Beitragvon Günter Cornett » 26. September 2008, 00:21
Volker L. schrieb:
>
> > Die Spieleautorenzunft (kurz: .SAZ) ist am
> > Dienstag in Berlin in den .Deutschen Kulturrat aufgenommen
> > worden. (...
> > Mit der Aufnahme der Spieleautorenvereinigung, so die
> > einhellige Bewertung des SAZ-Vorstandes, werden Spiele
> > künftig den selben Schutz genießen wie andere kulturelle
> > Güter. Durch eine intensive Mitarbeit im Kulturrat verspricht
> > sich die SAZ für die Zukunft weitere Förderung für das
> > Kulturgut Spiel.
>
> hach, ich freue mich ja schon sehr auf den Kommentar
> von Günter C. zu diesem Teil :-D
>
> Gruß, Volker (*Popcorn such*)
Na denn, extra für dich:
Zunächst einmal:
Ich finde, das ist eine gute Aktion des SAZ-Vorstandes. Und schön, dass es so schnell ging. Bei der 'intensiven Mitarbeit' habe ich zwar meine Zweifel, aber ich bin gern bereit, mich positiv überraschen zu lassen.
Und ich denke, dass die Mitarbeit im Deutschen Kulturrat manchen Erkenntnisgewinn in die SAZ bringen kann, gegen den die Vorstände der letzten Jahre bisher so hartnäckig Widerstand leisteten.
Gleichwohl gibt der Teil der Erklärung, den die spielbox taktvollerweise hat unter den Tisch fallen lassen, keinen Anlass sich allzuviel Hoffnung zu machen:
"Insbesondere in Fragen des Urheberrechts ist die Aufnahme der Spieleautorenvereinigung ein gewaltiger Schritt nach vorne. Damit werden Spiele künftig den selben Schutz genießen wie andere kulturelle Güter, so die einhellige Bewertung des SAZ-Vorstandes."
(Quelle: http://www.spieleautorenzunft.de/deutsch/aktuelles/index.html )
Die bloße Aufnahme der SAZ in den Kulturrat hat ganz bestimmt keine Auswirkung auf die urheberrechtliche Situation von Spielen. Das kommt so rüber wie: man müsse bloß im richtigen Verein sein, dann werde alles ganz easy.
Das Problem ist nach wie vor die inhaltliche (Überzeugungs)arbeit. Und davor kommt die eigene Bewusstseinsbildung.
Was das Urheberrecht betrifft, so ist es da mit der SAZ nicht allzu gut bestellt. Der SAZ-Blog http://spielblog.com/ war ein guter Anfang (sicherlich auch dadurch motiviert, dass die interessanten Urheberrechtsdiskussionen bis dahin auf http://spielbar.com geführt wurden).
Aber gleich nach dem Anfang war auch schon wieder Schluss, keine Dauerhaftigkeit. Und schlimmer noch: anders als im SAZ-Blog verneinen die SAZ-Verantwortlichen kurz darauf in der Pressemitteilung http://www.spielbox.de/pdf/SAZ_PI_0807-1.pdf das Urheberrecht an Spielen: Es gebe lediglich einen Ehrenkodex der Verlage ...
Wie kann man andere überzeugen, wenn man selbst keinen Standpunkt hat?
Nun, ich habe vom Kulturrat vorher auch noch nix gehört, aber die Pressemitteilungen sind schon etwas zahlreicher und imho auch gehaltvoller als die der SAZ.
So stehen beim Kulturrat - anders als in der analogen Spieleindustrie - die Künstler eher im Fokus als die Ware Spiel:
"Computerspieleindustrie – ein Arbeitsmarkt für Künstler"
http://www.kulturrat.de/detail.php?detail=1373&rubrik=2
Vielleicht erfahren die 'SAZ-Aktiven' vom Kulturrat, dass der Begriff 'Autorenspiele' nicht als 'Qualitätsmerkmal' für leicht verkaufbare Spiele taugt sondern darauf hinweisen kann, dass Spiele von Autoren entwickelt werden (neben anderen Künstlern, die an der Entwicklung beteiligt sind)
"Wann kommt endlich der Deutsche Computerspielepreis?"
http://www.kulturrat.de/detail.php?detail=1376&rubrik=2
Hier geht es nicht darum, ein besonders marktfähiges Spiel auszuzeichnen sondern:
"Künstlerisch ambitionierte Vorhaben erhalten eine öffentliche Unterstützung und eine nationale Auszeichnung. Damit wird das gesamte Genre weiterentwickelt. Die Games Convention in Leipzig hat die großen Chancen für anspruchsvolle Computerspiele gezeigt, aber auch sichtbar gemacht, wie schwer es ambitionierte Projekte am Markt haben. Eigentlich sollte schon in diesem Jahr das erste mal der Deutsche Computerspielepreis der Bundesregierung vergeben werden. Nun ist die erste Vergabe auf das Frühjahr 2009 verschoben worden. Die Bundesregierung sollte sich beeilen den Roten Teppich für künstlerisch anspruchsvolle Computerspiele endlich auszurollen, denn die Computer- und Konsolenspielebranche entwickelt sich rasant. Die Unterstützung für künstlerisch anspruchsvolle Spiele wird jetzt gebraucht!"
Die Frage 'Ware oder Werk?' wird dort offensichtlich etwas differenzierter behandelt als bei SAZ und Verlagen.
Es scheint mehr um inhaltliche Arbeit zu gehen. Ob die SAZ sich da wohlfühlt und etwas lernt? Schön wäre es.
Gruß, Günter