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kleine Rechnung ...

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Bibo

kleine Rechnung ...

Beitragvon Bibo » 31. Juli 2002, 15:27

Hallo !

Kann mir jemand sagen, wieviel Bruttogewinn ein Verlag ca. pro Spiel macht, wenn dieses für 20 bzw 30 Euro im Handel zu kaufen ist. Mit Bruttogewinn meine ich vor Steuern, also Produktionskosten und Personalkosten (zB Grafiker), Porto, ... schon alles bezahlt.

Danke !

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Günter Cornett

Re: kleine Rechnung ...

Beitragvon Günter Cornett » 31. Juli 2002, 17:44

Bibo schrieb:
>
> Hallo !
>
> Kann mir jemand sagen, wieviel Bruttogewinn ein Verlag ca.
> pro Spiel macht, wenn dieses für 20 bzw 30 Euro im Handel zu
> kaufen ist.

Nein. Das kann dir leider keiner sagen.

Denn die gesamte Auflage muss vorfinanziert werden, egal ob sie verkauft wird oder nicht.

Verkauft sich das Spiel schlecht, ist der Gewinn negativ. Verkauft man die gesamte Auflage, druckt man u.U. eine zweite, mit der man (pro Spiel) besser verdient als mit der ersten (weil ein Teil der Herstellungskosten kein zweites Mal anfällt), vielleicht aber auch nicht (wenn man auf der zweiten Auflage sitzenbleibt).

Es gibt den Break-even, den Punkt, an dem man die konkreten Unkosten für ein Spiel wieder drin hat, zum Beispiel wenn die halbe Auflage verkauft ist. Aber das kann bei unterschiedlichen Spielen unterschiedlich sein. Hängt wohl auch davon ab, wie sicher es ist, dass sich eine Auflage komplett verauft.

Jedes über denn Break-even hinaus verkaufte Spiel wäre demnach Bruttogewinn, den man dann durch die Anzahl der gesamten verkauften Spiele teilen müsste, um so auf den Bruttogewinn pro Spiel zu bekommen.

Bei den meisten Spieletiteln dürfte der Bruttogewinn negativ sein. Die wenigen Renner bringen es dafür umso mehr.

Spiele, die sich gut verkaufen, subventionieren die Spiele die nicht so gut gehen. Dass muss man ebenso berücksichtigen wie die laufenden nicht auf das eine Spiel bezogene Kosten (Mitarbeitergehälter, Büromiete, ...).

Gruß, Günter

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michael weber

Re: kleine Rechnung ...

Beitragvon michael weber » 31. Juli 2002, 21:09

Bibo schrieb:
>
> Hallo !
>
> Kann mir jemand sagen, wieviel Bruttogewinn ein Verlag ca.
> pro Spiel macht, wenn dieses für 20 bzw 30 Euro im Handel zu
> kaufen ist. Mit Bruttogewinn meine ich vor Steuern, also
> Produktionskosten und Personalkosten (zB Grafiker), Porto,
> ... schon alles bezahlt.
>
> Danke !


Der UMSATZ pro Spiel liegt etwa bei 50 % vom Ladenpreis. Das ist der Betrag, der als handelsabgabepreis bezeichnet wird. Davon gehen alle möglichen Kosten runter, die zum Teil - wie Günter ausgeführt hat - nicht auf eine Spieleproduktion festzulegen sind. Wenn man das Spiel als solches betrachtet, kommt es zudem auf die Auflagenhöhe an (größere Auflagen ermöglichen prinzipiell eine Senkung der Produktionskosten pro Spiel) und darauf, wie stark der Aufwand pro Spiel ist. Wenn Adlung ein Spiel herstellen lässt, ist das mit Sicherheit nicht mit einem Spiel von z. B Eurogames zu vergleichen, weil beim letzteren ganz andere Produktionseinstellungen nötig sind.

Was letztlich als Gewinn übrig bleibt, ist absolut vom einzelnen Spiel und Hersteller abhängig. Ravensburger wird sicher ganz andere Preise bei Produkrionsfirmen bekommen als zum beispiel Bambus - oder Günter?

Letztlich würde mich aber noch interessieren, warum du diese Frage stellst?

Michael
(kennt Günter ein bisschen, weiss aber nicht, wer Bibo ist)

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Bibo

Re: kleine Rechnung ...

