Liebe Spieleerfinder,
ich bin begeistert, welche Dimensionen die Idee der gemeinsamen Spielentwicklung im Internet angenommen hat. Ich bin ebenfalls begeistert, welche m.E. tollen Ideen hier aufgezeigt und weitergedacht wurden. Insbesondere das Absolvo Projekt hat in kürzester Zeit eine für mich erstaunliche Tiefe erreicht. Mein Kompliment an alle Mitwirkenden. Ich bin mir sicher, daß es zumindest nicht an den Ideen scheitern würde, möglicherweise ein hervorragendes Spiel zu entwickeln. Als ich diese Frage an W. Kramer in der Poeppelkiste im Dezember richtete, ob man nicht mal nach dem Vorbild der Open-Source Bewegung für Linux soetwas unter seiner Federführung für Spiele machen könnte und sogar eine Antwort kam, dachte ich mir nicht, daß sich alles so schnell und so positiv entwickeln würde. Herr Kramer hatte als Antwort eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die sich m.E. teilweise hier im Forum schon von selbst erledigt haben. Nachfolgend möchte ich versuchen ein paar rechtliche Aspekte mit Euch zu diskutieren.
1. Ideenschutz
Mich interessierte zunächst auch die von Herrn Kramer aufgeworfene Frage nach dem möglichen Ideenschutz bzw. dessen Notwendigkeit oder Nicht-Notwendigkeit (Im Interview mit Hr. Kramer war dazu zu lesen: "5. Soll die Entwicklung öffentlich sein? Ideenschutz? Soll es ein geschlossener Kreis sein ? (Zugang über Passwort?)
Wir haben derzeit eine wirklich für alle offene bzw. öffentliche Spielentwicklung. Das heißt jeder kann etwas zu jedem Zeitpunkt beitragen oder sich enthalten, wenn er keine Zeit hat. Jeder böswillige Dritte könnte sich natürlich auch Anregungen aus dem gemeinsamen Schaffen für eigene Entwicklungen holen. Mit Bekanntgabe von The Dark Side laß ich im Forum bereits von ersten Verdächtigungen einer möglicherweise teils plagiatorischen Handlung, obwohl m.E. alleine das Timing gegen jedwede solcher Vermutungen spricht (ein Spiel wird nicht mal eben von heute auf morgen oder auch nur innerhalb eines Monats entwickelt, getestet und sofort vom Verlag auf der nächsten Messe vorgestellt). Was aber, wenn Absolvo, BSE oder was auch immer hier nach 6 Monaten plötzlich weitgehend fertig entwickelt und getestet ist und nach weiteren 6 Monaten etwas auf dem Markt erscheint, das ein ähnliches Thema behandelt, einen ähnlichen Titel trägt oder nur die orginellsten neuen Spielmechanismen in eine andere Thematik transferiert. Was könnte also für diesen Fall geschehen?
a) Der vermeintliche Plagiator müßte sich ggf dazu erklären, ob er selbst der Autor seines Schaffens ist. Oder andersherum die vermeintlich berechtigte Autorengemeinschaft müßte nachweisen, daß der vermeintliche Plagiator etwas wissentlich nachgeahmt hat. Alles vermutlich nicht so einfach. Falls eine Rechtsverfolgung geschehen soll; wer würde die Kosten hierfür tragen?
b) Der vermeintliche Plagiator (egal ob tatsächlich oder zufällig) müßte sich Anschuldigungen zumindest innerhalb des Spielbox-Forums gefallen lassen, je nach Offensichtlichkeit der Gleichheit der realisierten Ideen. Es gibt ja bereits jetzt zum Thema Plagiat oder keine Nachahmung einige threads im Forum. Er käme also ggf an den öffentlichen Pranger. Einerseits kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Spieleautor seinen Ruf auch nur riskieren wird, andererseits gibt's natürlich schon einige Trends, die von den verschiedensten Spieleautoren aufgegriffen und irgendwie immer wieder umgesetzt werden.
c) Bei einer Nachahmung eines Spielmechanismuses würde dem zuerstverlegenden ggf die Urheberschaft für die Orginalität des Mechanismus öffentlich zufließen (sofern kein öffentlicher Pranger-Szenario) - wenn auch vermutlich nicht im rechtlichen Sinne, so doch im öffentlichen Bewußtsein. Zwei Spiele zur gleichen Thematik; hier wird's ggf das zweite Spiel auf dem Markt auch schwerer haben. Bei Titelnachahmung könnten Urheberrechte der Internetgruppe berührt werden, wenn diese alles in Ihrer zeitlichen öffentlichen Zugänglichmachung dokumentieren können (Veröffentlichungsdatum des Postings). Komplizierter wird's, wenn jemand auf die Idee kommt "unberechtigt" auf den Titel eine Marke beim DPMA anzumelden. Daraus würde ich ableiten, daß es günstiger erscheint, hier nur mit Arbeitstiteln umzugehen.
