Beitragvon Günter Cornett » 25. August 2009, 11:35
Christian Beiersdorf schrieb:
>
> Nach verschiedenen An- und Vorwürfen sehe ich mich nun doch
> zu einer Klarstellung veranlasst:
>
> 1. Projekt Spiel ist eine unabhängige Service- und
> Lizenzagentur. Dazu gehören auch Dienstleistungen für
> Verlage, u.a. für Ravensburger.
> ...
> 2. Zur gebührenpflichtigen Vorprüfung von Spielevorschlägen
> für den Ravensburger Spieleverlag kann man stehen wie man
> will. Die grundsätzliche Entscheidung für das Verfahren und
> die Schutzgebühr müssen ggf. mit dem Verlag diskutiert
> werden. Projekt Spiel arbeitet hier als Dienstleister.
Findest du nicht, dass Punkt 1. und Punkt 2. in Widerspruch zueinander stehen? Du nimmst die Gebühr von den Spieleautoren. Wieso muss das mit Ravensburger diskutiert werden, wenn du von Ravensburger unabhängig bist?
Autsch, das war jetzt wohl ein dickes Eigentor.
Ravensburger entscheidet also, dass du für die Dienstleistung, die du für diesen Verlag ausübst, eine Gebühr von Spieleautoren nimmst. Die Entscheidungsgwalt darüber liegt so sehr bei Ravensburger, dass dieser Punkt mit Ravensburger anstatt mit dir diskutiert werden muss?
Eine so starke Abhängigkeit hätte ich nicht vermutet. Danke für [b]diese Klarstellung[/b]. Ich hatte dir bisher so viel Unabhängigkeit zugetraut, dass du über die Gebühr zumindest mitbestimmen darfst.
> Im Übrigen sind viele Modalitäten
> in der Spielebranche nunmal total anders als im
> Literaturbetrieb, man sollte also nicht Äpfel mit Birnen
> vergleichen.
Letzten Monat waren du und deine beiden Vorstandskollegen (Friedemann Friese und Stefan Risthaus) da noch ganz anderer Meinung:
"Damit ist die SAZ weit offener als vergleichbare Organisationen, wie z.B. der Verband der Schriftsteller (VS), der schon die Mitgliedschaft an eine Veröffentlichung knüpft."
(SAZ-Vorstand in SAZ-News Nr. 34, Juli 2009, S.6)
Ich meine, man kann die Situation im Spielebereich schon sehr gut mit der im Literaturbereich vergleichen. Es muss ja nicht alles exakt gleich geregelt sein (z.B. die Höhe der Agenturgebühren). Aber das Prinzip, dass Agenten vom Urheber/Künstler erst nach der erfolgten Vermittlung eine Gebühr nehmen, giltm.W. allgemein in verschiedenen Bereichen (ob Literatur oder Modelcasting).
Laut BooksOnDemand erkennt man an der Vorkasse unseriöse Agenturen:
"Bei der Suche nach einer seriösen Literaturagentur gibt es eigentlich nur eine Regel: Jede Agentur, die Geld direkt vom Autor verlangt, ist unseriös. Eine gute Agentur arbeitet erfolgsorientiert und erwartet erst nach der Vermittlung eines Manuskripts eine Entlohnung."
http://www.bod.de/fileadmin/bod_de/downloads/gut_zu_wissen/GZW_Literaturagenturen.pdf
Mehr als 80% der Einsender bekommen für die Zahlung der Gebühr an Projekt Spiel gar keine Vorstellung beim Ravensburger Spieleverlag sondern die wertvolle Auskunft, dass das Spiel nicht für Ravensburger geeignet sei. Ein Großteil solch unerfahrener Autoren subventioniert durch ihre Gebührenzahlung deine redaktionelle Arbeit für den Ravensburger Spieleverlag.
Also da seh ich schon einen konkreten Interessenskonflikt mit der Tätigkeit als 'Interessenverteter' für Spieleautoren.
