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Peers Thesen

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Familie Tschiep
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Peers Thesen

Beitragvon Familie Tschiep » 23. August 2010, 12:59

Ich glaube, die Thesen die Peer Silvester auf seiner Homepage www.Spielbar.com im Bierdeckel-Thema aufgelistet hat, verdienen eine breitere Diskussion. Was denkt ihr über die Vorschläge?

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Re: Peers Thesen

Beitragvon stock » 23. August 2010, 15:04

Peers Thesen sind - mit Verlaub - ein alter Hut. Darüber machen sich viele Autoren seit vielen Jahren viele Gedanken. Gebündelt werden diese Gedanken in der SAZ, weil sie die einzige Institution ist, die in der Lage ist, diese Forderungen zu bündeln und zu Thesenpapieren, Arbeitspapieren etc. zu verarbeiten und auf Redakteure und Verlage - wenn auch leider nur in viel zu geringem Umfang - einzuwirken. Wer wissen will, was über dieses Thema gesagt wurde, was erreicht wurde, was nicht erreicht wurde, nicht erreicht werden kann oder im Gange ist, kommt an der SAZ nicht vorbei. Man mag da seine Vorbehalte haben, als "notwendiges Übel" kommt man an der SAZ nicht vorbei.
Zu den Thesen im einzelnen:

-Ausdrückliche Möglichkeit des Autoren, sein Spiel parallel woanders anzubieten

Wer sich selbst verpflichtet, seinen Prototypen exklusiv anzubieten, ist selbst schuld. Nur wenn ein Verlag ausdrücklich Exklusivität möchte, wenn dies kommuniziert und vereinbart wird, ist diese Möglichkeit eingeschränkt. Der Standard ist hier, dass man frei ist, sein Spiel überall anzubieten, wo man es will. Exklusivität ist die Ausnahme, die ausdrückliche Möglichkeit, die der Autor einem Verlag gewährt. Ein Verlag, der Exklusivität möchte, muss es sagen. Ist ein Spiel in engerer Wahl und der Verlag möchte daran arbeiten, dann kann man die Option geben, es innerhalb einer bestimmten Zeit nicht woanders anzubieten.

-Kurze Rückmeldung, warum das Spiel abgelehnt wurde.

Dazu haben Autoren vor 7 oder 8 Jahren einen standardisierten "Rückmeldebogen" entwickelt, der die häufigsten Ablehnungsgründe auflistet (Thema, Materialumfang etc.) Dadurch können Redakteure in relativ überschaubarer Zeit ziemlich exakte Rückmeldungen geben, woran es gehapert hat. Die Autoren gehörten damals nicht der SAZ an, über die SAZ wurde der Bogen aber den Verlagen vorgeschlagen. Ravensburger hat das Angebot dankend angenommen und auch die Agentur Spiel arbeitet damit in abgewandelter Form. Andere Verlage waren nicht interessiert, was nicht heißt, dass ihre Ablehnungsschreiben genauer oder ausführlicher wären.

-Möglichkeit des Autoren sich halbjährlich nach dem Stand seines Protos zu erkundigen.

Möglich ist das. Nicht nur halbjährlich. Und unhöflich ist das auch nicht.

-Prototypen sachgemäß zu lagern (sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein…sollte man meinen!)

Vollkommen einverstanden. Sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Sollte man meinen. Ist es meist auch. Aber nicht immer. Vorschlag: Keine Prototypen mehr an Schludriane schicken. Verlage gibt's genug.

Die Diskussion um faire Agenturen ist ein interessanter Punkt. Zum Beispiel, warum eine Spieleagentur 40-60 Prozent des Autorenhonorars nimmt, während eine Buchagentur mit 10-15 Prozent auskommt. Wenn die Agentur davon leben könnte wie Gott in Frankreich, würden Agenturen wohl an jeder Ecke sprießen. Sie kalkulieren aber nur wie andere Agenturen Kosten und Aufwand. Liegt es vielleicht am Ende daran, dass das Spiele-Autorenhonorar einfach nicht genug hergibt, weil es nur einen Bruchteil des Schreib-Autorenhonorars ausmacht (Buch: 10+ Prozent vom Ladenverkaufspreis vermindert um die MwSt - in seltenen Ausnahmefällen weniger, Spiel: 5 % vom Herstellerabgabepreis, entspricht de facto auf den Ladenpreis bezogen ca. 2 %). Viel von wenig = wenig von viel oder 50 % von 2 % ist 1 %. 10 % von 10 % ist ebenfalls 1 %.

