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Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Familie Tschiep
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Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Familie Tschiep » 29. Oktober 2007, 18:07

Im Beitrag über ungewöhnliche Mechanismen gab der Leiter von Projekt Spiel den Rat, sich mit Technikern und Informatikern zusammenzusitzen, um ein neues Spiel zu erfinden, weil man aus Papier, Pöppel und Würfeln kaum noch neue Innovationen zaubern kann.

Ich bin dagegen der Ansicht, auch mit Papier, Spielfigur und Steinen kann man mit einer guten Idee etwas Neues schaffen.

Was denkt ihr: Reichen heute traditionelle Materialen nicht mehr aus? Oder sollte man sich nicht nur auf Technik verlassen? Was denkt ihr?

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Carsten Schauf

Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Carsten Schauf » 29. Oktober 2007, 19:10

Hi,
da ich ja der Initiator des zitierten Threads bin, möchte ich mich auch an dieser Diskussion beteiligen. Ich bin mir ganz sicher, daß fast alle Brettspiele auch in Zukunft mit traditionellen Materialien auskommen. Mir ging es bei meiner Frage auch nicht um irgendeinen Technik-Firlefanz, der bestenfalls schmückendes Beiwerk ist (Elektonik hat in Brettspielen m.E. nix zu suchen), sondern um andere "traditionelle" Materialien (z.B. spez.Farben/Magnete), die einfach andere Möglichkeiten eröffnen aber leider für den Privatbastler nur schwer oder gar nicht zu bekommen sind. Floureszenz und Magnetismus sind m.E. für ein Brettspiel durchaus gewinnbringende Elemente.

Gruß,
Carsten

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Christian Beiersdorf
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Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Christian Beiersdorf » 29. Oktober 2007, 21:08

Wie schnell man doch missverstanden wird ... Ich habe nie behauptet, dass man aus traditionellen (flachen) Materialien nichts Neues schaffen kann. Ich habe nur gesagt, dass die Möglichkeiten hier "naturgemäß begrenzt" sind. Und wer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Materialien ist, sollte sich eben Partner suchen, die entsprechendes Knowhow einbringen können. Das beschränkt sich ja keinesfalls auf Elektronik, sondern kann Holztechnik, Kunststofftechnik, Modellbau, 3D-Design oder andere technische Bereiche betreffen.

Keiner muss, liebe Familie Tschiep - aber jeder kann!

Ein Tipp in diesem Zusammenhang: Theta hat in Essen ein neues Material (Theta-stone = gegossener Stein) vorgestellt: www.theta.de. Das sieht ziemlich klasse aus.

Christian Beiersdorf
www.projekt-spiel.de

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Familie Tschiep
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Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Familie Tschiep » 29. Oktober 2007, 21:38

Ich fand es einfach ein Thema, was zu diskutieren lohnt. Ich habe es lediglich etwas vereinfacht.

"Naturgemäß begrenzt" ist alles. Die Menge an Helium ist im Weltall auch "naturgemäß begrenzt".
Aber ich bin mir sicher, bei den traditionellen Materialen sind wir noch lange nicht an den Grenzen. Wichtig ist die eine gute, überraschende Idee dahinter.

Und interessante Materialen sorgen noch lange nicht für ein gutes Spiel.

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Carsten Schauf

Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Carsten Schauf » 29. Oktober 2007, 22:28

> Und interessante Materialen sorgen noch lange nicht für ein
> gutes Spiel.

völlig richtig, ich glaube da sind wir uns alle einig. Es geht glaube ich auch gar nicht darum, Traditionelles wegzuwerfen oder für veraltet zu erklären, sondern durch Neues zu ergänzen.
Ohne Konkretes im Auge zu haben, kann ich mir einfach gut vorstellen, daß sich durch neue Materialien auch neue, interessante Mechanismen ergeben, die so einfach noch nicht machbar waren. Ob das dann immer "besser" ist, liegt sowieso häufig im Auge des Betrachters.

Gruß,

Carsten

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Amadeus
Brettspieler
Beiträge: 79

Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Amadeus » 29. Oktober 2007, 23:13

Familie Tschiep schrieb:
>
> Ich bin dagegen der Ansicht, auch mit Papier, Spielfigur und
> Steinen kann man mit einer guten Idee etwas Neues schaffen.


Beweis es doch!

Amadeus

P.S. Ist Familie Tschiep eine Familie mit mehreren (Forums-)Autoren oder wieviele seid ihr eigentlich?

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Hanno Schwede
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Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Hanno Schwede » 30. Oktober 2007, 05:06

Mir stieß dieser Beitrag auch auf, eben weil ich ihn wohl auch Mißverstanden hatte...

Meines Erachtens, ist die Phase der Umsetzung mit tollen Materialien und Techniken wie: gegossener Stein, Rote Folien, Magnete usw. der Phase des eigentlichen Entwickelns der Spielidee und Mechanismen nachgelagert.

Aber vielleicht bin ich da auch ein wenig altmodisch und aus irgeneinem Grund kann ich den "technisierten" Spielen nicht so viel abgewinnen...

