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Spielekenntnis?

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Biberle

Spielekenntnis?

Beitragvon Biberle » 13. November 2002, 12:12

Wie wichtig ist eigentlich für nen Spieleautor das Wissen von und um andere Spiele? Nützlich? Gar erforderlich? Oder eher sogar hinderlich, wenn er krampfhaft versucht, bereits vorhandenen Ideen im großen Bogen auszuweichen?

Und, zweite Frage: meiner Meinung nach gäbe es aus dem Computerspielebereich viele Ideen (besonders aus älteren, noch nicht gar so komplexen Titeln), die eine Brettspiel"umsetzung" wert wären. Wie sähe es damit aus, wenn amn eine evtl. Veröffentlichung anstreben würde. Gibt´s Chancen, mit diesem Trick durchzukommen, oder wird man schnell "entlarvt"?

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Günter Cornett

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon Günter Cornett » 13. November 2002, 12:31

Biberle schrieb:
>
> Wie wichtig ist eigentlich für nen Spieleautor das Wissen von
> und um andere Spiele? Nützlich? Gar erforderlich? Oder eher
> sogar hinderlich, wenn er krampfhaft versucht, bereits
> vorhandenen Ideen im großen Bogen auszuweichen?

Hallo Biberle,

manche lehnen es ab, andere Spiele zu spielen, weil sie sich nicht beeinflussen lassen. Ich finde es aber besser, wenn man weiss, was auf dem Markt ist. Zum einen braucht man dann das Rad (oder den Würfel) kein zweites mal zu erfinden. zum anderen sieht man mituntwer woran es bei anderen Spielen hapert und kommt dann auf Ideen es besser zu machen. Vollprofis schauen sicher auch danach, was am Markt fehlt.

> Und, zweite Frage: meiner Meinung nach gäbe es aus dem
> Computerspielebereich viele Ideen (besonders aus älteren,
> noch nicht gar so komplexen Titeln), die eine
> Brettspiel"umsetzung" wert wären. Wie sähe es damit aus, wenn
> amn eine evtl. Veröffentlichung anstreben würde. Gibt´s
> Chancen, mit diesem Trick durchzukommen, oder wird man
> schnell "entlarvt"?

Verstehst du dich als Autor oder als Plagiator ? Hast du keine eigenen Ideen ?

Sich inspirieren zu lassen, ist eine Sache, abkupfern eine andere.

Wenn dir ein Computerspiel gut gefällt, unterhalte dich mit dem Autoren darüber, ob du eine Brettspielversion machen kannst. Wenn es sich um eine 1:1-Umsetzung handeln soll, ist solche Frage allerdings ziemlich daneben.

Wenn du aber Ideen bewusst klauen willst, bist du im falschen Forum.

Gruß, Günter

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Tom

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon Tom » 13. November 2002, 12:39

Hallo Biberle,

Biberle schrieb:
>
> Wie wichtig ist eigentlich für nen Spieleautor das Wissen von
> und um andere Spiele? Nützlich? Gar erforderlich?

Ich würde schon sagen, dass zumindest häufiges Spielen ganz nützlich ist für einen Autor. Weniger die exakte Kenntnis vieler Spiele, sondern vielmehr ein geübter und routinierter Umgang mit Spielsystemen und -mechanismen erleichtert die eigene Entwicklung von Spielideen. Ganz ehrlich: Die wenigsten Spiele besitzen kein einziges Element, das nicht schon in einem früheren Spiel untergebracht war. Wenn man sich von eigenen Spielerlebnissen (unbewusst) inspirieren lässt, kann man sicher kreativer werden, als wenn man völlig "unvorbelastet" an die Sache geht. Versteh mich nicht falsch: Das muss nicht so weit gehen, dass Du aus einem Lieblingsspiel von Dir eine eigene, thematisch vielleicht umgebaute Variante strickst.
Seitdem ich selber viel mehr spiele als früher, habe ich das Gefühl, dass meine eigenen Spielideen besser werden.
Analogon: Welcher geniale Musiker hat nicht auch vor seiner Karriere eine Unmenge an Musik gehört und lässt sich dadurch beeinflussen? Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat das noch keiner Karriere geschadet.
Also: Das Wissen um andere Spiele ist nicht unbedingt erforderlich, aber der Qualität der Spielideen sicherlich sehr zuträglich!

> Oder eher sogar hinderlich, wenn er krampfhaft versucht, bereits
> vorhandenen Ideen im großen Bogen auszuweichen?

Nein. Wenn Du viele Spiele kennst, merkst Du selbst ganz schnell, wenn Deine Idee in Wirklichkeit nur ein "Klon" ist. Dann liegt es an Dir, ob Du glücklich damit bist oder lieber was anderes anfängst. Wenn Du nicht so viele Spiele kennst, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Du ein anderes Spiel kopierst, höchstens ein paar Elemente. Aber es wird zu 99% was eigenständiges bei raus kommen.