Der Rest von Peers Thesen sind Vertragsfragen. Da stellt sich eine grundsätzliche Frage: Wollen Autoren eine Art Tarifvertrag, wo fast alles geregelt ist oder sollen diese Fragen Resultat individuellen Verhandelns sein. Für beides spricht einiges dafür und dagegen. Tatsache ist aber: das Selbstbewusstsein der Autoren beginnt da, wo sie nicht mehr nur abnicken.

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Familie Tschiep
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Re: Peers Thesen

Beitragvon Familie Tschiep » 23. August 2010, 16:49

Ich glaube, eine offene Diskussion im Internet halte ich für besser als Gespräche in den Hinterkammern der SAZ, bei der man nur mitmischen kann, wenn man ein Spiel bereits veröffentlicht hat.

Und ein Tarifvertrag will niemand, aber eine angemessene Beteiligung an den Gewinnen.

Beim Buch muss man auch zwischen Hardcover und Taschenbuch unterscheiden, 10 % stimmt für Hardcover und beim Taschenbuch ist es etwas weniger.

Und zur Ehrenrettung der Redakteure muss man sagen, dass oft auch Gründe genannt werden, warum etwas nicht ins Programm passt. Und ein paar kurze individuelle Sätze sind mir lieber, als ein Raster, was der Redakteur ausarbeiten muss.. Ich glaube, das dürfte auch die gleiche Zeit in Anspruch nehmen.

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Re: Peers Thesen

Beitragvon stock » 23. August 2010, 17:45

Problem ist nur, dass die meisten Autoren, an die sich Peer wendet, auch Mitglied der SAZ sind und dadurch einen anderen Informationshintergrund (bzw. -vorsprung) haben. Zum Beispiel die Arbeitspapiere kennen, die regelmäßigen Berichte der AGs oder auch die Diskussionen in den Mitgliederversammlungen. Es ist auch nicht so, dass alles in oder über die SAZ laufen muss. Passiert auch gar nicht. Beispiel wurde schon erwähnt. Ich habe auch nichts gegen eine Diskussion im Internet. Bin nur skeptisch, dass Thesen von vorgestern so eine breite Diskussion entfachen. Aber man wird ja sehen... Die SAZ muss man nicht toll finden, aber gerade wenn man sie kritisiert, sollte man sich mal um Informationen aus erster Hand bemühen und nicht nur ab und zu mal ein Schlagwort aufgreifen. Leider hat sich da bisher der Blogschreiber nicht mit Ruhm bekleckert. Weder beim jetzigen noch beim vorherigen Vorstand wurde mal nachgefragt, obwohl jeder weiß, dass es selbstverständlich ist, bei einem Gerücht die Betroffenen direkt zu fragen bevor man einen Ballon steigen lässt (Einen Ballon steigen lassen bedeutet, man setzt ein Gerücht in die Welt, schaut wie die Betroffenen reagieren, um daraus seine Schlüsse zu ziehen. Eine nicht sehr feine Art des Journalismus. Und perfide, wenn man aus der Nichtreaktion auf einen Angriff schließt, dass dann ja alles stimmen muss.)
Um wieder auf die Sache zurück zu kommen: Taschenbücher weniger, ja klar, nachdem sich die Hardcoverausgabe gut verkauft hat. Und dann immer noch wesentlich mehr als bei Spielen. 10 Prozent ist die Untergrenze, zu der sich die meisten deutschen Buchverlage verpflichtet haben. Lediglich für Kleinverlage, die einen Erstling veröffentlichen sind Ausnahmen erlaubt.
Die individuelle Absage ist mir auch lieber, aber statt schöner Theorie sollte man sich vielleicht mal an die Praxis halten. Da beschränken sich die individuellen Absagen nämlich leider oft auf einen individuell geformten Satz mit der Aussage: Passt nicht ins Programm. Viel Glück! Sowas lässt sich auch ankreuzen. Anhand des "Absagebogens" lassen sich etwa 95 Prozent der Absagegründe einkesseln. Da bleibt dann auch Zeit, für alle anderen einen individuellen Kommentar zu schreiben. Wie schon erwähnt keine Idee der SAZ, sondern in einem Seminar mit sowohl SAZ- als auch Nicht-SAZ-Mitgliedern zusammen mit Redakteuren aufgrund der Analyse des Problems erarbeitet. Und nicht für die wenigen Autoren gedacht, die regelmäßig veröffentlichen und ohnehin den individuellen Kontakt haben, sondern für die vielen Nachwuchsautoren und Unveröffentlichten, die sich eine dezidiertere Absage (wenn es denn schon eine Absage sein muss) wünschen.