Grüße

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peer

Neue Materialien?

Beitragvon peer » 30. Oktober 2007, 09:38

Hi,

Natürlich reichen die traditionellen Materialien aus (Wenn man sich anguckt was z.B. alles noch aus Würfelspielen gezaubert wird - ich sag nur Yspahan.). Ein Bekannter sagt immer: Es gibt auch nur 26 Buchstaben und bislang sieht es nicht so aus, als ob die Autoren mehr brauchen würden ;-)
Ich denke, soweit sind wir uns einig (Christian hatte seine Aussage ja auch richtig gestellt).

Aber: Ich denke schon, dass "neue Materialien" frischen Wind in die Brettspielwelt reinbringen könnten. Vorraussetzung ist natürlich, dass ihr Einsatz logisch begründet ist und nicht nur Mittel zum Zweck ist. Gute Beispiele sind imho "Die Nacht der Magier", "Akaba" und "Space Dealer" - und mittels Internet kommt man mittlerweile auch einigermaßen einfach an Magnetstreifen oder Leuchtaufkleber ran.

Christian hatte auch Theta angesprochen, die übrigens ausdrücklich Autoren für ihr Material suchen.

Wenn mir Familie Tschiep gestattet würde ich gerne einen Unter-Thread eröffnen mit Materialien, die noch viel zu selten den Weg in Spiele finden, aber viel Potential bieten:

- Kerzen (siehe auch anderen Thread)
- Magnete (bislang eigentlich nur Kinderspiele)
- Leuchtdinge (es gab mal ein fantastisches Spiel von MB...)
- Wasser (jeder hat ne Schüssel Wasser zu Hause)
- Musikmedien (Squad 7 ist ein gutes Beispiel)
- Gummibänder (wurde früher manchmal als Katapult benutzt)

Und ja, ich denke ein Elektronikchip könnte in manchen Spiel sinnvoll sein (besonders in Story-lastigen Spielen, bei denen viele Informationen verwaltet werden wollen und sich Ereignisse aufeinander beziehen sollen). Auch simple Leiterbahnen wie damals bei E-Lexikon (falls das jemand kennt) könnte auch für ein modernes Spiel gut genutzt werden, um Verwaltrungsaufand zu reduzieren (Ich hab sogar ein Spiel "in der Schublade" bei der sowas ganz sinnvoll wäre, bin aber noch nicht dazu gekommen, mein altes E-Lexikon auszuschlachten...)

ciao
peer

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Familie Tschiep
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Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Familie Tschiep » 30. Oktober 2007, 16:47

Nein, Familie Tschiep ist der Name eines Comics von mir. Du kannst sie auf www.comicwerk.de nachlesen.

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Familie Tschiep
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Re: Neue Materialien?

Beitragvon Familie Tschiep » 30. Oktober 2007, 16:53

Natürlich kann man auch neue Materialen einsetzen, aber es kommt für mich immer noch auf die eine gute Idee an.

Bei Wasser wäre ich vorsichtig. Könnte eine ziemliche Sauerei geben.
Bei Elektronik: Ich glaube, es dürfte viele Menschen geben, die sich gerade darüber freuen, dass ein Brettspiel ohne elektronischen Schnickschnack auskommt. Und dann kann es das Problem mit den Batterien hinzukommen.

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Ingo Althöfer
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Neue Materialien!

Beitragvon Ingo Althöfer » 30. Oktober 2007, 16:57

peer schrieb:
> Aber: Ich denke schon, dass "neue Materialien"
> frischen Wind in die Brettspielwelt reinbringen könnten.


Hinweisen möchte ich bei der Gelegenheit auf ein
"Spiel auf CD": Ketzer und Inquisitor

Bild dazu:
http://www.3-hirn-verlag.de/ketzer-und-inquisitor.jpg

Daraus ist übrigens auch das in Göttingen 2007
vorgestellte Schallplatten-Spiel Schallala hervorgegangen.

Ingo Althöfer

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peer

Re: Neue Materialien?

Beitragvon peer » 30. Oktober 2007, 17:44

Hi,
Familie Tschiep schrieb:
>
> Natürlich kann man auch neue Materialen einsetzen, aber es
> kommt für mich immer noch auf die eine gute Idee an.

Das ist klar und das meinte ich mit "Nicht Mittel zum Zweck".

ciao
peer

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Peter Gustav Bartschat

Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 2. November 2007, 09:29

Familie Tschiep schrieb:
> Was denkt ihr: Reichen heute traditionelle
> Materialen nicht
> mehr aus? Oder sollte man sich nicht nur
> auf Technik
> verlassen? Was denkt ihr?

Ich ziehe hier mal eine kleine Parallele zur bildenden Kunst:

Mit Farben, Pinseln und Spachteln als Material kann man eine schier unendliche Anzahl von Bildern unterschiedlicher Themen und Stilrichtungen malen, das reicht von Jagdszenen auf Höhlenwänden über lächelnde Damen aus italienischem Adelsgeschlecht auf Leinwand und der Schöpfungsgeschichte an einer Kirchendecke bis zu Cover-Bildern von Büchern und Spielen.

