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erstes kompetetives Spielerlebnis

Das ehemalige spielbox-Kinderspielforum
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Thomas O.
Kennerspieler
Beiträge: 461

erstes kompetetives Spielerlebnis

Beitragvon Thomas O. » 27. Juli 2009, 14:13

Hallo,

am Wochenende hatte mein Sohn (gerade mal 3) seine ersten Erfahrungen mit "gewinnen" und "verlieren" gemacht - und es war komplett anders als von mir geahnt.
Bislang haben wir immer Obstgarten gespielt und auch jede Partie gegen den Raben gewonnen. Nun wollte er "Seenot im Rettungsboot" spielen, weil er die Boote so toll findet.
Also haben wir eine stark vereinfachte Kinderpartie gespielt, bei der Karten vom Stapel gezogen werden und entsprechend der Farbe die Boote mit Seeleuten beladen und dann Welle für Welle Richtung Ufer bewegt werden. Als beide Boote nur noch ein Feld vom Ufer entfernt waren und die nächste Karte über den Sieger entscheiden würde, habe ich ihm die Spannung dieses entscheidenden Finales erklärt, "Wenn jetzt rot kommt, dann hast du gewonnen, wenn gelb kommt, habe ich gewonnen!"
Es kam rot und er hat sein Boot zum Ufer geschoben. Freude? Fehlanzeige. Erst nachdem ich mich für ihn gefreut habe, nahm er an der Freude teil. "Du hast gewonnen!" rief ich. "Und was mache ich jetzt?" "Jetzt freust du dich über den Sieg." "Und was machst du?" "Ich habe verloren." "Und was jetzt?" "Jetzt ärgere ich mich", und verzog das Gesicht.
Dann ein wenig Leere, weil ich damit nicht gerechnet habe. Ich glaube, die Freude über das Karten ziehen und das Boot bemannen und weiterziehen war größer als über den Sieg.
ich frage mich (und euch) jetzt: Muss man das kompetetive Spielen, also den Reiz des Gewinnens und den Frust des Verlieren, erst lernen?
Ich hatte das als Grundveranlagung vorausgesetzt.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
ich freue mich auf die nächste Partie, den die wurde schon (immerhin) vehement eingefordert... :-)

Grüße
Thomas

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Jens-Peter Schliemann
Spielkamerad
Beiträge: 28

Re: erstes kompetetives Spielerlebnis

Beitragvon Jens-Peter Schliemann » 27. Juli 2009, 14:54

Hallo,

ich glaube, dass "Gewinnen zu wollen" eine mehr oder weniger ausgeprägte Neigung von Viel- sowie Wenigspielern ist und auch nicht unbedingt vom Alter abhängt.

Neben dem Gewinnen gibt es Spieler, denen der gesellige, kommunikative, haptische, erlebnisorientierte, storymäßige oder kooperative Aspekt und anderes wichtig ist.

Ich versuche als Autor immer verschiedene "Motoren" bzw. "Motivationen" zu finden, welche die Spieler durch das von mir entwickelte Spiel bewegen, um so unterschiedliche Menschen mit ihren verschiedenen Spielbedürfnissen mit ein und dem selben Spiel "abzuholen" und für Gemeinschaft zu sorgen. In diesem Sinne verstehe ich Spiel auch als die Zusammenkunft von verschiedenen Menschen. Für mich als Spieleautor ist die große kreative Herausforderung immer noch das Familienspiel, für das man die verschiedenen im spiel steckenenden "Motoren" gegeneinander abwägen muss.

Sobald die Konzentration auf die Regeln selbst und die strukturell taktischen Möglichkeiten im Spiel sehr groß werden, verhält sich der "Motor Gewinnen" oft dominant gegenüber den subtileren anderen "Motoren" im Spiel. Dies erlebe ich bei den Erwachsenenspielen teilweise als "kreative Sackgasse", da eine mögliche dramaturgische Fallhöhe im Spiel oft dem Ausfeilen von Punktemöglichkeiten geopfert wird.

Gegenüber den Verlagen muss man oft sehr genau argumentieren, damit in der Umsetzung diese "Nicht-Gewinnen-Motoren" nicht "unter den Tisch fallen".

Mir geht es als Auter manchmal so, wenn ich eigene Spiele mit Kindern spiele, dass ich - obwohl ich selber mitspiele - ich mich vielmehr in die Situation des Kindes hineinversetze und diese in mir spüre, weil ich so neugierig bin, wie das Kind wohl mein Spiel erlebt.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie "Seenot im Rettungsboot" ein Kind thematisch bewegt und Kooperationsgefühle weckt. Dass Spieler über Bord gehen, ist ja, wenn man das Thema "Ernst nimmt", nur mit Humor zu ertragen.

Spielerische Grüße.
Jens-Peter

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Frank -Riemi- Riemenschneider
Kennerspieler
Beiträge: 627
Wohnort: Duisburg

Re: erstes kompetetives Spielerlebnis

Beitragvon Frank -Riemi- Riemenschneider » 27. Juli 2009, 19:57

Hallo!

Gewinnen muss auch gelernt werden. Verlieren ist für Kinder irgendwie intensiver und greifbarer. Der Frust des Verlieres ist größer als der Genuss eines Gewinners. Dazu kommt noch die neue Erfahrung gegen seinen Vater zu gewinnen. Das ist auch nicht zu unterschätzen.

Danke für den Erfahrungsbericht.

Nice Dice

Riemi
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Suryoyo
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Beiträge: 356

Re: erstes kompetetives Spielerlebnis

Beitragvon Suryoyo » 28. Juli 2009, 12:50

Ich sehe das so, angeboren ist es nicht, Gewinnen wollen muss man erst lernen.
Das fängt eigentlich schon von kleinauf ann durch wettbewerbe.
Sei es im Kindergarten, das schöste Bild gemalt zu haben und deshalb von der Aufsichtsperson besonders gelobt zu werden oder eben durch das verspeisen des Abendessens (komplett) und dafür ebenfalls belohnt zu werden. Wenn es dann endlich so weit ist, und das Kind nicht mehr Materielles als Belohnung will, sondern viel eher die Belohnung durch durch Aufmerksamkeit der Mitmenschen und deren Lob. So denke ich, dass das Gewinnen wollen im Laufe der Zeit entsteht wobei das auch in direktem Zusammenhang mit der Schadenfreude steht.

Hier eine kleine Storry, wir spielen immer zu dritt Tikal oder sei es auch ein anderes Spiel spielt keine Rolle.

Es ist so, dass ich hauptsächlich daran Arbeite meine Kleine Schwester zu venrichten/ verjagen/ schädigen/ benachteiligen usw. Sprich ich habe schadenfreude daran Sie zu besigen, und letztendlich spielt es dann keine Rolle, dass immer meine Große Schwester gewinnt, die einfach vor sich her spielt und uns in aller Ruhe dabei zusieht wie wir einen Krieg nach dem anderen Führen.

Aber im Prinzip ist es mir egal Hauptsache der mir ebenbürtige Gegner hat nicht den 2. Platz belegt.

Gruß

Suryoyo


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