Zu Deiner 2. Frage kann ich leider nichts sagen.

Gruß

Tom

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Biberle

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon Biberle » 13. November 2002, 12:42

Hallo Günter,

danke für die Tipps. Ich denke auch, dass die Kenntnis möglichst vieler Spiele ganz gut ist, aber leider auch recht teuer. ;)

Mit den PC-Spielen hast du mich falsch verstanden. Computerspiele bauen halt teilweise auf anderen Mechanismen auf. Mechanismen, die aber teilweise so auch am Brett funktionieren könnten, ich bislang aber noch nicht oder kaum verwirklicht gesehen habe. Von klauen kann keine Rede sein... Die Kettenreaktionen, die eine eroberte Insel in Kahuna auslöst, waren z.B. auch schon ein gängiges Thema in Computer-Denkspielen anfang der 90er. Hätte ja theoretisch auch deine Inspiration sein können, ohne, dass es ein "Plagiat" oder billiges klauen ist.
1:1-Umsetzungen sind eh schon bei relativ simplen PC-Spielen quasi unmöglich. Aber es gibt halt wie gesagt dort noch viele, per Brettspiel relativ unverbrauchte Themen, wo man sich auch bei der Spielmachanik und dem Ablauf "inspirieren" lassen könnte.

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Günter Cornett

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon Günter Cornett » 13. November 2002, 13:08

Biberle schrieb:
>
> Hallo Günter,
>
> danke für die Tipps. Ich denke auch, dass die Kenntnis
> möglichst vieler Spiele ganz gut ist, aber leider auch recht
> teuer. ;)

Hallo Biberle,

Such dir einfach eine Spielegruppein deiner Nähe. So du nicht auf'm Dorf wohnst, dürfte das kein sogroßes Problem sein.

> Mit den PC-Spielen hast du mich falsch verstanden.

Naja, du schriebst:
|: Gibt´s Chancen, mit diesem Trick durchzukommen, oder
|: wird man schnell "entlarvt"?

> Computerspiele bauen halt teilweise auf anderen Mechanismen
> auf. Mechanismen, die aber teilweise so auch am Brett
> funktionieren könnten, ich bislang aber noch nicht oder kaum
> verwirklicht gesehen habe. Von klauen kann keine Rede sein...

Wenn du nicht klaust, sondern dich inspirieren lässt, ist es was anderes. Irgendwo kriegt jeder seine Ideen her. Wenn du dir ein Buch zu einem Thema durchliest und daraus ein Spiel machst, hat du u.U.auch Prinzipien übernommen, die du vorgefunden und in ein Brettspiel hast.

> Die Kettenreaktionen, die eine eroberte Insel in Kahuna
> auslöst, waren z.B. auch schon ein gängiges Thema in
> Computer-Denkspielen anfang der 90er. Hätte ja theoretisch
> auch deine Inspiration sein können, ohne, dass es ein
> "Plagiat" oder billiges klauen ist.

Ein Prinzip ist eben noch kein Spiel. Klaus Teubers Timberland z.B. scheint von Conway inspiriert zu sein, ohne dass man auch nur annährend von Plagiat sprechen könnte.

> 1:1-Umsetzungen sind eh schon bei relativ simplen PC-Spielen
> quasi unmöglich. Aber es gibt halt wie gesagt dort noch
> viele, per Brettspiel relativ unverbrauchte Themen, wo man
> sich auch bei der Spielmachanik und dem Ablauf "inspirieren"
> lassen könnte.

Meinst du nicht eher abstrakte mathematische Mechanismen, die darauf warten in einem guten thematischen Spiel verwendet zu werden ?

Dann mal los!

Gruß, Günter

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Heinrich Glumpler

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon Heinrich Glumpler » 13. November 2002, 13:43

Hi,

ich denke, es ist wichtig zu wissen, wie aktuelle Spiele funktionieren. Zum einen hilft es einem, Aufgaben mit Standardmitteln zu lösen ... in dem Fall kupfert man vielleicht tatsächlich ein biszchen ab ... zum anderen hat man ein Gefühl dafür, was die Leute aktuell interessiert, wobei ich mit aktuell schon einen größeren Zeitraum meine.
Zu guter Letzt natürlich kann man nur so vermeiden, ein Doppel (Böswillige sagen dann "Plagiat") zu produzieren. Ich finde, dass kann besonders herb sein - festzustellen, dass man ein Jahr in ein Spiel investiert hat, nur um dann festzustellen, dass es das schon längst gibt.
Letztes Jahr bekam ich einen Heidenschreck wegen Formula One von Knizia, weil es so ähnlich aussah wie Fette Autos - dieses Jahr hab' ich D'frag entdeckt (ich glaube, so heisst das Teil von Splotter), das eine ähnlichen Mechanismus zu enthalten scheint - ich hab' das Ding noch nicht in den Fingern gehabt.

