sychobob hat geschrieben:Also wenn sich bei einem gehobenen Strategiespiel nach 5 Partien herausstellt, dass nur eine von x möglichen Strategien der Weg zum Sieg ist, dann hat sich das mit dem Spielspass aber ziemlich erledigt inklusive Ärger über das rausgeschmissene Geld.
Aber auch wenn sich bei einem Rezensenten nach 5 Partien herausstellt, dass nur eine von mehreren Strategien der Weg zum Sieg ist, muss der Rezensent leider noch lange nicht Recht haben. Er mag den EINDRUCK haben, dass es so ist, aber er kann sich eben vielleicht auch irren.
Ich erinnere mich noch gut: Vor ein paar Jahren brachte Pegasus "Noblemen" heraus, das redaktionell von mir betreut wurde. (So nebenbei aus meiner Sicht ein extrem unterschätztes Spiel.) Und einige Zeit später las ich in 2 Rezensionen, dass es unverzichtbar sei, auf viele Prestigepunkte zu spielen, um zu gewinnen. Das war leider Unsinn.
Richtig ist, dass vordergründig betrachtet in den ersten Partien der Eindruck entsteht, Prestigepunkte seien gewinnbringender als andere Möglichkeiten, Siegpunkte zu sammeln. Mit etwas mehr Erfahrung kann man aber durchaus Wege finden, über andere Strategien zu gewinnen und dabei nur wenig Siegpunkte über Prestigepunkte zu sammeln.
Zudem behauptete in einem Fall der Rezensent auch noch, dass es Elemente in dem Spiel gäbe, die völlig unnötig seien, weil sie eh keiner nutzen würde.
Ich habe damals zumindest mit diesem Rezensenten ein paar Emails ausgetauscht. Der Rezensent vertrat weiter seine Meinung, denn er habe es ja selbst ausprobiert, ohne viele Prestigepunkte zu gewinnen, und es habe nicht funktioniert.
De facto war es aber so, dass er zwei andere existierende Strategien gar nicht entdeckt bzw. verstanden hatte. Und zwar Strategien, die auf den Elementen beruhten, die seiner Meinung nach völlig unnötig seien ...
Statt also dem Autor/Redakteur/Verlag etwas Vertrauen zu schenken und ernsthaft zu hinterfragen, aus welchem Grund wohl die angeblich unnötigen Elemente im Spiel sein könnten, gab er sich damit zufrieden, dass kein Spieler glaubte, man könne mit diesen Elementen eine Siegstrategie fahren. Wirklich ausprobiert hatte es aber niemand - bzw. ihn selbst betreffend hatte er einfach nicht erkannt, wie die Strategie funktionieren könnte.
Seit damals ist mein Vertrauen in Urteile über möglicherweise unbalancierte Strategien ziemlich in den Keller gegangen. Solche Hinweise ignoriere ich in Rezensionen einfach.
Fazit: Auch 5 gespielte Partien können bei einem Rezensenten leider ein falsches Bild ergeben.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)