> 4. Ob die Tätigkeit in einer Agentur einer Funktion im
> Vorstand der SAZ schadet oder diese beeinträchtigt, sollte
> nicht abstrakt an den Ämtern, sondern am Handeln der Person
> und konkreten Gegebenheiten diskutiert werden. Die
Ich finde, beides hat seine Berechtigung. Wäre die Szene nicht so überschaubar und voll von Verquickungen zwischen Autoren- und Verlagstätigkeit, wäre ich für eine klare Trennung. Aber ich sehe das pragmatisch, zumal mir bei manchem Redakteur die Sache der Autoren und des Urheberrechts besser aufgehoben zu sein scheint als bei manchen Autorenvertretern.
Die Spiele-Autoren-Zunft ist eben keine gewerkschaftkiche Organisation sondern ein Verein für Autoren. Das ist für mich das Wesentliche, das sie vom Verband der Schriftsteller unterscheidet, welcher eine Fachgruppe innerhalb von Verdi ist.
Wer als Spieleautor eine gewerkschaftliche Vertretung wünscht, kann - auch als freiberuflicher Spieleautor - bei Verdi eintreten und dort z.B. Rechtschutz erhalten.
> Mitgliederversammlung der SAZ hat mich jedenfalls gewählt,
> und viele bekannte Autoren haben mich im Vorfeld bestärkt zu
> kandidieren.
Das ist richtig. Und genau deshalb besteht auch kein Grund, deine exklusive Tätigkeit für den Ravensburger Spieleverlag schamhaft zu verschweigen. Du würdest dir kein Bein ausreißen sondern seriöser rüber kommen, wenn du auf der SAZ-Kontaktseite etwas ergänzen würdest wie z.B.:
"Die Mitgliederversammlung der SAZ hat mich in Kenntnis meiner freiberuflichen Tätigkeit für den Ravensburger Spieleverlag in den Vorstand gewählt. Für diesen Verlag betreue ich als Vorredaktion exklusiv die unverlangt eingesandten Spielevorschläge von neuen Autoren."
Das würde über diese Tätigkeit und einen damit verbundenen möglichen Interessenkonflikt informieren, aber auch deutlich machen, dass dir und denen, die ich gewählt haben, das bewusst ist. Transparenz eben.
> Bewusste Unwahrheiten, dass ich meine Tätigkeit
> auf der SAZ-Website verschweigen würde, machen den Absender
> solcher Behauptungen nicht glaubwürdiger. Die Agentur Projekt
> Spiel ist dort bei der Vorstellung meiner Person klar genannt.
Niemand hat behauptet, du würdest deine Tätigkeit als Agent oder die Agentur Projekt Spiel auf der SAZ-Seite verschweigen. Oder habe ich da etwas nicht mitbekommen?
Falls du meine Äußerung im Beitrag http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=3&i=8574&t=8571& meinst: Die bezieht sich ganz klar nur auf die exklusive Tätigkeit als Erstredakteur für den Ravensburger Spieleverlag:
"Christian Beiersdorf ist nicht einfach nur unabhängiger Agent sondern der von Ravensburger ausgesuchte einzige Ansprechpartner für Autoren, die Spielevorschläge an Ravensburger einsenden (Ausnahme: die Autoren kontaktieren die Redakteure persönlich auf Veranstaltungen wie in Göttingen). Für neue Autoren ist er eben quasi auch 'Herr Ravensburger'.
Dass diese Funktion auf der SAZ-Seite
http://www.spieleautorenzunft.de/kontakt.html verschwiegen wird, halte ich für ungünstig und ein Zeichen für mangelnde Distanz zu dieser Funktion, kann das anderseits aber schon subjektiv nachvollziehen."
Dass du das hier jetzt falsch wiedergibst und dabei - offensichtlich mir und wider besseres Wissen - 'bewusste Unwahrheiten' unterstellst, macht nur dich unglaubwürdig.
Und wie du damit umgehst zeugt für mich von mangelnder Professionalität.
Falls - wider Erwarten - nicht ich gemeint sein sollte, so nenne uns doch bitte die Quelle für deine abstrus klingende Behauptung.
Gruß, Günter