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Re: Peers Thesen

Beitragvon peer » 23. August 2010, 17:46

Hi,
Jetzt muss ich doch auch etwas schreiben.
a) Man schreibt mich "Sylvester" (ging nicht an Rainer)
b) Ich hab die SAZ gar nicht als notwendiges Übel angesehen. Nur merkt man eben nicht, dass da was rauskommt. Schön, dass ihr euch damit beschäftigt. Wie ich höre arbeitet ihr auch an einem Verhaltenskatalog für Spieleerfinder. Und genau darauf bezog sich mein posting: Wenn ich mich so verhalten soll, erwarte ich auch, dass sich der Verlag so verhält. Eine Selbstverpflichtung wäre schön, alternantiv eine Meidung entsprechender Verlage.

c) Es ging mir nicht um einen Tarifvertrag, sondern um eine gewisse Richtlinie. So, dass jemand, der (wie ich) keine Ahnung hat, was z.B. in der iphone-App-Branche üblich ist, zumindest in etwa weiß, worauf es ankommt.

d) Noch mal kurz zur SAZ: Mir wurde von einem ehemaligen Vorstandsmitglied gesagt, dass die Meinungen der SAZ so diffus sind, dass sie sowieso keine Meinung nach außen tragen können und wollen. Und dass z.T. nicht mal SAZmitglieder wissen, dass ihr euch damit intensiv beschäftigt, zeigt imho das eine öffentlichere Debatte nicht unnötig ist.
Reinhold Wittigs Bierdeckel wurde auch nicht mit "unnötig, dafür haben wir die SAZ!" abgeschmettert ;-) Ihr seid eine Intuition, ihr habt eure Berechtigung, aber ihr habt auch kein Monopol - und ich denke das wollt ihr auch nicht :-)

ciao
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Exklusivität

Beitragvon Thygra » 23. August 2010, 18:58

Exklusivität ist keine Ausnahme, sondern eine Frage der Philosophie. Insbesondere bekannte Autoren vergeben ihre Prototypen oft exklusiv an Verlage. Es gibt halt Vor- und Nachteile. Und somit passt die Formulierung "selbst schuld" einfach nicht, wenn ein Autor ein Spiel exklusiv einem Verlag überlässt.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Re: Peers Thesen

Beitragvon peer » 23. August 2010, 19:38

Hallo,
genau deswegen habe ich die Thesen in mein Blog gestellt und nicht hier diskutieren wollen. Dann verschiebt sich die Diskussion nämlich wieder Richtung "Peer gegen die SAZ".
Warum muss ich erst bei der SAZ nachfragen, was die gemacht haben? Warum ist das schlimm, dass einige einen "Informationsvorsprung" haben? Hä? Es geht um Autorenrechte und da wäre Transparenz deutlich wichtiger als irgendwelche "Wir waren aber zuerst da!"-Rufe! Wenn es Bemühungen in die Richtung gibt - Fein! Aber was ist so falsch daran, öffentlich dieselben Fragen zu diskutieren? Oder warum legt die SAZ diese Diskussionen nicht offen? Das erschließt sich mir nicht.

