Die Zeit der Streitenden Staaten war eine Ära der Konflikte zwischen sieben größeren Staaten, die hauptsächlich im Becken des Gelben Flusses in der heutigen nördlichen Provinz Henan angesiedelt waren. Die sieben Hauptstaaten waren Yan, Qi, Wei, Zhao, Hann, Qin und Chu. Neben den sieben Hauptstaaten gab es mehrere kleinere Mächte. Dazu gehörten die Lu, in deren Herrschaftsgebiet Konfuzius geboren wurde, die Song, deren reiche Hauptstadt Dingtao einen Konfliktpunkt darstellte, die Überreste der östlichen Zhou und die Kleinstaaten Zou, Zheng und Zhongshan. Die Zeit der Streitenden Staaten war nicht nur eine Zeit der Kriege, sondern auch eine Zeit des kulturellen und politischen Wandels, der auf die Frühlings- und Herbstperiode (770 bis 476 v. Chr.) folgte.
In der Zeit der Streitenden Staaten kam es zu einer radikalen Umstrukturierung der Verwaltung, die zum Aufstieg von nahezu absolutistischen Herrschern führte, welche die letzten Überreste der von Adelsfamilien geführten Gesellschaftssysteme beseitigten. Oft war die Person, welche die absolute Macht ausübte, jedoch nicht der eigentliche Monarch, sondern ein Minister und seine Nachkommen. Einige Minister bestimmten sogar darüber, wer Monarch werden sollte. Gleichzeitig waren die Ministerämter weitgehend nicht mehr erblich, was den Machthabern mehr Spielraum bei der Ernennung und Abberufung ließ. Diese Veränderungen wurden durch den Aufstieg einer neuen Verwalterklasse unterstützt, die den Adel verdrängte. Minister und Staatsbeamte waren in dieser Zeit die wichtigsten Akteure.
Auch die Struktur der Armeen veränderte sich, da die Staaten zunehmend auf wehrpflichtige Bauernarmeen zurückgriffen. Dieses System wurde erstmals in der Frühlings- und Herbstperiode eingeführt, während der Zeit der Streitenden Staaten jedoch erheblich ausgeweitet. Hintergrund für diese Veränderung war die Abkehr von der berittenen und auf Streitwagen basierenden Eliten-Kriegsführung hin zu einer Taktik, die auf dem Einsatz von Masseninfanterie beruhte und die Macht und den Einfluss des Adels weiter schwächte. Die großen Bauernarmeen nutzten nun stärker den Speer als Hauptwaffe. Erstmals wurde auch die Armbrust eingesetzt – eine Waffe, die in den alten chinesischen Armeen allgegenwärtig wurde. Und auch die Belagerungstechnik und Rüstungsherstellung entwickelte sich weiter, sodass bald Eisenpanzer weite Verbreitung fanden.
Neben den Veränderungen der Herrschaftsstrukturen und Kriegsführung wurden neue Gesetzbücher erlassen und Einzelpersonen im Austausch gegen Steuereinnahmen privater Landbesitz gewährt. Viele dieser Entwicklungen hatten ihren Ursprung wahrscheinlich am Ende der Frühlings- und Herbstperiode bei den Jin, wurden aber während der Zeit der Streitenden Staaten weiter verbreitet. Außerdem begannen die Herrscher der größeren Reiche sich gegen Ende der Periode selbst als "König" zu bezeichnen. Ein Titel, der zuvor den Mitgliedern der Zhou-Dynastie vorbehalten war.
Die Zeit der Streitenden Staaten kann in drei kleinere Phasen unterteilt werden. Die erste Phase endete mit der Teilung von Jin im Jahr 403 v. Chr. Die zweite Phase umfasste die folgenden sechzig Jahre, in denen die Macht von Chu und später von Qin erheblich zunahm. In der letzten Phase, die manchmal als das Jahrhundert der Bündnisse bezeichnet wird, verbündeten sich mehrere Staaten in der Hoffnung, die Aggression von Qin zu stoppen.
Der Staat Wei entstand zusammen mit den Reichen Hann und Zhao durch die Abspaltung von Jin im Jahr 403 v. Chr. Als mächtigster der drei ehemaligen Jin-Staaten umfasste das Territorium der Wei Abschnitte des Gelben Flusses und des Fan in der heutigen nördlichen Provinz Henan. Das Reich der Wei verfügte dank ertragreicher Böden und reichhaltiger Bewässerungsmöglichkeiten über beträchtlichen landwirtschaftlichen Reichtum, litt aber darunter, dass es geografisch im Zentrum der der Streitenden Staaten lag und zu allen Seiten von potenzielle feindlichen Mächte umgeben war.
Die Wei etablierten sich schnell als der dominierende Partner in einem Dreierbündnis mit Hann und Zhao. Diese drei Reiche verfolgten eine Politik der gegenseitigen Expansion. Da sie gemeinsam das Zentrum der Region bildeten und sich so gegenseitig den Rücken deckten, konnten sie jeweils nach außen expandieren. Sie griffen im Osten nach Qi, im Westen nach Qin und im Süden nach Chu an und zerstörten und assimilierten das unbedeutende Reich Zhongshan im Nordosten. Die Furcht vor der Macht der Wei ließ das Bündnis schließlich zerbröckeln, und 383 unterstützte Wei die kleine Macht Wey im Krieg gegen Zhao. Trotz dieses anhaltenden Konflikts bildeten die drei Reiche von Zeit zu Zeit ihr altes Bündnis neu und arbeiteten wie in alten Zeiten zusammen.
