Beitragvon Thomas Rosanski » 4. Oktober 2003, 13:30
Heinrich Glumpler schrieb:
> was haltet ihr von Credits, bzw. Danksagungen in Spielregeln?
Ich antworte mal als Spieler: In erster Linie soll mir eine Spielregel die Regeln des Spiels verständlich erklären. Wenn dann noch Platz genug ist, darf der Autor von mir aus seinen ganzen Freundeskreis grüßen. Es sollte aber nicht vorkommen, dass erklärende Beispiele und Grafiken aus der Spielregel rausgekürzt werden, um die ganze Welt zu grüßen. Was anderes ist natürlich die Nennung eines Co-Autors, des Grafikers etc. Die Nennung von Personen, die dem potentiellen Käufer bei der Kaufentscheidung helfen, sollte aber sowieso auch auf der Packung (und nicht nur in der Spielregel) erfolgen.
Anderserseits ist eine öffentliche Erwähnung ein größeres "Danke" als ein privat ausgesprochenes. Und wenn man damit anfängt, muss man sich grenzen setzen, damit man nicht das Telefonbuch abschreibt. Dazu würde ich eine Prioritätenliste nach etwa folgendem Muster empfehlen:
1.) Auf jeden Fall würde ich all diejenigen erwähnen, die - verzeiht mir die amateurjuristische Ausdrucksweise - eine Leistung in einer gewissen Schöpfungshöhe eingebracht haben oder deren Leistung/Idee man sich zu Nutze macht. Beispiel: In OFuA wird einem Mechanismus aus Verräter im Credit erwähnt. Aber auch die die Leistung der Grafiker/Ilustratoren würde ich hierzu zählen.
2.) Wenn dann noch Platz ist, würde ich die Personen erwähnen, die zu einer [i]wesentlichen[/i] Veränderung/Weiterentwicklung des Spiels eine eigene Idee/Vorschlag eingebracht haben, auch wenn die Idee unausgereift war und die konkrete Weiterentwicklung beim Autor lag. Beispiel: In einer Testrunde stellt man fest, dass das Spiel in manchen Konstellationen statt 45 Minuten ganze 2 Stunden dauert und jemand schlägt vor, ein Spielelement zu ändern bzw. ein neues Spielelement hereinzubringen, dass diesen Fehler beheben soll. Die Idee wird danach zwar nur vom Autor weiterentwickelt, ohne den Vorschlag hätte der Autor aber das Spiel vieleicht nie in diese Richtung weiterentwickelt.
3.) Wenn man mag, kann man auch noch all diejenigen Personen erwähnen, die Zeit geopfert haben, damit nach der Entwicklung der Spielidee auch ein von Material, Ausstattung und Spielregel rundes Produkt entstehen kann. Beispiel: Jemand schlägt vor, statt eines gemeinen Nachzieh-Säckchens einen stilvollen Nachziehturm oder Würfel-Aschenbecher zu verwenden. Oder jemand verbessert nicht nur Rechtschreibfehler, sondern überarbeitet auch die Struktur der Spielregel.
4.) Wenn dann noch Platz ist, kann man alle erwähnen, die es durch Ihre Anwesendheit möglich gemacht haben, dass genügend Testrunden zustande kamen, die vieleicht auch einzelne Vorschläge gemacht haben, die aber für sich alleine genommen keinen wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung hatten. (Das meine ich gar nicht negativ: Wenn mehrere Testgruppen nur ein "dieses Element gefällt nicht" zurückliefern, ist das zwar kein eigener Vorschlag, aber eventuell eine wichtige Information für den Autor, die in der Gesamtheit die Entwicklungsarbeit des Autors beeinflussen).
Zu guter letzt:
?.). Die Erwähnung einer Person als Widmung, die zwar zum Spiel selber nichts beigetragen hat, aber dem Autor in anderen Lebensbereichen während der Entwicklung des Spiels zur Seite standen. Beispiel: "meiner Ehefrau, die trotz des von Prototypen vollgestopften Schlafzimmers immer für mich da war." - Wo das in der Prioritätenliste hinzusetzen ist, mache jeder mit seinem eigenen Lebenspartner aus :-).
Übrigens: Man sollte auch die Motivation der Nennung der Credits unterscheiden. Nenne ich die Namen, damit der Spieler informiert ist und das Gefühl hat, "hier waren Profis am Werk", dann muss man sich bei jedem Namen fragen, wie bekannt ist der Name eigentlich. Beispiel: Wenn ich bei einem Quiz-Brettspiel einem "Günter Jauch" Dank sage, werden mehr Leute damit was anfangen können, als wenn ich die Namen der WWM-Redakteure erwähne, auch wenn das Erfinden von Fragen sicher nicht der Job des Herrn Jauch ist.
Nenne ich die Namen aber, um mich bei den Leuten zu bedanken, die in der Öffentlichkeit nicht unbedingt bekannt, aber mir bei der Spieleentwicklung wertvolle Hilfe waren, muss ich andere Maßstäbe ansetzen. Um es etwas übertrieben auszudrücken: Als Autor könnte ich mich fragen, ob ich es mir leisten kann/will, dass die betreffende Person wegen einer Nicht-Erwähnung mir in Zukunft vieleicht nicht mehr helfen wird.
Ups, ist das viel Text geworden. Das ganze ist natürlich nur ein Vorschlag, welche Kriterien man beim Erstellen einer Prioritätenliste vewenden könnte und sollte an die jeweilige Situation angepasst werden.
Erwähnenswerte Grüße,
Thomas.
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