Beitragvon Bernd Schlüter » 20. Oktober 2003, 15:45
So, da sind wir Beide wieder und diskutieren... :-)
Also, wie ich mir eine Kritik vorstelle bzw. was sie enthalten soll habe ich ja geschrieben. Natürlich muss der Leser wissen, um was es geht, das ist ganz klar! Allerdings nur in ganz groben Zügen, denn die Details sind ja nur wichtig, wenn sie einen bestimmten Zweck dienen, und dieser sollte dann bei der Erörterung des Spielmechanik bzw. im Erfahrungsbericht auftauchen. Dazu ein Beispiel: Bei einer Kritik zu einem Landnahmespiel ist es völlig unerheblich, wie oft jemand angreifen darf, das bedarf keiner Erwähnung. Wenn die Möglichkeit des Angreifens aber eingeschränkt ist und dies einen Einfluss auf die Spielmechanik bzw. das Spielgefühl hat, sollte dies schon erwähnt werden. Du siehst, was ich meine? Als Detail in einer Regelnacherzählung ist es uninteressant, bei einem Erfahrungsbericht oder der Erörterung, wo der Pfiff des Spieles ist, macht es Sinn!
Die Begründung, warum ein Spiel gefällt oder nicht, liegt mit Sicherheit nicht in der Anleitung! Sie liegt wohl eher im Zusammenspiel einzelner Faktoren, die zwar in der Spielanleitung irgendwo aufgelistet sind, aber nicht als spielspaßbestimmende Faktoren zu erkennen sind! Und über dieses Zusammenspiel möchte ich vom Kritiker informiert werden. Wenn ich ein Spiel direkt durch das Lesen der Anleitung völlig durchschauen würde, fände ich es recht langweilig. Es macht doch gerade Spaß, nach und nach die Möglichkeiten zu entdecken! Auch bin ich häufig nicht nach dem ersten Spiel in der Lage, zu entscheiden, ob mir das Spiel auf lange Sicht gefällt oder nicht - geschweige denn, wenn ich nur die Regel kenne!
Es dürfte wohl schwer werden, Schubladen zu finden, und ich weiß auch wirklich nicht, welchen Nutzen ein Profil haben soll. Unterstellen wir einmal, dass es wirklich Kritiker gibt, die bestimmte Spielegattungen bevorzugen oder ablehnen. Damit unterstellt man auch sofort, das die Kritiken aufgrund der Vorlieben und Abneigungen nicht objektiv sind! Das ist mir erstens in der Spielbox noch nicht aufgefallen, und zweitens ist es nur Wasser auf den Mühlen von Leuten, über die ich mich schon seit seligen Bravo-Zeiten amüsiere: Nämlich die, die ihre Lieblingsplatte, -film, -spiel als zu schlecht bewertet sehen und es auf den Kritiker schieben!
Michael Knopf bewertet auch recht großzügig, und das ist im Grunde meine Kritik: Wenn man seinen Text liest, denkt man, dass das Spiel ein unglaublich schlechte Note bekommt. Schaut man sich dann die Note an, stellt man verwundert fest, dass sie im Durchschnittsbreich oder darüber liegt. Er ist allerdings nicht der einzige, bei dem diese Diskrepanz auftritt. Ich habe inzwischen festgestellt, dass ich meistens mit Michael Knopf einer Meinung bin, und das KMW und ich anscheinend unterschiedliche Spiele bevorzugen. Was mich aber nicht davon abhält, seine Kritiken zu lesen, darüber nachzudenken und dann zu sagen, dass er vielleicht bei dem ein oder anderen Punkt Recht hat, ich bei anderen Punkten aber nicht seiner Meinung bin. Ich würde nicht auf die Idee kommen zu behaupten, dass er schlechte Kritiken schreibt, keine Ahnung hat, oder gar voreingenommen ist!
Was macht es für einen Unterschied, ob eine Anleitung durchschnittlich ist oder etwas besser als der Durchschnitt? Ich kann zwar sagen "Diese Anleitung ist aber ganz besonders schön gestaltet, verständlich etc.", aber solange sie mir das Spiel richtig und verständlich erklärt, sehe ich keinen Grund für diese Zwischenstufen. Wenn z.B. alles enthalten ist, didaktisch aber völlig daneben ist, dann sollte das im Text erwähnt werden. Denn von einer Note "3" (oder vielleicht doch besser "2"... oder vielleicht doch eine "4"?) habe ich nichts, ich kann dem Wert nichts zuordnen.
Bernd (macht jetzt schleunigst Feierabend)