Wei musste jedoch weitere Rückschläge hinnehmen, als es 366 und 364 von Qin besiegt wurde. Dabei wurde es zwar durch das Eingreifen von Zhao vor der Eroberung bewahrt, erlitt aber 362 eine weitere Niederlage. Der Herrscher von Wei, Wei Hui Hou, verlegte daraufhin im Jahr 361 seine Hauptstadt von Anyi, das an der westlichen Grenze in der Nähe von Qin lag, nach Daliang, das südlich des Gelben Flusses lag und somit schwerer anzugreifen war. Er führte eine Reihe von Landtauschgeschäften mit den Hann und Zhao durch, um das Reich zu konsolidieren und es leichter kontrollieren und verteidigen zu können. Als erster Herrscher eines ehemaligen Zhou-Staates nahm er den Titel eines Königs an. Wei Hui Hou leitete mehrere diplomatische Versammlungen, an denen Teilnehmer aus benachbarten großen Reichen teilnahmen, was die anhaltende diplomatische Macht von Wei beweist.
Trotz der Erfolge von Wei Hui Hou wendete sich das Schicksal gegen Ende des vierten Jahrhunderts entscheidend gegen Wei. Zu Lebzeiten von Wei Hui Hou besiegte Qi die Wei 353 bei Guiling, doch dies war nur ein kleiner Rückschlag. Eine anschließende Niederlage bei Maling im Jahr 341, ebenfalls beigebracht durch die Qi, und eine weitere Niederlage gegen Shang Yang von Qin machten Wei zu einem untergeordneten Verbündeten der Qi. In einer Reihe von Feldzügen, die Qin zwischen 333 und 315 führte, erlitt Wei immer wieder Niederlagen und verlor dadurch Gebiete, die es zuvor von den Qin übernommen hatte. Im Jahr 322 wurde der General und oberste Minister von Qin, Zhang Yi, zum Minister von Wei ernannt, wodurch Qin ein Mitspracherecht bei der Regierung Weis erhielt. Diese Regelung war zwar nur von kurzer Dauer und Wei behielt seine Unabhängigkeit für ein weiteres Jahrhundert, doch auf der großen Bühne der Politik der Streitenden Staaten spielte es fortan nur noch eine untergeordnete Rolle.
Hann war das kleinste der drei Reiche, die aus dem Zusammenbruch von Jin hervorgingen. Das Kernland von Hann lag südlich von Wei und hatte ebenfalls mit Feinden an allen Fronten zu kämpfen. Aufgrund seiner geringen Größe und seiner ungünstigen geografischen Lage hatte es Hann als unabhängige Macht schwer.
Die längste Zeit während der Ära der Streitenden Reiche war Hann ein untergeordnetes Mitglied im Dreierbündnis der ehemaligen Jin-Staaten. Mit der Unterstützung ihrer Verbündeten gelang es ihnen im Jahr 375, das kleine Reich Zheng zu erobern. Daraufhin verlegten sie ihre Hauptstadt in die Stadt Zheng im neu eroberten Gebiet. Mit der Eroberung von Zheng erreichte Hann seinen Höhepunkt, der durch die Ankunft seines wichtigsten Befehlshabers, Shen Buhai, noch verstärkt wurde.
In den Jahren 354 bis 337 v. Chr. leitete Shen Buhai eine bedeutende Umstrukturierung der Militär- und Regierungsverwaltung ein. Shen Buhai leistete bemerkenswerte Beiträge zur zeitgenössischen taoistischen und legalistischen Philosophie und zum politischen Denken, die ihn zu einem einflussreichen Philosophen der damaligen Zeit machten. Er leistete auch einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Verdienstsystems bei der Ernennung von Beamten, wobei er Kompetenz und Intelligenz gegenüber persönlichen Beziehungen bevorzugte.
Zur gleichen Zeit fand sich Hann jedoch in einer Auseinandersetzung zwischen Qi und Wei. Das Dreierbündnis der Jin-Staaten war erneut zerbrochen und Wei führte eine Invasion in das Reich Hann. Hann bat Qi um Hilfe, doch verlor im folgenden Krieg dennoch in der Schlacht von Maling.
Hann gelang es, inmitten der wechselnden Allianzen des letzten Jahrhunderts der Ära der Streitenden Reiche ein gewisses Maß an Unabhängigkeit zu bewahren, doch im Jahr 265 beschloss Qin, Hann zu beseitigen. Hann wandte sich um Hilfe an Zhao, welches anschließend von Qin militärisch besiegt wurde. In den folgenden Feldzügen von Qin wurde Hann 230 v. Chr. als erster der großen Staaten assimiliert. Das letzte Aufbäumen Hanns war eine gescheiterte Rebellion im Jahr 226 v. Chr., die zur Hinrichtung des letzten der Hann-Könige führte.
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