Beitragvon Bibo » 1. August 2002, 11:19

Nun ja. Ich stelle diese Frage, weil es mich interessiert, wie rentabel so ein Verlag ist. Natürlich kommt es immer auf die Spiele an, aber so ungefähr, hatte ich gehofft, könnte man das sagen. Ich habe da auch eher an "kleinere" Verlage wie zB HIG gedacht.
Darauf gekommen bin ich, durch Carcassone. Ich habe eine Milchmädchenrechnung aufgestellt: ca. 500.000 mal verkauft bei ca. Preis von 10 Euro. Macht Bruttogewinn ca. 2.500.000 Euro. - 125.000 für Hern Wrede und - alle sonstigen Kosten ... also bleibt noch ne Menge übrig für 3(?) Leute !?!
Oder verschätz ich mich da ?

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Günter Cornett

Re: kleine Rechnung ...

Beitragvon Günter Cornett » 1. August 2002, 14:07

Bibo schrieb:
>
> Nun ja. Ich stelle diese Frage, weil es mich interessiert,
> wie rentabel so ein Verlag ist. > Natürlich kommt es immer auf
> die Spiele an, aber so ungefähr, hatte ich gehofft, könnte
> man das sagen. Ich habe da auch eher an "kleinere" Verlage
> wie zB HIG gedacht.
> Darauf gekommen bin ich, durch Carcassone.

Ach, Neid war das Motiv ;-)

Verlage, die ein Spiel des Jahres rausbringen, verdienen daran gut, auch wenn es kleinere Verlage sind. Daraus kann man aber nicht auf die Rentabilität von Verlagen insgesamt schliessen. Das wäre so, als wenn man von Lottomillionären auf die Rentabilität von Lottospielen schliessen würde.

> Ich habe eine
> Milchmädchenrechnung aufgestellt:

Milchmädchen sind bekanntlich nicht ganz soooooo naiv ;-)

> ca. 500.000 mal verkauft
> bei ca. Preis von 10 Euro. Macht Bruttogewinn ca. 2.500.000
> Euro. - 125.000 für Hern Wrede und - alle sonstigen Kosten
> ... also bleibt noch ne Menge übrig für 3(?) Leute !?!

Meines Wissens sind 2 der Leute angestellt. Die werden dann unabhängig davon bezahlt, was durch das Spiel reinkommt.

> Oder verschätz ich mich da ?

Nehmen wir an, 2.500.000 Euro wäre das, was die Läden für die Auflage bezahlen(ich weiss nicht, wie realistisch die Zahl ist). HiG verkauft den größten Teil der Auflage über den Vertrieb von Schmidt Spiele, die sich das sicherlich auch bezahlen lassen. Man kommt also auf Bruttoeinnahmen von unter 2.000.000 Euro. Davon muss aber nicht nur der Autor bezahlt werden, sondern die Produktion des Spieles selbst. Sehr grob geschätzt: ca 1.000.000 Euro. Dazu kommen laufende Kosten: Büro, Mitarbeiter (die u.a.die ganzen Ablehnungen für die 100ten von Spielen schreiben, die getestet und nicht veröffentlicht wurden), Werbung, Kundenservice (!), mögliche Verluste aus Vorjahren.

[Gerade in den letzten Jahren wurden (etwas größere) Verlage aufgekauft, ich denke, weil sie sich aus eigener Kraft nicht mehr halten konnten Daher die Annahme, dass auch HiG einige Verluste hatte.]

Um als Spieleverlag gut zu verdienen, muss man IMHO besser sein als andere und/oder über eine Vertriebstruktur verfügen, die es einem erlaubt Lizenzen (HdR, Tigerente,...) zu vermarkten, oder - als Kleinverlag - eine Nische finden, die sich für grosse Verlage nicht lohnt.

Mal eben einen Verlag gründen - da dürfte ein Besuch in der Spielbank dann doch die besseren Gewinnchancen haben.

Gruß, Günter

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Günter Cornett

Re: kleine Rechnung ...

Beitragvon Günter Cornett » 1. August 2002, 14:13

michael weber schrieb:
>
> Was letztlich als Gewinn übrig bleibt, ist absolut vom
> einzelnen Spiel und Hersteller abhängig. Ravensburger wird
> sicher ganz andere Preise bei Produkrionsfirmen bekommen als
> zum beispiel Bambus - oder Günter?

Das stimmt. Zum einen lassen wir kleinere Mengen produzieren. Zum anderen sind wir als Kunde doch nicht ganz so wichtig. Selbst für den gleichen Auftrag bekommen großen Firmen offensichtlich bessere Konditionen.

> (kennt Günter ein bisschen, weiss aber nicht, wer Bibo ist)

Aus der Sesamstrasse kenne ich einen großen Vogel dieses Namens ;-)

Gruß, Günter


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