d) Generell werden vermutlich durch die Spieleentwicklung im Netz Urheberrechte einer Autorengemeinschaft mit jedem Posting geschaffen. Es stellt sich nur die Frage, auf welchen Gegenstand sich das Urheberrecht fokussiert, wenn angesichts einer Vielzahl von verschiedensten Ideenvorschlägen noch kein klares Bild des Spieles anzugeben ist. Auch wird's nicht ganz einfach sein, festzustellen wessen Rechte nun exakt berührt sind (tritt die Autorengemeinschaft rechtlich vereint auf?).
Um sich vor diesen unbefriedigenden Szenarien zu schützen, versuche ich nachfolgend Gedanken des (weiteren) Ideenschutzes anzureißen.
e) Schutz durch Schnelligkeit. Es könnte einen gewissen Schutz bieten das Projekt schneller als mögliche Nachahmer zu realisieren und ggf zu veröffentlichen (in welcher Form auch immer). Schwierig wird's insbesondere bei größter Dreistigkeit des Plagiators, wenn er das Endergebnis einem Verlag vorschlägt (wäre aber eher unwahrscheinlich, weil der Vorschlagende normalerweise versichert, das das vorgeschlagene Spiel seinem geistigen Schaffen entsprungen ist). Für den Schutz durch Schnelligkeit wäre ein gutes Zeitmanagement ggf eine Aufgaben-Terminüberwachung notwendig (würde wohl auch etwas von der Ungezwungenheit nehmen)
f) Schutz durch Registrierung/Passwort. Es würde nur die nicht anonyme Öffentlichkeit an der gemeinsamen Spielentwicklung zugelassen. Vermutlich würde man dadurch einige Gelegenheitsteilnehmer weniger sehen, die vielleicht erst durch das vorgestellte Thema fasziniert wären und mitmachen. Andererseits wären dadurch einige der obigen Probleme ggf besser in den Griff zu bekommen. Den Aufwand der Registrierung könnte man wohl fast beliebig erhöhen: nur Bestätigungssendung an die email-adresse würde wohl die Anonymität nicht vermeiden; Kopie des Ausweises an einen vertrauenswürdigen Verwalter wäre besser; noch besser wäre eine gleichzeitige Unterzeichnung eines Aufnahmeantrages mit dem man sich zur Vertraulichkeit, nicht-persönlichen Nutzung der Gemeinschaftsideen (muß klar definiert sein) und zu einer bestimmten Verwertungsweise bekennt. Es würde also ein Kreis von Entwicklern festgelegt.
g) Schutz durch einen kleinen/begrenzten Kreis von Spielentwicklern. Wäre eine Möglichkeit, würde aber dem Grundprinzip, soetwas wie bei Linux zu versuchen entgegenstehen. Dafür spricht die Tatsache, daß es wohl zum Schluß 3 bis 5 (hoffentlich mehr) besonders aktive Mitentwickler sein könnten. Je mehr teilnehmen, umso größer ist natürlich das kreative und personelle (Testung) Potential und je weniger teilnehmen, umso einfacher könnte die Entscheidungsfindung sein. Auch die Realisierung der Nutzungen würde dadurch beeinflußt.
Mein Fazit:
Die unkomplizierteste Lösung ist die wie es bisher ist. Es spricht einiges dafür es dabei zu belassen mit allen Chancen und Risiken. Nur falls sich eine Mehrheit für eine Registrierung o.ä. ausspricht, könnte man das versuchen - mit wohl etwas mehr rechtlicher Sicherheit (falls Ihr eine Vereinbarung abschließen wollt, stelle ich mich hierzu für einen Entwurf zu Verfügung). Ggf sollten erste grobe Vorstellungen der Spielidee noch öffentlich allen zugänglich erfolge, damit man überhaupt erkennen kann, wo man mitmachen möchte. Ziel dieses Postings ist es im vornherein auf möglich Aspekte hinzuweisen und Enttäuschungen zu vermeiden bzw. ein möglichst weiterhin hohes Motivationsniveau zu gewährleisten. Wollte eigentlich auf noch ein paar Punkte zu den Fragen von Herrn Kramer eingehen, werde dies aber in separaten Postings tun, wenn Ihr mich nicht schon nach diesem steinigt. Das Posting ist nun doch etwas länger schon geworden. An der eigentlichen Ideenentwicklung möchte ich mich gerne beteiligen (soweit ich bei Absolvo noch durchblicken kann). Obige Kommentare stellen keine Rechtsberatung dar.
Gruß Sonne