Noch längst sind nicht alle möglichen Bilder gemalt und nicht alle zukünftigen Stilrichtungen und Verwendungsmöglichkeiten für das entdeckt, was man mit diesem Material machen kann.

Wenn sich nun jemand entschließt, neben Farben, Pinseln und Spachteln auch noch Hammer, Meißel und Sandpapier einzusetzen, dann kann er - obwohl die Möglichkeiten der Malerei noch längst nicht ausgeschöpft sind - auch noch Dinge tun, die er mit Farben, Pinseln und Spachteln allein nicht hätte tun können, zum Beispiel Marmorstatuen meißeln.

In diesem Sinne verstehe ich auch die Überlegung, über Würfel, Pöppel und Spielkarten hinaus weitere Materialien in die Spielentwicklung einzubinden: Nicht als Kapitulation vor einer fiktiven Unmöglichkeit, weitere Spiele unter Verwendung traditioneller Materialen zu entwerfen, sondern als Neugier auf die Möglichkeiten, die es außerdem noch gibt.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Familie Tschiep
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Re: Nur noch mit Firlefanz zu neuen Ideen

Beitragvon Familie Tschiep » 3. November 2007, 18:13

Zweifelsohne kann man mit neuen Materialen auch etwas erreichen, vielleicht bin ich in dieser Hinsicht auch nicht so prüde, wie es auf den ersten Anblick erscheinen mag. Ich wollte mich lediglich auch für die alten Methoden und Materialen stark machen. Ich finde sie nämlich nicht so naturgemäß begrenzt, weil Phantasie eben nicht begrenzt ist.
Zusätzlich wollte ich die These in den Raum werfen, dass gerade bei elektronischen Spielen die Idee noch stärker und faszinierender sein sollte, als bei normalen, weil ja der Aufwand auch etwas größer ist.

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Ludo.M
Spielkamerad
Beiträge: 36

Definition Firlefanz?

Beitragvon Ludo.M » 2. Dezember 2007, 15:19

Hallo

ich war im Juni dieses Jahr zum ersten Mal in Göttingen (leider nur am Sonntag) und hatte dort auch meinen Prototypen zu einem Kinderspiel mit dabei.
Ich wollte einfach mal schauen, wie die Reaktionen darauf sind.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich zur Bestimmung der Zugweite der Spielfiguren noch verschiedene farbige Würfel mit drin - für die entsprechend farbigen Pöppel, die jeder Spieler besitzt.

Die Redaktion eines Verlags sagte mir dann recht schnell, daß dieses Spiel für sie nicht in Frage käme, da sie keine Würfel-(Lauf-)Spiele wollen, sondern innovative Spielmechanismen suchen - auch wenn es eben kein ganz klassisches Würfeln wie zB bei "Mensch ärgere Dich nicht" war (allein schon, da man ja mehrere Würfel hatte).

Doch was genau versteht man unter "innovativem Spielmechanismus oder Spielmaterial"??? - Eigentlich sind ja viele neue (zB in Göttingen vorgestellte) Spielideen in irgend einer Form innovativ (ok - es gibt immer Ausnahmen!).

Dies hier soll nun bitte nicht als Kritik an der Redaktion verstanden werden! Ich war ja dankbar für alle Reaktionen von den unterschiedlichen Leuten, die sich mit mir über mein Spiel unterhalten haben. Habe dementsprechend auch einige Änderungen im Mechanismus & Material suchen und realisieren können. Es ist immer noch ohne "Technik", aber jetzt eben doch deutlich anders, als noch vor einem halben Jahr (waren auch einige Schritte bis hierher nötig, viele Ideen gebastelt und wieder verworfen / für andere Spiele im Hinterkopf behalten).

Es stellen sich vielmehr weitere Fragen:
* In wie fern lehnen manche Verlage die "klassischen" Materialien / Mechanismen ab? Wer bevorzugt was?
* Was ist zuerst da? - Das (neue) Material/Mechanismus oder die Spielidee (Thema) - Wie lassen sich beide Dinge zu einem harmonischen Ganzen vereinen (das zudem auch noch 'unbegrenzten' Spielspaß bringt)???
* Welche Kombinationen aus Material und Mechanismus -sowohl alt als auch neu/innovativ- finde ich als Autor? (meiner Meinung nach jede Menge, das zeichnet zumindest viele der großen & erfolgreichen Autoren aus!)

* Wieviel Technik soll mit in die Schachtel? Macht sie Sinn? Unterstützt sie das Spiel oder unterstützt das Spiel die Technik???

Neue Wege zu gehen ist immer ein Abenteuer, sie mit bekannten Materialien ODER Mechanismen zu ebnen häufig eine kluge Entscheidung.
Soll heißen: Oft ist die Kombination das, was entscheidet, ob das Ganze gut wird, nicht ein Aspekt alleine.

Bastelnde Grüße
Wiebke


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