Aber genau dieser Grubenkampf ist kontraproduktiv.

ciao
peer

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Re: Peers Thesen

Beitragvon stock » 23. August 2010, 19:49

Ich wollte hier gar nicht die SAZ verteidigen oder anpreisen. Ich sage nur, dass, um etwas zu erreichen, man eine Bündelung braucht. Die SAZ wird absurderweise von einigen Personen viel zu stark emotional aufgeladen. Sie ist eine Zweckgemeinschaft und was die SAZ meint oder nicht meint, hängt von ihren Mitgliedern und deren Aktivität ab. Dabei ist es schon eine Art Ironie, gleichzeitig mehr Demokratie zu fordern und sich über diffuse Meinungen zu beschweren. Ich glaube nicht, dass man gewisse Fragen und Probleme eindeutig und für alle zufriedenstellend beantworten kann. Siehe Ravensburger Erklärung. Siehe Verträge. Siehe Agenturen usw. In den meisten Fällen ist das auch nicht nötig. Verschiedene Meinungen können ruhig koexistieren. Und wo Meinungen in Handlungen überführt werden (müssen), kann man abstimmen. Das geht in einem Verein, im Internet geht das mit bindender Konsequenz nicht. Setzt aber auch voraus, dass man Mehrheitsentscheidungen akzeptiert, selbst wenn sie einem nicht gefallen.
Das Zitat "unnötig, dafür haben wir die SAZ!" hast du hoffentlich nicht mir zuinterpretiert. Was ich an deinen Thesen kritisiere ist nämlich nicht, DASS du eine Diskussion anregst (sonst würde ich sie nicht aufgreifen), sondern dass sie eine (in der SAZ) geführte Diskussion und gewisse Ergebnisse ignorieren. Jeder SAZ-Neuling erhält zum Beispiel die so genannten SAZ-Zeichen. Darunter ist auch ein Mustervertrag samt Kommentar, der die wichtigsten Punkte bei Vertragsverhandlungen aufzeigt. Man kann natürlich auch das Rad immer wieder neu erfinden...
Ich arbeite übrigens an nichts gerade in der SAZ. Die SAZ nimmt zurzeit einen promilleartigen Anteil in meinem Leben ein. Und auch laufen nicht alle Sachen, die ich in Autorenhinsicht mache über die SAZ. Aber ich kenne den Stand der Diskussion. Die SAZ will kein Monopol sondern ist ein Mosaikstein, aber ein ganz schön dicker.

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Re: Peers Thesen

Beitragvon peer » 23. August 2010, 20:00

Hallo,
Gut, lassen wir es dabei bewenden und schauen wir was wir machen können!

ciao
peer

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Re: Exklusivität

Beitragvon stock » 23. August 2010, 20:02

Okay. Exklusivität ist letztlich das Ergebnis einer Vereinbarung. Eine ausdrückliche Erlaubnis brauche ich nicht, solange ich dieser Vereinbarung nicht zugestimmt habe.

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Re: Peers Thesen

Beitragvon Familie Tschiep » 23. August 2010, 20:57

Wobei man bei genauen Absagen aber sich auch Diskussionen mit den Autoren einhandeln.

Manche veröffentlichen nur im Taschenbuch und nicht im Hardcover, bei Taschenbuch sollen es 5-7 %. Bei Hardcover gelten die von dir genannten 10 %.

Sorry, dass ich aus Sylvester ein Sylvester gemacht habe.

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Re: Peers Thesen

Beitragvon Familie Tschiep » 23. August 2010, 21:32

Nachtrag: Ich frage mich, ob das Passfoto des Autorens in der Spielanleitung nicht eher dem Geltungsbedürfnis der Autoren schmeichelt, aber für den Autoren bringt es doch im Grunde keinerlei Nutzen, außerdem sie haben ein Modelgesicht. Ich finde das nicht so lobenswert wie der S-A-Z.

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Volker L.

Re: Peers Thesen

Beitragvon Volker L. » 24. August 2010, 00:43

stock schrieb:
>
> Ich wollte hier gar nicht die SAZ verteidigen oder anpreisen.

Allerdings drängt sich mir genau dieser Eindruck beim Lesen Deiner Postings auf...


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