Also - um sich selbst vor solchen Enttäuschenungen zu schützen - aber auch, um sich inspirieren zu lassen - ist es zumindest nützlich, Spielkenntnis zu haben.

Gruesze
Heinrich

Kennt jemand hier D'frag?

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M.Böhm

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon M.Böhm » 13. November 2002, 20:57

Hallo,
also sich in der Spielepalette etwas auszukennen, ist bestimmt Kein Fehler.
Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei der Entwicklung von Spielen es immer wieder vorkommen kann, dass der Mechanismus den man in das Spiel einbringt, schon irgendwo vorhanden ist. Was aber nicht heißen soll, dass das Projekt dann Keine Chance hat.

Zu Frage 2: Ich selber habe auch ein Spielprojekt, welches von der Thematisierung eines Alten PC Spieles ähnelt. Doch habe ich eine Marktanalyse gestartet und festgestellt, dass es dieses Spiel zwar nicht mehr auf dem Markt gibt, aber noch immer sehr bekannt ist. Deshalb versuche ich nun einen Auschnitt aus dem PC Spiel, als Brettspiel zu entwickeln. Etwas eigene Ideen dazu, und schon hat man einen ganz Neuen Touch von Spiel, welches nicht als Kopie sondern als eigener Entwurf angesehen werden kann.

Gruß
Micha

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peer

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon peer » 15. November 2002, 10:40

Hi,
mal zu Frage 2:
Es hängt davon ab, was du meinst... Eine Umsetzung von den Denkspielen á la Tetris oder Pong würde man sicherlich als solche erkennen. Lässt du dich jedoch von etwas komplexeren Spielideen inspirieren, so kann was neues rauskommen. Wie du schon sagtest, sind viele Mechanismen so ja nicht umsetzbar. Ich z.B. habe nach wie vor meine "Götterdämmerung" in der Schublade (auch wenn ich da noch nicht so viel dran arbeite, mangels Zeit und Inspiration), dass vom Grundgedanken her von "Populus" inspiriert ist - Jeder spielt ein Gott, dessen Bevölkerung sich vermehrt und man kann Wunder schaffen, um die Ausbreitung zu vereinfachen bzw. den Gegner zu ärgern. Idee gleich, Spiel naturgemäss völlig anders, als das Computerspiel. Das ist imho legitim.
Um welche Spielegattung geht es denn konkret? Aufbauspiele sind ja z.B. recht gut als Brettspiel umsetzbar (Sim Hospital z.B. war kein überragendes Computerspiel, das Szenario aber durchaus Brettspiel-kompatibel)
ciao
Per

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M.Böhm

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon M.Böhm » 17. November 2002, 19:52

Hallo Peer,
das Spiel, bei welchem ich ein Spielauschnitt davon, als Brettspiel umsetzte, nannte sich "VERMEER - Die Kunst zu erben".
Hierbei müssen Spieler beweisen, das diese erfolgreiche Plantagenbesitzer sein können, auf Auktionen gestohlene Bilder ergattern und immer darauf achten müssen, dass die Ware zu den vorgegebenen Handelsstädte geschippert werden um dort wieder zu verkaufen. (Je nach Warenpreis)

Ich nahm mir nun dieses Alte PC Spiel als Thema, nahm einen Ausschnitt aus dem Spiel heraus, und fügte noch eigene Ideen ins Spiel hinein. Meißt ist es dann eh so, dass während der Entwicklung etwas ganz anderes herauskommt, wie man es geplant hat. So auch bei mir. Viele Testphasen haben auch gezeigt, dass manche Ideen sich als recht komplex herausstellten. Uns so bin ich nun am tüfteln, testen, tüfteln,testen....
Kann aber heute, nach ca. 1Jahr Entwicklungszeit, sagen, dass das Spiel in der Endphase der Entwicklung steht.

Gruß
M.Böhm

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peer

Re: Spielekenntnis?

Beitragvon peer » 18. November 2002, 11:23

Hi,
ohne dein Spiel zu kennen: Ich denke kaum, dass es da Plagatsvorwürfe geben wird. Den Mechanismus, dass man Wirtschaftlich gut agieren muss, um etwas völlig nutzloses zu kaufen (das jedoch den Sieger bestimmt), finde ich nicht nur sehr schön (ich kenne das Spiel auch noch ;-) ), sondern er kommt ja in so manchem anderen Spiel vor, z.B. die Händler.
Ich denke das dieses Feld groß genug ist, als dass dein Spiel tatsächlich Probleme bekommen sollte - schließlich, wirst du die Mehanismen eh nicht 1x1 umsetzen und die Originalgraphik auf dem Spielbrett benutzen, gel? ;-)
ciao,
Peer


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