verleger wird sich auf den unvermeidlichen Kleinkrieg einlassen, der ihm bevorsteht, wenn er eine neue Idee umsetzt, die ihm niemals angeboten wurde.
- Wenn ein Autor eine vielversprechende Idee hat, wird ein Verleger interessiert sein, eben diesen Autor an sich zu binden, denn es spricht ja alles dafür, dass auch dieser Quelle noch mehr vielversprechende Ideen sprudeln werden. Mit einer geklauten Idee könnte man höchstens einen Mitarbeiter beschäftigen, der keine eigenen Ideen mehr hat. Warum aber die zweitbeste Lösung nehmen, solange man die beste haben kann?
Vergessen wir also getrost alle Plagiats-Ängste und wenden uns ihnen frühestens dann wieder zu, wenn eines unwahrscheinlichen Tages "Absolvo"-Schachteln mit loorbeerumkränztem rotem Pöppel im Laden stehen.
Liebe Grüße
Gustav der Bär
(a.k.a. Peter Gustav Bartschat)


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